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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und denen schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
wesentlichen antwort auff ihre begier-
den/ welche auch zu förderung und
dienst derer/ so einen lust haben zu dem
wahren wesen GOttes in Christo JEsu
an tag gegeben sind.

Dritter Theil der Christlich-gehei-
men Episteln oder send-brieffen so ehe-
mals durch den ausfluß des geistes im
einwesigen leben/ aus einem Gott fä-
hig eifrigen hertzen in niederteutscher
sprache unter dem verborgenen namen
Hiel/ an die liebhaber der wahrheit
herausgegeben worden/ zu einer wesend-
lichen und sichren antwort auff ihr be-
gehren: Und das zu förderung und dienst
derjenigen/ die eine hertzliche lust zum
wahren wesen GOttes in Jesu CHristo
in sich haben/ fühlen und empfinden.
Denen zu ende noch angehenget unter-
schiedliche briefe/ worinnen aus lebendi-
ger erfahrung und wesentlicher befin-
dung einfältiglich gezeiget wird/ wie
wir alle mit Christo unserm Heylande zu
gleichem mit-leiden/ mit-sterben und
mit-begraben werden etc. gepflantzet/
werden müssen/ ehe wir mit ihm wieder
völlig aufferstehen/ mit ihm leben und
himmlisch gesinnet seyn können.

Das buch der zeugnisse des verborge-
nen Ackerschatzes: worinnen als einem
hellen spiegel klar vor augen gestellet
werden die verborgene wunderthaten
GOTTes/ im inwendigsten grun-
de der menschen hertzen begriffen/
worauff alle heiligen GOTTES
mit bedeckten stimmen/ oder dun-
[Spaltenumbruch] ckeln gleich nissen/ figuren und bil-
den biß in die klarheit des wesentlichen
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

lichts anweisung thun. Jnsonderheit
ist darinnen offenbart und erklärt: 1.
Was die mystische und geistliche schöpf-
fung der unterschiedlichen wirckungen
GOttes im menschen/ aus der finsterniß
ins licht/ und biß zum vollkomenen we-
sen. 2. Wie die irrdische geister dem er-
leuchten wesen JEsu CHristi im men-
schen entgegen stehen/ und in seel und
leibe das verderben wircken. Wie die
lügen so wol in ihrer boßheit als in ver-
meinter heiligkeit des fleisches/ das ge-
wissen zur unempfindligkeit/ und daß es
keine schuld erkennen mag/ bringe; und
was zwischen dem sprechen und wesend-
lichen worte für ein unterschied. 3.
Was der wahre Geist in seiner erweh-
lung eigner gerechtigkeit/ dargege auch
der wesentliche geist und lehre CHristi
eigendlich sey: und 4. Wie der mensch
sich aus allen irrdischen bilden in himm-
lische bild/ das die seele mit GOtt zu ei-
nem wesen und geiste vereinigt/ um-
wenden und bekehren solle. Deme folgt
dann zum 5. ein gründlicher Unter-
richt/ wie der mensch/ wenn das gesetz der
gerechtigkeit GOttes wider die sünde
in ihme sich offenbaret/ den glauben er-
greiffen soll/ zu samt einer mystischen
erklärung des Vaterunsers/ Englischen
grusses und lobgesanges Simeonis aus
den bilden ins wahre wesen u. s. w.
Den
ausführlichen inhalt dieser etwas seltsamen
und bedencklichen schrifften wollen wir unten
im IV. theil etwas genauer ersehen/ weil er hier
zu weitläufftig fallen möchte.

Das IV. Capitel.
Von Esaia Stiefeln und Ezechiel Meth.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

DIese den gemeinen umständen nach be-
schriebene historie wird hier etwas ge-
nauer und wahrhafftiger zu entdecken
seyn/ nach dem die wieder solche leute ergan-
gene acten mir zu handen kommen sind. Das
meiste von dem ersten ausbruch des Esaiae
Stiefels hat Herr Christian Thomas be-
reits in seiner Historie der Weisheit und
Thorheit
im III. monat pag. 150. u. f. aus
denen Langensaltzischen actis extrahirt/ aus
welchen und denen völligen actis selber/ wie
auch aus denen Erfurtischen und sonst andern
gedruckten documenten hier das nöthigste an-
gemercket werden soll.

2. Betreffend erstlich des Stiefels
person/ hat sein erster ankläger M. Mel-
chior Thilesius, Superintenden
s zu Langen-
saltze/ in seinem ersten bericht an das Consisto-
rium
zu Leipzig dieses von ihm geschrieben: Er
Stiefels
person
und äus-
serliche le-
bensart.
wäre hiebevor/ dem äusserlichen schein
und ihrem der prediger bedüncken nach/
ihr gehorsames pfarrkind gewesen/ sich
auch im gehör Göttliches worts und ge-
brauch des hochwürdigen Abendmahls
Christlich erzeiget.
Und auf dieses bekänt-
nis seiner gegener hat sich Stiefel hernach
[Spaltenumbruch] selbst bezogen in einem schreiben an den Rath
zu Erfurt/ welches er in seinen gründlichen
Verlauff
pag. 367. gesetzet: Daß er seinesWird von
seinen
feinden
unsträff-
lich er-
kant.

geführten Christlichen wandels mit al-
len den seinigen nicht allein in seiner gu-
ten freunde eydlichem ausspruch/ sondern
dern auch in seiner feinde urtheil erkun-
digung einzuholen bitte/ weil auch diese
ihm nichts anders/ als alles gutes mit
wahrheit nachsagen müsten.
Jn seiner
Apologie wieder Webern schreibet er auch:
Das wäre diesen und allen andern lüg-
nern ein beständig Christenthum/ daß
sich in mir ein solcher Christus erzeigte/
welcher mit ihnen in hoffart/ haß/ neid/
geitz/ geld- und welt-lust nach allen
neuen zeitungen der welt/ auch in fleisch-
licher augenlüstiger begierlichkeit ohne
unterlaß erfunden würde: Das wären
pfarrkinder vor diesen
Superintendenten.
pag. 11.

3. Aus diesen und dergleichen umständenOber an
sich selbst
doßhaff-
tig gewe-
sen.

ist vor allen dingen anzumercken/ daß sein ge-
müthe an sich selbst nicht so freventlich-boß-
hafftig gewesen seyn müsse/ daß er aus lauter
gottlosigkeit von sich ausgegeben/ er wäre
CHristus/ sondern daß seine unwissenheit und

confu-

und denen ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
weſentlichen antwort auff ihre begier-
den/ welche auch zu foͤrderung und
dienſt derer/ ſo einen luſt haben zu dem
wahren weſen GOttes in Chriſto JEſu
an tag gegeben ſind.

Dritter Theil der Chriſtlich-gehei-
men Epiſteln oder ſend-brieffen ſo ehe-
mals durch den ausfluß des geiſtes im
einweſigen leben/ aus einem Gott faͤ-
hig eifrigen hertzen in niederteutſcher
ſprache unter dem verborgenen namen
Hiel/ an die liebhaber der wahrheit
heꝛausgegeben woꝛden/ zu einer weſend-
lichen und ſichren antwort auff ihr be-
gehren: Und das zu foͤrderung und dienſt
derjenigen/ die eine hertzliche luſt zum
wahren weſen GOttes in Jeſu CHriſto
in ſich haben/ fuͤhlen und empfinden.
Denen zu ende noch angehenget unter-
ſchiedliche briefe/ worinnen aus lebendi-
ger erfahrung und weſentlicher befin-
dung einfaͤltiglich gezeiget wird/ wie
wir alle mit Chriſto unſerm Heylande zu
gleichem mit-leiden/ mit-ſterben und
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Das buch der zeugniſſe des verborge-
nen Ackerſchatzes: worinnen als einem
hellen ſpiegel klar vor augen geſtellet
werden die verborgene wunderthaten
GOTTes/ im inwendigſten grun-
de der menſchen hertzen begriffen/
worauff alle heiligen GOTTES
mit bedeckten ſtimmen/ oder dun-
[Spaltenumbruch] ckeln gleich niſſen/ figuren und bil-
den biß in die klarheit des weſentlichen
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

lichts anweiſung thun. Jnſonderheit
iſt darinnen offenbart und erklaͤrt: 1.
Was die myſtiſche und geiſtliche ſchoͤpf-
fung der unterſchiedlichen wirckungen
GOttes im menſchen/ aus der finſterniß
ins licht/ und biß zum vollkomenen we-
ſen. 2. Wie die irꝛdiſche geiſter dem er-
leuchten weſen JEſu CHriſti im men-
ſchen entgegen ſtehen/ und in ſeel und
leibe das verderben wircken. Wie die
luͤgen ſo wol in ihrer boßheit als in ver-
meinter heiligkeit des fleiſches/ das ge-
wiſſen zur unempfindligkeit/ und daß es
keine ſchuld erkennen mag/ bringe; und
was zwiſchen dem ſprechen und weſend-
lichen worte fuͤr ein unterſchied. 3.
Was der wahre Geiſt in ſeiner erweh-
lung eigner gerechtigkeit/ dargegē auch
der weſentliche geiſt und lehre CHriſti
eigendlich ſey: und 4. Wie der menſch
ſich aus allen irrdiſchen bilden in himm-
liſche bild/ das die ſeele mit GOtt zu ei-
nem weſen und geiſte vereinigt/ um-
wenden und bekehren ſolle. Deme folgt
dann zum 5. ein gruͤndlicher Unter-
richt/ wie der menſch/ wenn das geſetz der
gerechtigkeit GOttes wider die ſuͤnde
in ihme ſich offenbaret/ den glauben er-
greiffen ſoll/ zu ſamt einer myſtiſchen
erklaͤrung des Vaterunſers/ Engliſchen
gruſſes und lobgeſanges Simeonis aus
den bilden ins wahre weſen u. ſ. w.
Den
ausfuͤhrlichen inhalt dieſer etwas ſeltſamen
und bedencklichen ſchrifften wollen wir unten
im IV. theil etwas genauer erſehen/ weil er hier
zu weitlaͤufftig fallen moͤchte.

Das IV. Capitel.
Von Eſaia Stiefeln und Ezechiel Meth.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

DIeſe den gemeinen umſtaͤnden nach be-
ſchriebene hiſtorie wird hier etwas ge-
nauer und wahrhafftiger zu entdecken
ſeyn/ nach dem die wieder ſolche leute ergan-
gene acten mir zu handen kommen ſind. Das
meiſte von dem erſten ausbruch des Eſaiæ
Stiefels hat Herr Chriſtian Thomas be-
reits in ſeiner Hiſtorie der Weisheit und
Thorheit
im III. monat pag. 150. u. f. aus
denen Langenſaltziſchen actis extrahirt/ aus
welchen und denen voͤlligen actis ſelber/ wie
auch aus denen Erfurtiſchen und ſonſt andern
gedruckten documenten hier das noͤthigſte an-
gemercket werden ſoll.

2. Betreffend erſtlich des Stiefels
perſon/ hat ſein erſter anklaͤger M. Mel-
chior Thileſius, Superintenden
s zu Langen-
ſaltze/ in ſeinem erſten bericht an das Conſiſto-
rium
zu Leipzig dieſes von ihm geſchrieben: Er
Stiefels
perſon
und aͤuſ-
ſerliche le-
bensart.
waͤre hiebevor/ dem aͤuſſerlichen ſchein
und ihrem der prediger beduͤncken nach/
ihr gehorſames pfarrkind geweſen/ ſich
auch im gehoͤr Goͤttliches worts und ge-
brauch des hochwuͤrdigen Abendmahls
Chriſtlich erzeiget.
Und auf dieſes bekaͤnt-
nis ſeiner gegener hat ſich Stiefel hernach
[Spaltenumbruch] ſelbſt bezogen in einem ſchreiben an den Rath
zu Erfurt/ welches er in ſeinen gruͤndlichen
Verlauff
pag. 367. geſetzet: Daß er ſeinesWird von
ſeinen
feinden
unſtraͤff-
lich er-
kant.

gefuͤhrten Chriſtlichen wandels mit al-
len den ſeinigen nicht allein in ſeiner gu-
ten freunde eydlichem ausſpruch/ ſondern
dern auch in ſeiner feinde urtheil erkun-
digung einzuholen bitte/ weil auch dieſe
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wahrheit nachſagen muͤſten.
Jn ſeiner
Apologie wieder Webern ſchreibet er auch:
Das waͤre dieſen und allen andern luͤg-
nern ein beſtaͤndig Chriſtenthum/ daß
ſich in mir ein ſolcher Chriſtus erzeigte/
welcher mit ihnen in hoffart/ haß/ neid/
geitz/ geld- und welt-luſt nach allen
neuen zeitungen der welt/ auch in fleiſch-
licher augenluͤſtiger begierlichkeit ohne
unterlaß erfunden wuͤrde: Das waͤren
pfarrkinder vor dieſen
Superintendenten.
pag. 11.

3. Aus dieſen und dergleichen umſtaͤndenOber an
ſich ſelbſt
doßhaff-
tig gewe-
ſen.

iſt vor allen dingen anzumercken/ daß ſein ge-
muͤthe an ſich ſelbſt nicht ſo freventlich-boß-
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[31/0043] und denen ſchrifften Hiels. weſentlichen antwort auff ihre begier- den/ welche auch zu foͤrderung und dienſt derer/ ſo einen luſt haben zu dem wahren weſen GOttes in Chriſto JEſu an tag gegeben ſind. Jahr MDC. biß MDCC. Dritter Theil der Chriſtlich-gehei- men Epiſteln oder ſend-brieffen ſo ehe- mals durch den ausfluß des geiſtes im einweſigen leben/ aus einem Gott faͤ- hig eifrigen hertzen in niederteutſcher ſprache unter dem verborgenen namen Hiel/ an die liebhaber der wahrheit heꝛausgegeben woꝛden/ zu einer weſend- lichen und ſichren antwort auff ihr be- gehren: Und das zu foͤrderung und dienſt derjenigen/ die eine hertzliche luſt zum wahren weſen GOttes in Jeſu CHriſto in ſich haben/ fuͤhlen und empfinden. Denen zu ende noch angehenget unter- ſchiedliche briefe/ worinnen aus lebendi- ger erfahrung und weſentlicher befin- dung einfaͤltiglich gezeiget wird/ wie wir alle mit Chriſto unſerm Heylande zu gleichem mit-leiden/ mit-ſterben und mit-begraben werden ꝛc. gepflantzet/ werden muͤſſen/ ehe wir mit ihm wieder voͤllig aufferſtehen/ mit ihm leben und himmliſch geſinnet ſeyn koͤnnen. Das buch der zeugniſſe des verborge- nen Ackerſchatzes: worinnen als einem hellen ſpiegel klar vor augen geſtellet werden die verborgene wunderthaten GOTTes/ im inwendigſten grun- de der menſchen hertzen begriffen/ worauff alle heiligen GOTTES mit bedeckten ſtimmen/ oder dun- ckeln gleich niſſen/ figuren und bil- den biß in die klarheit des weſentlichen lichts anweiſung thun. Jnſonderheit iſt darinnen offenbart und erklaͤrt: 1. Was die myſtiſche und geiſtliche ſchoͤpf- fung der unterſchiedlichen wirckungen GOttes im menſchen/ aus der finſterniß ins licht/ und biß zum vollkomenen we- ſen. 2. Wie die irꝛdiſche geiſter dem er- leuchten weſen JEſu CHriſti im men- ſchen entgegen ſtehen/ und in ſeel und leibe das verderben wircken. Wie die luͤgen ſo wol in ihrer boßheit als in ver- meinter heiligkeit des fleiſches/ das ge- wiſſen zur unempfindligkeit/ und daß es keine ſchuld erkennen mag/ bringe; und was zwiſchen dem ſprechen und weſend- lichen worte fuͤr ein unterſchied. 3. Was der wahre Geiſt in ſeiner erweh- lung eigner gerechtigkeit/ dargegē auch der weſentliche geiſt und lehre CHriſti eigendlich ſey: und 4. Wie der menſch ſich aus allen irrdiſchen bilden in himm- liſche bild/ das die ſeele mit GOtt zu ei- nem weſen und geiſte vereinigt/ um- wenden und bekehren ſolle. Deme folgt dann zum 5. ein gruͤndlicher Unter- richt/ wie der menſch/ wenn das geſetz der gerechtigkeit GOttes wider die ſuͤnde in ihme ſich offenbaret/ den glauben er- greiffen ſoll/ zu ſamt einer myſtiſchen erklaͤrung des Vaterunſers/ Engliſchen gruſſes und lobgeſanges Simeonis aus den bilden ins wahre weſen u. ſ. w. Den ausfuͤhrlichen inhalt dieſer etwas ſeltſamen und bedencklichen ſchrifften wollen wir unten im IV. theil etwas genauer erſehen/ weil er hier zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Jahr MDC. biß MDCC. Das IV. Capitel. Von Eſaia Stiefeln und Ezechiel Meth. §. 1. DIeſe den gemeinen umſtaͤnden nach be- ſchriebene hiſtorie wird hier etwas ge- nauer und wahrhafftiger zu entdecken ſeyn/ nach dem die wieder ſolche leute ergan- gene acten mir zu handen kommen ſind. Das meiſte von dem erſten ausbruch des Eſaiæ Stiefels hat Herr Chriſtian Thomas be- reits in ſeiner Hiſtorie der Weisheit und Thorheit im III. monat pag. 150. u. f. aus denen Langenſaltziſchen actis extrahirt/ aus welchen und denen voͤlligen actis ſelber/ wie auch aus denen Erfurtiſchen und ſonſt andern gedruckten documenten hier das noͤthigſte an- gemercket werden ſoll. 2. Betreffend erſtlich des Stiefels perſon/ hat ſein erſter anklaͤger M. Mel- chior Thileſius, Superintendens zu Langen- ſaltze/ in ſeinem erſten bericht an das Conſiſto- rium zu Leipzig dieſes von ihm geſchrieben: Er waͤre hiebevor/ dem aͤuſſerlichen ſchein und ihrem der prediger beduͤncken nach/ ihr gehorſames pfarrkind geweſen/ ſich auch im gehoͤr Goͤttliches worts und ge- brauch des hochwuͤrdigen Abendmahls Chriſtlich erzeiget. Und auf dieſes bekaͤnt- nis ſeiner gegener hat ſich Stiefel hernach ſelbſt bezogen in einem ſchreiben an den Rath zu Erfurt/ welches er in ſeinen gruͤndlichen Verlauff pag. 367. geſetzet: Daß er ſeines gefuͤhrten Chriſtlichen wandels mit al- len den ſeinigen nicht allein in ſeiner gu- ten freunde eydlichem ausſpruch/ ſondern dern auch in ſeiner feinde urtheil erkun- digung einzuholen bitte/ weil auch dieſe ihm nichts anders/ als alles gutes mit wahrheit nachſagen muͤſten. Jn ſeiner Apologie wieder Webern ſchreibet er auch: Das waͤre dieſen und allen andern luͤg- nern ein beſtaͤndig Chriſtenthum/ daß ſich in mir ein ſolcher Chriſtus erzeigte/ welcher mit ihnen in hoffart/ haß/ neid/ geitz/ geld- und welt-luſt nach allen neuen zeitungen der welt/ auch in fleiſch- licher augenluͤſtiger begierlichkeit ohne unterlaß erfunden wuͤrde: Das waͤren pfarrkinder vor dieſen Superintendenten. pag. 11. Stiefels perſon und aͤuſ- ſerliche le- bensart. Wird von ſeinen feinden unſtraͤff- lich er- kant. 3. Aus dieſen und dergleichen umſtaͤnden iſt vor allen dingen anzumercken/ daß ſein ge- muͤthe an ſich ſelbſt nicht ſo freventlich-boß- hafftig geweſen ſeyn muͤſſe/ daß er aus lauter gottloſigkeit von ſich ausgegeben/ er waͤre CHriſtus/ ſondern daß ſeine unwiſſenheit und confu- Ober an ſich ſelbſt doßhaff- tig gewe- ſen.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/43>, abgerufen am 28.03.2024.