Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XIX. Exempel mehrerer Neutralisten etc.
[Spaltenumbruch] gen/ als Könige/ Fürsten/ Herren/ ein jeglich
theil hat seine haare/ und macht seinen hauffen
um sein kien her. Aber sie gehören auch nicht
in die Christliche kirchen/ sie hangen an ih-
rem haupt allein/ und rühren keinen hals noch
leib.

Die schwerdspitzen ohne schärffe bedeut/
daß solch wesen soll geschehen mit sprüchen aus
der Schrifft genommen: Denn der Pabst führt
für sich sprüche/ so führet man sie auch wieder
auff ihn/ und fast dieselbigen sprüche/ in der-
selben form und wort/ wie er sie führet; gleich-
wie diese spitzen fast alle gleich sind/ ohn daß
man sie umkehret/ von seinem falschen verstand/
und beweiset damit/ daß er blind und unrecht sey
in allen den stücken. Denn er zwackt heraus
und bricht die schrifft entzwey/ und zustümpelt
sie/ wie ein schwerdt zubrochen wird/ seinen
verstand zu bestätigen: So kehret man solche
strümpffe und stücke um/ und stöst sie wieder zu
ihm ein/ daß er keins der drey stücke behält.

NUM. XIX.
Exempel mehrer Neutralisten aus
dem 16. seculo.

Unter die unpartheyischen männer des
16. seculi ist auch Andreas Dudithius mit-
zuzehlen/ ein sehr verständiger und auffrich-
tiger mann. Dieser war erstlich Bischoff
zu Fünffkirchen in Ungarn/ und hatte
dem Tridentinischen Concilio im namen der
Ungrischen Clerisey beygewohnet. Nachdem
er aber sein verlangen nach der kirchen Reforma-
tion
daselbst häuffig an tag gelegt/ und doch
keine hoffnung dazu übrig sahe: danckte er von
seinem Bisthum freywillig ab/ und zog nach
Polen/ allda er mit den Reformirten zu con
versir
en anfing. Er observirte aber auch unter
diesen viel/ daran er sich ärgerte/ und wolte sich
dahero nicht so gleich zu ihrer parthey bekennen.
Seine Dubia aber eröffnete er in verschiedenen
handschreiben um das jahr 1569. da er unter
andern an Bezam und Wolffium also schrieb/
wie selbiges anno 1595. unter dem titul ge-
druckt worden: Epistola Andreae Dudithii S.
C. M. Consiliarii, ad Theodorum Bezam, in qua
disputatur: an Ecclesiae nomen soli reformatae
conveniat?
Er sehe unter den Reformir-
ten grosse uneinigkeit/ ja tödtlichen
haß um der lehre willen/ so daß es schiene/
sie wären nicht die wahre kirche/ weil ei-
ner den andern so schrecklich verbannete/
und aus der gemeinschafft ausschlösse.
Es wäre auch unter ihnen eine grosse

Licentz im leben. Sie hätten über diß
keine ursache mehr über die Päbstliche
tyranney zu klagen/ und zu sagen/ daß
der glaube nicht gezwungen seyn müsse/
und daß man die gewissen müste frey las-
sen. Dieweil sie
Servetum verbrannt/
Gentilem enthauptet/ Ochinum mit weib
und kind mitten im winter in seinem
höchsten alter um der religion willen
vertrieben hätten etc.
Ob aber wol die bey-
den ihm hierauff weitläufftig antworteten/ und
sonderlich das Pabstthum/ und den Sociniani-
smum
zu verleiden suchten/ so schriebe er doch
hierauff nachfolgendes:

Eure artzeney hat mir nichts geholf-
fen. Jch stecke noch in eben demselben
[Spaltenumbruch] zweiffel. ---- Jhr fordert/ daß ich mich
soll zu euch begeben/ und saget hochmü-
thig/ daß niemand in der wahren kirche
sey/ der einen andern glauben als ihr ha-
be. Andere schreyen mit vollem halß
dagegen/ daß ich mich vor euch hüten
solle/ und wissen auch viel herzusagen/
warum ich nicht glauben dürffe/ daß ihr
CHristi und seiner Apostel rechte Jünger
seyd etc.
Sie weisen ziemlich nachdrücklich/
daß die kirche nicht allein bey euch sey/ und daß
ihr diejenigen/ welche mit euch nicht überein-"
stimmen/ nicht allein aus eurer gemeinschafft"
schliesset/ sondern auch ums leben bringet."
Man lieset von den Zuhörern der Apostel/ daß"
sie würdige früchte dem Evangelio gebracht:"
Aber sie verbrannten niemand/ tödteten auch"
niemand freventlich/ sie jagten niemand aus"
dem lande um etwa einer andern meinung wil-"
len. Sie liessen das volck nicht zu waffen"
greiffen um der religion willen mit krieg und"
schwerdt zu verderben. Sehet ihr nicht/ wie"
sehr die boßheit zugenommen habe/ seither das"
Evangelische licht auffgegangen/ daß ihr mei-"
net allein in euerer kirche zu leuchten? wie viel"
sind plätze durch die blutstürtzungen mit leich-"
namen bedecket worden? wie die trefflichsten"
männer in dem regiment verführet sind? was"
vor lohn denen mördern zugesaget worden?"
wie sie durch die hoffnung des ewigen lebens"
dazu genöthiget sind? Jst nicht das schönste"
land von Europa mit auffruhr angefüllet?"
sagt ihr/ daß diese dinge eure leute nicht ange-"
hen? Es sind so viele/ die dieses mit guten"
gründen beweisen können/ denen euer thun/"
rathschlagen und predigen nicht unbekant"
ist. Gewißlich/ es sind die eurigen/ denn"
sie sagen/ daß sie das thun zur fortpflan-|"
tzung des Evangelii und der reinen religion."
Jhr bittet vor sie/ und haltet sie vor märtyrer/"
die so sterben. Hat euch euer meister Christus"
diese waffen gegeben/ den Christlichen glau-"
ben damit zu vertheidigen. ---- Dieses be-"
rühre ich nur kürtzlich/ damit ihr sehet/"
daß ich nicht ohne ursache anstehe/ mich zu"
euerer gemeine zu begeben. Jhr sagt: forschet"
in der Schrifft. Jst wol geredt. Aber ihr"
drehet die Schrifft nach eurer/ andere nach"
ihrer meinung. Jndessen bleibe ich im zweiffel/"
wer soll hier Richter seyn."

Hierauf kömmt er in selbigem brief nach al-"
lerhand erinnerungen auff die händel der Hu-"
genotten in Franckreich/ und schreibet: Jch"
weiß wol/ daß ihr diese dinge damit entschul-"
diget: Daß nicht ihr/ sondern euere zuhörer"
alles in feuer und blut stellen/ daß nicht ihr/ son-"
dern die Obrigkeit die ketzer tödte und peinige."
Aber sagt mir: Lehrt ihr denn nicht dieses/ daß"
es rühmlich und selig sey/ die religion und frey"
heit der gewissen mit waffen zu verfechten?"
Lehret ihr nicht/ daß man den dem hencker über-"
lieffern müsse/ der euere lehre verstöhret/ und"
sich allein an die Schrifft will gebunden wis-"
sen? keines von beyden könt ihr leugnen."
Von dem letzten haben wir euer buch/ von"
welchem ich wol sagen mag/ daß es so voll"
lieb und Christlicher sanfftmuth sey/ als ich"
verstand und beredsamkeit drinnen finde."
Meine meinung ist/ daß wenn man lerm blä-"
set zu krieg/ auffruhrund mord/ wenn man die"

Obrig-
A. K. H. Vierter Theil. S

Th. IV. Sect. II. Num. XIX. Exempel mehrerer Neutraliſten ꝛc.
[Spaltenumbruch] gen/ als Koͤnige/ Fuͤrſten/ Herren/ ein jeglich
theil hat ſeine haare/ und macht ſeinen hauffen
um ſein kien her. Aber ſie gehoͤren auch nicht
in die Chriſtliche kirchen/ ſie hangen an ih-
rem haupt allein/ und ruͤhren keinen hals noch
leib.

Die ſchwerdſpitzen ohne ſchaͤrffe bedeut/
daß ſolch weſen ſoll geſchehen mit ſpruͤchen aus
der Schrifft genommen: Denn der Pabſt fuͤhrt
fuͤr ſich ſpruͤche/ ſo fuͤhret man ſie auch wieder
auff ihn/ und faſt dieſelbigen ſpruͤche/ in der-
ſelben form und wort/ wie er ſie fuͤhret; gleich-
wie dieſe ſpitzen faſt alle gleich ſind/ ohn daß
man ſie umkehret/ von ſeinem falſchen verſtand/
und beweiſet damit/ daß er blind und unrecht ſey
in allen den ſtuͤcken. Denn er zwackt heraus
und bricht die ſchrifft entzwey/ und zuſtuͤmpelt
ſie/ wie ein ſchwerdt zubrochen wird/ ſeinen
verſtand zu beſtaͤtigen: So kehret man ſolche
ſtruͤmpffe und ſtuͤcke um/ und ſtoͤſt ſie wieder zu
ihm ein/ daß er keins der drey ſtuͤcke behaͤlt.

NUM. XIX.
Exempel mehrer Neutraliſten aus
dem 16. ſeculo.

Unter die unpartheyiſchen maͤnner des
16. ſeculi iſt auch Andreas Dudithius mit-
zuzehlen/ ein ſehr verſtaͤndiger und auffrich-
tiger mann. Dieſer war erſtlich Biſchoff
zu Fuͤnffkirchen in Ungarn/ und hatte
dem Tridentiniſchen Concilio im namen der
Ungriſchen Cleriſey beygewohnet. Nachdem
er aber ſein verlangen nach der kirchen Reforma-
tion
daſelbſt haͤuffig an tag gelegt/ und doch
keine hoffnung dazu uͤbrig ſahe: danckte er von
ſeinem Biſthum freywillig ab/ und zog nach
Polen/ allda er mit den Reformirten zu con
verſir
en anfing. Er obſervirte aber auch unter
dieſen viel/ daran er ſich aͤrgerte/ und wolte ſich
dahero nicht ſo gleich zu ihrer parthey bekennen.
Seine Dubia aber eroͤffnete er in verſchiedenen
handſchreiben um das jahr 1569. da er unter
andern an Bezam und Wolffium alſo ſchrieb/
wie ſelbiges anno 1595. unter dem titul ge-
druckt worden: Epiſtola Andreæ Dudithii S.
C. M. Conſiliarii, ad Theodorum Bezam, in qua
diſputatur: an Eccleſiæ nomen ſoli reformatæ
conveniat?
Er ſehe unter den Reformir-
ten groſſe uneinigkeit/ ja toͤdtlichen
haß um der lehre willen/ ſo daß es ſchiene/
ſie waͤren nicht die wahre kirche/ weil ei-
ner den andern ſo ſchrecklich verbannete/
und aus der gemeinſchafft ausſchloͤſſe.
Es waͤre auch unter ihnen eine groſſe

Licentz im leben. Sie haͤtten uͤber diß
keine urſache mehr uͤber die Paͤbſtliche
tyranney zu klagen/ und zu ſagen/ daß
der glaube nicht gezwungen ſeyn muͤſſe/
und daß man die gewiſſen muͤſte frey laſ-
ſen. Dieweil ſie
Servetum verbrannt/
Gentilem enthauptet/ Ochinum mit weib
und kind mitten im winter in ſeinem
hoͤchſten alter um der religion willen
vertrieben haͤtten ꝛc.
Ob aber wol die bey-
den ihm hierauff weitlaͤufftig antworteten/ und
ſonderlich das Pabſtthum/ und den Sociniani-
ſmum
zu verleiden ſuchten/ ſo ſchriebe er doch
hierauff nachfolgendes:

Eure artzeney hat mir nichts geholf-
fen. Jch ſtecke noch in eben demſelben
[Spaltenumbruch] zweiffel. —— Jhr fordert/ daß ich mich
ſoll zu euch begeben/ und ſaget hochmuͤ-
thig/ daß niemand in der wahren kirche
ſey/ der einen andern glauben als ihr ha-
be. Andere ſchreyen mit vollem halß
dagegen/ daß ich mich vor euch huͤten
ſolle/ und wiſſen auch viel herzuſagen/
warum ich nicht glauben duͤrffe/ daß ihr
CHriſti und ſeiner Apoſtel rechte Juͤnger
ſeyd ꝛc.
Sie weiſen ziemlich nachdruͤcklich/
daß die kirche nicht allein bey euch ſey/ und daß
ihr diejenigen/ welche mit euch nicht uͤberein-“
ſtimmen/ nicht allein aus eurer gemeinſchafft“
ſchlieſſet/ ſondern auch ums leben bringet.“
Man lieſet von den Zuhoͤrern der Apoſtel/ daß“
ſie wuͤrdige fruͤchte dem Evangelio gebracht:“
Aber ſie verbrannten niemand/ toͤdteten auch“
niemand freventlich/ ſie jagten niemand aus“
dem lande um etwa einer andern meinung wil-“
len. Sie lieſſen das volck nicht zu waffen“
greiffen um der religion willen mit krieg und“
ſchwerdt zu verderben. Sehet ihr nicht/ wie“
ſehr die boßheit zugenommen habe/ ſeither das“
Evangeliſche licht auffgegangen/ daß ihr mei-“
net allein in euerer kirche zu leuchten? wie viel“
ſind plaͤtze durch die blutſtuͤrtzungen mit leich-“
namen bedecket worden? wie die trefflichſten“
maͤnner in dem regiment verfuͤhret ſind? was“
vor lohn denen moͤrdern zugeſaget worden?“
wie ſie durch die hoffnung des ewigen lebens“
dazu genoͤthiget ſind? Jſt nicht das ſchoͤnſte“
land von Europa mit auffruhr angefuͤllet?“
ſagt ihr/ daß dieſe dinge eure leute nicht ange-“
hen? Es ſind ſo viele/ die dieſes mit guten“
gruͤnden beweiſen koͤnnen/ denen euer thun/“
rathſchlagen und predigen nicht unbekant“
iſt. Gewißlich/ es ſind die eurigen/ denn“
ſie ſagen/ daß ſie das thun zur fortpflan-|“
tzung des Evangelii und der reinen religion.“
Jhr bittet vor ſie/ und haltet ſie vor maͤrtyrer/“
die ſo ſterben. Hat euch euer meiſter Chriſtus“
dieſe waffen gegeben/ den Chriſtlichen glau-“
ben damit zu vertheidigen. —— Dieſes be-“
ruͤhre ich nur kuͤrtzlich/ damit ihr ſehet/“
daß ich nicht ohne urſache anſtehe/ mich zu“
euerer gemeine zu begeben. Jhr ſagt: forſchet“
in der Schrifft. Jſt wol geredt. Aber ihr“
drehet die Schrifft nach eurer/ andere nach“
ihrer meinung. Jndeſſen bleibe ich im zweiffel/“
wer ſoll hier Richter ſeyn.„

Hierauf koͤmmt er in ſelbigem brief nach al-“
lerhand erinnerungen auff die haͤndel der Hu-“
genotten in Franckreich/ und ſchreibet: Jch“
weiß wol/ daß ihr dieſe dinge damit entſchul-“
diget: Daß nicht ihr/ ſondern euere zuhoͤrer“
alles in feuer uñ blut ſtellen/ daß nicht ihr/ ſon-“
dern die Obrigkeit die ketzer toͤdte und peinige.“
Aber ſagt mir: Lehrt ihr denn nicht dieſes/ daß“
es ruͤhmlich und ſelig ſey/ die religion und frey“
heit der gewiſſen mit waffen zu verfechten?“
Lehret ihr nicht/ daß man den dem hencker uͤber-“
lieffern muͤſſe/ der euere lehre verſtoͤhret/ und“
ſich allein an die Schrifft will gebunden wiſ-“
ſen? keines von beyden koͤnt ihr leugnen.“
Von dem letzten haben wir euer buch/ von“
welchem ich wol ſagen mag/ daß es ſo voll“
lieb und Chriſtlicher ſanfftmuth ſey/ als ich“
verſtand und beredſamkeit drinnen finde.“
Meine meinung iſt/ daß wenn man lerm blaͤ-“
ſet zu krieg/ auffruhrund mord/ wenn man die“

Obrig-
A. K. H. Vierter Theil. S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0433" n="137"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XIX.</hi> Exempel mehrerer <hi rendition="#aq">Neutrali&#x017F;t</hi>en &#xA75B;c.</fw><lb/><cb/>
gen/ als Ko&#x0364;nige/ Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ Herren/ ein jeglich<lb/>
theil hat &#x017F;eine haare/ und macht &#x017F;einen hauffen<lb/>
um &#x017F;ein kien her. Aber &#x017F;ie geho&#x0364;ren auch nicht<lb/>
in die Chri&#x017F;tliche kirchen/ &#x017F;ie hangen an ih-<lb/>
rem haupt allein/ und ru&#x0364;hren keinen hals noch<lb/>
leib.</p><lb/>
              <p>Die &#x017F;chwerd&#x017F;pitzen ohne &#x017F;cha&#x0364;rffe bedeut/<lb/>
daß &#x017F;olch we&#x017F;en &#x017F;oll ge&#x017F;chehen mit &#x017F;pru&#x0364;chen aus<lb/>
der Schrifft genommen: Denn der Pab&#x017F;t fu&#x0364;hrt<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;pru&#x0364;che/ &#x017F;o fu&#x0364;hret man &#x017F;ie auch wieder<lb/>
auff ihn/ und fa&#x017F;t die&#x017F;elbigen &#x017F;pru&#x0364;che/ in der-<lb/>
&#x017F;elben form und wort/ wie er &#x017F;ie fu&#x0364;hret; gleich-<lb/>
wie die&#x017F;e &#x017F;pitzen fa&#x017F;t alle gleich &#x017F;ind/ ohn daß<lb/>
man &#x017F;ie umkehret/ von &#x017F;einem fal&#x017F;chen ver&#x017F;tand/<lb/>
und bewei&#x017F;et damit/ daß er blind und unrecht &#x017F;ey<lb/>
in allen den &#x017F;tu&#x0364;cken. Denn er zwackt heraus<lb/>
und bricht die &#x017F;chrifft entzwey/ und zu&#x017F;tu&#x0364;mpelt<lb/>
&#x017F;ie/ wie ein &#x017F;chwerdt zubrochen wird/ &#x017F;einen<lb/>
ver&#x017F;tand zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen: So kehret man &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;tru&#x0364;mpffe und &#x017F;tu&#x0364;cke um/ und &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie wieder zu<lb/>
ihm ein/ daß er keins der drey &#x017F;tu&#x0364;cke beha&#x0364;lt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">NUM. XIX.</hi><lb/>
Exempel mehrer <hi rendition="#aq">Neutrali&#x017F;t</hi>en aus<lb/>
dem 16. <hi rendition="#aq">&#x017F;eculo.</hi></head><lb/>
            <p>Unter die unpartheyi&#x017F;chen ma&#x0364;nner des<lb/>
16. <hi rendition="#aq">&#x017F;eculi</hi> i&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">Andreas Dudithius</hi> mit-<lb/>
zuzehlen/ ein &#x017F;ehr ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger und auffrich-<lb/>
tiger mann. Die&#x017F;er war er&#x017F;tlich Bi&#x017F;choff<lb/>
zu Fu&#x0364;nffkirchen in Ungarn/ und hatte<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Tridentini</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Concilio</hi> im namen der<lb/>
Ungri&#x017F;chen Cleri&#x017F;ey beygewohnet. Nachdem<lb/>
er aber &#x017F;ein verlangen nach der kirchen <hi rendition="#aq">Reforma-<lb/>
tion</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;uffig an tag gelegt/ und doch<lb/>
keine hoffnung dazu u&#x0364;brig &#x017F;ahe: danckte er von<lb/>
&#x017F;einem Bi&#x017F;thum freywillig ab/ und zog nach<lb/>
Polen/ allda er mit den Reformirten zu <hi rendition="#aq">con<lb/>
ver&#x017F;ir</hi>en anfing. Er <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>te aber auch unter<lb/>
die&#x017F;en viel/ daran er &#x017F;ich a&#x0364;rgerte/ und wolte &#x017F;ich<lb/>
dahero nicht &#x017F;o gleich zu ihrer parthey bekennen.<lb/>
Seine <hi rendition="#aq">Dubia</hi> aber ero&#x0364;ffnete er in ver&#x017F;chiedenen<lb/>
hand&#x017F;chreiben um das jahr 1569. da er unter<lb/>
andern an <hi rendition="#aq">Bezam</hi> und <hi rendition="#aq">Wolffium</hi> al&#x017F;o &#x017F;chrieb/<lb/>
wie &#x017F;elbiges <hi rendition="#aq">anno</hi> 1595. unter dem <hi rendition="#aq">titul</hi> ge-<lb/>
druckt worden: <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;tola Andreæ Dudithii S.<lb/>
C. M. Con&#x017F;iliarii, ad Theodorum Bezam, in qua<lb/>
di&#x017F;putatur: an Eccle&#x017F;iæ nomen &#x017F;oli reformatæ<lb/>
conveniat?</hi> <hi rendition="#fr">Er &#x017F;ehe unter den Reformir-<lb/>
ten gro&#x017F;&#x017F;e uneinigkeit/ ja to&#x0364;dtlichen<lb/>
haß um der lehre willen/ &#x017F;o daß es &#x017F;chiene/<lb/>
&#x017F;ie wa&#x0364;ren nicht die wahre kirche/ weil ei-<lb/>
ner den andern &#x017F;o &#x017F;chrecklich verbannete/<lb/>
und aus der gemein&#x017F;chafft aus&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Es wa&#x0364;re auch unter ihnen eine gro&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/><hi rendition="#aq">Licen</hi><hi rendition="#fr">tz im leben. Sie ha&#x0364;tten u&#x0364;ber diß<lb/>
keine ur&#x017F;ache mehr u&#x0364;ber die Pa&#x0364;b&#x017F;tliche<lb/>
tyranney zu klagen/ und zu &#x017F;agen/ daß<lb/>
der glaube nicht gezwungen &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
und daß man die gewi&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;te frey la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Dieweil &#x017F;ie</hi> <hi rendition="#aq">Servetum</hi> <hi rendition="#fr">verbrannt/</hi><lb/><hi rendition="#aq">Gentilem</hi> <hi rendition="#fr">enthauptet/</hi> <hi rendition="#aq">Ochinum</hi> <hi rendition="#fr">mit weib<lb/>
und kind mitten im winter in &#x017F;einem<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten alter um der religion willen<lb/>
vertrieben ha&#x0364;tten &#xA75B;c.</hi> Ob aber wol die bey-<lb/>
den ihm hierauff weitla&#x0364;ufftig antworteten/ und<lb/>
&#x017F;onderlich das Pab&#x017F;tthum/ und den <hi rendition="#aq">Sociniani-<lb/>
&#x017F;mum</hi> zu verleiden &#x017F;uchten/ &#x017F;o &#x017F;chriebe er doch<lb/>
hierauff nachfolgendes:</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Eure artzeney hat mir nichts geholf-<lb/>
fen. Jch &#x017F;tecke noch in eben dem&#x017F;elben<lb/><cb/>
zweiffel. &#x2014;&#x2014; Jhr fordert/ daß ich mich<lb/>
&#x017F;oll zu euch begeben/ und &#x017F;aget hochmu&#x0364;-<lb/>
thig/ daß niemand in der wahren kirche<lb/>
&#x017F;ey/ der einen andern glauben als ihr ha-<lb/>
be. Andere &#x017F;chreyen mit vollem halß<lb/>
dagegen/ daß ich mich vor euch hu&#x0364;ten<lb/>
&#x017F;olle/ und wi&#x017F;&#x017F;en auch viel herzu&#x017F;agen/<lb/>
warum ich nicht glauben du&#x0364;rffe/ daß ihr<lb/>
CHri&#x017F;ti und &#x017F;einer Apo&#x017F;tel rechte Ju&#x0364;nger<lb/>
&#x017F;eyd &#xA75B;c.</hi> Sie wei&#x017F;en ziemlich nachdru&#x0364;cklich/<lb/>
daß die kirche nicht allein bey euch &#x017F;ey/ und daß<lb/>
ihr diejenigen/ welche mit euch nicht u&#x0364;berein-&#x201C;<lb/>
&#x017F;timmen/ nicht allein aus eurer gemein&#x017F;chafft&#x201C;<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;ondern auch ums leben bringet.&#x201C;<lb/>
Man lie&#x017F;et von den Zuho&#x0364;rern der Apo&#x017F;tel/ daß&#x201C;<lb/>
&#x017F;ie wu&#x0364;rdige fru&#x0364;chte dem Evangelio gebracht:&#x201C;<lb/>
Aber &#x017F;ie verbrannten niemand/ to&#x0364;dteten auch&#x201C;<lb/>
niemand freventlich/ &#x017F;ie jagten niemand aus&#x201C;<lb/>
dem lande um etwa einer andern meinung wil-&#x201C;<lb/>
len. Sie lie&#x017F;&#x017F;en das volck nicht zu waffen&#x201C;<lb/>
greiffen um der religion willen mit krieg und&#x201C;<lb/>
&#x017F;chwerdt zu verderben. Sehet ihr nicht/ wie&#x201C;<lb/>
&#x017F;ehr die boßheit zugenommen habe/ &#x017F;either das&#x201C;<lb/>
Evangeli&#x017F;che licht auffgegangen/ daß ihr mei-&#x201C;<lb/>
net allein in euerer kirche zu leuchten? wie viel&#x201C;<lb/>
&#x017F;ind pla&#x0364;tze durch die blut&#x017F;tu&#x0364;rtzungen mit leich-&#x201C;<lb/>
namen bedecket worden? wie die trefflich&#x017F;ten&#x201C;<lb/>
ma&#x0364;nner in dem regiment verfu&#x0364;hret &#x017F;ind? was&#x201C;<lb/>
vor lohn denen mo&#x0364;rdern zuge&#x017F;aget worden?&#x201C;<lb/>
wie &#x017F;ie durch die hoffnung des ewigen lebens&#x201C;<lb/>
dazu geno&#x0364;thiget &#x017F;ind? J&#x017F;t nicht das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te&#x201C;<lb/>
land von <hi rendition="#aq">Europa</hi> mit auffruhr angefu&#x0364;llet?&#x201C;<lb/>
&#x017F;agt ihr/ daß die&#x017F;e dinge eure leute nicht ange-&#x201C;<lb/>
hen? Es &#x017F;ind &#x017F;o viele/ die die&#x017F;es mit guten&#x201C;<lb/>
gru&#x0364;nden bewei&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ denen euer thun/&#x201C;<lb/>
rath&#x017F;chlagen und predigen nicht unbekant&#x201C;<lb/>
i&#x017F;t. Gewißlich/ es &#x017F;ind die eurigen/ denn&#x201C;<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;agen/ daß &#x017F;ie das thun zur fortpflan-|&#x201C;<lb/>
tzung des Evangelii und der reinen religion.&#x201C;<lb/>
Jhr bittet vor &#x017F;ie/ und haltet &#x017F;ie vor ma&#x0364;rtyrer/&#x201C;<lb/>
die &#x017F;o &#x017F;terben. Hat euch euer mei&#x017F;ter Chri&#x017F;tus&#x201C;<lb/>
die&#x017F;e waffen gegeben/ den Chri&#x017F;tlichen glau-&#x201C;<lb/>
ben damit zu vertheidigen. &#x2014;&#x2014; Die&#x017F;es be-&#x201C;<lb/>
ru&#x0364;hre ich nur ku&#x0364;rtzlich/ damit ihr &#x017F;ehet/&#x201C;<lb/>
daß ich nicht ohne ur&#x017F;ache an&#x017F;tehe/ mich zu&#x201C;<lb/>
euerer gemeine zu begeben. Jhr &#x017F;agt: for&#x017F;chet&#x201C;<lb/>
in der Schrifft. J&#x017F;t wol geredt. Aber ihr&#x201C;<lb/>
drehet die Schrifft nach eurer/ andere nach&#x201C;<lb/>
ihrer meinung. Jnde&#x017F;&#x017F;en bleibe ich im zweiffel/&#x201C;<lb/>
wer &#x017F;oll hier Richter &#x017F;eyn.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Hierauf ko&#x0364;mmt er in &#x017F;elbigem brief nach al-&#x201C;<lb/>
lerhand erinnerungen auff die ha&#x0364;ndel der Hu-&#x201C;<lb/>
genotten in Franckreich/ und &#x017F;chreibet: Jch&#x201C;<lb/>
weiß wol/ daß ihr die&#x017F;e dinge damit ent&#x017F;chul-&#x201C;<lb/>
diget: Daß nicht ihr/ &#x017F;ondern euere zuho&#x0364;rer&#x201C;<lb/>
alles in feuer un&#x0303; blut &#x017F;tellen/ daß nicht ihr/ &#x017F;on-&#x201C;<lb/>
dern die Obrigkeit die ketzer to&#x0364;dte und peinige.&#x201C;<lb/>
Aber &#x017F;agt mir: Lehrt ihr denn nicht die&#x017F;es/ daß&#x201C;<lb/>
es ru&#x0364;hmlich und &#x017F;elig &#x017F;ey/ die religion und frey&#x201C;<lb/>
heit der gewi&#x017F;&#x017F;en mit waffen zu verfechten?&#x201C;<lb/>
Lehret ihr nicht/ daß man den dem hencker u&#x0364;ber-&#x201C;<lb/>
lieffern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ der euere lehre ver&#x017F;to&#x0364;hret/ und&#x201C;<lb/>
&#x017F;ich allein an die Schrifft will gebunden wi&#x017F;-&#x201C;<lb/>
&#x017F;en? keines von beyden ko&#x0364;nt ihr leugnen.&#x201C;<lb/>
Von dem letzten haben wir euer buch/ von&#x201C;<lb/>
welchem ich wol &#x017F;agen mag/ daß es &#x017F;o voll&#x201C;<lb/>
lieb und Chri&#x017F;tlicher &#x017F;anfftmuth &#x017F;ey/ als ich&#x201C;<lb/>
ver&#x017F;tand und bered&#x017F;amkeit drinnen finde.&#x201C;<lb/>
Meine meinung i&#x017F;t/ daß wenn man lerm bla&#x0364;-&#x201C;<lb/>
&#x017F;et zu krieg/ auffruhrund mord/ wenn man die&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> S</fw><fw place="bottom" type="catch">Obrig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0433] Th. IV. Sect. II. Num. XIX. Exempel mehrerer Neutraliſten ꝛc. gen/ als Koͤnige/ Fuͤrſten/ Herren/ ein jeglich theil hat ſeine haare/ und macht ſeinen hauffen um ſein kien her. Aber ſie gehoͤren auch nicht in die Chriſtliche kirchen/ ſie hangen an ih- rem haupt allein/ und ruͤhren keinen hals noch leib. Die ſchwerdſpitzen ohne ſchaͤrffe bedeut/ daß ſolch weſen ſoll geſchehen mit ſpruͤchen aus der Schrifft genommen: Denn der Pabſt fuͤhrt fuͤr ſich ſpruͤche/ ſo fuͤhret man ſie auch wieder auff ihn/ und faſt dieſelbigen ſpruͤche/ in der- ſelben form und wort/ wie er ſie fuͤhret; gleich- wie dieſe ſpitzen faſt alle gleich ſind/ ohn daß man ſie umkehret/ von ſeinem falſchen verſtand/ und beweiſet damit/ daß er blind und unrecht ſey in allen den ſtuͤcken. Denn er zwackt heraus und bricht die ſchrifft entzwey/ und zuſtuͤmpelt ſie/ wie ein ſchwerdt zubrochen wird/ ſeinen verſtand zu beſtaͤtigen: So kehret man ſolche ſtruͤmpffe und ſtuͤcke um/ und ſtoͤſt ſie wieder zu ihm ein/ daß er keins der drey ſtuͤcke behaͤlt. NUM. XIX. Exempel mehrer Neutraliſten aus dem 16. ſeculo. Unter die unpartheyiſchen maͤnner des 16. ſeculi iſt auch Andreas Dudithius mit- zuzehlen/ ein ſehr verſtaͤndiger und auffrich- tiger mann. Dieſer war erſtlich Biſchoff zu Fuͤnffkirchen in Ungarn/ und hatte dem Tridentiniſchen Concilio im namen der Ungriſchen Cleriſey beygewohnet. Nachdem er aber ſein verlangen nach der kirchen Reforma- tion daſelbſt haͤuffig an tag gelegt/ und doch keine hoffnung dazu uͤbrig ſahe: danckte er von ſeinem Biſthum freywillig ab/ und zog nach Polen/ allda er mit den Reformirten zu con verſiren anfing. Er obſervirte aber auch unter dieſen viel/ daran er ſich aͤrgerte/ und wolte ſich dahero nicht ſo gleich zu ihrer parthey bekennen. Seine Dubia aber eroͤffnete er in verſchiedenen handſchreiben um das jahr 1569. da er unter andern an Bezam und Wolffium alſo ſchrieb/ wie ſelbiges anno 1595. unter dem titul ge- druckt worden: Epiſtola Andreæ Dudithii S. C. M. Conſiliarii, ad Theodorum Bezam, in qua diſputatur: an Eccleſiæ nomen ſoli reformatæ conveniat? Er ſehe unter den Reformir- ten groſſe uneinigkeit/ ja toͤdtlichen haß um der lehre willen/ ſo daß es ſchiene/ ſie waͤren nicht die wahre kirche/ weil ei- ner den andern ſo ſchrecklich verbannete/ und aus der gemeinſchafft ausſchloͤſſe. Es waͤre auch unter ihnen eine groſſe Licentz im leben. Sie haͤtten uͤber diß keine urſache mehr uͤber die Paͤbſtliche tyranney zu klagen/ und zu ſagen/ daß der glaube nicht gezwungen ſeyn muͤſſe/ und daß man die gewiſſen muͤſte frey laſ- ſen. Dieweil ſie Servetum verbrannt/ Gentilem enthauptet/ Ochinum mit weib und kind mitten im winter in ſeinem hoͤchſten alter um der religion willen vertrieben haͤtten ꝛc. Ob aber wol die bey- den ihm hierauff weitlaͤufftig antworteten/ und ſonderlich das Pabſtthum/ und den Sociniani- ſmum zu verleiden ſuchten/ ſo ſchriebe er doch hierauff nachfolgendes: Eure artzeney hat mir nichts geholf- fen. Jch ſtecke noch in eben demſelben zweiffel. —— Jhr fordert/ daß ich mich ſoll zu euch begeben/ und ſaget hochmuͤ- thig/ daß niemand in der wahren kirche ſey/ der einen andern glauben als ihr ha- be. Andere ſchreyen mit vollem halß dagegen/ daß ich mich vor euch huͤten ſolle/ und wiſſen auch viel herzuſagen/ warum ich nicht glauben duͤrffe/ daß ihr CHriſti und ſeiner Apoſtel rechte Juͤnger ſeyd ꝛc. Sie weiſen ziemlich nachdruͤcklich/ daß die kirche nicht allein bey euch ſey/ und daß ihr diejenigen/ welche mit euch nicht uͤberein-“ ſtimmen/ nicht allein aus eurer gemeinſchafft“ ſchlieſſet/ ſondern auch ums leben bringet.“ Man lieſet von den Zuhoͤrern der Apoſtel/ daß“ ſie wuͤrdige fruͤchte dem Evangelio gebracht:“ Aber ſie verbrannten niemand/ toͤdteten auch“ niemand freventlich/ ſie jagten niemand aus“ dem lande um etwa einer andern meinung wil-“ len. Sie lieſſen das volck nicht zu waffen“ greiffen um der religion willen mit krieg und“ ſchwerdt zu verderben. Sehet ihr nicht/ wie“ ſehr die boßheit zugenommen habe/ ſeither das“ Evangeliſche licht auffgegangen/ daß ihr mei-“ net allein in euerer kirche zu leuchten? wie viel“ ſind plaͤtze durch die blutſtuͤrtzungen mit leich-“ namen bedecket worden? wie die trefflichſten“ maͤnner in dem regiment verfuͤhret ſind? was“ vor lohn denen moͤrdern zugeſaget worden?“ wie ſie durch die hoffnung des ewigen lebens“ dazu genoͤthiget ſind? Jſt nicht das ſchoͤnſte“ land von Europa mit auffruhr angefuͤllet?“ ſagt ihr/ daß dieſe dinge eure leute nicht ange-“ hen? Es ſind ſo viele/ die dieſes mit guten“ gruͤnden beweiſen koͤnnen/ denen euer thun/“ rathſchlagen und predigen nicht unbekant“ iſt. Gewißlich/ es ſind die eurigen/ denn“ ſie ſagen/ daß ſie das thun zur fortpflan-|“ tzung des Evangelii und der reinen religion.“ Jhr bittet vor ſie/ und haltet ſie vor maͤrtyrer/“ die ſo ſterben. Hat euch euer meiſter Chriſtus“ dieſe waffen gegeben/ den Chriſtlichen glau-“ ben damit zu vertheidigen. —— Dieſes be-“ ruͤhre ich nur kuͤrtzlich/ damit ihr ſehet/“ daß ich nicht ohne urſache anſtehe/ mich zu“ euerer gemeine zu begeben. Jhr ſagt: forſchet“ in der Schrifft. Jſt wol geredt. Aber ihr“ drehet die Schrifft nach eurer/ andere nach“ ihrer meinung. Jndeſſen bleibe ich im zweiffel/“ wer ſoll hier Richter ſeyn.„ Hierauf koͤmmt er in ſelbigem brief nach al-“ lerhand erinnerungen auff die haͤndel der Hu-“ genotten in Franckreich/ und ſchreibet: Jch“ weiß wol/ daß ihr dieſe dinge damit entſchul-“ diget: Daß nicht ihr/ ſondern euere zuhoͤrer“ alles in feuer uñ blut ſtellen/ daß nicht ihr/ ſon-“ dern die Obrigkeit die ketzer toͤdte und peinige.“ Aber ſagt mir: Lehrt ihr denn nicht dieſes/ daß“ es ruͤhmlich und ſelig ſey/ die religion und frey“ heit der gewiſſen mit waffen zu verfechten?“ Lehret ihr nicht/ daß man den dem hencker uͤber-“ lieffern muͤſſe/ der euere lehre verſtoͤhret/ und“ ſich allein an die Schrifft will gebunden wiſ-“ ſen? keines von beyden koͤnt ihr leugnen.“ Von dem letzten haben wir euer buch/ von“ welchem ich wol ſagen mag/ daß es ſo voll“ lieb und Chriſtlicher ſanfftmuth ſey/ als ich“ verſtand und beredſamkeit drinnen finde.“ Meine meinung iſt/ daß wenn man lerm blaͤ-“ ſet zu krieg/ auffruhrund mord/ wenn man die“ Obrig- A. K. H. Vierter Theil. S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/433
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/433>, abgerufen am 29.03.2024.