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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] der menschlichen wercke ist/ da kan der H. Geist/
der Geist der freyheit GOttes nicht regieren
noch wircken/ denn solches wider sein amt/ art/
natur und eigenschafft ist; herwiederum/ wo
der Heilige Geist ist/ wirckt und regiert/ da
darff man kein gesetz/ das die gewissen verstrickt/
der Heilige Geist kans nicht leiden/ sondern
es ist da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen
treibt zum freyen ungezwungenen dienst Got-
tes/ und die der Geist Gottes treibt oder leitet/
die sind kinder Gottes/ und glieder des geistli-
lichen stands/ sie seynd das auserwehlte Ge-
schlecht/ das königliche Priesterthum/ das hei-
lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von
ihm selbst eifferig ist zu allen guten wercken.
Sonst wird die zucht/ lehr und ermahnung
beym geistlichen stand für das fleisch und für
den äusserlichen menschen/ auch für die kinder
und anhebende schüler des glaubens/ so wohl
als die straffe/ der bann und absonderung ge-
gen den übertretern durch den Heiligen Geist
drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ sage ich/ der
Heilige Geist da meistert/ und das gewissen bey
allen äusserlichen dingen/ nemlich die seligkeit
nicht darinn zusuchen/ jedermann frey wird ge-
lassen Also lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß
GOtt will einen freyen/ frölichen ungezwunge-
nen geber haben/ und daß das Gesetz den ge-
rechten frommen Gottseligen (welche allein in
geistlichen stand gehören) nicht sey gegeben/
sondern den ungerechten bösen und ungehor-
samen/ den Gottlosen und sündern/ den unhei-
ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch
zun Rom. XIII.

Was der geistliche stand erfordere/ thue
und vermöge in Christo.

Weiter soll gemercket werden/ was der geist-
liche stand erfordere und vermöge in unserm
HErrn Christo; nemlich daß die hertzen durch
den Heiligen Geist darinn umgekehrt/ refor-
mi
rt/ von sünden ausgeleert/ rein/ in Gott se-
lig/ vom bösen Geist erlöst und getröst wer-
den/ daß die menschen von aller beschwerung
des gewissens gefreyet und entlediget werden;
welches alles aus dem vorigen leicht wäre zuver-
nehmen/ wie es auch seine art ist/ und dieser stand
solches dermassen in der gnaden Jesu Christi
reichlich mitbringet/ aber der jtzige Priester-und
Closterstand beweiset das gegentheil/ darum kan
auch das Evangelium der gnade Christi/ das die
gewissen freyet/ das hertz befriediget/ und von al-
len menschen-gesetzen in sachen des glaubens le-
dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen
clöstern/ da man stracks über den ordens-regeln
und constitution hält/ geliebt/ gehalten noch
gelehret werden; denn gesetz und gnade/ der geist
der freyheit und zwang seynd gerichts widerein-
ander: wir aber (sagt Paulus von den gliedern
des geistlichen standes) seynd nicht unterm ge-
setz/ sondern unter der gnade. Exempel: Moses/
der Pabst/ die Philosophi und alle ordens-regeln
sagen mit ihren gesetz-wercken: Thue das/ thue
jenes/ so wirstu leben/ Gal. III. Christus aber
spricht: Wer in mich glaubt (das ist/ wer mich
durch den glauben ergreifft und im hertzen trägt)
der hat das ewige leben. Also stehet geschrieben:
Vermaledeyet sey jedermann/ der nicht bleibt in
alle dem/ das im buch des gesetzes Mosis ge-
schrieben stehet/ daß ers thue/ Christus aber
(des der geistliche stand eigen ist) hat den men-
[Spaltenumbruch] schen von der vermaledeyung des gesetzes ausge-
kaufft/ da er am creutz für uns eine vermaledey-
ung ist worden/ auff daß die benedeyung Abra-
hä über alle menschen käme in CHristo JEsu/
und also der verheissene geist (und in ihm das
ewige leben/ welches durch kein gesetzwerck kon-
te erlanget werden) empfangen werde durch den
glauben.

Da kömmt nun der gebenedeyete heilige
stand her/ den der H. Geist in CHristo auffrich-
tet/ und ist allein deren menschen/ so in JEsum
CHristum wahrhafftig glauben/ so ihn recht er-
kennen/ und ihn mit ihrem hertz für den Herrn/
erlöser und seligmacher annehmen/ und für der
welt bekennen/ durch welchen sie auch den H.
Geist (den geist der gnaden und des ewigen le-
bens) seliglich empfahen und besitzen/ darum
spricht Paulus: So du mit deinem munde be-
kennest Jesum/ daß er der Herr sey/ und gläu-
best in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den
todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ das
ist/ du bist im wahren Gott wolgefälligen stan-
de und wesen/ ausser welchem niemand kan fromm
noch selig werden; denn so man von hertze gläubt/
so wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen
glauben heisse/ und lug denn/ wer zum geistlichen
stand wol gehöre) und so man mit dem munde
bekennet/ so wird man selig/ Rom. X. Wer nun
nicht von hertzen in Christum gläubt/ und frey-
willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geist
Christi mit sanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth
und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge-
wißlich zum geistlichen stande keines weges ge-
hören/ er sey gleich wer er wolle; in summa, es erfor-
dert und vermag der geistliche stand durch Chri-
stum nicht allein äusserliche gute wercke/ sondern
auch die gerechtigkeit/ die für GOtt gilt/ zu be-
weisen in der krafft Gottes; denn er hat den H.
Geist/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Christum
Jesum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel-
cher in seinem leib/ der die gemeine ist/ allerley
geistliche güter und gaben durch den H. Geist
einfleust/ ohne mittel der verrücklichen creatur/
ob sie wol zu einem solchen einfluß beym äusserli-
chen menschen etwa dienen/ wie denn CHristus
auch der einige Meister/ der einige Hohepriester/
Mittler und Amtmann ist des hauses Gottes/
in welchem der geistliche stand stehet. Die welt-
liche stände/ so aus menschlicher ordnung her-
kommen/ oder die Philosophischen weisen und
secten/ item der Jüdische glaube/ des fleisches
mancherley superstition oder annehmligkeit/
und dergleichen observationes/ vermögen wol
einen Gottesdienst und frömmigkeit für den
menschrn darzustellen/ sie vermögen einen gedich-
ten schein-glauben auszurichten/ eine gefärbte
liebe und gleißnerische heiligkeit zu beweisen/
aber den rechten Gottesdienst im geiste und in
der wahrheit die frömmigkeit des hertzens/ und
die wahre rechtschaffene heiligkeit und liebe hat
allein der geistliche stand CHRISTI/
und alle seine rechte glieder/ sie seynd
gleich auch wo sie wollen/ und heissen wie sie
wollen. Die städte/ ort/ name oder kleidung
kan niemand verdammen (wenns nur sonst des
rechtschaffenen geistlichen wesens/ erkäntniß/
Gottesdienstes und glaubens halben/ wie ob-
vermeldet/ mit der person im hertzen stehet) so we-
nig als auch dergleichen äusserliche dinge je-
mand kan für Gottfördern oder selig machen.

Wie

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] der menſchlichen wercke iſt/ da kan der H. Geiſt/
der Geiſt der freyheit GOttes nicht regieren
noch wircken/ denn ſolches wider ſein amt/ art/
natur und eigenſchafft iſt; herwiederum/ wo
der Heilige Geiſt iſt/ wirckt und regiert/ da
darff man kein geſetz/ das die gewiſſen verſtrickt/
der Heilige Geiſt kans nicht leiden/ ſondern
es iſt da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen
treibt zum freyen ungezwungenen dienſt Got-
tes/ und die der Geiſt Gottes treibt oder leitet/
die ſind kinder Gottes/ und glieder des geiſtli-
lichen ſtands/ ſie ſeynd das auserwehlte Ge-
ſchlecht/ das koͤnigliche Prieſterthum/ das hei-
lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von
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Sonſt wird die zucht/ lehr und ermahnung
beym geiſtlichen ſtand fuͤr das fleiſch und fuͤr
den aͤuſſerlichen menſchen/ auch fuͤr die kinder
und anhebende ſchuͤler des glaubens/ ſo wohl
als die ſtraffe/ der bann und abſonderung ge-
gen den uͤbertretern durch den Heiligen Geiſt
drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ ſage ich/ der
Heilige Geiſt da meiſtert/ und das gewiſſen bey
allen aͤuſſerlichen dingen/ nemlich die ſeligkeit
nicht darinn zuſuchen/ jedermann frey wird ge-
laſſen Alſo lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß
GOtt will einen freyen/ froͤlichen ungezwunge-
nen geber haben/ und daß das Geſetz den ge-
rechten frommen Gottſeligen (welche allein in
geiſtlichen ſtand gehoͤren) nicht ſey gegeben/
ſondern den ungerechten boͤſen und ungehor-
ſamen/ den Gottloſen und ſuͤndern/ den unhei-
ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch
zun Rom. XIII.

Was der geiſtliche ſtand erfordere/ thue
und vermoͤge in Chriſto.

Weiter ſoll gemercket werden/ was der geiſt-
liche ſtand erfordere und vermoͤge in unſerm
HErrn Chriſto; nemlich daß die hertzen durch
den Heiligen Geiſt darinn umgekehrt/ refor-
mi
rt/ von ſuͤnden ausgeleert/ rein/ in Gott ſe-
lig/ vom boͤſen Geiſt erloͤſt und getroͤſt wer-
den/ daß die menſchen von aller beſchwerung
des gewiſſens gefreyet und entlediget werden;
welches alles aus dem vorigen leicht waͤre zuver-
nehmen/ wie es auch ſeine art iſt/ uñ dieſer ſtand
ſolches dermaſſen in der gnaden Jeſu Chriſti
reichlich mitbringet/ aber der jtzige Prieſter-und
Cloſteꝛſtand beweiſet das gegentheil/ daꝛum kan
auch das Evangelium der gnade Chriſti/ das die
gewiſſen freyet/ das hertz befriediget/ und von al-
len menſchen-geſetzen in ſachen des glaubens le-
dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen
cloͤſtern/ da man ſtracks uͤber den ordens-regeln
und conſtitution haͤlt/ geliebt/ gehalten noch
gelehret werden; denn geſetz und gnade/ der geiſt
der freyheit und zwang ſeynd gerichts widerein-
ander: wir aber (ſagt Paulus von den gliedern
des geiſtlichen ſtandes) ſeynd nicht unterm ge-
ſetz/ ſondern unter der gnade. Exempel: Moſes/
deꝛ Pabſt/ die Philoſophi und alle oꝛdens-regeln
ſagen mit ihren geſetz-wercken: Thue das/ thue
jenes/ ſo wirſtu leben/ Gal. III. Chriſtus aber
ſpricht: Wer in mich glaubt (das iſt/ wer mich
durch den glauben ergreifft und im hertzen traͤgt)
der hat das ewige leben. Alſo ſtehet geſchrieben:
Vermaledeyet ſey jedermann/ der nicht bleibt in
alle dem/ das im buch des geſetzes Moſis ge-
ſchrieben ſtehet/ daß ers thue/ Chriſtus aber
(des der geiſtliche ſtand eigen iſt) hat den men-
[Spaltenumbruch] ſchen von der vermaledeyung des geſetzes ausge-
kaufft/ da er am creutz fuͤr uns eine vermaledey-
ung iſt worden/ auff daß die benedeyung Abra-
haͤ uͤber alle menſchen kaͤme in CHriſto JEſu/
und alſo der verheiſſene geiſt (und in ihm das
ewige leben/ welches durch kein geſetzwerck kon-
te erlanget werden) empfangen werde durch den
glauben.

Da koͤmmt nun der gebenedeyete heilige
ſtand her/ den der H. Geiſt in CHriſto auffrich-
tet/ und iſt allein deren menſchen/ ſo in JEſum
CHriſtum wahrhafftig glauben/ ſo ihn recht er-
kennen/ und ihn mit ihrem hertz fuͤr den Herꝛn/
erloͤſer und ſeligmacher annehmen/ und fuͤr der
welt bekennen/ durch welchen ſie auch den H.
Geiſt (den geiſt der gnaden und des ewigen le-
bens) ſeliglich empfahen und beſitzen/ darum
ſpricht Paulus: So du mit deinem munde be-
kenneſt Jeſum/ daß er der Herꝛ ſey/ und glaͤu-
beſt in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den
todten aufferwecket hat/ ſo wirſt du ſelig/ das
iſt/ du biſt im wahren Gott wolgefaͤlligen ſtan-
de und weſen/ auſſer welchem niemand kan from̃
noch ſelig werden; deñ ſo man von hertzē glaͤubt/
ſo wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen
glauben heiſſe/ und lug denn/ wer zum geiſtlichen
ſtand wol gehoͤre) und ſo man mit dem munde
bekennet/ ſo wird man ſelig/ Rom. X. Wer nun
nicht von hertzen in Chriſtum glaͤubt/ und frey-
willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geiſt
Chriſti mit ſanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth
und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge-
wißlich zum geiſtlichen ſtande keines weges ge-
hoͤren/ er ſey gleich wer er wolle; in ſum̃a, es erfor-
dert und vermag der geiſtliche ſtand durch Chri-
ſtum nicht allein aͤuſſerliche gute wercke/ ſondern
auch die gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ zu be-
weiſen in der krafft Gottes; denn er hat den H.
Geiſt/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chriſtum
Jeſum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel-
cher in ſeinem leib/ der die gemeine iſt/ allerley
geiſtliche guͤter und gaben durch den H. Geiſt
einfleuſt/ ohne mittel der verruͤcklichen creatur/
ob ſie wol zu einem ſolchen einfluß beym aͤuſſerli-
chen menſchen etwa dienen/ wie denn CHriſtus
auch der einige Meiſter/ der einige Hoheprieſter/
Mittler und Amtmann iſt des hauſes Gottes/
in welchem der geiſtliche ſtand ſtehet. Die welt-
liche ſtaͤnde/ ſo aus menſchlicher ordnung her-
kommen/ oder die Philoſophiſchen weiſen und
ſecten/ item der Juͤdiſche glaube/ des fleiſches
mancherley ſuperſtition oder annehmligkeit/
und dergleichen obſervationes/ vermoͤgen wol
einen Gottesdienſt und froͤmmigkeit fuͤr den
menſchꝛn darzuſtellen/ ſie vermoͤgen einen gedich-
ten ſchein-glauben auszurichten/ eine gefaͤrbte
liebe und gleißneriſche heiligkeit zu beweiſen/
aber den rechten Gottesdienſt im geiſte und in
der wahrheit die froͤmmigkeit des hertzens/ und
die wahre rechtſchaffene heiligkeit und liebe hat
allein der geiſtliche ſtand CHRISTI/
und alle ſeine rechte glieder/ ſie ſeynd
gleich auch wo ſie wollen/ und heiſſen wie ſie
wollen. Die ſtaͤdte/ ort/ name oder kleidung
kan niemand verdammen (wenns nur ſonſt des
rechtſchaffenen geiſtlichen weſens/ erkaͤntniß/
Gottesdienſtes und glaubens halben/ wie ob-
vermeldet/ mit der perſon im hertzen ſtehet) ſo we-
nig als auch dergleichen aͤuſſerliche dinge je-
mand kan fuͤr Gottfoͤrdern oder ſelig machen.

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Gei&#x017F;t/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chri&#x017F;tum<lb/>
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[188/0484] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. der menſchlichen wercke iſt/ da kan der H. Geiſt/ der Geiſt der freyheit GOttes nicht regieren noch wircken/ denn ſolches wider ſein amt/ art/ natur und eigenſchafft iſt; herwiederum/ wo der Heilige Geiſt iſt/ wirckt und regiert/ da darff man kein geſetz/ das die gewiſſen verſtrickt/ der Heilige Geiſt kans nicht leiden/ ſondern es iſt da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen treibt zum freyen ungezwungenen dienſt Got- tes/ und die der Geiſt Gottes treibt oder leitet/ die ſind kinder Gottes/ und glieder des geiſtli- lichen ſtands/ ſie ſeynd das auserwehlte Ge- ſchlecht/ das koͤnigliche Prieſterthum/ das hei- lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von ihm ſelbſt eifferig iſt zu allen guten wercken. Sonſt wird die zucht/ lehr und ermahnung beym geiſtlichen ſtand fuͤr das fleiſch und fuͤr den aͤuſſerlichen menſchen/ auch fuͤr die kinder und anhebende ſchuͤler des glaubens/ ſo wohl als die ſtraffe/ der bann und abſonderung ge- gen den uͤbertretern durch den Heiligen Geiſt drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ ſage ich/ der Heilige Geiſt da meiſtert/ und das gewiſſen bey allen aͤuſſerlichen dingen/ nemlich die ſeligkeit nicht darinn zuſuchen/ jedermann frey wird ge- laſſen Alſo lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß GOtt will einen freyen/ froͤlichen ungezwunge- nen geber haben/ und daß das Geſetz den ge- rechten frommen Gottſeligen (welche allein in geiſtlichen ſtand gehoͤren) nicht ſey gegeben/ ſondern den ungerechten boͤſen und ungehor- ſamen/ den Gottloſen und ſuͤndern/ den unhei- ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch zun Rom. XIII. Was der geiſtliche ſtand erfordere/ thue und vermoͤge in Chriſto. Weiter ſoll gemercket werden/ was der geiſt- liche ſtand erfordere und vermoͤge in unſerm HErrn Chriſto; nemlich daß die hertzen durch den Heiligen Geiſt darinn umgekehrt/ refor- mirt/ von ſuͤnden ausgeleert/ rein/ in Gott ſe- lig/ vom boͤſen Geiſt erloͤſt und getroͤſt wer- den/ daß die menſchen von aller beſchwerung des gewiſſens gefreyet und entlediget werden; welches alles aus dem vorigen leicht waͤre zuver- nehmen/ wie es auch ſeine art iſt/ uñ dieſer ſtand ſolches dermaſſen in der gnaden Jeſu Chriſti reichlich mitbringet/ aber der jtzige Prieſter-und Cloſteꝛſtand beweiſet das gegentheil/ daꝛum kan auch das Evangelium der gnade Chriſti/ das die gewiſſen freyet/ das hertz befriediget/ und von al- len menſchen-geſetzen in ſachen des glaubens le- dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen cloͤſtern/ da man ſtracks uͤber den ordens-regeln und conſtitution haͤlt/ geliebt/ gehalten noch gelehret werden; denn geſetz und gnade/ der geiſt der freyheit und zwang ſeynd gerichts widerein- ander: wir aber (ſagt Paulus von den gliedern des geiſtlichen ſtandes) ſeynd nicht unterm ge- ſetz/ ſondern unter der gnade. Exempel: Moſes/ deꝛ Pabſt/ die Philoſophi und alle oꝛdens-regeln ſagen mit ihren geſetz-wercken: Thue das/ thue jenes/ ſo wirſtu leben/ Gal. III. Chriſtus aber ſpricht: Wer in mich glaubt (das iſt/ wer mich durch den glauben ergreifft und im hertzen traͤgt) der hat das ewige leben. Alſo ſtehet geſchrieben: Vermaledeyet ſey jedermann/ der nicht bleibt in alle dem/ das im buch des geſetzes Moſis ge- ſchrieben ſtehet/ daß ers thue/ Chriſtus aber (des der geiſtliche ſtand eigen iſt) hat den men- ſchen von der vermaledeyung des geſetzes ausge- kaufft/ da er am creutz fuͤr uns eine vermaledey- ung iſt worden/ auff daß die benedeyung Abra- haͤ uͤber alle menſchen kaͤme in CHriſto JEſu/ und alſo der verheiſſene geiſt (und in ihm das ewige leben/ welches durch kein geſetzwerck kon- te erlanget werden) empfangen werde durch den glauben. Da koͤmmt nun der gebenedeyete heilige ſtand her/ den der H. Geiſt in CHriſto auffrich- tet/ und iſt allein deren menſchen/ ſo in JEſum CHriſtum wahrhafftig glauben/ ſo ihn recht er- kennen/ und ihn mit ihrem hertz fuͤr den Herꝛn/ erloͤſer und ſeligmacher annehmen/ und fuͤr der welt bekennen/ durch welchen ſie auch den H. Geiſt (den geiſt der gnaden und des ewigen le- bens) ſeliglich empfahen und beſitzen/ darum ſpricht Paulus: So du mit deinem munde be- kenneſt Jeſum/ daß er der Herꝛ ſey/ und glaͤu- beſt in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den todten aufferwecket hat/ ſo wirſt du ſelig/ das iſt/ du biſt im wahren Gott wolgefaͤlligen ſtan- de und weſen/ auſſer welchem niemand kan from̃ noch ſelig werden; deñ ſo man von hertzē glaͤubt/ ſo wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen glauben heiſſe/ und lug denn/ wer zum geiſtlichen ſtand wol gehoͤre) und ſo man mit dem munde bekennet/ ſo wird man ſelig/ Rom. X. Wer nun nicht von hertzen in Chriſtum glaͤubt/ und frey- willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geiſt Chriſti mit ſanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge- wißlich zum geiſtlichen ſtande keines weges ge- hoͤren/ er ſey gleich wer er wolle; in ſum̃a, es erfor- dert und vermag der geiſtliche ſtand durch Chri- ſtum nicht allein aͤuſſerliche gute wercke/ ſondern auch die gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ zu be- weiſen in der krafft Gottes; denn er hat den H. Geiſt/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chriſtum Jeſum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel- cher in ſeinem leib/ der die gemeine iſt/ allerley geiſtliche guͤter und gaben durch den H. Geiſt einfleuſt/ ohne mittel der verruͤcklichen creatur/ ob ſie wol zu einem ſolchen einfluß beym aͤuſſerli- chen menſchen etwa dienen/ wie denn CHriſtus auch der einige Meiſter/ der einige Hoheprieſter/ Mittler und Amtmann iſt des hauſes Gottes/ in welchem der geiſtliche ſtand ſtehet. Die welt- liche ſtaͤnde/ ſo aus menſchlicher ordnung her- kommen/ oder die Philoſophiſchen weiſen und ſecten/ item der Juͤdiſche glaube/ des fleiſches mancherley ſuperſtition oder annehmligkeit/ und dergleichen obſervationes/ vermoͤgen wol einen Gottesdienſt und froͤmmigkeit fuͤr den menſchꝛn darzuſtellen/ ſie vermoͤgen einen gedich- ten ſchein-glauben auszurichten/ eine gefaͤrbte liebe und gleißneriſche heiligkeit zu beweiſen/ aber den rechten Gottesdienſt im geiſte und in der wahrheit die froͤmmigkeit des hertzens/ und die wahre rechtſchaffene heiligkeit und liebe hat allein der geiſtliche ſtand CHRISTI/ und alle ſeine rechte glieder/ ſie ſeynd gleich auch wo ſie wollen/ und heiſſen wie ſie wollen. Die ſtaͤdte/ ort/ name oder kleidung kan niemand verdammen (wenns nur ſonſt des rechtſchaffenen geiſtlichen weſens/ erkaͤntniß/ Gottesdienſtes und glaubens halben/ wie ob- vermeldet/ mit der perſon im hertzen ſtehet) ſo we- nig als auch dergleichen aͤuſſerliche dinge je- mand kan fuͤr Gottfoͤrdern oder ſelig machen. Wie

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/484>, abgerufen am 29.03.2024.