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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf.
[Spaltenumbruch] will/ so saget man auch von der prüfung vor al-
len/ auff daß alle ihre unempfindlichkeit prüfen
mögen/ und wie so gar keine furcht GOttes in
allen ist. GOtt erbarm sichs und weck viel her-
tzen auff vom schlaff des todes/ der sünden/ und
allerley irrthum/ Amen! Es kömmet auch von
unläßiger prüfung her/ daß man irrdische gaben/
die auff den schulen der Philosophen geübt wer-
den/ für himmlische annimmt/ und also mied-
linge/ Phariseer und Schrifftgelehrte/ unter
mancherley namen höret/ sich unter ihnen samm-
let/ da sich der satan verstellet nicht allein in irrdi-
scher weißheit/ sondern auch in andern gaben der
natur/ die er hinter die H. Schrifft bringet/ (als
furcht/ demuth/ mäßigkeit und dergleichen im
scheine) aber Gottes geheimniß und liebe nicht
in ihnen ist. Zwar undanckbarkeit kömmt auch
von mangel der prüfung/ also daß keiner im an-
dern die gabe erkennt/ und worzu ihm der an-
der gegeben und dienen möchte/ oder was einer
für eine besondere gabe zur offenbahrung in die-
ser zeit der offenbahrung habe/ sondern daß ein
jeder vermessen auff sich selbst stehet und spricht/
ich bin satt/ habe gnug/ darff des andern nicht/
1. Cor. 12. Apoc. 2. v. 3. Daher ist dann kein zu-
nehmen und wenig zusammendienung/ und
haltung in Christo/ sondern ein anzeichen/ das
unter den plagen der gemeinen verstrickung der
satan alles sucht zu zertrümmern/ und also thut
ihme vermessenheit zu viel und zu wenig.

Ein jeder prüfe sich/ ob er eine neue creatur in
Christo sey/ 2. Cor. 5. v. 17. und prüfe es der
neuen beweisung nach/ in ihme. Ob sie sey zu
warhafter Gottseligkeit? zu geheimer oder offen-
barer beweisung? der beweisung nach von innen
wird er in einer gemeinschaft seyn des guten oder
bösen geistes. Das evangelium ist eine bottschaft
von der gemeinschafft mit GOtt (dem Vater
und Sohne) und daß das ewige gut sich allen/
die es begehren/ wolle mittheilen: Da sollen wir
uns alle prüfen/ was wir solcher bottschafft ver-
heissung und verkündigung nach seyn und ha-
ben? Nemlich der krafft und geiste nach/ darinn
wahrhaffte freude ist/ und nichts wo Gottes
reich nicht in der krafft und geiste ist/ das nicht
in worten noch gleißnerey stehet/ Rom. 14. v.
17. 1. Cor. 1. v. 24. 4. v.
19. 20.

Wer den namen des Herrn nennet/ der prüfe
sich/ ob er ihn im geiste nenne? Nennet er ihn
im selben/ so wird er abtreten von der ungerech-
tigkeit/ und wird ihn der Herr dem geiste nach
kennen/ darinn er ihn nennet/ 2. Tim. 2. 5. 19.
sonsten in der offenbahrung sprechen/ weich von
mir/ ich habe dich noch nicht erkannt. Matth.
7. v.
23.

Es ist nun die zeit der offenbahrung des ge-
heimnisses der boßheit kommen/ welches die
prüfung verachtet und hinter sich geworffen hat:
So ist nun die prüfung vor allen nöthig wieder
hervorzusuchen/ auff daß man derselben nach er-
kenne/ ob man in wahrhaffter oder falscher Gott-
seligkeit stehe; in geheimer oder offenbahrer
boßheit? So folgt dann der prüfung nach bus-
se von der gleißnerey/ von geheimer oder offen-
bahrer boßheit.

Da mercken diese auf/ welche sagen/ wann ich
das und jenes nicht weiß/ so darff ichs nicht ver-
antworten. Sag gleich/ du seyest ein Christ/ dei-
nem thun nach/ so wird dich doch der Herr dem-
selbe nach nicht kennen/ sondern der prüfung nach.

[Spaltenumbruch]

Ein glaubiger kan wol dem andern nichts ge-
ben/ aber bey dem geben Christi dienen/ und
der prüfung nach/ oder bey der ermahnung zur
prüfung/ zur erinnerung ihm dienen/ ob er etwas
oder nichts habe? Und so er nichts hätte/ das er
bey zeit sich fürsehe/ und darnach trachte/ mit
den klugen jungfrauen/ und nicht mit den thö-
richten/ sich zulang säume/ daß ihm die thür der
gnaden verschlossen werde/ Matth. 25. v. 10.
So er aber etwas hat/ daß er damit wuchere
und zunehme/ auff daß er sich recht gründlich
mit den auserwehlten freuen und Gott dancken
möge/ mit gutem gewissen/ welches da ist nach
wahrhaffter gewissenschafft und nicht nach ei-
nem wahnglauben/ der ohne prüfung ist/ und
demselben nach kein dancksagen vor GOtt.

Der prüfung nach werden die gläubigen
nicht allein allen ein ander selbsten/ sondern auch
Gott bekannter/ und Gott oder Christus ihnen/
und also GOttes Reich ihnen/ in ihnen mit
gerechtigkeit/ friede/ und freude im H. Geiste/
daß sie wissen/ was ihnen von GOtt in Christo
gegeben/ und daß sie Gottes sind in Christo/ dem
sie sich auch nach fleißiger prüfung täglich erge-
ben sollen.

Folget kurtz/ daß prüfung ein befehl
CHristi sey.

Die natur bringet nicht allein die prüfung
mit sich/ nemlich die natur in allen lebendigen
creaturen/ (da nicht jede alles annimmt) und
dann in den kindern Gottes/ da der neue mensch
im hertzen seine liebe/ lust/ begierde/ willen und
weißheit hat/ etc. sondern die prüfung ist auch
befohlen von Gott/ und ermahnet der H. Geist
in seinen dienern/ um vieler ursachen und nutz
willen/ dazu. Erstlich daß Gottes werck in uns
erkannt/ und ihme lob und preiß dafür heim-
komme. Weiter zur auffbauung unsers guten
gewissens und gewissenschafft unser seligkeit 3.
Zur übung in allen tugenden. 4. Zuförderst
auch in erkäntnis unser selbsten und im triebe zum
gebet etc. Jesus Christus als der Herr spricht zu
den Phariseern und Schrifftgelehrten/ Matth.
16. v.
3. Jhr heuchler des himmels gestalt
könnt ihr urtheilen/ könnet ihr denn nicht auch
die (1) zeichen dieser zeit prüfen und unter-
scheiden/ satan übet das fleisch nach prüfung und
wehlung irrdischer dinge und gaben/ zur übung
des lusts willen und kurtzweil darinne/ er hin-
dert aber an der prüfung geistlicher dinge/ und
verhindert also den lust/ willen und kurtzweil/ in
händeln des reichs Gottes; Wir solten die zei-
chen unserer zeit auch wol urtheilen können/ und
was es für eine zeit wäre.

Die weisesten in der welt und auch Lehrer
der Völcker sind vor GOtt die grösten thoren
(Christi des Herrn rede und der beweisung nach)
dann sie nicht allein der rechten weißheit man-
geln/ sondern auch ihrer übung und lusts nicht
achten. Sie säigen mücken in ihrer übung/
und verschlingen camele bey unachtsamkeit der
prüfung/ Matth. am 23. v. 23. Prüfen nicht/
was gut für ihre seele/ oder das gut des ewigen
lebens/ gehen aber viel mit dem zeitlichen um/
da sind sie listig und klug gnug/ und übertreffen
in ihrer art die kinder des lichts. Luc 16. v. 8.

So Lehrer und zuhörer nach prüfung wahr-
nähmen/ was in und mit ihnen sich bewiese/ sie
würden sich nicht so frech für Gottes reich/ oder
tempel dargeben. An mangel der beweisung

der

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf.
[Spaltenumbruch] will/ ſo ſaget man auch von der pruͤfung vor al-
len/ auff daß alle ihre unempfindlichkeit pruͤfen
moͤgen/ und wie ſo gar keine furcht GOttes in
allen iſt. GOtt erbarm ſichs und weck viel her-
tzen auff vom ſchlaff des todes/ der ſuͤnden/ und
allerley irꝛthum/ Amen! Es koͤmmet auch von
unlaͤßigeꝛ pruͤfung her/ daß man irꝛdiſche gaben/
die auff den ſchulen der Philoſophen geuͤbt wer-
den/ fuͤr himmliſche annimmt/ und alſo mied-
linge/ Phariſeer und Schrifftgelehrte/ unter
mancherley namen hoͤret/ ſich unter ihnen ſamm-
let/ da ſich der ſatan verſtellet nicht allein in irꝛdi-
ſcher weißheit/ ſondern auch in andeꝛn gaben der
natur/ die er hinter die H. Schrifft bringet/ (als
furcht/ demuth/ maͤßigkeit und dergleichen im
ſcheine) aber Gottes geheimniß und liebe nicht
in ihnen iſt. Zwar undanckbarkeit koͤmmt auch
von mangel der pruͤfung/ alſo daß keiner im an-
dern die gabe erkennt/ und worzu ihm der an-
der gegeben und dienen moͤchte/ oder was einer
fuͤr eine beſondere gabe zur offenbahrung in die-
ſer zeit der offenbahrung habe/ ſondern daß ein
jeder vermeſſen auff ſich ſelbſt ſtehet und ſpricht/
ich bin ſatt/ habe gnug/ darff des andern nicht/
1. Cor. 12. Apoc. 2. v. 3. Daher iſt dann kein zu-
nehmen und wenig zuſammendienung/ und
haltung in Chriſto/ ſondern ein anzeichen/ das
unter den plagen der gemeinen verſtrickung der
ſatan alles ſucht zu zertruͤmmern/ und alſo thut
ihme vermeſſenheit zu viel und zu wenig.

Ein jeder pruͤfe ſich/ ob er eine neue creatur in
Chriſto ſey/ 2. Cor. 5. v. 17. und pruͤfe es der
neuen beweiſung nach/ in ihme. Ob ſie ſey zu
warhafteꝛ Gottſeligkeit? zu geheimeꝛ odeꝛ offen-
barer beweiſung? der beweiſung nach von innen
wird er in einer gemeinſchaft ſeyn des guten oder
boͤſen geiſtes. Das evangelium iſt eine bottſchaft
von der gemeinſchafft mit GOtt (dem Vater
und Sohne) und daß das ewige gut ſich allen/
die es begehren/ wolle mittheilen: Da ſollen wir
uns alle pruͤfen/ was wir ſolcher bottſchafft ver-
heiſſung und verkuͤndigung nach ſeyn und ha-
ben? Nemlich der krafft und geiſte nach/ darinn
wahrhaffte freude iſt/ und nichts wo Gottes
reich nicht in der krafft und geiſte iſt/ das nicht
in worten noch gleißnerey ſtehet/ Rom. 14. v.
17. 1. Cor. 1. v. 24. 4. v.
19. 20.

Wer den namen des Herꝛn nennet/ der pruͤfe
ſich/ ob er ihn im geiſte nenne? Nennet er ihn
im ſelben/ ſo wird er abtreten von der ungerech-
tigkeit/ und wird ihn der Herr dem geiſte nach
kennen/ darinn er ihn nennet/ 2. Tim. 2. 5. 19.
ſonſten in der offenbahrung ſprechen/ weich von
mir/ ich habe dich noch nicht erkannt. Matth.
7. v.
23.

Es iſt nun die zeit der offenbahrung des ge-
heimniſſes der boßheit kommen/ welches die
pruͤfung verachtet und hinter ſich geworffen hat:
So iſt nun die pruͤfung vor allen noͤthig wieder
hervorzuſuchen/ auff daß man derſelben nach er-
kenne/ ob man in wahrhaffter oder falſcher Gott-
ſeligkeit ſtehe; in geheimer oder offenbahrer
boßheit? So folgt dann der pruͤfung nach buſ-
ſe von der gleißnerey/ von geheimer oder offen-
bahrer boßheit.

Da mercken dieſe auf/ welche ſagen/ wann ich
das und jenes nicht weiß/ ſo darff ichs nicht ver-
antworten. Sag gleich/ du ſeyeſt ein Chriſt/ dei-
nem thun nach/ ſo wird dich doch der Herꝛ dem-
ſelbē nach nicht keñen/ ſondern der pruͤfung nach.

[Spaltenumbruch]

Ein glaubiger kan wol dem andern nichts ge-
ben/ aber bey dem geben Chriſti dienen/ und
der pruͤfung nach/ oder bey der ermahnung zur
pruͤfung/ zur erinnerung ihm dienen/ ob er etwas
oder nichts habe? Und ſo er nichts haͤtte/ das er
bey zeit ſich fuͤrſehe/ und darnach trachte/ mit
den klugen jungfrauen/ und nicht mit den thoͤ-
richten/ ſich zulang ſaͤume/ daß ihm die thuͤr der
gnaden verſchloſſen werde/ Matth. 25. v. 10.
So er aber etwas hat/ daß er damit wuchere
und zunehme/ auff daß er ſich recht gruͤndlich
mit den auserwehlten freuen und Gott dancken
moͤge/ mit gutem gewiſſen/ welches da iſt nach
wahrhaffter gewiſſenſchafft und nicht nach ei-
nem wahnglauben/ der ohne pruͤfung iſt/ und
demſelben nach kein danckſagen vor GOtt.

Der pruͤfung nach werden die glaͤubigen
nicht allein allen ein ander ſelbſten/ ſondern auch
Gott bekannter/ und Gott oder Chriſtus ihnen/
und alſo GOttes Reich ihnen/ in ihnen mit
gerechtigkeit/ friede/ und freude im H. Geiſte/
daß ſie wiſſen/ was ihnen von GOtt in Chriſto
gegeben/ und daß ſie Gottes ſind in Chriſto/ dem
ſie ſich auch nach fleißiger pruͤfung taͤglich erge-
ben ſollen.

Folget kurtz/ daß pruͤfung ein befehl
CHriſti ſey.

Die natur bringet nicht allein die pruͤfung
mit ſich/ nemlich die natur in allen lebendigen
creaturen/ (da nicht jede alles annimmt) und
dann in den kindern Gottes/ da der neue menſch
im hertzen ſeine liebe/ luſt/ begierde/ willen und
weißheit hat/ ꝛc. ſondern die pruͤfung iſt auch
befohlen von Gott/ und ermahnet der H. Geiſt
in ſeinen dienern/ um vieler urſachen und nutz
willen/ dazu. Erſtlich daß Gottes werck in uns
erkannt/ und ihme lob und preiß dafuͤr heim-
komme. Weiter zur auffbauung unſers guten
gewiſſens und gewiſſenſchafft unſer ſeligkeit 3.
Zur uͤbung in allen tugenden. 4. Zufoͤrderſt
auch in erkaͤntnis unſer ſelbſten uñ im triebe zum
gebet ꝛc. Jeſus Chriſtus als der Herꝛ ſpricht zu
den Phariſeern und Schrifftgelehrten/ Matth.
16. v.
3. Jhr heuchler des himmels geſtalt
koͤnnt ihr urtheilen/ koͤnnet ihr denn nicht auch
die (1) zeichen dieſeꝛ zeit pruͤfen und unter-
ſcheiden/ ſatan uͤbet das fleiſch nach pruͤfung uñ
wehlung irꝛdiſcher dinge und gaben/ zur uͤbung
des luſts willen und kurtzweil darinne/ er hin-
dert aber an der pruͤfung geiſtlicher dinge/ und
verhindert alſo den luſt/ willen und kurtzweil/ in
haͤndeln des reichs Gottes; Wir ſolten die zei-
chen unſerer zeit auch wol urtheilen koͤnnen/ und
was es fuͤr eine zeit waͤre.

Die weiſeſten in der welt und auch Lehrer
der Voͤlcker ſind vor GOtt die groͤſten thoren
(Chriſti des Herꝛn rede und der beweiſung nach)
dann ſie nicht allein der rechten weißheit man-
geln/ ſondern auch ihrer uͤbung und luſts nicht
achten. Sie ſaͤigen muͤcken in ihrer uͤbung/
und verſchlingen camele bey unachtſamkeit der
pruͤfung/ Matth. am 23. v. 23. Pruͤfen nicht/
was gut fuͤr ihre ſeele/ oder das gut des ewigen
lebens/ gehen aber viel mit dem zeitlichen um/
da ſind ſie liſtig und klug gnug/ und uͤbertreffen
in ihrer art die kinder des lichts. Luc 16. v. 8.

So Lehrer und zuhoͤrer nach pruͤfung wahr-
naͤhmen/ was in und mit ihnen ſich bewieſe/ ſie
wuͤrden ſich nicht ſo frech fuͤr Gottes reich/ oder
tempel dargeben. An mangel der beweiſung

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Zur u&#x0364;bung in allen tugenden. 4. Zufo&#x0364;rder&#x017F;t<lb/>
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[194/0490] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. will/ ſo ſaget man auch von der pruͤfung vor al- len/ auff daß alle ihre unempfindlichkeit pruͤfen moͤgen/ und wie ſo gar keine furcht GOttes in allen iſt. GOtt erbarm ſichs und weck viel her- tzen auff vom ſchlaff des todes/ der ſuͤnden/ und allerley irꝛthum/ Amen! Es koͤmmet auch von unlaͤßigeꝛ pruͤfung her/ daß man irꝛdiſche gaben/ die auff den ſchulen der Philoſophen geuͤbt wer- den/ fuͤr himmliſche annimmt/ und alſo mied- linge/ Phariſeer und Schrifftgelehrte/ unter mancherley namen hoͤret/ ſich unter ihnen ſamm- let/ da ſich der ſatan verſtellet nicht allein in irꝛdi- ſcher weißheit/ ſondern auch in andeꝛn gaben der natur/ die er hinter die H. Schrifft bringet/ (als furcht/ demuth/ maͤßigkeit und dergleichen im ſcheine) aber Gottes geheimniß und liebe nicht in ihnen iſt. Zwar undanckbarkeit koͤmmt auch von mangel der pruͤfung/ alſo daß keiner im an- dern die gabe erkennt/ und worzu ihm der an- der gegeben und dienen moͤchte/ oder was einer fuͤr eine beſondere gabe zur offenbahrung in die- ſer zeit der offenbahrung habe/ ſondern daß ein jeder vermeſſen auff ſich ſelbſt ſtehet und ſpricht/ ich bin ſatt/ habe gnug/ darff des andern nicht/ 1. Cor. 12. Apoc. 2. v. 3. Daher iſt dann kein zu- nehmen und wenig zuſammendienung/ und haltung in Chriſto/ ſondern ein anzeichen/ das unter den plagen der gemeinen verſtrickung der ſatan alles ſucht zu zertruͤmmern/ und alſo thut ihme vermeſſenheit zu viel und zu wenig. Ein jeder pruͤfe ſich/ ob er eine neue creatur in Chriſto ſey/ 2. Cor. 5. v. 17. und pruͤfe es der neuen beweiſung nach/ in ihme. Ob ſie ſey zu warhafteꝛ Gottſeligkeit? zu geheimeꝛ odeꝛ offen- barer beweiſung? der beweiſung nach von innen wird er in einer gemeinſchaft ſeyn des guten oder boͤſen geiſtes. Das evangelium iſt eine bottſchaft von der gemeinſchafft mit GOtt (dem Vater und Sohne) und daß das ewige gut ſich allen/ die es begehren/ wolle mittheilen: Da ſollen wir uns alle pruͤfen/ was wir ſolcher bottſchafft ver- heiſſung und verkuͤndigung nach ſeyn und ha- ben? Nemlich der krafft und geiſte nach/ darinn wahrhaffte freude iſt/ und nichts wo Gottes reich nicht in der krafft und geiſte iſt/ das nicht in worten noch gleißnerey ſtehet/ Rom. 14. v. 17. 1. Cor. 1. v. 24. 4. v. 19. 20. Wer den namen des Herꝛn nennet/ der pruͤfe ſich/ ob er ihn im geiſte nenne? Nennet er ihn im ſelben/ ſo wird er abtreten von der ungerech- tigkeit/ und wird ihn der Herr dem geiſte nach kennen/ darinn er ihn nennet/ 2. Tim. 2. 5. 19. ſonſten in der offenbahrung ſprechen/ weich von mir/ ich habe dich noch nicht erkannt. Matth. 7. v. 23. Es iſt nun die zeit der offenbahrung des ge- heimniſſes der boßheit kommen/ welches die pruͤfung verachtet und hinter ſich geworffen hat: So iſt nun die pruͤfung vor allen noͤthig wieder hervorzuſuchen/ auff daß man derſelben nach er- kenne/ ob man in wahrhaffter oder falſcher Gott- ſeligkeit ſtehe; in geheimer oder offenbahrer boßheit? So folgt dann der pruͤfung nach buſ- ſe von der gleißnerey/ von geheimer oder offen- bahrer boßheit. Da mercken dieſe auf/ welche ſagen/ wann ich das und jenes nicht weiß/ ſo darff ichs nicht ver- antworten. Sag gleich/ du ſeyeſt ein Chriſt/ dei- nem thun nach/ ſo wird dich doch der Herꝛ dem- ſelbē nach nicht keñen/ ſondern der pruͤfung nach. Ein glaubiger kan wol dem andern nichts ge- ben/ aber bey dem geben Chriſti dienen/ und der pruͤfung nach/ oder bey der ermahnung zur pruͤfung/ zur erinnerung ihm dienen/ ob er etwas oder nichts habe? Und ſo er nichts haͤtte/ das er bey zeit ſich fuͤrſehe/ und darnach trachte/ mit den klugen jungfrauen/ und nicht mit den thoͤ- richten/ ſich zulang ſaͤume/ daß ihm die thuͤr der gnaden verſchloſſen werde/ Matth. 25. v. 10. So er aber etwas hat/ daß er damit wuchere und zunehme/ auff daß er ſich recht gruͤndlich mit den auserwehlten freuen und Gott dancken moͤge/ mit gutem gewiſſen/ welches da iſt nach wahrhaffter gewiſſenſchafft und nicht nach ei- nem wahnglauben/ der ohne pruͤfung iſt/ und demſelben nach kein danckſagen vor GOtt. Der pruͤfung nach werden die glaͤubigen nicht allein allen ein ander ſelbſten/ ſondern auch Gott bekannter/ und Gott oder Chriſtus ihnen/ und alſo GOttes Reich ihnen/ in ihnen mit gerechtigkeit/ friede/ und freude im H. Geiſte/ daß ſie wiſſen/ was ihnen von GOtt in Chriſto gegeben/ und daß ſie Gottes ſind in Chriſto/ dem ſie ſich auch nach fleißiger pruͤfung taͤglich erge- ben ſollen. Folget kurtz/ daß pruͤfung ein befehl CHriſti ſey. Die natur bringet nicht allein die pruͤfung mit ſich/ nemlich die natur in allen lebendigen creaturen/ (da nicht jede alles annimmt) und dann in den kindern Gottes/ da der neue menſch im hertzen ſeine liebe/ luſt/ begierde/ willen und weißheit hat/ ꝛc. ſondern die pruͤfung iſt auch befohlen von Gott/ und ermahnet der H. Geiſt in ſeinen dienern/ um vieler urſachen und nutz willen/ dazu. Erſtlich daß Gottes werck in uns erkannt/ und ihme lob und preiß dafuͤr heim- komme. Weiter zur auffbauung unſers guten gewiſſens und gewiſſenſchafft unſer ſeligkeit 3. Zur uͤbung in allen tugenden. 4. Zufoͤrderſt auch in erkaͤntnis unſer ſelbſten uñ im triebe zum gebet ꝛc. Jeſus Chriſtus als der Herꝛ ſpricht zu den Phariſeern und Schrifftgelehrten/ Matth. 16. v. 3. Jhr heuchler des himmels geſtalt koͤnnt ihr urtheilen/ koͤnnet ihr denn nicht auch die (1) zeichen dieſeꝛ zeit pruͤfen und unter- ſcheiden/ ſatan uͤbet das fleiſch nach pruͤfung uñ wehlung irꝛdiſcher dinge und gaben/ zur uͤbung des luſts willen und kurtzweil darinne/ er hin- dert aber an der pruͤfung geiſtlicher dinge/ und verhindert alſo den luſt/ willen und kurtzweil/ in haͤndeln des reichs Gottes; Wir ſolten die zei- chen unſerer zeit auch wol urtheilen koͤnnen/ und was es fuͤr eine zeit waͤre. Die weiſeſten in der welt und auch Lehrer der Voͤlcker ſind vor GOtt die groͤſten thoren (Chriſti des Herꝛn rede und der beweiſung nach) dann ſie nicht allein der rechten weißheit man- geln/ ſondern auch ihrer uͤbung und luſts nicht achten. Sie ſaͤigen muͤcken in ihrer uͤbung/ und verſchlingen camele bey unachtſamkeit der pruͤfung/ Matth. am 23. v. 23. Pruͤfen nicht/ was gut fuͤr ihre ſeele/ oder das gut des ewigen lebens/ gehen aber viel mit dem zeitlichen um/ da ſind ſie liſtig und klug gnug/ und uͤbertreffen in ihrer art die kinder des lichts. Luc 16. v. 8. So Lehrer und zuhoͤrer nach pruͤfung wahr- naͤhmen/ was in und mit ihnen ſich bewieſe/ ſie wuͤrden ſich nicht ſo frech fuͤr Gottes reich/ oder tempel dargeben. An mangel der beweiſung der

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/490>, abgerufen am 23.04.2024.