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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomae Müntzers schrifften.
[Spaltenumbruch] "Joh X. Ps. CXIIX. Luc. X. Denn nach aller
"schlachtung sagts: O Herr steh auff vom
"schlaf/ warum wendest du dein antlitz von mir?
"Hilff mir um deines namens willen/ daß mei-
"ne füsse auff den stein gegründet sind. Da
"will ich denn sagen/ du hasts allein gethan/ da
"will ich mir meine lippen nicht lassen zubinden/
"die gerechtigkeit/ die du allein anfängst zu ver-
"kündigen in deiner grossen kirchen/ Ps. XXXIX.
"Esa. XXVI.

13. "Auff einen solchen grund wird gebauet
"die wahrhafftige Christenheit/ die verschen ist
"zum ewigen leben/ Eph. II. Rom. IX. Nach-
"dem/ daß man lerne hüten und weg thun den
"sauerteig der bößwichtischen Gelehrten/ Matt.
"XVI. VII. XXIII.
die auch die reine worte
"Gottes mit ihren wurmfreßigen lahmen etc.
"(mangelt eine zeile) daß sich die menschen
"falsch mit einer gedichteten weise mit unver-
"suchtem glauben auffbrüsten/ und meinen/ sie
"wollen aller anfechtung manns gnug seyn mit
"ihren promissen/ so sie doch nicht lernen/ wie
"ein mensch möge dazu kommen.

"14. Siehe an/ du auserwehlter bruder/
"das sechszehende capitel Matthäl durch
"und durch in allen worten/ da wirstu finden/
"daß niemand in Christum glauben kan/ er
"muß ihm zuvor gleich werden/ durch den un-
"glauben/ so ihn der auserwehlte erfindet/ ver-
"läst er allen seinen gedichteten glauben/ Joh.
"XIII. Matth. VII. Jerem. IIX.
Alles/ das er
"nach der weise der Schrifft gelernet/ gehört
"oder gelesen hat/ denn er sieht/ daß kein äus-
"serliches gezeugnis kan ihm kein wesen ma-
"chen; sondern dienet allein dazu/ dazu es ge-
"schaffen ist/ darum kehrt er sich nicht an al-
"les sagen der unerfahrnen menschen/ 2. Cor.
"III. Matth. VII. 2. Petr. II.
sondern ist emsig
"auf die offenbarung/ wie Petrus/ der für al-
"len erfährt/ sagend/ ich weiß fürwahr/ daß
"Christus des lebendigen GOttes Sohn ist/
"Matth. XIV. XVI. Denn der unglaube/ in
"meinem fleisch und blut verdeckt/ ist über-
"wunden/ fast zum theil durch die begier/ die
"das senffkorn und guten sauerteig durchfres-
"sen und dringen/ machen den durchbruch in
"allem unglauben/ verzweiffeln/ und alle hohe
"gegentheil muß man erlitten haben. Es muß
"die hölle erst erlitten werden/ soll man sich
"anderst hüten für der hinterlist der schlingen-
"den pforten. Es ist nicht ein annehmen des
"verdammten und auserwehlten/ der Gottlose
"nimmt die Schrifft an gerne über die maß/
"Psal. XLIIX. Esa. XXIX. da ein ander vor
"ihn leidet/ da bauet er starcken glauben/ da
"es aber gilt anzusehen das lämmlein/ das das
"buch aufschleust/ da will er seine seele nicht
"verlieren (mangelt eine zeile) sich mit kla-
"ren texten behelffen/ das ist falsch.

"Wann dem gelehrten nach menschlicher
"weise fürgetragen wird die gantze Schrifft/
"so kan er sie doch nicht/ solt er auch von ein-
"ander prasten/ er muß erwarten/ daß sie ihm
"eröffnet werde mit dem schlüssel Davids/ auf
"der kelter/ da er zerknirschet wird/ Ps. XXXIX.
"Esa. XXII.
in aller seiner angenommenen weise/
"daß er also armgeistig wird/ daß er gar keinen
"glauben bey ihm befindet/ denn allein/ daß er
"gern wolte recht glauben/ Luc. IV. Es. LXI.
"Luc. XVII. 2. Cor. IV.
das ist dann der glau-
[Spaltenumbruch] be/ der so klein wird wie ein senff korn/ da muß"
der minsch sehen/ wie er das werck GOttes"
erdulde/ daß er von tag zu tag zunehme in der"
erkäntnis Gottes. Da wird der mensch allein"
von GOTT gar mit einander/ und von kei-"
ner creatur gelehrt/ was alle creaturen wissen/"
ist ihm eine bittere galle/ nach dem/ daß es ist"
eine verkehrte weise/ für welcher Gott alle sei-"
ne auserwehlten behute und errette nach dem/"
daß sie darein gefallen seyn. Das gebe Chri-"
stus/ Amen."

Schreiben an den Schösser zu Alstädt.

Eins/ lieber bruder/ ist vergessen in meiner"
antwort auf das/ daß Christo allein das leiden"
wird zugelegt/ gleich wie wir nichts dürffen"
leiden/ nach dem er wahrhafftig für unsere"
sünde hat gelitten. Jst darüber aufzumercken/"
aus welcher zartheit uns solche unziemliche ru-"
he in unbillicher vortragung wird entdecket. A-"
dam ist ein muster Christi im Schatten. Rom."
V.
Christus aber das gegentheil/ der unge-"
horsam der creaturen wird widerbracht/ durch"
den gehorsam des worts/ welches fleisch"
geworden in natur/ wie unsere fleischliche na-"
tur/ zum theil nach des glaubens wirckung/"
muß im theil abnehmen/ wie es im gantzen"
Christo als ein haupt geschehen ist. Darum hat"
Christus den gantzen schaden Adams gebüst/"
daß sich die theile zum gantzen halten sollen/"
wie der heilige bothe GOttes klärlich sagt:"
Jch erfülle das/ das dem leiden CHRIsti"
hinterstellig ist; vor seinen leib leidet die kirche."
Paulus mochte für die kirchen nicht leiden/ denn"
allein wie ein glied/ das seines amts wartet."
Wir alle müssen den fußstapffen Christi nach-"
folgen 1. P. II. und IV. mit solchen gedancken"
gerüstet seyn/ da hilfft keine glosse zu der men-"
schen/ die mit sinnlicher weise die werck-heili-"
gen überwinden/ nach ihren bedüncken/ so sie"
die welt noch höher vergifften mit ihrem ge-"
dichteten glauben/ dann die andern mit tölpe-"
lischen wercken/ darum daß in guts unterschied"
gebricht/ seind sie noch Neophyti/ daß seind un-"
versuchte menschen/ Matth. V. 1. Tim. I. 2."
Tim. I.
sollen keine seelwärter seyn/ sondern"
noch lange zeit Catechumeni, das ist fleißige"
schüler seines Göttlichen wercks/ und nicht"
eher lehren/ sie wären denn von GOtt gelehrt"
Joh. VI. Esa. L. 4. Jer. XXI. Diß mein schrei-"
ben ist noch unbequem (mangelt eine zeil)"
nach allen capiteln die Schrifft auch erklären/"
in meinen capiteln der Schrifft nicht geden-"
cken um zerstörung der fleischlichen Schrifft-"
gelehrten willen/ denn der gedichtete glaube"
hat daselbst aller büberey statt gegeben/ darum"
kan es dißmal nicht gedruckt werden/ dann es"
also ungewapnet wider die wolgerüsteten"
(nach ihrem bedüncken) ausginge. Jhrsolt auch"
wissen/ daß sie diese lehre dem Abt Joachim"
zuschreiben/ und heissen sie ein ewiges Evan-"
gelium in grossem spott. Jch habe ihn allein"
über Jeremiam gelesen. Aber meine lehre ist"
hoch droben/ ich nehme sie von ihm nicht an/"
sondern vom ausreden GOttes/ wie ich denn"
zur zeit mit aller Schrifft der Biblien"
beweisen will. Last uns allezeitunsers schrei-"
bens copei behalten/ treulich gegeben mitt-"
wochen nach Andreä im jahr 1523.

Thomas Müntzer/ dein bruder im HErrn.

NUM.

Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers ſchrifften.
[Spaltenumbruch]Joh X. Pſ. CXIIX. Luc. X. Denn nach aller
„ſchlachtung ſagts: O Herꝛ ſteh auff vom
„ſchlaf/ warum wendeſt du dein antlitz von mir?
„Hilff mir um deines namens willen/ daß mei-
„ne fuͤſſe auff den ſtein gegruͤndet ſind. Da
„will ich denn ſagen/ du haſts allein gethan/ da
„will ich mir meine lippen nicht laſſen zubinden/
„die gerechtigkeit/ die du allein anfaͤngſt zu ver-
„kuͤndigen in deiner groſſen kirchen/ Pſ. XXXIX.
„Eſa. XXVI.

13. „Auff einen ſolchen grund wird gebauet
„die wahrhafftige Chriſtenheit/ die verſchen iſt
„zum ewigen leben/ Eph. II. Rom. IX. Nach-
„dem/ daß man lerne huͤten und weg thun den
„ſauerteig der boͤßwichtiſchen Gelehrten/ Matt.
„XVI. VII. XXIII.
die auch die reine worte
„Gottes mit ihren wurmfreßigen lahmen ꝛc.
„(mangelt eine zeile) daß ſich die menſchen
„falſch mit einer gedichteten weiſe mit unver-
„ſuchtem glauben auffbruͤſten/ und meinen/ ſie
„wollen aller anfechtung manns gnug ſeyn mit
„ihren promiſſen/ ſo ſie doch nicht lernen/ wie
„ein menſch moͤge dazu kommen.

„14. Siehe an/ du auserwehlter bruder/
„das ſechszehende capitel Matthaͤl durch
„und durch in allen worten/ da wirſtu finden/
„daß niemand in Chriſtum glauben kan/ er
„muß ihm zuvor gleich werden/ durch den un-
„glauben/ ſo ihn der auserwehlte erfindet/ ver-
„laͤſt er allen ſeinen gedichteten glauben/ Joh.
„XIII. Matth. VII. Jerem. IIX.
Alles/ das er
„nach der weiſe der Schrifft gelernet/ gehoͤrt
„oder geleſen hat/ denn er ſieht/ daß kein aͤuſ-
„ſerliches gezeugnis kan ihm kein weſen ma-
„chen; ſondern dienet allein dazu/ dazu es ge-
„ſchaffen iſt/ darum kehrt er ſich nicht an al-
„les ſagen der unerfahrnen menſchen/ 2. Cor.
„III. Matth. VII. 2. Petr. II.
ſondern iſt emſig
„auf die offenbarung/ wie Petrus/ der fuͤr al-
„len erfaͤhrt/ ſagend/ ich weiß fuͤrwahr/ daß
„Chriſtus des lebendigen GOttes Sohn iſt/
Matth. XIV. XVI. Denn der unglaube/ in
„meinem fleiſch und blut verdeckt/ iſt uͤber-
„wunden/ faſt zum theil durch die begier/ die
„das ſenffkorn und guten ſauerteig durchfreſ-
„ſen und dringen/ machen den durchbruch in
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„gegentheil muß man erlitten haben. Es muß
„die hoͤlle erſt erlitten werden/ ſoll man ſich
„anderſt huͤten fuͤr der hinterliſt der ſchlingen-
„den pforten. Es iſt nicht ein annehmen des
„verdammten und auserwehlten/ der Gottloſe
„nimmt die Schrifft an gerne uͤber die maß/
Pſal. XLIIX. Eſa. XXIX. da ein ander vor
„ihn leidet/ da bauet er ſtarcken glauben/ da
„es aber gilt anzuſehen das laͤmmlein/ das das
„buch aufſchleuſt/ da will er ſeine ſeele nicht
„verlieren (mangelt eine zeile) ſich mit kla-
„ren texten behelffen/ das iſt falſch.

„Wann dem gelehrten nach menſchlicher
„weiſe fuͤrgetragen wird die gantze Schrifft/
„ſo kan er ſie doch nicht/ ſolt er auch von ein-
„ander praſten/ er muß erwarten/ daß ſie ihm
„eroͤffnet werde mit dem ſchluͤſſel Davids/ auf
„der kelter/ da er zerknirſchet wird/ Pſ. XXXIX.
„Eſa. XXII.
in aller ſeiner angenom̃enen weiſe/
„daß er alſo armgeiſtig wird/ daß er gar keinen
„glauben bey ihm befindet/ denn allein/ daß er
„gern wolte recht glauben/ Luc. IV. Eſ. LXI.
„Luc. XVII. 2. Cor. IV.
das iſt dann der glau-
[Spaltenumbruch] be/ der ſo klein wird wie ein ſenff korn/ da muß“
der minſch ſehen/ wie er das werck GOttes“
erdulde/ daß er von tag zu tag zunehme in der“
erkaͤntnis Gottes. Da wird der menſch allein“
von GOTT gar mit einander/ und von kei-“
ner creatur gelehrt/ was alle creaturen wiſſen/“
iſt ihm eine bittere galle/ nach dem/ daß es iſt“
eine verkehrte weiſe/ fuͤr welcher Gott alle ſei-“
ne auserwehlten behute uñ errette nach dem/“
daß ſie darein gefallen ſeyn. Das gebe Chri-“
ſtus/ Amen.„

Schreiben an den Schoͤſſer zu Alſtaͤdt.

Eins/ lieber bruder/ iſt vergeſſen in meiner“
antwort auf das/ daß Chriſto allein das leiden“
wird zugelegt/ gleich wie wir nichts duͤrffen“
leiden/ nach dem er wahrhafftig fuͤr unſere“
ſuͤnde hat gelitten. Jſt daruͤber aufzumercken/“
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V.
Chriſtus aber das gegentheil/ der unge-“
horſam der creaturen wird widerbracht/ durch“
den gehorſam des worts/ welches fleiſch“
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Chꝛiſto als ein haupt geſchehen iſt. Darum hat“
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Jch erfuͤlle das/ das dem leiden CHRIſti“
hinterſtellig iſt; vor ſeinen leib leidet die kirche.“
Paulus mochte fuͤr die kirchen nicht leiden/ deñ“
allein wie ein glied/ das ſeines amts wartet.“
Wir alle muͤſſen den fußſtapffen Chriſti nach-“
folgen 1. P. II. und IV. mit ſolchen gedancken“
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ſchen/ die mit ſinnlicher weiſe die werck-heili-“
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verſuchte menſchen/ Matth. V. 1. Tim. I. 2.“
Tim. I.
ſollen keine ſeelwaͤrter ſeyn/ ſondern“
noch lange zeit Catechumeni, das iſt fleißige“
ſchuͤler ſeines Goͤttlichen wercks/ und nicht“
eher lehren/ ſie waͤren denn von GOtt gelehrt“
Joh. VI. Eſa. L. 4. Jer. XXI. Diß mein ſchrei-“
ben iſt noch unbequem (mangelt eine zeil)“
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in meinen capiteln der Schrifft nicht geden-“
cken um zerſtoͤrung der fleiſchlichen Schrifft-“
gelehrten willen/ denn der gedichtete glaube“
hat daſelbſt aller buͤberey ſtatt gegeben/ darum“
kan es dißmal nicht gedruckt werden/ dann es“
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(nach ihꝛem beduͤncken) ausginge. Jhꝛſolt auch“
wiſſen/ daß ſie dieſe lehre dem Abt Joachim“
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gelium in groſſem ſpott. Jch habe ihn allein“
uͤber Jeremiam geleſen. Aber meine lehre iſt“
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zur zeit mit aller Schrifft der Biblien“
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Thomas Muͤntzer/ dein bruder im HErꝛn.

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[202/0498] Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers ſchrifften. „Joh X. Pſ. CXIIX. Luc. X. Denn nach aller „ſchlachtung ſagts: O Herꝛ ſteh auff vom „ſchlaf/ warum wendeſt du dein antlitz von mir? „Hilff mir um deines namens willen/ daß mei- „ne fuͤſſe auff den ſtein gegruͤndet ſind. Da „will ich denn ſagen/ du haſts allein gethan/ da „will ich mir meine lippen nicht laſſen zubinden/ „die gerechtigkeit/ die du allein anfaͤngſt zu ver- „kuͤndigen in deiner groſſen kirchen/ Pſ. XXXIX. „Eſa. XXVI. 13. „Auff einen ſolchen grund wird gebauet „die wahrhafftige Chriſtenheit/ die verſchen iſt „zum ewigen leben/ Eph. II. Rom. IX. Nach- „dem/ daß man lerne huͤten und weg thun den „ſauerteig der boͤßwichtiſchen Gelehrten/ Matt. „XVI. VII. XXIII. die auch die reine worte „Gottes mit ihren wurmfreßigen lahmen ꝛc. „(mangelt eine zeile) daß ſich die menſchen „falſch mit einer gedichteten weiſe mit unver- „ſuchtem glauben auffbruͤſten/ und meinen/ ſie „wollen aller anfechtung manns gnug ſeyn mit „ihren promiſſen/ ſo ſie doch nicht lernen/ wie „ein menſch moͤge dazu kommen. „14. Siehe an/ du auserwehlter bruder/ „das ſechszehende capitel Matthaͤl durch „und durch in allen worten/ da wirſtu finden/ „daß niemand in Chriſtum glauben kan/ er „muß ihm zuvor gleich werden/ durch den un- „glauben/ ſo ihn der auserwehlte erfindet/ ver- „laͤſt er allen ſeinen gedichteten glauben/ Joh. „XIII. Matth. VII. Jerem. IIX. Alles/ das er „nach der weiſe der Schrifft gelernet/ gehoͤrt „oder geleſen hat/ denn er ſieht/ daß kein aͤuſ- „ſerliches gezeugnis kan ihm kein weſen ma- „chen; ſondern dienet allein dazu/ dazu es ge- „ſchaffen iſt/ darum kehrt er ſich nicht an al- „les ſagen der unerfahrnen menſchen/ 2. Cor. „III. Matth. VII. 2. Petr. II. ſondern iſt emſig „auf die offenbarung/ wie Petrus/ der fuͤr al- „len erfaͤhrt/ ſagend/ ich weiß fuͤrwahr/ daß „Chriſtus des lebendigen GOttes Sohn iſt/ „Matth. XIV. XVI. Denn der unglaube/ in „meinem fleiſch und blut verdeckt/ iſt uͤber- „wunden/ faſt zum theil durch die begier/ die „das ſenffkorn und guten ſauerteig durchfreſ- „ſen und dringen/ machen den durchbruch in „allem unglauben/ verzweiffeln/ und alle hohe „gegentheil muß man erlitten haben. Es muß „die hoͤlle erſt erlitten werden/ ſoll man ſich „anderſt huͤten fuͤr der hinterliſt der ſchlingen- „den pforten. Es iſt nicht ein annehmen des „verdammten und auserwehlten/ der Gottloſe „nimmt die Schrifft an gerne uͤber die maß/ „Pſal. XLIIX. Eſa. XXIX. da ein ander vor „ihn leidet/ da bauet er ſtarcken glauben/ da „es aber gilt anzuſehen das laͤmmlein/ das das „buch aufſchleuſt/ da will er ſeine ſeele nicht „verlieren (mangelt eine zeile) ſich mit kla- „ren texten behelffen/ das iſt falſch. „Wann dem gelehrten nach menſchlicher „weiſe fuͤrgetragen wird die gantze Schrifft/ „ſo kan er ſie doch nicht/ ſolt er auch von ein- „ander praſten/ er muß erwarten/ daß ſie ihm „eroͤffnet werde mit dem ſchluͤſſel Davids/ auf „der kelter/ da er zerknirſchet wird/ Pſ. XXXIX. „Eſa. XXII. in aller ſeiner angenom̃enen weiſe/ „daß er alſo armgeiſtig wird/ daß er gar keinen „glauben bey ihm befindet/ denn allein/ daß er „gern wolte recht glauben/ Luc. IV. Eſ. LXI. „Luc. XVII. 2. Cor. IV. das iſt dann der glau- be/ der ſo klein wird wie ein ſenff korn/ da muß“ der minſch ſehen/ wie er das werck GOttes“ erdulde/ daß er von tag zu tag zunehme in der“ erkaͤntnis Gottes. Da wird der menſch allein“ von GOTT gar mit einander/ und von kei-“ ner creatur gelehrt/ was alle creaturen wiſſen/“ iſt ihm eine bittere galle/ nach dem/ daß es iſt“ eine verkehrte weiſe/ fuͤr welcher Gott alle ſei-“ ne auserwehlten behute uñ errette nach dem/“ daß ſie darein gefallen ſeyn. Das gebe Chri-“ ſtus/ Amen.„ Schreiben an den Schoͤſſer zu Alſtaͤdt. Eins/ lieber bruder/ iſt vergeſſen in meiner“ antwort auf das/ daß Chriſto allein das leiden“ wird zugelegt/ gleich wie wir nichts duͤrffen“ leiden/ nach dem er wahrhafftig fuͤr unſere“ ſuͤnde hat gelitten. Jſt daruͤber aufzumercken/“ aus welcher zartheit uns ſolche unziemliche ru-“ he in unbillicher vortragung wird entdecket. A-“ dam iſt ein muſter Chriſti im Schatten. Rom.“ V. Chriſtus aber das gegentheil/ der unge-“ horſam der creaturen wird widerbracht/ durch“ den gehorſam des worts/ welches fleiſch“ geworden in natur/ wie unſere fleiſchliche na-“ tur/ zum theil nach des glaubens wirckung/“ muß im theil abnehmen/ wie es im gantzen“ Chꝛiſto als ein haupt geſchehen iſt. Darum hat“ Chriſtus den gantzen ſchaden Adams gebuͤſt/“ daß ſich die theile zum gantzen halten ſollen/“ wie der heilige bothe GOttes klaͤrlich ſagt:“ Jch erfuͤlle das/ das dem leiden CHRIſti“ hinterſtellig iſt; vor ſeinen leib leidet die kirche.“ Paulus mochte fuͤr die kirchen nicht leiden/ deñ“ allein wie ein glied/ das ſeines amts wartet.“ Wir alle muͤſſen den fußſtapffen Chriſti nach-“ folgen 1. P. II. und IV. mit ſolchen gedancken“ geruͤſtet ſeyn/ da hilfft keine gloſſe zu der men-“ ſchen/ die mit ſinnlicher weiſe die werck-heili-“ gen uͤberwinden/ nach ihren beduͤncken/ ſo ſie“ die welt noch hoͤher vergifften mit ihrem ge-“ dichteten glauben/ dann die andern mit toͤlpe-“ liſchen wercken/ darum daß in guts unterſchied“ gebricht/ ſeind ſie noch Neophyti/ daß ſeind un-“ verſuchte menſchen/ Matth. V. 1. Tim. I. 2.“ Tim. I. ſollen keine ſeelwaͤrter ſeyn/ ſondern“ noch lange zeit Catechumeni, das iſt fleißige“ ſchuͤler ſeines Goͤttlichen wercks/ und nicht“ eher lehren/ ſie waͤren denn von GOtt gelehrt“ Joh. VI. Eſa. L. 4. Jer. XXI. Diß mein ſchrei-“ ben iſt noch unbequem (mangelt eine zeil)“ nach allen capiteln die Schrifft auch erklaͤren/“ in meinen capiteln der Schrifft nicht geden-“ cken um zerſtoͤrung der fleiſchlichen Schrifft-“ gelehrten willen/ denn der gedichtete glaube“ hat daſelbſt aller buͤberey ſtatt gegeben/ darum“ kan es dißmal nicht gedruckt werden/ dann es“ alſo ungewapnet wider die wolgeruͤſteten“ (nach ihꝛem beduͤncken) ausginge. Jhꝛſolt auch“ wiſſen/ daß ſie dieſe lehre dem Abt Joachim“ zuſchreiben/ und heiſſen ſie ein ewiges Evan-“ gelium in groſſem ſpott. Jch habe ihn allein“ uͤber Jeremiam geleſen. Aber meine lehre iſt“ hoch droben/ ich nehme ſie von ihm nicht an/“ ſondern vom ausreden GOttes/ wie ich denn“ zur zeit mit aller Schrifft der Biblien“ beweiſen will. Laſt uns allezeitunſers ſchrei-“ bens copei behalten/ treulich gegeben mitt-“ wochen nach Andreaͤ im jahr 1523. Thomas Muͤntzer/ dein bruder im HErꝛn. NUM.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/498>, abgerufen am 25.04.2024.