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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Gegen-Bericht.

Auff eine läster-schrifft/ genannt David
Georgs aus Holland/ deß ertz-ketzers/ warhaff-
tige historie seines lebens und verführischer leh-
re. Gedruckt im jahr 1559.

Joh. 7. v. 51.

Richtet unser gesetz auch einen men-
schen/ ehe man ihn verhöret/ und erken-
net/ was er thut?

Actor. 5. v. 38. 39.

Lasset ab von diesen menschen/ und
lasset sie fahren. Jst der rath oder das
werck auß den menschen/ so wirds unter-
gehen. Jsts aber auß GOtt/ so könnet
ihrs nicht dämpffen/ auff daß ihr nicht
erfunden werdet/ als die wider GOTT
streiten wollen.

Vorrede.
An den geneigten Leser.

Wann ein natürlicher mensch nichts
schmertzlicher empfindet/ als daß sein weib/
kinder oder anverwandten unrecht leiden/ und
dahero nicht unterlässet ihnen allen beystand zu
leysten; so ist es leicht zu erachten/ daß es einem
GOtt-liebenden menschen wehe thun müsse/
wann er höret und sihet/ daß man seinem
Herrn/ und liebhaber GOttes so schändlich
mit lügen/ gewalt und andern sachen zusetzet.
Wann ich dann vor meine person aus Christli-
cher liebe sehe und vernehme/ daß man solches
auch dem frommen Georg angethan/ und noch
täglich anthut/ so habe ich lange zeit gewartet/
ob sich einer finden möchte/ der ihn wider seine
beschuldiger defendirte/ und seine lehre verant-
wortete; Weil sich aber niemand darzu ge-
funden hat/ habe ich mich sehr verwundert über
die langmuth der Davidianer/ als die darin-
nen alle Secten/ auch mich selbst/ auff erden ü-
bertreffen/ welches mich dann veranlasset/ deß
David Georgs bücher mit langmuth durchzu-
lesen und zu untersuchen/ und da ichs gelesen/
sind meine augen jemehr eröffnet; also daß ich
mich nicht länger enthalten können/ meine mey-
nung auffzusetzen/ und diesen mann zu defendi-
ren/ und der grossen tyranney (welche der
Spanischen inquisition nicht ungleich ist) zu
wiedersprechen/ nach dem exempel des Daniels
wider die kläger der Susannen. Bitte dich
dahero/ geneigter Leser/ daß du die stich-reden
wider die glaubigen wohl untersuchen wollest/
als welche mit vielen unwarheiten pflegen ver-
mischet zu seyn/ wie zu sehen auß dem exempel
der Aposteln 2. Corinth. cap. 6. Urtheile nicht
von einer sache/ die dir unbekannt ist; Den-
cke an das exempel deß grossen GOTTES/
welcher selbst das gerichte/ das von Sodom
und Gomorra für ihn gekommen/ untersuchet
hat/ ob es sich auch also verhielte/ Genes. c. 18.
Laß dir dieses exempel zu hertzen gehen/ auff daß
du sorgfältig untersuchest/ ob das gerüchte
wahr seye/ weil du dich sonsten sehr versündigen
[Spaltenumbruch] kanst/ weil alle falsche zeugen/ die sich gegen den
gerechten setzen/ in das gerechte gerichte GOt-
tes fallen werden. Esaiä cap. 54. vers. 17. De-
rohalben ruffe ich mit dem gerechten Daniel ü-
ber die falschen richter und beschuldiger/ und
zwar zur unschuld der verklagten: Jch bin
reine von diesem blute/ warum seyd ihr so
verkehret mit euerem urtheilen; Jhr habt
verdammet die tochter Jsraelis/ kehret wie-
der zum gerichte/ weil sie ein falsches zeugnis
wider sie außgesprochen; Wie ich solches
auß ihren eigenen läster-büchern beweisen
will.

Gegen-Bericht.
Auff ein Läster-buch von Da-
vid Georg.

Höret zu/ ihr verkehrte Gelehrten/ euer eigen
zeugnis/ ob ihr nicht in euerem urtheil gefeh-
let habt/ und euch selbst wiedersprochen; Jhr
gebet erstlich dem David das zeugnis/ daß er
wohl gelebet/ und rühmet seine lehre noch zur
ewigen schande; Hernacher aber blamiret
ihr ihn in seiner lehre und leben/ wie solches in
euerem buche zu sehen fol. 6. Da es heist:
So lange er zu Basel gewohnet hat/ hat er sich
vor jedermann mit seinem weibe und kindern
so erwiesen/ als einem guten burger zustehet/
mit unterhaltung aller bürgerlichen gerechtig-
keiten/ gebrauch deß Gottesdienstes/ mit
allmosen geben/ besuchung der krancken/ ret-
tung der nothleidenden/ und dergleichen stü-
cken etc. Jtem fol. 7. Er führete einen ziem-
lichen pracht und schein in seiner haußhaltung;
ob dieselbige gleich groß ware/ so ware sie doch
so eingerichtet/ daß es im friede zugieng; Ein
jeder hatte was zu thun/ und waren alle sachen
in einer so grossen haußhaltung eingerichtet/
daß ein jeder wuste/ was er thun solte/ und
ward niemand über vermögen worzu gezwun-
gen.

Folgen die zeugnisse/ die ihr gebet von
seiner lehre/ fol. 53. Vor das erste hat er
sehr die verläugnung seiner/ das ab-
sterben seiner begierden/ gelehret und ge-
trieben.

Antwort.

Hierauff ward er nun von euch falschheit
beschuldiget/ daß er in allem solte das wieder-
spiel gethan haben/ sich in allen lastern der welt
weltzende. Aber höret die antwort/ und ur-
theilet nicht nach dem ansehen/ sondern urthei-
let ein recht gerichte. Joan. cap. 6. vers. 24.
Jst dieses letzte wahr/ so ist das erste lügen;
Warum gebet ihr dann so ein gutzeugnis von
seinem leben und haußhaltung. Entweder
das erste oder das letzte muß lügen seyn. Jst
es lügen; Warum gebet ihr dann ein gut zeug-
nis? Jst es wahr; Wehe euch dann/ so müst
ihr eine ewige schande euch zuziehen/ daß ihr den
gerechten wider euer eigen gewissen blamiret/
und wider euch selbst schreibet. Jhr schreibet
weiter: Daß er gelehret habe die demuth/
aber sich selbst mit seinen kindern in al-
lem pracht auffgeführet/ wie die gantze
stadt und land schafft Basel weiß.

Ant-
Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Gegen-Bericht.

Auff eine laͤſter-ſchrifft/ genannt David
Georgs aus Holland/ deß ertz-ketzers/ warhaff-
tige hiſtorie ſeines lebens und verfuͤhriſcher leh-
re. Gedruckt im jahr 1559.

Joh. 7. v. 51.

Richtet unſer geſetz auch einen men-
ſchen/ ehe man ihn verhoͤret/ und erken-
net/ was er thut?

Actor. 5. v. 38. 39.

Laſſet ab von dieſen menſchen/ und
laſſet ſie fahren. Jſt der rath oder das
werck auß den menſchen/ ſo wirds unter-
gehen. Jſts aber auß GOtt/ ſo koͤnnet
ihrs nicht daͤmpffen/ auff daß ihr nicht
erfunden werdet/ als die wider GOTT
ſtreiten wollen.

Vorrede.
An den geneigten Leſer.

Wann ein natuͤrlicher menſch nichts
ſchmertzlicher empfindet/ als daß ſein weib/
kinder oder anverwandten unrecht leiden/ und
dahero nicht unterlaͤſſet ihnen allen beyſtand zu
leyſten; ſo iſt es leicht zu erachten/ daß es einem
GOtt-liebenden menſchen wehe thun muͤſſe/
wann er hoͤret und ſihet/ daß man ſeinem
Herrn/ und liebhaber GOttes ſo ſchaͤndlich
mit luͤgen/ gewalt und andern ſachen zuſetzet.
Wann ich dann vor meine perſon aus Chriſtli-
cher liebe ſehe und vernehme/ daß man ſolches
auch dem frommen Georg angethan/ und noch
taͤglich anthut/ ſo habe ich lange zeit gewartet/
ob ſich einer finden moͤchte/ der ihn wider ſeine
beſchuldiger defendirte/ und ſeine lehre verant-
wortete; Weil ſich aber niemand darzu ge-
funden hat/ habe ich mich ſehr verwundert uͤber
die langmuth der Davidianer/ als die darin-
nen alle Secten/ auch mich ſelbſt/ auff erden uͤ-
bertreffen/ welches mich dann veranlaſſet/ deß
David Georgs buͤcher mit langmuth durchzu-
leſen und zu unterſuchen/ und da ichs geleſen/
ſind meine augen jemehr eroͤffnet; alſo daß ich
mich nicht laͤnger enthalten koͤnnen/ meine mey-
nung auffzuſetzen/ und dieſen mann zu defendi-
ren/ und der groſſen tyranney (welche der
Spaniſchen inquiſition nicht ungleich iſt) zu
wiederſprechen/ nach dem exempel des Daniels
wider die klaͤger der Suſannen. Bitte dich
dahero/ geneigter Leſer/ daß du die ſtich-reden
wider die glaubigen wohl unterſuchen wolleſt/
als welche mit vielen unwarheiten pflegen ver-
miſchet zu ſeyn/ wie zu ſehen auß dem exempel
der Apoſteln 2. Corinth. cap. 6. Urtheile nicht
von einer ſache/ die dir unbekannt iſt; Den-
cke an das exempel deß groſſen GOTTES/
welcher ſelbſt das gerichte/ das von Sodom
und Gomorra fuͤr ihn gekommen/ unterſuchet
hat/ ob es ſich auch alſo verhielte/ Geneſ. c. 18.
Laß dir dieſes exempel zu hertzen gehen/ auff daß
du ſorgfaͤltig unterſucheſt/ ob das geruͤchte
wahr ſeye/ weil du dich ſonſten ſehr verſuͤndigen
[Spaltenumbruch] kanſt/ weil alle falſche zeugen/ die ſich gegen den
gerechten ſetzen/ in das gerechte gerichte GOt-
tes fallen werden. Eſaiaͤ cap. 54. verſ. 17. De-
rohalben ruffe ich mit dem gerechten Daniel uͤ-
ber die falſchen richter und beſchuldiger/ und
zwar zur unſchuld der verklagten: Jch bin
reine von dieſem blute/ warum ſeyd ihr ſo
verkehret mit euerem urtheilen; Jhr habt
verdammet die tochter Jſraelis/ kehret wie-
der zum gerichte/ weil ſie ein falſches zeugnis
wider ſie außgeſprochen; Wie ich ſolches
auß ihren eigenen laͤſter-buͤchern beweiſen
will.

Gegen-Bericht.
Auff ein Laͤſter-buch von Da-
vid Georg.

Hoͤret zu/ ihr verkehrte Gelehrten/ euer eigen
zeugnis/ ob ihr nicht in euerem urtheil gefeh-
let habt/ und euch ſelbſt wiederſprochen; Jhr
gebet erſtlich dem David das zeugnis/ daß er
wohl gelebet/ und ruͤhmet ſeine lehre noch zur
ewigen ſchande; Hernacher aber blâmiret
ihr ihn in ſeiner lehre und leben/ wie ſolches in
euerem buche zu ſehen fol. 6. Da es heiſt:
So lange er zu Baſel gewohnet hat/ hat er ſich
vor jedermann mit ſeinem weibe und kindern
ſo erwieſen/ als einem guten burger zuſtehet/
mit unterhaltung aller buͤrgerlichen gerechtig-
keiten/ gebrauch deß Gottesdienſtes/ mit
allmoſen geben/ beſuchung der krancken/ ret-
tung der nothleidenden/ und dergleichen ſtuͤ-
cken ꝛc. Jtem fol. 7. Er fuͤhrete einen ziem-
lichen pracht und ſchein in ſeiner haußhaltung;
ob dieſelbige gleich groß ware/ ſo ware ſie doch
ſo eingerichtet/ daß es im friede zugieng; Ein
jeder hatte was zu thun/ und waren alle ſachen
in einer ſo groſſen haußhaltung eingerichtet/
daß ein jeder wuſte/ was er thun ſolte/ und
ward niemand uͤber vermoͤgen worzu gezwun-
gen.

Folgen die zeugniſſe/ die ihr gebet von
ſeiner lehre/ fol. 53. Vor das erſte hat er
ſehr die verlaͤugnung ſeiner/ das ab-
ſterben ſeiner begierden/ gelehret und ge-
trieben.

Antwort.

Hierauff ward er nun von euch falſchheit
beſchuldiget/ daß er in allem ſolte das wieder-
ſpiel gethan haben/ ſich in allen laſtern der welt
weltzende. Aber hoͤret die antwort/ und ur-
theilet nicht nach dem anſehen/ ſondern urthei-
let ein recht gerichte. Joan. cap. 6. verſ. 24.
Jſt dieſes letzte wahr/ ſo iſt das erſte luͤgen;
Warum gebet ihr dann ſo ein gutzeugnis von
ſeinem leben und haußhaltung. Entweder
das erſte oder das letzte muß luͤgen ſeyn. Jſt
es luͤgen; Warum gebet ihr dann ein gut zeug-
nis? Jſt es wahr; Wehe euch dann/ ſo muͤſt
ihr eine ewige ſchande euch zuziehen/ daß ihr den
gerechten wider euer eigen gewiſſen blâmiret/
und wider euch ſelbſt ſchreibet. Jhr ſchreibet
weiter: Daß er gelehret habe die demuth/
aber ſich ſelbſt mit ſeinen kindern in al-
lem pracht auffgefuͤhret/ wie die gantze
ſtadt und land ſchafft Baſel weiß.

Ant-
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[247/0543] Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. Gegen-Bericht. Auff eine laͤſter-ſchrifft/ genannt David Georgs aus Holland/ deß ertz-ketzers/ warhaff- tige hiſtorie ſeines lebens und verfuͤhriſcher leh- re. Gedruckt im jahr 1559. Joh. 7. v. 51. Richtet unſer geſetz auch einen men- ſchen/ ehe man ihn verhoͤret/ und erken- net/ was er thut? Actor. 5. v. 38. 39. Laſſet ab von dieſen menſchen/ und laſſet ſie fahren. Jſt der rath oder das werck auß den menſchen/ ſo wirds unter- gehen. Jſts aber auß GOtt/ ſo koͤnnet ihrs nicht daͤmpffen/ auff daß ihr nicht erfunden werdet/ als die wider GOTT ſtreiten wollen. Vorrede. An den geneigten Leſer. Wann ein natuͤrlicher menſch nichts ſchmertzlicher empfindet/ als daß ſein weib/ kinder oder anverwandten unrecht leiden/ und dahero nicht unterlaͤſſet ihnen allen beyſtand zu leyſten; ſo iſt es leicht zu erachten/ daß es einem GOtt-liebenden menſchen wehe thun muͤſſe/ wann er hoͤret und ſihet/ daß man ſeinem Herrn/ und liebhaber GOttes ſo ſchaͤndlich mit luͤgen/ gewalt und andern ſachen zuſetzet. Wann ich dann vor meine perſon aus Chriſtli- cher liebe ſehe und vernehme/ daß man ſolches auch dem frommen Georg angethan/ und noch taͤglich anthut/ ſo habe ich lange zeit gewartet/ ob ſich einer finden moͤchte/ der ihn wider ſeine beſchuldiger defendirte/ und ſeine lehre verant- wortete; Weil ſich aber niemand darzu ge- funden hat/ habe ich mich ſehr verwundert uͤber die langmuth der Davidianer/ als die darin- nen alle Secten/ auch mich ſelbſt/ auff erden uͤ- bertreffen/ welches mich dann veranlaſſet/ deß David Georgs buͤcher mit langmuth durchzu- leſen und zu unterſuchen/ und da ichs geleſen/ ſind meine augen jemehr eroͤffnet; alſo daß ich mich nicht laͤnger enthalten koͤnnen/ meine mey- nung auffzuſetzen/ und dieſen mann zu defendi- ren/ und der groſſen tyranney (welche der Spaniſchen inquiſition nicht ungleich iſt) zu wiederſprechen/ nach dem exempel des Daniels wider die klaͤger der Suſannen. Bitte dich dahero/ geneigter Leſer/ daß du die ſtich-reden wider die glaubigen wohl unterſuchen wolleſt/ als welche mit vielen unwarheiten pflegen ver- miſchet zu ſeyn/ wie zu ſehen auß dem exempel der Apoſteln 2. Corinth. cap. 6. Urtheile nicht von einer ſache/ die dir unbekannt iſt; Den- cke an das exempel deß groſſen GOTTES/ welcher ſelbſt das gerichte/ das von Sodom und Gomorra fuͤr ihn gekommen/ unterſuchet hat/ ob es ſich auch alſo verhielte/ Geneſ. c. 18. Laß dir dieſes exempel zu hertzen gehen/ auff daß du ſorgfaͤltig unterſucheſt/ ob das geruͤchte wahr ſeye/ weil du dich ſonſten ſehr verſuͤndigen kanſt/ weil alle falſche zeugen/ die ſich gegen den gerechten ſetzen/ in das gerechte gerichte GOt- tes fallen werden. Eſaiaͤ cap. 54. verſ. 17. De- rohalben ruffe ich mit dem gerechten Daniel uͤ- ber die falſchen richter und beſchuldiger/ und zwar zur unſchuld der verklagten: Jch bin reine von dieſem blute/ warum ſeyd ihr ſo verkehret mit euerem urtheilen; Jhr habt verdammet die tochter Jſraelis/ kehret wie- der zum gerichte/ weil ſie ein falſches zeugnis wider ſie außgeſprochen; Wie ich ſolches auß ihren eigenen laͤſter-buͤchern beweiſen will. Gegen-Bericht. Auff ein Laͤſter-buch von Da- vid Georg. Hoͤret zu/ ihr verkehrte Gelehrten/ euer eigen zeugnis/ ob ihr nicht in euerem urtheil gefeh- let habt/ und euch ſelbſt wiederſprochen; Jhr gebet erſtlich dem David das zeugnis/ daß er wohl gelebet/ und ruͤhmet ſeine lehre noch zur ewigen ſchande; Hernacher aber blâmiret ihr ihn in ſeiner lehre und leben/ wie ſolches in euerem buche zu ſehen fol. 6. Da es heiſt: So lange er zu Baſel gewohnet hat/ hat er ſich vor jedermann mit ſeinem weibe und kindern ſo erwieſen/ als einem guten burger zuſtehet/ mit unterhaltung aller buͤrgerlichen gerechtig- keiten/ gebrauch deß Gottesdienſtes/ mit allmoſen geben/ beſuchung der krancken/ ret- tung der nothleidenden/ und dergleichen ſtuͤ- cken ꝛc. Jtem fol. 7. Er fuͤhrete einen ziem- lichen pracht und ſchein in ſeiner haußhaltung; ob dieſelbige gleich groß ware/ ſo ware ſie doch ſo eingerichtet/ daß es im friede zugieng; Ein jeder hatte was zu thun/ und waren alle ſachen in einer ſo groſſen haußhaltung eingerichtet/ daß ein jeder wuſte/ was er thun ſolte/ und ward niemand uͤber vermoͤgen worzu gezwun- gen. Folgen die zeugniſſe/ die ihr gebet von ſeiner lehre/ fol. 53. Vor das erſte hat er ſehr die verlaͤugnung ſeiner/ das ab- ſterben ſeiner begierden/ gelehret und ge- trieben. Antwort. Hierauff ward er nun von euch falſchheit beſchuldiget/ daß er in allem ſolte das wieder- ſpiel gethan haben/ ſich in allen laſtern der welt weltzende. Aber hoͤret die antwort/ und ur- theilet nicht nach dem anſehen/ ſondern urthei- let ein recht gerichte. Joan. cap. 6. verſ. 24. Jſt dieſes letzte wahr/ ſo iſt das erſte luͤgen; Warum gebet ihr dann ſo ein gutzeugnis von ſeinem leben und haußhaltung. Entweder das erſte oder das letzte muß luͤgen ſeyn. Jſt es luͤgen; Warum gebet ihr dann ein gut zeug- nis? Jſt es wahr; Wehe euch dann/ ſo muͤſt ihr eine ewige ſchande euch zuziehen/ daß ihr den gerechten wider euer eigen gewiſſen blâmiret/ und wider euch ſelbſt ſchreibet. Jhr ſchreibet weiter: Daß er gelehret habe die demuth/ aber ſich ſelbſt mit ſeinen kindern in al- lem pracht auffgefuͤhret/ wie die gantze ſtadt und land ſchafft Baſel weiß. Ant-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/543>, abgerufen am 25.04.2024.