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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Hier zeuget ihr schon wider euch
selbst/ wie solches euere eigene worte weisen.
fol. 5.

Text:

Der mann war eines ehrbaren ge-
sichts/ einer freyen gestalt/ wie ein
frommer mann seyn solte: Er hatte
einen wohlgestalten leib/ einen gel-
ben bart/ graue augen/ welche ihm
in dem kopffe gläntzeten; Er redete
ernsthafftig/ aber sanffte: Seine gan-
tze gestalt deß leibes war so beschaffen/
als wann die frömmigkeit allein bey
ihme wohnete; Zudeme ware er mit
den seinigen dergestalt gekleydet/ daß
man nichts abnehmen konte/ als wann
er was anders im schilde führete: Sum-
ma/ es hätte niemand anders sehen
können/ als daß er ein ehrlicher mann
wäre/ der warheit und gerechtigkeit
lieb hätte/ so gar eigentlich schickte
sich alles zusammen etc.
Was düncket
euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ kömt
euer zeugnis auch hier überein? Ferner
schreibet ihr auch
fol. 35. Daß er habe
die gelassenheit gelehret/ aber selbst in
aller frechheit/ stoltze und hochmuth
gelebet.

Antwort:

Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen
zeugnissen von seiner haußhaltung fol. 7. Und
ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und stille zu-
gienge/ und daß niemand über vermögen wä-
re beschweret worden etc. Sehet hier euere ei-
gene worte wohl an; Sind sie nicht euch selbst
zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe
euch/ schämen müst ihr euch über solche offen-
bahre lügen; Was düncket euch; Jst diß
nicht falsche zeugnis geben? Zum vierten
schreibet ihr auch: Daß er gelehret habe
keuschheit/ reinigkeit/ aber selbst mit sei-
nen reden und thaten das wiederspiel be-
wiesen.

Antwort.

Die lehre halte ich für recht und gut: wor-
mit er aber seye behafftet gewesen/ das bewei-
sen gnug seine schrifften/ und ist denen am be-
sten bekannt/ die Christo in der wieder geburt
nach folgen; Dann ich sehe offentlich/ daß
dieses euer zeugnis so wahr seye/ wie die vorher-
gehende/ und dahero für eine offenbahre lügen
müsse gehalten werden. Jhr soltet den split-
ter in euers bruders auge so lange stecken las-
sen/ biß ihr den balcken auß euern augen her-
auß gerissen. Nun/ wie recht ihr gehandelt
habt/ soll der HERR mit der zeit entdecken/
und die/ die auff andere steine geworffen (die
doch nicht ohne sünden sind) ihre eigene steine
auff ihren eigenen kopff lassen kommen/ wann
es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/
und falsche zeugnis gegeben/ und einstimmig
wider den gerechten David Georg mit falschem
gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann
die zeit ist bald gekommen/ daß diese falsche rich-
[Spaltenumbruch] ter von den andern geschieden/ aus dem richter-
stul sollen gestossen werden: Alsdann soll
man befinden/ wie ungerecht deß Canaans sa-
men geurtheilet/ die unschuldige unterdruckt/
und die schuldigen freygelassen hat. Nun weiß
ich/ ihr werdet hierauff viel zu sagen wissen/ als/
dem David seye kein unrecht geschehen in denen
stücken/ die die Gelehrten aus seinen schrifften
gezogen/ und fürnehmlich die eylff Artickuln/
warum er in seiner lehre für einen ertz-ketzer seye
gehalten worden/ wären gnugsam in seinen bü-
chern zu finden. Jtem die veranderung seines
namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran-
de stehet:

O unverschämte/ stoltze lügen-red/ wie
recht betretet ihr die fußstapffen euers
Vaters und Meisters? Aber da das blut-
gerichte sie befreyete/ wusten sie wohl an-
derst zu sagen/ blieben derohalben bey ih-
res Vaters und Meisters lehre (darbey
viele ihre ehre und güter auffgesetzet hat-
ten) als die füsse bey seinen Jüngern etc.

Antwort.

Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be-
finde ich denselben sehr lügenhafftig/ neydisch
und partheyisch/ welches ich bald offentlich wie-
derlegen will/ wann ich erst werde antworten
auff beschuldigung/ daß er seinen namen verän-
dert/ und warum solches geschehen seye? Jch
gebe euch erst zu bedencken das gemeine geruff
der bürger fol. 19. War das geschrey wahr/ daß
der verstorbene leib des Davids als ein Gott
verehret würde? Oder aber befand man solches
unwahr? Wer war sonsten hieran ursache als
ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War-
um habt ihr über solche lügen nicht mehr geeyf-
fert/ und die urheber scharff gestraffet? Aber ich
will diß fahren lassen/ und zur verantwortung
kommen: Erstlich ists bekant/ daß der fromme
David nicht aus freyem willen aus Nieder-
land geflüchtet/ sondern durch die blutgierige
Placaten euerer Cananitischen brüder angetrie-
ben/ weil die verfolgung so groß ware/ daß
dieser mann mit weib und kindern hat müssen
von einer stadt in die andere fliehen/ weil sie auff.
sein leib und leben eine grosse summam gelds ge-
setzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge-
bracht/ ihrer güter beraubet und genommen wor-
den. Dardurch ists geschehen/ daß nicht allein
er mit seinem weib und kindern/ sondern auch
viele seiner freunde mit ihme nach Teutschland
gereyset sind/ und versuchet unter protection
der Evangelischen zu Basel zu kommen/ welches
ihnen endlich durch Gottes providenz und gna-
de gegönnet worden/ woselbst sie/ euerem eige-
nen geständnis nach/ sich also verhalten/ wie ihr
fol. 6. bezeuget/ daß sie nichts haben unterlas-
sen/ wormit sie vermeineten/ sich als gute Christ-
liche leute zu beweisen; Wie ihr selber zeuget/
daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey
allen handlungen der bürgerschafft sich gebüh-
rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug-
nis möget ihr selber lesen. Was die verände-
rung seines namens betrifft/ ist die beschuldi-
gung unverantwortlich; Da er in seiner ju-
gend nach der Papisten gewonheit confirmiret
wurde/ ist er von dem Weyh-Bischoff Jo-
hannes genennet worden/ und hat solchen na-
men lange behalten/ aber auff begehren seiner

glau-
Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung.
[Spaltenumbruch]
Antwort.

Hier zeuget ihr ſchon wider euch
ſelbſt/ wie ſolches euere eigene worte weiſen.
fol. 5.

Text:

Der mann war eines ehrbaren ge-
ſichts/ einer freyen geſtalt/ wie ein
frommer mann ſeyn ſolte: Er hatte
einen wohlgeſtalten leib/ einen gel-
ben bart/ graue augen/ welche ihm
in dem kopffe glaͤntzeten; Er redete
ernſthafftig/ aber ſanffte: Seine gan-
tze geſtalt deß leibes war ſo beſchaffen/
als wann die froͤmmigkeit allein bey
ihme wohnete; Zudeme ware er mit
den ſeinigen dergeſtalt gekleydet/ daß
man nichts abnehmen konte/ als wann
er was anders im ſchilde fuͤhrete: Sum-
ma/ es haͤtte niemand anders ſehen
koͤnnen/ als daß er ein ehrlicher mann
waͤre/ der warheit und gerechtigkeit
lieb haͤtte/ ſo gar eigentlich ſchickte
ſich alles zuſammen ꝛc.
Was duͤncket
euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ koͤmt
euer zeugnis auch hier uͤberein? Ferner
ſchreibet ihr auch
fol. 35. Daß er habe
die gelaſſenheit gelehret/ aber ſelbſt in
aller frechheit/ ſtoltze und hochmuth
gelebet.

Antwort:

Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen
zeugniſſen von ſeiner haußhaltung fol. 7. Und
ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und ſtille zu-
gienge/ und daß niemand uͤber vermoͤgen waͤ-
re beſchweret worden ꝛc. Sehet hier euere ei-
gene worte wohl an; Sind ſie nicht euch ſelbſt
zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe
euch/ ſchaͤmen muͤſt ihr euch uͤber ſolche offen-
bahre luͤgen; Was duͤncket euch; Jſt diß
nicht falſche zeugnis geben? Zum vierten
ſchreibet ihr auch: Daß er gelehret habe
keuſchheit/ reinigkeit/ aber ſelbſt mit ſei-
nen reden und thaten das wiederſpiel be-
wieſen.

Antwort.

Die lehre halte ich fuͤr recht und gut: wor-
mit er aber ſeye behafftet geweſen/ das bewei-
ſen gnug ſeine ſchrifften/ und iſt denen am be-
ſten bekannt/ die Chriſto in der wieder geburt
nach folgen; Dann ich ſehe offentlich/ daß
dieſes euer zeugnis ſo wahr ſeye/ wie die vorher-
gehende/ und dahero fuͤr eine offenbahre luͤgen
muͤſſe gehalten werden. Jhr ſoltet den ſplit-
ter in euers bruders auge ſo lange ſtecken laſ-
ſen/ biß ihr den balcken auß euern augen her-
auß geriſſen. Nun/ wie recht ihr gehandelt
habt/ ſoll der HERR mit der zeit entdecken/
und die/ die auff andere ſteine geworffen (die
doch nicht ohne ſuͤnden ſind) ihre eigene ſteine
auff ihren eigenen kopff laſſen kommen/ wann
es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/
und falſche zeugnis gegeben/ und einſtimmig
wider den gerechten David Georg mit falſchem
gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann
die zeit iſt bald gekommen/ daß dieſe falſche rich-
[Spaltenumbruch] ter von den andern geſchieden/ aus dem richter-
ſtul ſollen geſtoſſen werden: Alsdann ſoll
man befinden/ wie ungerecht deß Canaans ſa-
men geurtheilet/ die unſchuldige unterdruckt/
und die ſchuldigen freygelaſſen hat. Nun weiß
ich/ ihr werdet hierauff viel zu ſagen wiſſen/ als/
dem David ſeye kein unrecht geſchehen in denen
ſtuͤcken/ die die Gelehrten aus ſeinen ſchrifften
gezogen/ und fuͤrnehmlich die eylff Artickuln/
warum er in ſeiner lehre fuͤr einen ertz-ketzer ſeye
gehalten worden/ waͤren gnugſam in ſeinen buͤ-
chern zu finden. Jtem die veranderung ſeines
namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran-
de ſtehet:

O unverſchaͤmte/ ſtoltze luͤgen-red/ wie
recht betretet ihr die fußſtapffen euers
Vaters und Meiſters? Aber da das blut-
gerichte ſie befreyete/ wuſten ſie wohl an-
derſt zu ſagen/ blieben derohalben bey ih-
res Vaters und Meiſters lehre (darbey
viele ihre ehre und guͤter auffgeſetzet hat-
ten) als die fuͤſſe bey ſeinen Juͤngern ꝛc.

Antwort.

Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be-
finde ich denſelben ſehr luͤgenhafftig/ neydiſch
und partheyiſch/ welches ich bald offentlich wie-
derlegen will/ wann ich erſt werde antworten
auff beſchuldigung/ daß er ſeinen namen veraͤn-
dert/ und warum ſolches geſchehen ſeye? Jch
gebe euch erſt zu bedencken das gemeine geruff
der buͤrger fol. 19. War das geſchrey wahr/ daß
der verſtorbene leib des Davids als ein Gott
verehret wuͤrde? Oder aber befand man ſolches
unwahr? Wer war ſonſten hieran urſache als
ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War-
um habt ihr uͤber ſolche luͤgen nicht mehr geeyf-
fert/ und die urheber ſcharff geſtraffet? Aber ich
will diß fahren laſſen/ und zur verantwortung
kommen: Erſtlich iſts bekant/ daß der fromme
David nicht aus freyem willen aus Nieder-
land gefluͤchtet/ ſondern durch die blutgierige
Placaten euerer Cananitiſchen bruͤder angetrie-
ben/ weil die verfolgung ſo groß ware/ daß
dieſer mann mit weib und kindern hat muͤſſen
von einer ſtadt in die andere fliehen/ weil ſie auff.
ſein leib und leben eine groſſe ſummam gelds ge-
ſetzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge-
bracht/ ihrer guͤter beraubet und genom̃en wor-
den. Dardurch iſts geſchehen/ daß nicht allein
er mit ſeinem weib und kindern/ ſondern auch
viele ſeiner freunde mit ihme nach Teutſchland
gereyſet ſind/ und verſuchet unter protection
der Evangeliſchen zu Baſel zu kommen/ welches
ihnen endlich durch Gottes providenz und gna-
de gegoͤnnet worden/ woſelbſt ſie/ euerem eige-
nen geſtaͤndnis nach/ ſich alſo verhalten/ wie ihr
fol. 6. bezeuget/ daß ſie nichts haben unterlaſ-
ſen/ wormit ſie vermeineten/ ſich als gute Chriſt-
liche leute zu beweiſen; Wie ihr ſelber zeuget/
daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey
allen handlungen der buͤrgerſchafft ſich gebuͤh-
rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug-
nis moͤget ihr ſelber leſen. Was die veraͤnde-
rung ſeines namens betrifft/ iſt die beſchuldi-
gung unverantwortlich; Da er in ſeiner ju-
gend nach der Papiſten gewonheit confirmiret
wurde/ iſt er von dem Weyh-Biſchoff Jo-
hannes genennet worden/ und hat ſolchen na-
men lange behalten/ aber auff begehren ſeiner

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[248/0544] Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung. Antwort. Hier zeuget ihr ſchon wider euch ſelbſt/ wie ſolches euere eigene worte weiſen. fol. 5. Text: Der mann war eines ehrbaren ge- ſichts/ einer freyen geſtalt/ wie ein frommer mann ſeyn ſolte: Er hatte einen wohlgeſtalten leib/ einen gel- ben bart/ graue augen/ welche ihm in dem kopffe glaͤntzeten; Er redete ernſthafftig/ aber ſanffte: Seine gan- tze geſtalt deß leibes war ſo beſchaffen/ als wann die froͤmmigkeit allein bey ihme wohnete; Zudeme ware er mit den ſeinigen dergeſtalt gekleydet/ daß man nichts abnehmen konte/ als wann er was anders im ſchilde fuͤhrete: Sum- ma/ es haͤtte niemand anders ſehen koͤnnen/ als daß er ein ehrlicher mann waͤre/ der warheit und gerechtigkeit lieb haͤtte/ ſo gar eigentlich ſchickte ſich alles zuſammen ꝛc. Was duͤncket euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ koͤmt euer zeugnis auch hier uͤberein? Ferner ſchreibet ihr auch fol. 35. Daß er habe die gelaſſenheit gelehret/ aber ſelbſt in aller frechheit/ ſtoltze und hochmuth gelebet. Antwort: Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen zeugniſſen von ſeiner haußhaltung fol. 7. Und ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und ſtille zu- gienge/ und daß niemand uͤber vermoͤgen waͤ- re beſchweret worden ꝛc. Sehet hier euere ei- gene worte wohl an; Sind ſie nicht euch ſelbſt zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe euch/ ſchaͤmen muͤſt ihr euch uͤber ſolche offen- bahre luͤgen; Was duͤncket euch; Jſt diß nicht falſche zeugnis geben? Zum vierten ſchreibet ihr auch: Daß er gelehret habe keuſchheit/ reinigkeit/ aber ſelbſt mit ſei- nen reden und thaten das wiederſpiel be- wieſen. Antwort. Die lehre halte ich fuͤr recht und gut: wor- mit er aber ſeye behafftet geweſen/ das bewei- ſen gnug ſeine ſchrifften/ und iſt denen am be- ſten bekannt/ die Chriſto in der wieder geburt nach folgen; Dann ich ſehe offentlich/ daß dieſes euer zeugnis ſo wahr ſeye/ wie die vorher- gehende/ und dahero fuͤr eine offenbahre luͤgen muͤſſe gehalten werden. Jhr ſoltet den ſplit- ter in euers bruders auge ſo lange ſtecken laſ- ſen/ biß ihr den balcken auß euern augen her- auß geriſſen. Nun/ wie recht ihr gehandelt habt/ ſoll der HERR mit der zeit entdecken/ und die/ die auff andere ſteine geworffen (die doch nicht ohne ſuͤnden ſind) ihre eigene ſteine auff ihren eigenen kopff laſſen kommen/ wann es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/ und falſche zeugnis gegeben/ und einſtimmig wider den gerechten David Georg mit falſchem gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann die zeit iſt bald gekommen/ daß dieſe falſche rich- ter von den andern geſchieden/ aus dem richter- ſtul ſollen geſtoſſen werden: Alsdann ſoll man befinden/ wie ungerecht deß Canaans ſa- men geurtheilet/ die unſchuldige unterdruckt/ und die ſchuldigen freygelaſſen hat. Nun weiß ich/ ihr werdet hierauff viel zu ſagen wiſſen/ als/ dem David ſeye kein unrecht geſchehen in denen ſtuͤcken/ die die Gelehrten aus ſeinen ſchrifften gezogen/ und fuͤrnehmlich die eylff Artickuln/ warum er in ſeiner lehre fuͤr einen ertz-ketzer ſeye gehalten worden/ waͤren gnugſam in ſeinen buͤ- chern zu finden. Jtem die veranderung ſeines namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran- de ſtehet: O unverſchaͤmte/ ſtoltze luͤgen-red/ wie recht betretet ihr die fußſtapffen euers Vaters und Meiſters? Aber da das blut- gerichte ſie befreyete/ wuſten ſie wohl an- derſt zu ſagen/ blieben derohalben bey ih- res Vaters und Meiſters lehre (darbey viele ihre ehre und guͤter auffgeſetzet hat- ten) als die fuͤſſe bey ſeinen Juͤngern ꝛc. Antwort. Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be- finde ich denſelben ſehr luͤgenhafftig/ neydiſch und partheyiſch/ welches ich bald offentlich wie- derlegen will/ wann ich erſt werde antworten auff beſchuldigung/ daß er ſeinen namen veraͤn- dert/ und warum ſolches geſchehen ſeye? Jch gebe euch erſt zu bedencken das gemeine geruff der buͤrger fol. 19. War das geſchrey wahr/ daß der verſtorbene leib des Davids als ein Gott verehret wuͤrde? Oder aber befand man ſolches unwahr? Wer war ſonſten hieran urſache als ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War- um habt ihr uͤber ſolche luͤgen nicht mehr geeyf- fert/ und die urheber ſcharff geſtraffet? Aber ich will diß fahren laſſen/ und zur verantwortung kommen: Erſtlich iſts bekant/ daß der fromme David nicht aus freyem willen aus Nieder- land gefluͤchtet/ ſondern durch die blutgierige Placaten euerer Cananitiſchen bruͤder angetrie- ben/ weil die verfolgung ſo groß ware/ daß dieſer mann mit weib und kindern hat muͤſſen von einer ſtadt in die andere fliehen/ weil ſie auff. ſein leib und leben eine groſſe ſummam gelds ge- ſetzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge- bracht/ ihrer guͤter beraubet und genom̃en wor- den. Dardurch iſts geſchehen/ daß nicht allein er mit ſeinem weib und kindern/ ſondern auch viele ſeiner freunde mit ihme nach Teutſchland gereyſet ſind/ und verſuchet unter protection der Evangeliſchen zu Baſel zu kommen/ welches ihnen endlich durch Gottes providenz und gna- de gegoͤnnet worden/ woſelbſt ſie/ euerem eige- nen geſtaͤndnis nach/ ſich alſo verhalten/ wie ihr fol. 6. bezeuget/ daß ſie nichts haben unterlaſ- ſen/ wormit ſie vermeineten/ ſich als gute Chriſt- liche leute zu beweiſen; Wie ihr ſelber zeuget/ daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey allen handlungen der buͤrgerſchafft ſich gebuͤh- rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug- nis moͤget ihr ſelber leſen. Was die veraͤnde- rung ſeines namens betrifft/ iſt die beſchuldi- gung unverantwortlich; Da er in ſeiner ju- gend nach der Papiſten gewonheit confirmiret wurde/ iſt er von dem Weyh-Biſchoff Jo- hannes genennet worden/ und hat ſolchen na- men lange behalten/ aber auff begehren ſeiner glau-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/544>, abgerufen am 28.03.2024.