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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/
[Spaltenumbruch] durch das böse erkant/ und der mensch als in
einem spiegel/ sein selbst verderben sehen und
schauen mag/ damit er verursachet werde sich
selbst zu mißtrauen/ und einen greuel und ab-
scheu an sich zu haben/ wie er dann gewißlich
in der warheit soll und muß. Nur daß er als-
dann nicht ohne tröster zu lange verharrend er-
funden werde.

Das 9. Capitel.

Hierzu muß nun GOtt erst aus gnaden ein
auge zu sehen geben/ soll man anders zu solcher
erkäntnis kommen/ nemlich eine andere ge-
burt aus geist und warheit/ und selbige durchs
wort und krafft des glaubens hervor bringen/
welche Jmmanuel genannt ist/ durch dessen
auge wir alle das greuliche tödtliche übel und
das höchste ewige gut im lichte vermercken/
unterscheiden/ und mit dem verstande das ei-
ne erwehlen/ das andere aber verwerffen kön-
nen/ wie ihr dann wisset/ daß solches nicht
eher seyn kan/ nemlich/ das gute erwehlen und
das böse verwerffen können/ bevorn beyde eins
aus dem andern/ wie es ewig bey GOTT ist/
dem mensche des glaubens durch sothanige au-
gen geöffnet/ und zu sehen gegeben werde.
Darum lasts euch nicht verwundern/ dann
nun solt ihr mit augen sehen/ daß der mund des
HERRN über dieser geburt gesprochen hat:
GOtt mit uns. Aber so diese geburt/ das
kind Jmmanuel nicht kommt/ da bleibet alle
blindheit/ irrthum und finsternis/ und GOtt
ist allda nicht mit/ man kan und mag auch
solchen nicht helffen/ er mag auch nicht von
Geburt
des Gei-
stes.
dem übel erlöset werden. Wo aber die geburt
in der warheit geschicht/ so soll/ ehe das kind
das gute lernet erwehlen/ und das böse ver-
werffen/ das land/ davor ihr euch förchtet/
von seinen zween Königen (den zwey geistlichen
schlangen/ Behemoth und Leviathan genannt)
verlassen seyn/ welche ihren willen und wir-
ckung mit krafft und erschrecknis in/ unter und
über den menschen auff erden gewaltiglich
herrschende/ von anbeginn gehabt haben. Deß-
Matth.
XVI.
24.
Wer mir
nachfol-
get in der
wieder ge-
burt. cap.
XIX.
28.
wegen hat der HErr also gesagt: Wer mir
will nachfolgen/ der verleugne sich erst
selbst/ nemlich er gehe von sich selbst
aus/ und verlasse vater/ mutter/ schwe-
ster/ brüder/ hauß und hof/ gut und blut/
weib und kind/ ja hasse sein eigen leben/
und nehme sein creutz auff sich/ das ist/
sein leiden/ sterben und verderben an/ und
folge mir also täglich nach. Dann der
solches nicht thut/ kan seine lehre nicht
begreiffen/ oder sein wort nicht verste-
hen/ das ist/ sein Jünger nicht seyn/
auff
welchen das gesetz des HErrn versiegelt/ und
ihm das reich bescheiden wird/ sie allein von
Jes. IIX.todten und lebendigen dingen zu fragen/ so je-
mand das morgen-licht des ewigen tages war-
hafftig sehen/ und GOttes wort/ sinn und wil-
len empfangen will; dann es ist unmüglich von
jemand anders gewiß zu erfahren. Sintemal
Matth.
IX.
16.
man keinen neuen wein in alte fasse thut/
und kein neu tuch auff ein alt kleid setzet/

nein/ es würde nichts tügen/ sondern verlohrne
arbeit seyn.

Darum muß die finsternis und alles böse vor
dem licht und guten weg/ welches sich erst her-
[Spaltenumbruch] vor thun und weggenommen seyn muß/ soll es
anders auff derselben stätte ruhen/ leuchten o-
der scheinen können/ dann wo das eine stehet/
kan das andere nicht hinkommen/ ehe es weg
gehet. Dahero es leicht zu glauben und mit
händen zu greiffen ist/ daß einem fleischlichen
menschen/ geschweige einem albern und zum
verstand untüchtigen kinde/ der geist gantz
fremde ist. Dahero von Paulo geschrieben1. Cor II.
14.

wird/ daß ein eigensinnlicher oder natürlicher
mensch nichts vom Geiste GOttes ver-
stehet oder begreifft/ und weil es geistli-
cher weise muß geurtheilet oder gefasset
seyn/ so düncket es ihm eine thorheit/ und
kans nicht erkennen. Aber wer geistlich
ist/ urtheilet alle dinge.
Weil dann diß
wahr ist/ so müssen die jenigen erst von demJoh. III. 4.
Geist gelehret und zum andern mal gebohren
seyn/ auch augen und ohren und alle Göttliche
sinnen und verstand davon empfangen haben/
die geistliche dinge urtheilen sollen. Jsts nicht
wahr? Ja nicht allein geistliche/ lebendige/
sondern auch irrdische/ todte dinge. Dann wie
ein vogel des himmels macht hat auff und nie-
der zu fliegen/ so hat dieser inwendige mensch
(Gottes gesalbter) auch macht über alles fleisch
im himmel und auff erden/ gesegnet oben in
dem himmel biß hinunter in die tieffe/ an brü-
sten und bäuchen/ übertreffende die segen der
berge Jacobs/ dieweil sein land in der bene-
deyung des HERRN außgebreitet liegt/ und
sein vermögen gantz biß an die begierden der e-
wigen hügeln reichet.

Nun kan ein mensch nicht zum andern mal
wieder gebohren werden/ er muß dann erst ei-
ne geburt haben/ und von derselben als böse
aus- und abgehen/ nemlich die fleischliche ge-
burt/ nicht die äusserliche/ leibliche glieder/
die man siehet/ sondern der mensch der bösen
sinnen und des verderbten fleischlichen verstan-
des/ der aus dem fleische (GOttes feindschafft)
als ein Feind hervor kommen ist. Dann/ was
aus dem fleische gebohren ist/ das ist
fleisch und fleischlich gesinnet/ was aber
aus GOtt gebohren ist/ das ist geist und
geistlich gesinnet/
und streitet wider einan-
der. Woraus man klärlich mercken kan/ daß
die geburt des Geistes allda erst kommen und
seyn muß/ bevor dieser streit und haß (welcher
durch diese scheidung entstehet) geschehen mag.
Ferner kan noch mag solche geburt des Geistes
auch nicht hervor kommen/ es seye dann/ daß
man die erste verlassen/ davon außgehen/ und
sie hassen wolle/ wie oben gesagt ist. Ange-
sehen/ wo das böse gesäet ist/ kan das gute nicht
hinkommen/ ehe das böse hinweg und die stät-
te/ da das böse gesäet ist/ umgekehret seye/
das ist/ es seye dann/ daß der mensch inwen-
dig ersterbe/ anders mag das gute nicht in ihn
kommen.

Das 10. Capitel.

Also muß der böse samen oder das schalcks-
und lügenhaffte wort ersterben/ und das her-
tze/ darinnen derselbe von anbeginn gesäet ist/
sich verändern/ ehe das gute wort/ der unver-
gängliche samen/ der andere mensch/ zur em-
pfängnis platz haben kan. Dann so viel dasJoh. III. 6.
1. Pet. I.
1. Cor. XV.

47.

eine abnimmt und vergehet/ so viel nimmt das
andere zu/ das ist/ so viel glauben/ licht und

leben

Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/
[Spaltenumbruch] durch das boͤſe erkant/ und der menſch als in
einem ſpiegel/ ſein ſelbſt verderben ſehen und
ſchauen mag/ damit er verurſachet werde ſich
ſelbſt zu mißtrauen/ und einen greuel und ab-
ſcheu an ſich zu haben/ wie er dann gewißlich
in der warheit ſoll und muß. Nur daß er als-
dann nicht ohne troͤſter zu lange verharrend er-
funden werde.

Das 9. Capitel.

Hierzu muß nun GOtt erſt aus gnaden ein
auge zu ſehen geben/ ſoll man anders zu ſolcher
erkaͤntnis kommen/ nemlich eine andere ge-
burt aus geiſt und warheit/ und ſelbige durchs
wort und krafft des glaubens hervor bringen/
welche Jmmanuel genannt iſt/ durch deſſen
auge wir alle das greuliche toͤdtliche uͤbel und
das hoͤchſte ewige gut im lichte vermercken/
unterſcheiden/ und mit dem verſtande das ei-
ne erwehlen/ das andere aber verwerffen koͤn-
nen/ wie ihr dann wiſſet/ daß ſolches nicht
eher ſeyn kan/ nemlich/ das gute erwehlen und
das boͤſe verwerffen koͤnnen/ bevorn beyde eins
aus dem andern/ wie es ewig bey GOTT iſt/
dem menſchē des glaubens durch ſothanige au-
gen geoͤffnet/ und zu ſehen gegeben werde.
Darum laſts euch nicht verwundern/ dann
nun ſolt ihr mit augen ſehen/ daß der mund des
HERRN uͤber dieſer geburt geſprochen hat:
GOtt mit uns. Aber ſo dieſe geburt/ das
kind Jmmanuel nicht kommt/ da bleibet alle
blindheit/ irrthum und finſternis/ und GOtt
iſt allda nicht mit/ man kan und mag auch
ſolchen nicht helffen/ er mag auch nicht von
Geburt
des Gei-
ſtes.
dem uͤbel erloͤſet werden. Wo aber die geburt
in der warheit geſchicht/ ſo ſoll/ ehe das kind
das gute lernet erwehlen/ und das boͤſe ver-
werffen/ das land/ davor ihr euch foͤrchtet/
von ſeinen zween Koͤnigen (den zwey geiſtlichen
ſchlangen/ Behemoth und Leviathan genannt)
verlaſſen ſeyn/ welche ihren willen und wir-
ckung mit krafft und erſchrecknis in/ unter und
uͤber den menſchen auff erden gewaltiglich
herrſchende/ von anbeginn gehabt haben. Deß-
Matth.
XVI.
24.
Wer mir
nachfol-
get in der
wieder ge-
burt. cap.
XIX.
28.
wegen hat der HErr alſo geſagt: Wer mir
will nachfolgen/ der verleugne ſich erſt
ſelbſt/ nemlich er gehe von ſich ſelbſt
aus/ und verlaſſe vater/ mutter/ ſchwe-
ſter/ bruͤder/ hauß und hof/ gut und blut/
weib und kind/ ja haſſe ſein eigen leben/
und nehme ſein creutz auff ſich/ das iſt/
ſein leiden/ ſterben und verderben an/ und
folge mir alſo taͤglich nach. Dann der
ſolches nicht thut/ kan ſeine lehre nicht
begreiffen/ oder ſein wort nicht verſte-
hen/ das iſt/ ſein Juͤnger nicht ſeyn/
auff
welchen das geſetz des HErrn verſiegelt/ und
ihm das reich beſcheiden wird/ ſie allein von
Jeſ. IIX.todten und lebendigen dingen zu fragen/ ſo je-
mand das morgen-licht des ewigen tages war-
hafftig ſehen/ und GOttes wort/ ſinn und wil-
len empfangen will; dann es iſt unmuͤglich von
jemand anders gewiß zu erfahren. Sintemal
Matth.
IX.
16.
man keinen neuen wein in alte faſſe thut/
und kein neu tuch auff ein alt kleid ſetzet/

nein/ es wuͤrde nichts tuͤgen/ ſondern verlohrne
arbeit ſeyn.

Darum muß die finſternis und alles boͤſe vor
dem licht und guten weg/ welches ſich erſt her-
[Spaltenumbruch] vor thun und weggenommen ſeyn muß/ ſoll es
anders auff derſelben ſtaͤtte ruhen/ leuchten o-
der ſcheinen koͤnnen/ dann wo das eine ſtehet/
kan das andere nicht hinkommen/ ehe es weg
gehet. Dahero es leicht zu glauben und mit
haͤnden zu greiffen iſt/ daß einem fleiſchlichen
menſchen/ geſchweige einem albern und zum
verſtand untuͤchtigen kinde/ der geiſt gantz
fremde iſt. Dahero von Paulo geſchrieben1. Cor II.
14.

wird/ daß ein eigenſinnlicher oder natuͤrlicher
menſch nichts vom Geiſte GOttes ver-
ſtehet oder begreifft/ und weil es geiſtli-
cher weiſe muß geurtheilet oder gefaſſet
ſeyn/ ſo duͤncket es ihm eine thorheit/ und
kans nicht erkennen. Aber wer geiſtlich
iſt/ urtheilet alle dinge.
Weil dann diß
wahr iſt/ ſo muͤſſen die jenigen erſt von demJoh. III. 4.
Geiſt gelehret und zum andern mal gebohren
ſeyn/ auch augen und ohren und alle Goͤttliche
ſinnen und verſtand davon empfangen haben/
die geiſtliche dinge urtheilen ſollen. Jſts nicht
wahr? Ja nicht allein geiſtliche/ lebendige/
ſondern auch irrdiſche/ todte dinge. Dann wie
ein vogel des himmels macht hat auff und nie-
der zu fliegen/ ſo hat dieſer inwendige menſch
(Gottes geſalbter) auch macht uͤber alles fleiſch
im himmel und auff erden/ geſegnet oben in
dem himmel biß hinunter in die tieffe/ an bruͤ-
ſten und baͤuchen/ uͤbertreffende die ſegen der
berge Jacobs/ dieweil ſein land in der bene-
deyung des HERRN außgebreitet liegt/ und
ſein vermoͤgen gantz biß an die begierden der e-
wigen huͤgeln reichet.

Nun kan ein menſch nicht zum andern mal
wieder gebohren werden/ er muß dann erſt ei-
ne geburt haben/ und von derſelben als boͤſe
aus- und abgehen/ nemlich die fleiſchliche ge-
burt/ nicht die aͤuſſerliche/ leibliche glieder/
die man ſiehet/ ſondern der menſch der boͤſen
ſinnen und des verderbten fleiſchlichen verſtan-
des/ der aus dem fleiſche (GOttes feindſchafft)
als ein Feind hervor kommen iſt. Dann/ was
aus dem fleiſche gebohren iſt/ das iſt
fleiſch und fleiſchlich geſinnet/ was aber
aus GOtt gebohren iſt/ das iſt geiſt und
geiſtlich geſinnet/
und ſtreitet wider einan-
der. Woraus man klaͤrlich mercken kan/ daß
die geburt des Geiſtes allda erſt kommen und
ſeyn muß/ bevor dieſer ſtreit und haß (welcher
durch dieſe ſcheidung entſtehet) geſchehen mag.
Ferner kan noch mag ſolche geburt des Geiſtes
auch nicht hervor kommen/ es ſeye dann/ daß
man die erſte verlaſſen/ davon außgehen/ und
ſie haſſen wolle/ wie oben geſagt iſt. Ange-
ſehen/ wo das boͤſe geſaͤet iſt/ kan das gute nicht
hinkommen/ ehe das boͤſe hinweg und die ſtaͤt-
te/ da das boͤſe geſaͤet iſt/ umgekehret ſeye/
das iſt/ es ſeye dann/ daß der menſch inwen-
dig erſterbe/ anders mag das gute nicht in ihn
kommen.

Das 10. Capitel.

Alſo muß der boͤſe ſamen oder das ſchalcks-
und luͤgenhaffte wort erſterben/ und das her-
tze/ darinnen derſelbe von anbeginn geſaͤet iſt/
ſich veraͤndern/ ehe das gute wort/ der unver-
gaͤngliche ſamen/ der andere menſch/ zur em-
pfaͤngnis platz haben kan. Dann ſo viel dasJoh. III. 6.
1. Pet. I.
1. Cor. XV.

47.

eine abnimmt und vergehet/ ſo viel nimmt das
andere zu/ das iſt/ ſo viel glauben/ licht und

leben
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[320/0616] Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ durch das boͤſe erkant/ und der menſch als in einem ſpiegel/ ſein ſelbſt verderben ſehen und ſchauen mag/ damit er verurſachet werde ſich ſelbſt zu mißtrauen/ und einen greuel und ab- ſcheu an ſich zu haben/ wie er dann gewißlich in der warheit ſoll und muß. Nur daß er als- dann nicht ohne troͤſter zu lange verharrend er- funden werde. Das 9. Capitel. Hierzu muß nun GOtt erſt aus gnaden ein auge zu ſehen geben/ ſoll man anders zu ſolcher erkaͤntnis kommen/ nemlich eine andere ge- burt aus geiſt und warheit/ und ſelbige durchs wort und krafft des glaubens hervor bringen/ welche Jmmanuel genannt iſt/ durch deſſen auge wir alle das greuliche toͤdtliche uͤbel und das hoͤchſte ewige gut im lichte vermercken/ unterſcheiden/ und mit dem verſtande das ei- ne erwehlen/ das andere aber verwerffen koͤn- nen/ wie ihr dann wiſſet/ daß ſolches nicht eher ſeyn kan/ nemlich/ das gute erwehlen und das boͤſe verwerffen koͤnnen/ bevorn beyde eins aus dem andern/ wie es ewig bey GOTT iſt/ dem menſchē des glaubens durch ſothanige au- gen geoͤffnet/ und zu ſehen gegeben werde. Darum laſts euch nicht verwundern/ dann nun ſolt ihr mit augen ſehen/ daß der mund des HERRN uͤber dieſer geburt geſprochen hat: GOtt mit uns. Aber ſo dieſe geburt/ das kind Jmmanuel nicht kommt/ da bleibet alle blindheit/ irrthum und finſternis/ und GOtt iſt allda nicht mit/ man kan und mag auch ſolchen nicht helffen/ er mag auch nicht von dem uͤbel erloͤſet werden. Wo aber die geburt in der warheit geſchicht/ ſo ſoll/ ehe das kind das gute lernet erwehlen/ und das boͤſe ver- werffen/ das land/ davor ihr euch foͤrchtet/ von ſeinen zween Koͤnigen (den zwey geiſtlichen ſchlangen/ Behemoth und Leviathan genannt) verlaſſen ſeyn/ welche ihren willen und wir- ckung mit krafft und erſchrecknis in/ unter und uͤber den menſchen auff erden gewaltiglich herrſchende/ von anbeginn gehabt haben. Deß- wegen hat der HErr alſo geſagt: Wer mir will nachfolgen/ der verleugne ſich erſt ſelbſt/ nemlich er gehe von ſich ſelbſt aus/ und verlaſſe vater/ mutter/ ſchwe- ſter/ bruͤder/ hauß und hof/ gut und blut/ weib und kind/ ja haſſe ſein eigen leben/ und nehme ſein creutz auff ſich/ das iſt/ ſein leiden/ ſterben und verderben an/ und folge mir alſo taͤglich nach. Dann der ſolches nicht thut/ kan ſeine lehre nicht begreiffen/ oder ſein wort nicht verſte- hen/ das iſt/ ſein Juͤnger nicht ſeyn/ auff welchen das geſetz des HErrn verſiegelt/ und ihm das reich beſcheiden wird/ ſie allein von todten und lebendigen dingen zu fragen/ ſo je- mand das morgen-licht des ewigen tages war- hafftig ſehen/ und GOttes wort/ ſinn und wil- len empfangen will; dann es iſt unmuͤglich von jemand anders gewiß zu erfahren. Sintemal man keinen neuen wein in alte faſſe thut/ und kein neu tuch auff ein alt kleid ſetzet/ nein/ es wuͤrde nichts tuͤgen/ ſondern verlohrne arbeit ſeyn. Geburt des Gei- ſtes. Matth. XVI. 24. Wer mir nachfol- get in der wieder ge- burt. cap. XIX. 28. Jeſ. IIX. Matth. IX. 16. Darum muß die finſternis und alles boͤſe vor dem licht und guten weg/ welches ſich erſt her- vor thun und weggenommen ſeyn muß/ ſoll es anders auff derſelben ſtaͤtte ruhen/ leuchten o- der ſcheinen koͤnnen/ dann wo das eine ſtehet/ kan das andere nicht hinkommen/ ehe es weg gehet. Dahero es leicht zu glauben und mit haͤnden zu greiffen iſt/ daß einem fleiſchlichen menſchen/ geſchweige einem albern und zum verſtand untuͤchtigen kinde/ der geiſt gantz fremde iſt. Dahero von Paulo geſchrieben wird/ daß ein eigenſinnlicher oder natuͤrlicher menſch nichts vom Geiſte GOttes ver- ſtehet oder begreifft/ und weil es geiſtli- cher weiſe muß geurtheilet oder gefaſſet ſeyn/ ſo duͤncket es ihm eine thorheit/ und kans nicht erkennen. Aber wer geiſtlich iſt/ urtheilet alle dinge. Weil dann diß wahr iſt/ ſo muͤſſen die jenigen erſt von dem Geiſt gelehret und zum andern mal gebohren ſeyn/ auch augen und ohren und alle Goͤttliche ſinnen und verſtand davon empfangen haben/ die geiſtliche dinge urtheilen ſollen. Jſts nicht wahr? Ja nicht allein geiſtliche/ lebendige/ ſondern auch irrdiſche/ todte dinge. Dann wie ein vogel des himmels macht hat auff und nie- der zu fliegen/ ſo hat dieſer inwendige menſch (Gottes geſalbter) auch macht uͤber alles fleiſch im himmel und auff erden/ geſegnet oben in dem himmel biß hinunter in die tieffe/ an bruͤ- ſten und baͤuchen/ uͤbertreffende die ſegen der berge Jacobs/ dieweil ſein land in der bene- deyung des HERRN außgebreitet liegt/ und ſein vermoͤgen gantz biß an die begierden der e- wigen huͤgeln reichet. 1. Cor II. 14. Joh. III. 4. Nun kan ein menſch nicht zum andern mal wieder gebohren werden/ er muß dann erſt ei- ne geburt haben/ und von derſelben als boͤſe aus- und abgehen/ nemlich die fleiſchliche ge- burt/ nicht die aͤuſſerliche/ leibliche glieder/ die man ſiehet/ ſondern der menſch der boͤſen ſinnen und des verderbten fleiſchlichen verſtan- des/ der aus dem fleiſche (GOttes feindſchafft) als ein Feind hervor kommen iſt. Dann/ was aus dem fleiſche gebohren iſt/ das iſt fleiſch und fleiſchlich geſinnet/ was aber aus GOtt gebohren iſt/ das iſt geiſt und geiſtlich geſinnet/ und ſtreitet wider einan- der. Woraus man klaͤrlich mercken kan/ daß die geburt des Geiſtes allda erſt kommen und ſeyn muß/ bevor dieſer ſtreit und haß (welcher durch dieſe ſcheidung entſtehet) geſchehen mag. Ferner kan noch mag ſolche geburt des Geiſtes auch nicht hervor kommen/ es ſeye dann/ daß man die erſte verlaſſen/ davon außgehen/ und ſie haſſen wolle/ wie oben geſagt iſt. Ange- ſehen/ wo das boͤſe geſaͤet iſt/ kan das gute nicht hinkommen/ ehe das boͤſe hinweg und die ſtaͤt- te/ da das boͤſe geſaͤet iſt/ umgekehret ſeye/ das iſt/ es ſeye dann/ daß der menſch inwen- dig erſterbe/ anders mag das gute nicht in ihn kommen. Das 10. Capitel. Alſo muß der boͤſe ſamen oder das ſchalcks- und luͤgenhaffte wort erſterben/ und das her- tze/ darinnen derſelbe von anbeginn geſaͤet iſt/ ſich veraͤndern/ ehe das gute wort/ der unver- gaͤngliche ſamen/ der andere menſch/ zur em- pfaͤngnis platz haben kan. Dann ſo viel das eine abnimmt und vergehet/ ſo viel nimmt das andere zu/ das iſt/ ſo viel glauben/ licht und leben Joh. III. 6. 1. Pet. I. 1. Cor. XV. 47.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/616>, abgerufen am 19.04.2024.