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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Tractätl. von der schnödigk. des alten-
[Spaltenumbruch]

Jst aber jemand/ der mit GOTT eines/
zum guten und nicht zum bösen gesinnet/ und
Christo dem allmächtigen gütigen worte ein-
verleibet ist/ nemlich mit und nicht wider ihn
ist/ der wird sich über meine rede oder vermah-
nungen/ lehren und unterweilungen erfreuen/
und GOTT den HERRN höchlich loben/
und dasselbe gleicher weise an seinem nächsten
(den erim glauben und liebe der wahrheit über-
trifft) üben als ein rechter Jsraeliter oder werck-
meister des HERRN und mithelffer GOttes
und CHRISTI zur besserung und erbau-
ung der gemeine/ welche ist der leib CHristi/
wird auch sein hertze mit meinem hertzen in der
wahrheit eines gesinnet seyn lassen/ auff daß
GOTT alles in allen sey/ und niemand sich
selbst lebe/ ehre oder diene als alleine dem
HERRN überall heilig und gebenedeyet in
ewigkeit.

Diese worte werden wohl leicht geschrieben
und schneller geredet/ aber deswegen sind sie
damit nicht auch gethan/ und so lange dieselbe
nicht von hertzen mit einem standhafftem sinn/
gutwillig und mit freuden gethan werden/
so wird der mensch/ er sey auch wer er wolle/
ausser GOTTES freundschafft ohne CHri-
sto in der verdammnis befunden. Lieber/
sehet es ein: belieget und betrieget euch selbst
durch eigen-weißheit und gutdünckel länger
nicht/ weil ihr dasselbe doch in einem an-
dern hasset.

Wachet recht auff/ werdet wackers
hertzens und stehet auff von den todten/
so wird euch CHRISTUS erleuch-
ten.

Waaaaaachet/ waaachet/ wachet/
wachet und bettet/ sehet zu lasset euch
nicht überwinden: fallet nicht in ver-
suchungen und stricke des Teuffels.

Ausgangen. 1545.

NUM. XLVII.
David Joris
Tractätlein von der schnö-
digkeit des alten- und von der tu-
gend des neuen menschen.
Ein sehr köstlicher bericht.
Leget ab nach dem ersten wandel den
alten menschen/ der durch lüste des irr-
thums verderbet wird: werdet aber ver-
neuret in dem geist eures hertzens/ und
ziehet den neuen menschen an/ der
nach GOTT geschaffen ist.
Ephes.
IV. 22. 23. 24.

Höret zu/ o ihr menschen und menschen-
kinder/ nehmet der menschen wahr/ sehet
geschwind auff euch/ denn von euch hab ich
zu reden!

Jhr menschen/ hütet euch vor den men-
schen/ sie werden euch sonst warlich belügen/
und betriegen/ so ihr euch nicht umbwendet
zu GOTT/ und euch seinem CHRISTO
wahrhafftig begebet. Hütet euch vor nie-
manden mehr/ als vor euch selbst/ als die
ihr auch menschen seyd/ denn ihr habt auff
[Spaltenumbruch] erden keinen ärgern verräther und mörder in
eurer seelen.

Der mensch ist zu nichts als böses zu thun
und zum verderben geneiget: wozu wolt ihr
euch denn kehren/ wenn ihr seiner boßheit und
schaden entkommen wollet?

Der mensch hat keinen grössern haß und
neid/ zorn und ungnade als seine wiedrigkeit
(tegenheit) nemlich CHRISTUM GOT-
TES gutes lebendiges wort/ art/ krafft
und geist der liebe in ewigkeit. Sehet der
mensch ist so unglaubig und lügenhafft an
GOTT/ daß man seine reden oder zeug-
niß darinn nicht betrachten mag als den
Teuffel.

Und schwüre auch der mensch auff seine ver-
dammnis bey dem lebendigen GOTT/ so
schweret er dennoch fälschlich und betrieglich.
Nichts ist so böses im abgrund verborgen/ das
der Geist GOTTES dem menschen nicht
nachsagen/ oder frey über ihm dencken solle.

Schreibet ihr dem menschen (der nicht wie-
dergebohren ist/ meine ich) nur das gering-
ste gutes oder wahrheit zu/ so raubet ihr
GOTT seine ehre und preiß und CHRI-
STO
seine glorie/ die er an ihm haben
solte.

Der mensch wird von dem HERRN ein
Satan und Teuffel genennet: wer will dar-
wieder antworten und ihn fragen/ wo es ge-
schrieben stehet. Ach wie sehr böse und un-
glaublich wird der mensch endlich erfunden
werden/ wenn das ewige licht und die war-
heit ihren rechten schein giebt. Es ist nie-
mand unter allen creaturen auff erden und im
himmel/ der den menschen so wenig ach-
tet/ glaubet und trauet/ als der allerweiseste
GOTT.

Dem menschen ist nicht die geringste tu-
gend (die vor GOTT gilt) zuzutrauen:
und er kans nicht leiden/ so mans ihm vor-
hält und einpflantzen oder gleich setzen will.
Jch will dirs öffentlich heraus sagen und be-
weisen mit deinem eigenem hertze: untersu-
che das im grunde/ du wirst es wahr-
hafftiger als in der Biblischen schrifft be-
finden.

Sehet/ man mag sich selbst oder den
menschen nicht zu viel mißtrauen/ scheuß-
lich und gottloß gnug machen/ er ist eben
so verdorben. Der HERR bezeuget von
den menschen nichts denn böses: wer will ihn
gut machen/ daß man ihn loben und lieben
möchte? Wenn von den bösen nichts guts/
von den unreinen nichts reines kommen
kan/ so kan von den lügenhafften (von
sich selbst) auch keine wahrheit gehöret wer-
den.

Der mensch wird durch nichts mehr ver-
führet und ihm wieder beygebracht werden/
als durch ihn selber/ den menschen und
GOTTES wahrheit und güte zu-
trauen.

Jch kan dir von dem menschen nichts guts
bezeugen oder von ihm halten/ denn als ich

ihn un-
Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Tractaͤtl. von der ſchnoͤdigk. des alten-
[Spaltenumbruch]

Jſt aber jemand/ der mit GOTT eines/
zum guten und nicht zum boͤſen geſinnet/ und
Chriſto dem allmaͤchtigen guͤtigen worte ein-
verleibet iſt/ nemlich mit und nicht wider ihn
iſt/ der wird ſich uͤber meine rede oder vermah-
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und GOTT den HERRN hoͤchlich loben/
und daſſelbe gleicher weiſe an ſeinem naͤchſten
(den erim glauben und liebe der wahrheit uͤber-
trifft) uͤben als ein rechter Jſraeliter oder werck-
meiſter des HERRN und mithelffer GOttes
und CHRISTI zur beſſerung und erbau-
ung der gemeine/ welche iſt der leib CHriſti/
wird auch ſein hertze mit meinem hertzen in der
wahrheit eines geſinnet ſeyn laſſen/ auff daß
GOTT alles in allen ſey/ und niemand ſich
ſelbſt lebe/ ehre oder diene als alleine dem
HERRN uͤberall heilig und gebenedeyet in
ewigkeit.

Dieſe worte werden wohl leicht geſchrieben
und ſchneller geredet/ aber deswegen ſind ſie
damit nicht auch gethan/ und ſo lange dieſelbe
nicht von hertzen mit einem ſtandhafftem ſinn/
gutwillig und mit freuden gethan werden/
ſo wird der menſch/ er ſey auch wer er wolle/
auſſer GOTTES freundſchafft ohne CHri-
ſto in der verdammnis befunden. Lieber/
ſehet es ein: belieget und betrieget euch ſelbſt
durch eigen-weißheit und gutduͤnckel laͤnger
nicht/ weil ihr daſſelbe doch in einem an-
dern haſſet.

Wachet recht auff/ werdet wackers
hertzens und ſtehet auff von den todten/
ſo wird euch CHRISTUS erleuch-
ten.

Waaaaaachet/ waaachet/ wachet/
wachet und bettet/ ſehet zu laſſet euch
nicht uͤberwinden: fallet nicht in ver-
ſuchungen und ſtricke des Teuffels.

Ausgangen. 1545.

NUM. XLVII.
David Joris
Tractaͤtlein von der ſchnoͤ-
digkeit des alten- und von der tu-
gend des neuen menſchen.
Ein ſehr koͤſtlicher bericht.
Leget ab nach dem erſten wandel den
alten menſchen/ der durch luͤſte des irr-
thums verderbet wird: werdet aber ver-
neuret in dem geiſt eures hertzens/ und
ziehet den neuen menſchen an/ der
nach GOTT geſchaffen iſt.
Epheſ.
IV. 22. 23. 24.

Hoͤret zu/ o ihr menſchen und menſchen-
kinder/ nehmet der menſchen wahr/ ſehet
geſchwind auff euch/ denn von euch hab ich
zu reden!

Jhr menſchen/ huͤtet euch vor den men-
ſchen/ ſie werden euch ſonſt warlich beluͤgen/
und betriegen/ ſo ihr euch nicht umbwendet
zu GOTT/ und euch ſeinem CHRISTO
wahrhafftig begebet. Huͤtet euch vor nie-
manden mehr/ als vor euch ſelbſt/ als die
ihr auch menſchen ſeyd/ denn ihr habt auff
[Spaltenumbruch] erden keinen aͤrgern verraͤther und moͤrder in
eurer ſeelen.

Der menſch iſt zu nichts als boͤſes zu thun
und zum verderben geneiget: wozu wolt ihr
euch denn kehren/ wenn ihr ſeiner boßheit und
ſchaden entkommen wollet?

Der menſch hat keinen groͤſſern haß und
neid/ zorn und ungnade als ſeine wiedrigkeit
(tegenheit) nemlich CHRISTUM GOT-
TES gutes lebendiges wort/ art/ krafft
und geiſt der liebe in ewigkeit. Sehet der
menſch iſt ſo unglaubig und luͤgenhafft an
GOTT/ daß man ſeine reden oder zeug-
niß darinn nicht betrachten mag als den
Teuffel.

Und ſchwuͤre auch der menſch auff ſeine ver-
dammnis bey dem lebendigen GOTT/ ſo
ſchweret er dennoch faͤlſchlich und betrieglich.
Nichts iſt ſo boͤſes im abgrund verborgen/ das
der Geiſt GOTTES dem menſchen nicht
nachſagen/ oder frey uͤber ihm dencken ſolle.

Schreibet ihr dem menſchen (der nicht wie-
dergebohren iſt/ meine ich) nur das gering-
ſte gutes oder wahrheit zu/ ſo raubet ihr
GOTT ſeine ehre und preiß und CHRI-
STO
ſeine glorie/ die er an ihm haben
ſolte.

Der menſch wird von dem HERRN ein
Satan und Teuffel genennet: wer will dar-
wieder antworten und ihn fragen/ wo es ge-
ſchrieben ſtehet. Ach wie ſehr boͤſe und un-
glaublich wird der menſch endlich erfunden
werden/ wenn das ewige licht und die war-
heit ihren rechten ſchein giebt. Es iſt nie-
mand unter allen creaturen auff erden und im
himmel/ der den menſchen ſo wenig ach-
tet/ glaubet und trauet/ als der allerweiſeſte
GOTT.

Dem menſchen iſt nicht die geringſte tu-
gend (die vor GOTT gilt) zuzutrauen:
und er kans nicht leiden/ ſo mans ihm vor-
haͤlt und einpflantzen oder gleich ſetzen will.
Jch will dirs oͤffentlich heraus ſagen und be-
weiſen mit deinem eigenem hertze: unterſu-
che das im grunde/ du wirſt es wahr-
hafftiger als in der Bibliſchen ſchrifft be-
finden.

Sehet/ man mag ſich ſelbſt oder den
menſchen nicht zu viel mißtrauen/ ſcheuß-
lich und gottloß gnug machen/ er iſt eben
ſo verdorben. Der HERR bezeuget von
den menſchen nichts denn boͤſes: wer will ihn
gut machen/ daß man ihn loben und lieben
moͤchte? Wenn von den boͤſen nichts guts/
von den unreinen nichts reines kommen
kan/ ſo kan von den luͤgenhafften (von
ſich ſelbſt) auch keine wahrheit gehoͤret wer-
den.

Der menſch wird durch nichts mehr ver-
fuͤhret und ihm wieder beygebracht werden/
als durch ihn ſelber/ den menſchen und
GOTTES wahrheit und guͤte zu-
trauen.

Jch kan dir von dem menſchen nichts guts
bezeugen oder von ihm halten/ denn als ich

ihn un-
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[356/0652] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Tractaͤtl. von der ſchnoͤdigk. des alten- Jſt aber jemand/ der mit GOTT eines/ zum guten und nicht zum boͤſen geſinnet/ und Chriſto dem allmaͤchtigen guͤtigen worte ein- verleibet iſt/ nemlich mit und nicht wider ihn iſt/ der wird ſich uͤber meine rede oder vermah- nungen/ lehren und unterweilungen erfreuen/ und GOTT den HERRN hoͤchlich loben/ und daſſelbe gleicher weiſe an ſeinem naͤchſten (den erim glauben und liebe der wahrheit uͤber- trifft) uͤben als ein rechter Jſraeliter oder werck- meiſter des HERRN und mithelffer GOttes und CHRISTI zur beſſerung und erbau- ung der gemeine/ welche iſt der leib CHriſti/ wird auch ſein hertze mit meinem hertzen in der wahrheit eines geſinnet ſeyn laſſen/ auff daß GOTT alles in allen ſey/ und niemand ſich ſelbſt lebe/ ehre oder diene als alleine dem HERRN uͤberall heilig und gebenedeyet in ewigkeit. Dieſe worte werden wohl leicht geſchrieben und ſchneller geredet/ aber deswegen ſind ſie damit nicht auch gethan/ und ſo lange dieſelbe nicht von hertzen mit einem ſtandhafftem ſinn/ gutwillig und mit freuden gethan werden/ ſo wird der menſch/ er ſey auch wer er wolle/ auſſer GOTTES freundſchafft ohne CHri- ſto in der verdammnis befunden. Lieber/ ſehet es ein: belieget und betrieget euch ſelbſt durch eigen-weißheit und gutduͤnckel laͤnger nicht/ weil ihr daſſelbe doch in einem an- dern haſſet. Wachet recht auff/ werdet wackers hertzens und ſtehet auff von den todten/ ſo wird euch CHRISTUS erleuch- ten. Waaaaaachet/ waaachet/ wachet/ wachet und bettet/ ſehet zu laſſet euch nicht uͤberwinden: fallet nicht in ver- ſuchungen und ſtricke des Teuffels. Ausgangen. 1545. NUM. XLVII. David Joris Tractaͤtlein von der ſchnoͤ- digkeit des alten- und von der tu- gend des neuen menſchen. Ein ſehr koͤſtlicher bericht. Leget ab nach dem erſten wandel den alten menſchen/ der durch luͤſte des irr- thums verderbet wird: werdet aber ver- neuret in dem geiſt eures hertzens/ und ziehet den neuen menſchen an/ der nach GOTT geſchaffen iſt.Epheſ. IV. 22. 23. 24. Hoͤret zu/ o ihr menſchen und menſchen- kinder/ nehmet der menſchen wahr/ ſehet geſchwind auff euch/ denn von euch hab ich zu reden! Jhr menſchen/ huͤtet euch vor den men- ſchen/ ſie werden euch ſonſt warlich beluͤgen/ und betriegen/ ſo ihr euch nicht umbwendet zu GOTT/ und euch ſeinem CHRISTO wahrhafftig begebet. Huͤtet euch vor nie- manden mehr/ als vor euch ſelbſt/ als die ihr auch menſchen ſeyd/ denn ihr habt auff erden keinen aͤrgern verraͤther und moͤrder in eurer ſeelen. Der menſch iſt zu nichts als boͤſes zu thun und zum verderben geneiget: wozu wolt ihr euch denn kehren/ wenn ihr ſeiner boßheit und ſchaden entkommen wollet? Der menſch hat keinen groͤſſern haß und neid/ zorn und ungnade als ſeine wiedrigkeit (tegenheit) nemlich CHRISTUM GOT- TES gutes lebendiges wort/ art/ krafft und geiſt der liebe in ewigkeit. Sehet der menſch iſt ſo unglaubig und luͤgenhafft an GOTT/ daß man ſeine reden oder zeug- niß darinn nicht betrachten mag als den Teuffel. Und ſchwuͤre auch der menſch auff ſeine ver- dammnis bey dem lebendigen GOTT/ ſo ſchweret er dennoch faͤlſchlich und betrieglich. Nichts iſt ſo boͤſes im abgrund verborgen/ das der Geiſt GOTTES dem menſchen nicht nachſagen/ oder frey uͤber ihm dencken ſolle. Schreibet ihr dem menſchen (der nicht wie- dergebohren iſt/ meine ich) nur das gering- ſte gutes oder wahrheit zu/ ſo raubet ihr GOTT ſeine ehre und preiß und CHRI- STO ſeine glorie/ die er an ihm haben ſolte. Der menſch wird von dem HERRN ein Satan und Teuffel genennet: wer will dar- wieder antworten und ihn fragen/ wo es ge- ſchrieben ſtehet. Ach wie ſehr boͤſe und un- glaublich wird der menſch endlich erfunden werden/ wenn das ewige licht und die war- heit ihren rechten ſchein giebt. Es iſt nie- mand unter allen creaturen auff erden und im himmel/ der den menſchen ſo wenig ach- tet/ glaubet und trauet/ als der allerweiſeſte GOTT. Dem menſchen iſt nicht die geringſte tu- gend (die vor GOTT gilt) zuzutrauen: und er kans nicht leiden/ ſo mans ihm vor- haͤlt und einpflantzen oder gleich ſetzen will. Jch will dirs oͤffentlich heraus ſagen und be- weiſen mit deinem eigenem hertze: unterſu- che das im grunde/ du wirſt es wahr- hafftiger als in der Bibliſchen ſchrifft be- finden. Sehet/ man mag ſich ſelbſt oder den menſchen nicht zu viel mißtrauen/ ſcheuß- lich und gottloß gnug machen/ er iſt eben ſo verdorben. Der HERR bezeuget von den menſchen nichts denn boͤſes: wer will ihn gut machen/ daß man ihn loben und lieben moͤchte? Wenn von den boͤſen nichts guts/ von den unreinen nichts reines kommen kan/ ſo kan von den luͤgenhafften (von ſich ſelbſt) auch keine wahrheit gehoͤret wer- den. Der menſch wird durch nichts mehr ver- fuͤhret und ihm wieder beygebracht werden/ als durch ihn ſelber/ den menſchen und GOTTES wahrheit und guͤte zu- trauen. Jch kan dir von dem menſchen nichts guts bezeugen oder von ihm halten/ denn als ich ihn un-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/652>, abgerufen am 29.03.2024.