Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] geruffen und nachgelauffen ist) mit vollkomme-
nem munde nicht gnug loben und völlig dancken
kan. Denn man weiß und erkennet alsdann den
meister oder seine hülffe und freundschafft in der
erfahrung/ der ihm in der noth beygestanden und
geholffen hat; ja je grösser die noth/ je mehr
danck/ lob und preiß erfolget alsdann/ und viel
mehr/ als der sich selbst in keiner angst/ noth oder
last empfindet. Das befindet sich ja in alle wege
also.

So verwahret euch denn/ meine allerliebste
kinder/ vor der ungerechtigkeit/ und vor der ver-
kehrten boßheit/ die muthwillig und mit wissen
und lust geschicht/ hütet euch/ sag ich/ vor ihrem
durchbruch/ daß ihr nicht in ihren ausfluß leicht-
hertzig als faul wasser dahin fahret wie die ehe-
brecherischen verhurten frauen/ die eine huren-
stirn bekommen und sich nicht mehr schämen
wollen/ und deshalben ohne rath und hülffe
sind/ oder sie müsten sich erst schämen lernen/ son-
sten ists unmüglich. Denn wo keine schaam ist/
da ist auch keine ehre/ und wo keine ehre ist/ da
achtet man der schande nicht. Und vor jeden sol-
chen menschen/ da die schaam durchgebrochen
ist/ ist kein rath/ oder er müste sich erst zur
schaam bringen lassen.

Darum schämet euch vor dem HERRN und
auch vor euren eltern/ brüdern und schwestern/
und vor allen insonderheit/ die GOtt fürchten
Aber das ist alleine menschlich an dem auswen-
digen menschen/ doch aber mit GOttes belieben.
Wiewol der HErr darauff eben so nicht siehet
oder darnach urtheilet/ als nach dem hertzen/
darnach alle wercke/ sie mögen gut oder böse
seyn/ geurtheilet werden. Und sehet/ darinn will
er sich vor ihm geschämet haben; nicht allein in
einem bösen handthätigem wercke/ sondern vor
allen dingen in einem bößwilligen oder begierli-
chen hertzen und bösen gedancken/ darauff er
siehet und darnach rechtet. Darum werdet dar-
inn verneuret und sauber/ haltet das rein/ wa-
chet/ daß es von dem wesen dieser welt nit befle-
cket/ sondern eine heilige wohnung/ hütte/ gezelt
oder tabernackel/ berg/ tempel und stadt GOt-
tes werde/ das wohl versuchet/ geprüfft und an-
gefochten und in allem treu und auffrichtig als
eine reine magd vor dem HErrn Zebaoth be-
funden werde/ der gebenedeyet/ überall hochge-
lobet zu fürchten ist in ewigkeit. Es ist wahr-
hafftig. Halleluja.

Wache auff/ der du schläffest/ und ste-
he auff von den todten/ so wird dich
CHristus erleuchten.
Ephes. V. 14.

ENDE.

Ausgangen im jahr 1545.

David Joris Schrifft/ was GOTTES
werck an uns befördere/ und wir im ge-
genwärtigen (dieweil es tag ist) zu ar-
beiten/ auch was vor ein leben wir
hier in der zeit zuverlieren
haben.

Nehmet wahr/ meine kinder (ihr/ die ihr euch
des glaubens rühmet/ und nach GOTT fra-
get/ und in seine freundschafft/ gnade/ liebe/ frie-
de und gerechtigkeit kommen/ ja derselben ewig-
lich geniessen/ gebrauchen/ und mit ihm/ gebene-
[Spaltenumbruch] deyet/ vereinbahret seyn wollet) das eintzige
wort: Wircket/ dieweil es tag ist/ denn dieJoh. IX.
4.

nacht kommt/ da niemand wircken kan.
Diß wort gehet euch/ o meine kinder und brüder
alle gleich so wohl als mich an/ und trifft unsere
Christliche versammlung (wie wüste und ein-
tzeln sie auch noch allenthalben in dem einfälti-
gen glauben und wahren vollkommenen er-
käntnis CHristi liegt) ja so viel als die Aposteln
und ihre gemeine/ weil wir (obs wohl in denen
äusserlichen worten/ kräfften und verständnissen
seinen unterscheid nach menschlicher weise zu ha-
ben scheinet) alle eins/ unter einem haubt/ GOtt
und HErrn oder meister befunden und mit ei-
nem geist geträncket und zu einem leibe CHristi
müssen getaufft seyn/ und das beliebet und ist
ewig wahr und unwiedersprechlich. Aber hier-
über und hierinn straucheln und fallen gleich-
wol viele der berühmten glaubigen/ und müs-
sen/ meines bedünckens und verstandes nach/
diesen sinn noch weit verfehlen. Denn so sie sich
nicht in einem rechtem vollkommenem ewigem
niedrigem grund der wahrheit CHRISTI
gesetzet haben oder darinn gebohren sind/ muß
ihnen das licht und die weißheit im wahrhaff-
tigen urtheilen fehlen/ und könnens bey sich selbst
ohne das licht der ewigkeit GOTTES nicht
beschauen. Denn so viel einer durch seine eig-
ne unlauterkeit oder menschliche angebohrne
blindheit und kranckheit oder angenommene
sinnlichkeit oder selbstheit in einer unwissenden
wohlgefälligkeit oder gutdünckel verhindert
und verdunckelt worden ist/ so hat ihn dasPsalm.
XXXVI.
9.

lautere rechte tages-licht (in welches licht wir
das licht der ewigen wahrheit und weißheit
sehen/ erkennen und verstehen) nicht zu einem
wahrhafften ewigen urtheil bescheinen können.
Aber ihre fehler oder begangene schuld ist hier
zu vergeben und zu genesen/ oder sich desselben
zu erbarmen gewest/ weil sie in dem Vater
und dem Sohn/ nicht in dem Heiligen Geist
geschehen sind/ in welchem sich alle vollkom-
menheit/ wahrheit und klarheit des verstan-
des öffentlich hervor thut/ daß auch der un-
wissende/ so er nur glaubet und vertrauet/
in dem angezeigten wege nicht einmal irren
kan.

Eben so viel tages/ ewiges grundes/ lichts
und lebens ihnen von GOTTES gnaden da-
mals auffgegangen/ vorgeeragen und einzu-
kommen angeboten ist/ so viel haben sie empfan-
gen/ begreiffen/ sehen/ wissen und verstehen/ ja
aussagen können/ aber nicht weiter. Das feh-
let oder mangelt euch nicht. Frage. Und so sieNB.
auffs kürtzeste das höchste und vollkommenste
wesen/ licht/ leben und verstand nicht begriffen
oder erreichet haben/ solten sie/ die vor dieser zeit
gekommen/ deswegen auch zu beschuldigen
seyn/ wenn sie sonst treu und auffrichtig in demDie Hey-
den/ ist
mir so
viel ge-
sagt/ als
die er-
wehlung
oder auß-
erwehl-
ten. Die
letzten sol-
len die er-
sten seyn.
Matth.
XX. 4.

ihren geblieben sind? Antwort. O traun/
von GOTTES gnaden und seiner beliebung
wegen/ gar nicht: Denn den gegenwärtigen ist
das gegenwärtige/ das zukünfftige den kom-
menden/ und das innerste chor war denen hey-
den zugesagt. Benjamin der letzte empfieng
fünffmal mehr als die ersten oder als seine brü-
der. Also ists auch in der Parabel von den wein-
gärtnern zugangen. Es geschahe aber ihnen
darinn oder damit gar kein unrecht. Also kan/
soll oder mag nun vielweniger in diesen ewigen/

heiligen

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] geruffen und nachgelauffen iſt) mit vollkomme-
nem munde nicht gnug loben und voͤllig dancken
kan. Denn man weiß und erkennet alsdann den
meiſter oder ſeine huͤlffe und freundſchafft in der
erfahrung/ der ihm in der noth beygeſtanden uñ
geholffen hat; ja je groͤſſer die noth/ je mehr
danck/ lob und preiß erfolget alsdann/ und viel
mehr/ als der ſich ſelbſt in keiner angſt/ noth oder
laſt empfindet. Das befindet ſich ja in alle wege
alſo.

So verwahret euch denn/ meine allerliebſte
kinder/ vor der ungerechtigkeit/ und vor der ver-
kehrten boßheit/ die muthwillig und mit wiſſen
und luſt geſchicht/ huͤtet euch/ ſag ich/ vor ihrem
durchbruch/ daß ihr nicht in ihren ausfluß leicht-
hertzig als faul waſſer dahin fahret wie die ehe-
brecheriſchen verhurten frauen/ die eine huren-
ſtirn bekommen und ſich nicht mehr ſchaͤmen
wollen/ und deshalben ohne rath und huͤlffe
ſind/ oder ſie muͤſten ſich erſt ſchaͤmen lernen/ ſon-
ſten iſts unmuͤglich. Denn wo keine ſchaam iſt/
da iſt auch keine ehre/ und wo keine ehre iſt/ da
achtet man der ſchande nicht. Und vor jeden ſol-
chen menſchen/ da die ſchaam durchgebrochen
iſt/ iſt kein rath/ oder er muͤſte ſich erſt zur
ſchaam bringen laſſen.

Darum ſchaͤmet euch vor dem HERRN und
auch vor euren eltern/ bruͤdern und ſchweſtern/
und vor allen inſonderheit/ die GOtt fuͤrchten
Aber das iſt alleine menſchlich an dem auswen-
digen menſchen/ doch aber mit GOttes belieben.
Wiewol der HErr darauff eben ſo nicht ſiehet
oder darnach urtheilet/ als nach dem hertzen/
darnach alle wercke/ ſie moͤgen gut oder boͤſe
ſeyn/ geurtheilet werden. Und ſehet/ darinn will
er ſich vor ihm geſchaͤmet haben; nicht allein in
einem boͤſen handthaͤtigem wercke/ ſondern vor
allen dingen in einem boͤßwilligen oder begierli-
chen hertzen und boͤſen gedancken/ darauff er
ſiehet und darnach rechtet. Darum werdet dar-
inn verneuret und ſauber/ haltet das rein/ wa-
chet/ daß es von dem weſen dieſer welt nit befle-
cket/ ſondern eine heilige wohnung/ huͤtte/ gezelt
oder tabernackel/ berg/ tempel und ſtadt GOt-
tes werde/ das wohl verſuchet/ gepruͤfft und an-
gefochten und in allem treu und auffrichtig als
eine reine magd vor dem HErrn Zebaoth be-
funden werde/ der gebenedeyet/ uͤberall hochge-
lobet zu fuͤrchten iſt in ewigkeit. Es iſt wahr-
hafftig. Halleluja.

Wache auff/ der du ſchlaͤffeſt/ und ſte-
he auff von den todten/ ſo wird dich
CHriſtus erleuchten.
Epheſ. V. 14.

ENDE.

Ausgangen im jahr 1545.

David Joris Schrifft/ was GOTTES
werck an uns befoͤrdere/ und wir im ge-
genwaͤrtigen (dieweil es tag iſt) zu ar-
beiten/ auch was vor ein leben wir
hier in der zeit zuverlieren
haben.

Nehmet wahr/ meine kinder (ihr/ die ihr euch
des glaubens ruͤhmet/ und nach GOTT fra-
get/ und in ſeine freundſchafft/ gnade/ liebe/ frie-
de und gerechtigkeit kommen/ ja derſelben ewig-
lich genieſſen/ gebrauchen/ und mit ihm/ gebene-
[Spaltenumbruch] deyet/ vereinbahret ſeyn wollet) das eintzige
wort: Wircket/ dieweil es tag iſt/ denn dieJoh. IX.
4.

nacht kommt/ da niemand wircken kan.
Diß wort gehet euch/ o meine kinder und bruͤder
alle gleich ſo wohl als mich an/ und trifft unſere
Chriſtliche verſammlung (wie wuͤſte und ein-
tzeln ſie auch noch allenthalben in dem einfaͤlti-
gen glauben und wahren vollkommenen er-
kaͤntnis CHriſti liegt) ja ſo viel als die Apoſteln
und ihre gemeine/ weil wir (obs wohl in denen
aͤuſſerlichen worten/ kraͤfften und verſtaͤndniſſen
ſeinen unterſcheid nach menſchlicher weiſe zu ha-
ben ſcheinet) alle eins/ unter einem haubt/ GOtt
und HErrn oder meiſter befunden und mit ei-
nem geiſt getraͤncket und zu einem leibe CHriſti
muͤſſen getaufft ſeyn/ und das beliebet und iſt
ewig wahr und unwiederſprechlich. Aber hier-
uͤber und hierinn ſtraucheln und fallen gleich-
wol viele der beruͤhmten glaubigen/ und muͤſ-
ſen/ meines beduͤnckens und verſtandes nach/
dieſen ſinn noch weit verfehlen. Denn ſo ſie ſich
nicht in einem rechtem vollkommenem ewigem
niedrigem grund der wahrheit CHRISTI
geſetzet haben oder darinn gebohren ſind/ muß
ihnen das licht und die weißheit im wahrhaff-
tigen urtheilen fehlen/ und koͤñens bey ſich ſelbſt
ohne das licht der ewigkeit GOTTES nicht
beſchauen. Denn ſo viel einer durch ſeine eig-
ne unlauterkeit oder menſchliche angebohrne
blindheit und kranckheit oder angenommene
ſinnlichkeit oder ſelbſtheit in einer unwiſſenden
wohlgefaͤlligkeit oder gutduͤnckel verhindert
und verdunckelt worden iſt/ ſo hat ihn dasPſalm.
XXXVI.
9.

lautere rechte tages-licht (in welches licht wir
das licht der ewigen wahrheit und weißheit
ſehen/ erkennen und verſtehen) nicht zu einem
wahrhafften ewigen urtheil beſcheinen koͤnnen.
Aber ihre fehler oder begangene ſchuld iſt hier
zu vergeben und zu geneſen/ oder ſich deſſelben
zu erbarmen geweſt/ weil ſie in dem Vater
und dem Sohn/ nicht in dem Heiligen Geiſt
geſchehen ſind/ in welchem ſich alle vollkom-
menheit/ wahrheit und klarheit des verſtan-
des oͤffentlich hervor thut/ daß auch der un-
wiſſende/ ſo er nur glaubet und vertrauet/
in dem angezeigten wege nicht einmal irren
kan.

Eben ſo viel tages/ ewiges grundes/ lichts
und lebens ihnen von GOTTES gnaden da-
mals auffgegangen/ vorgeeragen und einzu-
kommen angeboten iſt/ ſo viel haben ſie empfan-
gen/ begreiffen/ ſehen/ wiſſen und verſtehen/ ja
ausſagen koͤnnen/ aber nicht weiter. Das feh-
let oder mangelt euch nicht. Frage. Und ſo ſieNB.
auffs kuͤrtzeſte das hoͤchſte und vollkommenſte
weſen/ licht/ leben und verſtand nicht begriffen
oder erreichet haben/ ſolten ſie/ die vor dieſer zeit
gekommen/ deswegen auch zu beſchuldigen
ſeyn/ wenn ſie ſonſt treu und auffrichtig in demDie Hey-
den/ iſt
mir ſo
viel ge-
ſagt/ als
die er-
wehlung
oder auß-
erwehl-
ten. Die
letzten ſol-
len die er-
ſten ſeyn.
Matth.
XX. 4.

ihren geblieben ſind? Antwort. O traun/
von GOTTES gnaden und ſeiner beliebung
wegen/ gar nicht: Denn den gegenwaͤrtigen iſt
das gegenwaͤrtige/ das zukuͤnfftige den kom-
menden/ und das innerſte chor war denen hey-
den zugeſagt. Benjamin der letzte empfieng
fuͤnffmal mehr als die erſten oder als ſeine bruͤ-
der. Alſo iſts auch in der Parabel von den wein-
gaͤrtnern zugangen. Es geſchahe aber ihnen
darinn oder damit gar kein unrecht. Alſo kan/
ſoll oder mag nun vielweniger in dieſen ewigen/

heiligen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0662" n="366"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris</hi> Schrifft/</fw><lb/><cb/>
geruffen und nachgelauffen i&#x017F;t) mit vollkomme-<lb/>
nem munde nicht gnug loben und vo&#x0364;llig dancken<lb/>
kan. Denn man weiß und erkennet alsdann den<lb/>
mei&#x017F;ter oder &#x017F;eine hu&#x0364;lffe und freund&#x017F;chafft in der<lb/>
erfahrung/ der ihm in der noth beyge&#x017F;tanden un&#x0303;<lb/>
geholffen hat; ja je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er die noth/ je mehr<lb/>
danck/ lob und preiß erfolget alsdann/ und viel<lb/>
mehr/ als der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in keiner ang&#x017F;t/ noth oder<lb/>
la&#x017F;t empfindet. Das befindet &#x017F;ich ja in alle wege<lb/>
al&#x017F;o.</p><lb/>
              <p>So verwahret euch denn/ meine allerlieb&#x017F;te<lb/>
kinder/ vor der ungerechtigkeit/ und vor der ver-<lb/>
kehrten boßheit/ die muthwillig und mit wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und lu&#x017F;t ge&#x017F;chicht/ hu&#x0364;tet euch/ &#x017F;ag ich/ vor ihrem<lb/>
durchbruch/ daß ihr nicht in ihren ausfluß leicht-<lb/>
hertzig als faul wa&#x017F;&#x017F;er dahin fahret wie die ehe-<lb/>
brecheri&#x017F;chen verhurten frauen/ die eine huren-<lb/>
&#x017F;tirn bekommen und &#x017F;ich nicht mehr &#x017F;cha&#x0364;men<lb/>
wollen/ und deshalben ohne rath und hu&#x0364;lffe<lb/>
&#x017F;ind/ oder &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ich er&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;men lernen/ &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;ts unmu&#x0364;glich. Denn wo keine &#x017F;chaam i&#x017F;t/<lb/>
da i&#x017F;t auch keine ehre/ und wo keine ehre i&#x017F;t/ da<lb/>
achtet man der &#x017F;chande nicht. Und vor jeden &#x017F;ol-<lb/>
chen men&#x017F;chen/ da die &#x017F;chaam durchgebrochen<lb/>
i&#x017F;t/ i&#x017F;t kein rath/ oder er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich er&#x017F;t zur<lb/>
&#x017F;chaam bringen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Darum &#x017F;cha&#x0364;met euch vor dem HERRN und<lb/>
auch vor euren eltern/ bru&#x0364;dern und &#x017F;chwe&#x017F;tern/<lb/>
und vor allen in&#x017F;onderheit/ die GOtt fu&#x0364;rchten<lb/>
Aber das i&#x017F;t alleine men&#x017F;chlich an dem auswen-<lb/>
digen men&#x017F;chen/ doch aber mit GOttes belieben.<lb/>
Wiewol der HErr darauff eben &#x017F;o nicht &#x017F;iehet<lb/>
oder darnach urtheilet/ als nach dem hertzen/<lb/>
darnach alle wercke/ &#x017F;ie mo&#x0364;gen gut oder bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;eyn/ geurtheilet werden. Und &#x017F;ehet/ darinn will<lb/>
er &#x017F;ich vor ihm ge&#x017F;cha&#x0364;met haben; nicht allein in<lb/>
einem bo&#x0364;&#x017F;en handtha&#x0364;tigem wercke/ &#x017F;ondern vor<lb/>
allen dingen in einem bo&#x0364;ßwilligen oder begierli-<lb/>
chen hertzen und bo&#x0364;&#x017F;en gedancken/ darauff er<lb/>
&#x017F;iehet und darnach rechtet. Darum werdet dar-<lb/>
inn verneuret und &#x017F;auber/ haltet das rein/ wa-<lb/>
chet/ daß es von dem we&#x017F;en die&#x017F;er welt nit befle-<lb/>
cket/ &#x017F;ondern eine heilige wohnung/ hu&#x0364;tte/ gezelt<lb/>
oder tabernackel/ berg/ tempel und &#x017F;tadt GOt-<lb/>
tes werde/ das wohl ver&#x017F;uchet/ gepru&#x0364;fft und an-<lb/>
gefochten und in allem treu und auffrichtig als<lb/>
eine reine magd vor dem HErrn Zebaoth be-<lb/>
funden werde/ der gebenedeyet/ u&#x0364;berall hochge-<lb/>
lobet zu fu&#x0364;rchten i&#x017F;t in ewigkeit. Es i&#x017F;t wahr-<lb/>
hafftig. <hi rendition="#aq">Halleluja.</hi></p><lb/>
              <cit>
                <quote><hi rendition="#fr">Wache auff/ der du &#x017F;chla&#x0364;ffe&#x017F;t/ und &#x017F;te-<lb/>
he auff von den todten/ &#x017F;o wird dich<lb/>
CHri&#x017F;tus erleuchten.</hi> Ephe&#x017F;. <hi rendition="#aq">V.</hi> 14.</quote>
                <bibl/>
              </cit><lb/>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">ENDE</hi>.</hi> </hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Ausgangen im jahr 1545.</hi> </hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">David Joris</hi> Schrifft/ was GOTTES<lb/>
werck an uns befo&#x0364;rdere/ und wir im ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtigen (dieweil es tag i&#x017F;t) zu ar-<lb/>
beiten/ auch was vor ein leben wir<lb/>
hier in der zeit zuverlieren<lb/>
haben.</head><lb/>
              <p>Nehmet wahr/ meine kinder (ihr/ die ihr euch<lb/>
des glaubens ru&#x0364;hmet/ und nach GOTT fra-<lb/>
get/ und in &#x017F;eine freund&#x017F;chafft/ gnade/ liebe/ frie-<lb/>
de und gerechtigkeit kommen/ ja der&#x017F;elben ewig-<lb/>
lich genie&#x017F;&#x017F;en/ gebrauchen/ und mit ihm/ gebene-<lb/><cb/>
deyet/ vereinbahret &#x017F;eyn wollet) das eintzige<lb/>
wort: <hi rendition="#fr">Wircket/ dieweil es tag i&#x017F;t/ denn die</hi><note place="right">Joh. <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
4.</note><lb/><hi rendition="#fr">nacht kommt/ da niemand wircken kan.</hi><lb/>
Diß wort gehet euch/ o meine kinder und bru&#x0364;der<lb/>
alle gleich &#x017F;o wohl als mich an/ und trifft un&#x017F;ere<lb/>
Chri&#x017F;tliche ver&#x017F;ammlung (wie wu&#x0364;&#x017F;te und ein-<lb/>
tzeln &#x017F;ie auch noch allenthalben in dem einfa&#x0364;lti-<lb/>
gen glauben und wahren vollkommenen er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis CHri&#x017F;ti liegt) ja &#x017F;o viel als die Apo&#x017F;teln<lb/>
und ihre gemeine/ weil wir (obs wohl in denen<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen worten/ kra&#x0364;fften und ver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;einen unter&#x017F;cheid nach men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e zu ha-<lb/>
ben &#x017F;cheinet) alle eins/ unter einem haubt/ GOtt<lb/>
und HErrn oder mei&#x017F;ter befunden und mit ei-<lb/>
nem gei&#x017F;t getra&#x0364;ncket und zu einem leibe CHri&#x017F;ti<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en getaufft &#x017F;eyn/ und das beliebet und i&#x017F;t<lb/>
ewig wahr und unwieder&#x017F;prechlich. Aber hier-<lb/>
u&#x0364;ber und hierinn &#x017F;traucheln und fallen gleich-<lb/>
wol viele der beru&#x0364;hmten glaubigen/ und mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ meines bedu&#x0364;nckens und ver&#x017F;tandes nach/<lb/>
die&#x017F;en &#x017F;inn noch weit verfehlen. Denn &#x017F;o &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht in einem rechtem vollkommenem ewigem<lb/>
niedrigem grund der wahrheit CHRISTI<lb/>
ge&#x017F;etzet haben oder darinn gebohren &#x017F;ind/ muß<lb/>
ihnen das licht und die weißheit im wahrhaff-<lb/>
tigen urtheilen fehlen/ und ko&#x0364;n&#x0303;ens bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ohne das licht der ewigkeit GOTTES nicht<lb/>
be&#x017F;chauen. Denn &#x017F;o viel einer durch &#x017F;eine eig-<lb/>
ne unlauterkeit oder men&#x017F;chliche angebohrne<lb/>
blindheit und kranckheit oder angenommene<lb/>
&#x017F;innlichkeit oder &#x017F;elb&#x017F;theit in einer unwi&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
wohlgefa&#x0364;lligkeit oder gutdu&#x0364;nckel verhindert<lb/>
und verdunckelt worden i&#x017F;t/ &#x017F;o hat ihn das<note place="right">P&#x017F;alm.<lb/><hi rendition="#aq">XXXVI.</hi><lb/>
9.</note><lb/>
lautere rechte tages-licht (in welches licht wir<lb/>
das licht der ewigen wahrheit und weißheit<lb/>
&#x017F;ehen/ erkennen und ver&#x017F;tehen) nicht zu einem<lb/>
wahrhafften ewigen urtheil be&#x017F;cheinen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Aber ihre fehler oder begangene &#x017F;chuld i&#x017F;t hier<lb/>
zu vergeben und zu gene&#x017F;en/ oder &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
zu erbarmen gewe&#x017F;t/ weil &#x017F;ie in dem Vater<lb/>
und dem Sohn/ nicht in dem Heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;chehen &#x017F;ind/ in welchem &#x017F;ich alle vollkom-<lb/>
menheit/ wahrheit und klarheit des ver&#x017F;tan-<lb/>
des o&#x0364;ffentlich hervor thut/ daß auch der un-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;ende/ &#x017F;o er nur glaubet und vertrauet/<lb/>
in dem angezeigten wege nicht einmal irren<lb/>
kan.</p><lb/>
              <p>Eben &#x017F;o viel tages/ ewiges grundes/ lichts<lb/>
und lebens ihnen von GOTTES gnaden da-<lb/>
mals auffgegangen/ vorgeeragen und einzu-<lb/>
kommen angeboten i&#x017F;t/ &#x017F;o viel haben &#x017F;ie empfan-<lb/>
gen/ begreiffen/ &#x017F;ehen/ wi&#x017F;&#x017F;en und ver&#x017F;tehen/ ja<lb/>
aus&#x017F;agen ko&#x0364;nnen/ aber nicht weiter. Das feh-<lb/>
let oder mangelt euch nicht. <hi rendition="#fr">Frage.</hi> Und &#x017F;o &#x017F;ie<note place="right"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note><lb/>
auffs ku&#x0364;rtze&#x017F;te das ho&#x0364;ch&#x017F;te und vollkommen&#x017F;te<lb/>
we&#x017F;en/ licht/ leben und ver&#x017F;tand nicht begriffen<lb/>
oder erreichet haben/ &#x017F;olten &#x017F;ie/ die vor die&#x017F;er zeit<lb/>
gekommen/ deswegen auch zu be&#x017F;chuldigen<lb/>
&#x017F;eyn/ wenn &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t treu und auffrichtig in dem<note place="right">Die Hey-<lb/>
den/ i&#x017F;t<lb/>
mir &#x017F;o<lb/>
viel ge-<lb/>
&#x017F;agt/ als<lb/>
die er-<lb/>
wehlung<lb/>
oder auß-<lb/>
erwehl-<lb/>
ten. Die<lb/>
letzten &#x017F;ol-<lb/>
len die er-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;eyn.<lb/>
Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XX.</hi> 4.</note><lb/>
ihren geblieben &#x017F;ind? <hi rendition="#fr">Antwort.</hi> O traun/<lb/>
von GOTTES gnaden und &#x017F;einer beliebung<lb/>
wegen/ gar nicht: Denn den gegenwa&#x0364;rtigen i&#x017F;t<lb/>
das gegenwa&#x0364;rtige/ das zuku&#x0364;nfftige den kom-<lb/>
menden/ und das inner&#x017F;te chor war denen hey-<lb/>
den zuge&#x017F;agt. Benjamin der letzte empfieng<lb/>
fu&#x0364;nffmal mehr als die er&#x017F;ten oder als &#x017F;eine bru&#x0364;-<lb/>
der. Al&#x017F;o i&#x017F;ts auch in der Parabel von den wein-<lb/>
ga&#x0364;rtnern zugangen. Es ge&#x017F;chahe aber ihnen<lb/>
darinn oder damit gar kein unrecht. Al&#x017F;o kan/<lb/>
&#x017F;oll oder mag nun vielweniger in die&#x017F;en ewigen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">heiligen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0662] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ geruffen und nachgelauffen iſt) mit vollkomme- nem munde nicht gnug loben und voͤllig dancken kan. Denn man weiß und erkennet alsdann den meiſter oder ſeine huͤlffe und freundſchafft in der erfahrung/ der ihm in der noth beygeſtanden uñ geholffen hat; ja je groͤſſer die noth/ je mehr danck/ lob und preiß erfolget alsdann/ und viel mehr/ als der ſich ſelbſt in keiner angſt/ noth oder laſt empfindet. Das befindet ſich ja in alle wege alſo. So verwahret euch denn/ meine allerliebſte kinder/ vor der ungerechtigkeit/ und vor der ver- kehrten boßheit/ die muthwillig und mit wiſſen und luſt geſchicht/ huͤtet euch/ ſag ich/ vor ihrem durchbruch/ daß ihr nicht in ihren ausfluß leicht- hertzig als faul waſſer dahin fahret wie die ehe- brecheriſchen verhurten frauen/ die eine huren- ſtirn bekommen und ſich nicht mehr ſchaͤmen wollen/ und deshalben ohne rath und huͤlffe ſind/ oder ſie muͤſten ſich erſt ſchaͤmen lernen/ ſon- ſten iſts unmuͤglich. Denn wo keine ſchaam iſt/ da iſt auch keine ehre/ und wo keine ehre iſt/ da achtet man der ſchande nicht. Und vor jeden ſol- chen menſchen/ da die ſchaam durchgebrochen iſt/ iſt kein rath/ oder er muͤſte ſich erſt zur ſchaam bringen laſſen. Darum ſchaͤmet euch vor dem HERRN und auch vor euren eltern/ bruͤdern und ſchweſtern/ und vor allen inſonderheit/ die GOtt fuͤrchten Aber das iſt alleine menſchlich an dem auswen- digen menſchen/ doch aber mit GOttes belieben. Wiewol der HErr darauff eben ſo nicht ſiehet oder darnach urtheilet/ als nach dem hertzen/ darnach alle wercke/ ſie moͤgen gut oder boͤſe ſeyn/ geurtheilet werden. Und ſehet/ darinn will er ſich vor ihm geſchaͤmet haben; nicht allein in einem boͤſen handthaͤtigem wercke/ ſondern vor allen dingen in einem boͤßwilligen oder begierli- chen hertzen und boͤſen gedancken/ darauff er ſiehet und darnach rechtet. Darum werdet dar- inn verneuret und ſauber/ haltet das rein/ wa- chet/ daß es von dem weſen dieſer welt nit befle- cket/ ſondern eine heilige wohnung/ huͤtte/ gezelt oder tabernackel/ berg/ tempel und ſtadt GOt- tes werde/ das wohl verſuchet/ gepruͤfft und an- gefochten und in allem treu und auffrichtig als eine reine magd vor dem HErrn Zebaoth be- funden werde/ der gebenedeyet/ uͤberall hochge- lobet zu fuͤrchten iſt in ewigkeit. Es iſt wahr- hafftig. Halleluja. Wache auff/ der du ſchlaͤffeſt/ und ſte- he auff von den todten/ ſo wird dich CHriſtus erleuchten. Epheſ. V. 14. ENDE. Ausgangen im jahr 1545. David Joris Schrifft/ was GOTTES werck an uns befoͤrdere/ und wir im ge- genwaͤrtigen (dieweil es tag iſt) zu ar- beiten/ auch was vor ein leben wir hier in der zeit zuverlieren haben. Nehmet wahr/ meine kinder (ihr/ die ihr euch des glaubens ruͤhmet/ und nach GOTT fra- get/ und in ſeine freundſchafft/ gnade/ liebe/ frie- de und gerechtigkeit kommen/ ja derſelben ewig- lich genieſſen/ gebrauchen/ und mit ihm/ gebene- deyet/ vereinbahret ſeyn wollet) das eintzige wort: Wircket/ dieweil es tag iſt/ denn die nacht kommt/ da niemand wircken kan. Diß wort gehet euch/ o meine kinder und bruͤder alle gleich ſo wohl als mich an/ und trifft unſere Chriſtliche verſammlung (wie wuͤſte und ein- tzeln ſie auch noch allenthalben in dem einfaͤlti- gen glauben und wahren vollkommenen er- kaͤntnis CHriſti liegt) ja ſo viel als die Apoſteln und ihre gemeine/ weil wir (obs wohl in denen aͤuſſerlichen worten/ kraͤfften und verſtaͤndniſſen ſeinen unterſcheid nach menſchlicher weiſe zu ha- ben ſcheinet) alle eins/ unter einem haubt/ GOtt und HErrn oder meiſter befunden und mit ei- nem geiſt getraͤncket und zu einem leibe CHriſti muͤſſen getaufft ſeyn/ und das beliebet und iſt ewig wahr und unwiederſprechlich. Aber hier- uͤber und hierinn ſtraucheln und fallen gleich- wol viele der beruͤhmten glaubigen/ und muͤſ- ſen/ meines beduͤnckens und verſtandes nach/ dieſen ſinn noch weit verfehlen. Denn ſo ſie ſich nicht in einem rechtem vollkommenem ewigem niedrigem grund der wahrheit CHRISTI geſetzet haben oder darinn gebohren ſind/ muß ihnen das licht und die weißheit im wahrhaff- tigen urtheilen fehlen/ und koͤñens bey ſich ſelbſt ohne das licht der ewigkeit GOTTES nicht beſchauen. Denn ſo viel einer durch ſeine eig- ne unlauterkeit oder menſchliche angebohrne blindheit und kranckheit oder angenommene ſinnlichkeit oder ſelbſtheit in einer unwiſſenden wohlgefaͤlligkeit oder gutduͤnckel verhindert und verdunckelt worden iſt/ ſo hat ihn das lautere rechte tages-licht (in welches licht wir das licht der ewigen wahrheit und weißheit ſehen/ erkennen und verſtehen) nicht zu einem wahrhafften ewigen urtheil beſcheinen koͤnnen. Aber ihre fehler oder begangene ſchuld iſt hier zu vergeben und zu geneſen/ oder ſich deſſelben zu erbarmen geweſt/ weil ſie in dem Vater und dem Sohn/ nicht in dem Heiligen Geiſt geſchehen ſind/ in welchem ſich alle vollkom- menheit/ wahrheit und klarheit des verſtan- des oͤffentlich hervor thut/ daß auch der un- wiſſende/ ſo er nur glaubet und vertrauet/ in dem angezeigten wege nicht einmal irren kan. Joh. IX. 4. Pſalm. XXXVI. 9. Eben ſo viel tages/ ewiges grundes/ lichts und lebens ihnen von GOTTES gnaden da- mals auffgegangen/ vorgeeragen und einzu- kommen angeboten iſt/ ſo viel haben ſie empfan- gen/ begreiffen/ ſehen/ wiſſen und verſtehen/ ja ausſagen koͤnnen/ aber nicht weiter. Das feh- let oder mangelt euch nicht. Frage. Und ſo ſie auffs kuͤrtzeſte das hoͤchſte und vollkommenſte weſen/ licht/ leben und verſtand nicht begriffen oder erreichet haben/ ſolten ſie/ die vor dieſer zeit gekommen/ deswegen auch zu beſchuldigen ſeyn/ wenn ſie ſonſt treu und auffrichtig in dem ihren geblieben ſind? Antwort. O traun/ von GOTTES gnaden und ſeiner beliebung wegen/ gar nicht: Denn den gegenwaͤrtigen iſt das gegenwaͤrtige/ das zukuͤnfftige den kom- menden/ und das innerſte chor war denen hey- den zugeſagt. Benjamin der letzte empfieng fuͤnffmal mehr als die erſten oder als ſeine bruͤ- der. Alſo iſts auch in der Parabel von den wein- gaͤrtnern zugangen. Es geſchahe aber ihnen darinn oder damit gar kein unrecht. Alſo kan/ ſoll oder mag nun vielweniger in dieſen ewigen/ heiligen NB. Die Hey- den/ iſt mir ſo viel ge- ſagt/ als die er- wehlung oder auß- erwehl- ten. Die letzten ſol- len die er- ſten ſeyn. Matth. XX. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/662
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/662>, abgerufen am 23.04.2024.