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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem.
[Spaltenumbruch] gerechtig-
keit willen/
darinn sie
gefangen/
d. i. wider
ihren wil-
len als in
der höllen
gelegen/
in dem ker-
cker des to-
des war-
hafftig ge-
sessen ha-
ben/ em-
pfangen
sollen.
O Jerusalem zeuch deinen halß aus den
banden
des unfriedes/ du gefangene
tochter Zion. Denn also spricht der
HERR/ ihr seyd üm nichts verkaufft/

nemlich ohne profit unter die sünde/ darum
solt ihr auch ohne geld erlöset werden/

nemlich mit dem saubern theuren blute des
rechts und der gerechtigkeit CHristi/ der die
sünde wegnimt/ und den menschen schneeweiß
frey und unschuldig machet.

Ey wie schön sind dieser ihre füsse/ die
von dem berge GOttes/
dem himmlischen
und nicht den irrdischen oder steinernen berge
Zion/ die gute botschafft bringen/ und den
Jes. LII. 7.frieden recht warhafftig verkündigen!
nemlich denjenigen/ die üm ihrer ungerech-
tigkeit willen in unfriede gebunden/ gefan-
gen/ beängstigt und bekümmert sitzen/ son-
sten aber niemanden/ nein: das Evange-
lium gehöret sonsten niemanden zu. Denn
das leben bringt man nicht den lebendigen/
sondern den todten/ denn diese kan man da-
mit lebendig machen/ eben wie man die sie-
chen gesund machet mit gesundheit/ und das
gesichte den blinden/ und nicht den sehenden
giebet. CHRistus ist auch sonst üm nichts
anders kommen/ denn die sünder zu rechtfer-
tigen/ denn die gerecht oder gesund sind be-
dürffens nicht.

Nun sehet hier/ mit was vor wercken der
HErr JESUS/ und mit was vor zeichen
und wunder er dieses erstlich an den menschen
erwiesen hat; Jsts nicht insonderheit äusser-
lich und leiblich gewest? welches die schrifft
zu erfüllen nöthig/ und üm des grossen un-
glaubens willen nützlich gewesen ist. Aber
ists auch mehr als ein vorbild? nemlich/
äusserlich die füsse zu waschen/ aus wasser
wein/ die krüppel gehend/ die siechen oder
ungesunden gesund/ die dauben hörend/ die
stummen redend/ die Lahmen/ gehend/ die
blinden sehend/ und die todten lebendig zu
machen? wie imgleichen alles äusserliche lei-
den und elend. Kan man daraus was meh-
rers machen? da doch der HERR selbst ge-
Joh. XIII.
v. 15.
sagt: Ein vorbild hab ich euch gege-
ben/ daß ihr thut/ wie ich euch gethan
habe;
nemlich alles liebes und guts/ wel-
ches er durch solche wercke den unbekandten
kund gemacht hat. Aber das wars eben
nicht allein/ darum er kommen/ oder gesandt
war/ nein/ damit wars noch nicht außgerich-
Joh. XIII.
v. 7.
tet. Deßwegen sagt er auch: Was ich jetzt
thue/ das weist du nicht/ du wirsts aber
hernach erfahren.
Wie so? Sie waren
ja so blind nicht/ sondern sahen wol/ daß er
äusserlich gesund machte/ und ihnen die füsse
gewaschen hatte; aber das wars nicht/ was
Joh. VI. 63er meinte: Seine worte bedeuteten was
anders/ und waren Geist und Leben; sie
aber fleischlich/ und noch tod im rechten Geist
der warheit. Von denjenigen/ die an ihn
Joh. XIV.
v. 12.
gläuben solten/ sagt er zuvor/ daß sie grös-
sere wercke thun solten;
Das ist nun nach
dem Geist/ an dem tage des geistes und lebens
Joh. VII.
v. 38.
gesund machen. Denn von ihren leibern
(sagt er abermal) sollen ströme des leben-
digen wassers fliessen. An demselbigen
tage
(sagt er auch) würden sie ihn ken-
[Spaltenumbruch] nen/ daß Er/
das Wort/ in dem Vater/Joh. XIV.
10. 11.

und der Vater in ihm/ und wir in ihm/
und er/
das Wort/ in uns ist/ das allein le-
bendig/ frey und gesund machet.

Das 7. Capitel.

Sehet/ diese wahre Christen haben ein wol-Ps. XL. 9.
gefallen an GOttes wolgefallen/ und eine lust
zu seinem willen/ denn sie (weil sie von dem
Geist Gottes gebohren sind) haben sein ge-
setz mitten in ihre inwendige glieder einge-
schrieben/ deßwegen sie es auch verstehen/ und
recht auffs herrlichste verkündigen und GOt-Jch wil/
spricht der
HERR/
außgebrei-
tete lippen
schaffen.
Apoc. V. 5.

tes wort weit außbreiten/ dieweil es ihnen mit
namen in seiner heiligen ewigkeit auffgethan
ist. Denn es ist das lebendige buch/ das mit
sieben siegeln zugeschlossen/ und allein von dem
Lamm geöffnet/ und in ihnen offenbahr gefun-
den wird/ wie sie denn auch in denselben selbst
warhafftig mit sind/ verstehet: Von diesenJoh. VII.
v. 38.

fliessen die frische lebendige wasser/ oder
kommt das gesetz des geistes/ das lebendige wort
hervor. Denn sie sind die besuchte stadt/ das
rechte Zion im geist und warheit/ das neueHebr. XII.
v. 1.

Jerusalem/ die stadt des lebendigen GOttes/
die von dem himmel herab kommt/ die wolckenJesa.
Dan.

der zeugen/ die gerechtigkeit regnen/ u. s. w.

Von diesem Zion oder heiligen himmlischen
berge GOttes ist das wort des glaubens/
der HERR/ der erste grund-und prüfestein/
ein köstlicher eckstein/ als ein festes funda-
ment/ der schon zu einem grossen berg heranJes. XXIIX.
v. 16.

wächset/ daß/ wer darauff vertrauet/ nicht
fällt. Hierauff wird die heilige kirche/ die
wahre gemeine oder der Leib CHRisti/ oder
das hauß GOttes gebauet/ wider welcheMatth.
XVI. v. 18.

die pforten der höllen keine macht ha-
ben/
sie nimmermehr ümzustossen oder zu
verführen zu können/ denn sie ist in der ewig-
keit gegründet. Deßwegen bleibet sie eine un-
bewegliche hütte/ die man nicht verführenJesa.
XXXIII. 20

oder verändern kan/ wie geschrieben stehet.
Warum? weil sie GOtt sonderlich außer-
wehlet hat ewiglich allda zu wohnen/ wie
er durch den Propheten Jesaiam über die-Matth.
XXIV.

selbe gleicher weise gesagt hat/ sprechend:
Mein Geist/ der über euch ist/ undJesa. LIX.
v. 21.

die worte/ die ich eurem mund gege-
ben habe/ sollen nimmermehr von dei-
nem munde weichen/ noch von dem
munde deiner kinder und kindes-kinder/
von nun an biß in ewigkeit/ spricht der
HERR.

Nun möchte jemand fragen: Jst denn
der Apostel ihre kirche nach ihnen auch ver-
führet worden/ und ihre lehre untergangen/
ich meinte/ daß solches noch zukünfftig und
nicht schon geschehen sey? Dem antworte ich
aus erfahrung also: Jst sie nicht verführet
worden/ und die lehre gantz untergangen? Wo
ist denn der abfall/ den Paulus im Geist vorher2. Thess. II.
sahe/ herkommen? und woraus ist der sohn der
verdammniß/ und der mensch der sünden auffge-
stiegen? Jst sie nicht so gantz außgerottet wor-
den/ daß da nichts gantzes oder reines unverdor-
ben geblieben ist? Ja mehr als man (wie die
schrifft saget) glauben kan? Jst sie nicht
gantz außgerottet/ die verführung einge-
führet/ woher kommt denn aller streit und auff-

ruhr?
B b b 3

Von dem rechten wahren Zion und Jeruſalem.
[Spaltenumbruch] gerechtig-
keit willen/
darinn ſie
gefangen/
d. i. wider
ihren wil-
len als in
der hoͤllen
gelegen/
in dem ker-
cker des to-
des war-
hafftig ge-
ſeſſen ha-
ben/ em-
pfangen
ſollen.
O Jeruſalem zeuch deinen halß aus den
banden
des unfriedes/ du gefangene
tochter Zion. Denn alſo ſpricht der
HERR/ ihr ſeyd uͤm nichts verkaufft/

nemlich ohne profit unter die ſuͤnde/ darum
ſolt ihr auch ohne geld erloͤſet werden/

nemlich mit dem ſaubern theuren blute des
rechts und der gerechtigkeit CHriſti/ der die
ſuͤnde wegnimt/ und den menſchen ſchneeweiß
frey und unſchuldig machet.

Ey wie ſchoͤn ſind dieſer ihre fuͤſſe/ die
von dem berge GOttes/
dem him̃liſchen
und nicht den irrdiſchen oder ſteinernen berge
Zion/ die gute botſchafft bringen/ und den
Jeſ. LII. 7.frieden recht warhafftig verkuͤndigen!
nemlich denjenigen/ die uͤm ihrer ungerech-
tigkeit willen in unfriede gebunden/ gefan-
gen/ beaͤngſtigt und bekuͤmmert ſitzen/ ſon-
ſten aber niemanden/ nein: das Evange-
lium gehoͤret ſonſten niemanden zu. Denn
das leben bringt man nicht den lebendigen/
ſondern den todten/ denn dieſe kan man da-
mit lebendig machen/ eben wie man die ſie-
chen geſund machet mit geſundheit/ und das
geſichte den blinden/ und nicht den ſehenden
giebet. CHRiſtus iſt auch ſonſt uͤm nichts
anders kommen/ denn die ſuͤnder zu rechtfer-
tigen/ denn die gerecht oder geſund ſind be-
duͤrffens nicht.

Nun ſehet hier/ mit was vor wercken der
HErr JESUS/ und mit was vor zeichen
und wunder er dieſes erſtlich an den menſchen
erwieſen hat; Jſts nicht inſonderheit aͤuſſer-
lich und leiblich geweſt? welches die ſchrifft
zu erfuͤllen noͤthig/ und uͤm des groſſen un-
glaubens willen nuͤtzlich geweſen iſt. Aber
iſts auch mehr als ein vorbild? nemlich/
aͤuſſerlich die fuͤſſe zu waſchen/ aus waſſer
wein/ die kruͤppel gehend/ die ſiechen oder
ungeſunden geſund/ die dauben hoͤrend/ die
ſtummen redend/ die Lahmen/ gehend/ die
blinden ſehend/ und die todten lebendig zu
machen? wie imgleichen alles aͤuſſerliche lei-
den und elend. Kan man daraus was meh-
rers machen? da doch der HERR ſelbſt ge-
Joh. XIII.
v. 15.
ſagt: Ein vorbild hab ich euch gege-
ben/ daß ihr thut/ wie ich euch gethan
habe;
nemlich alles liebes und guts/ wel-
ches er durch ſolche wercke den unbekandten
kund gemacht hat. Aber das wars eben
nicht allein/ darum er kommen/ oder geſandt
war/ nein/ damit wars noch nicht außgerich-
Joh. XIII.
v. 7.
tet. Deßwegen ſagt er auch: Was ich jetzt
thue/ das weiſt du nicht/ du wirſts aber
hernach erfahren.
Wie ſo? Sie waren
ja ſo blind nicht/ ſondern ſahen wol/ daß er
aͤuſſerlich geſund machte/ und ihnen die fuͤſſe
gewaſchen hatte; aber das wars nicht/ was
Joh. VI. 63er meinte: Seine worte bedeuteten was
anders/ und waren Geiſt und Leben; ſie
aber fleiſchlich/ und noch tod im rechten Geiſt
der warheit. Von denjenigen/ die an ihn
Joh. XIV.
v. 12.
glaͤuben ſolten/ ſagt er zuvor/ daß ſie groͤſ-
ſere wercke thun ſolten;
Das iſt nun nach
dem Geiſt/ an dem tage des geiſtes und lebens
Joh. VII.
v. 38.
geſund machen. Denn von ihren leibern
(ſagt er abermal) ſollen ſtroͤme des leben-
digen waſſers flieſſen. An demſelbigen
tage
(ſagt er auch) wuͤrden ſie ihn ken-
[Spaltenumbruch] nen/ daß Er/
das Wort/ in dem Vater/Joh. XIV.
10. 11.

und der Vater in ihm/ und wir in ihm/
und er/
das Wort/ in uns iſt/ das allein le-
bendig/ frey und geſund machet.

Das 7. Capitel.

Sehet/ dieſe wahre Chriſten haben ein wol-Pſ. XL. 9.
gefallen an GOttes wolgefallen/ und eine luſt
zu ſeinem willen/ denn ſie (weil ſie von dem
Geiſt Gottes gebohren ſind) haben ſein ge-
ſetz mitten in ihre inwendige glieder einge-
ſchrieben/ deßwegen ſie es auch verſtehen/ und
recht auffs herrlichſte verkuͤndigen und GOt-Jch wil/
ſpricht der
HERR/
außgebꝛei-
tete lippen
ſchaffen.
Apoc. V. 5.

tes wort weit außbreiten/ dieweil es ihnen mit
namen in ſeiner heiligen ewigkeit auffgethan
iſt. Denn es iſt das lebendige buch/ das mit
ſieben ſiegeln zugeſchloſſen/ und allein von dem
Lamm geoͤffnet/ und in ihnen offenbahr gefun-
den wird/ wie ſie denn auch in denſelben ſelbſt
warhafftig mit ſind/ verſtehet: Von dieſenJoh. VII.
v. 38.

flieſſen die friſche lebendige waſſer/ oder
kom̃t das geſetz des geiſtes/ das lebendige wort
hervor. Denn ſie ſind die beſuchte ſtadt/ das
rechte Zion im geiſt und warheit/ das neueHebr. XII.
v. 1.

Jeruſalem/ die ſtadt des lebendigen GOttes/
die von dem himmel herab kom̃t/ die wolckenJeſa.
Dan.

der zeugen/ die gerechtigkeit regnen/ u. ſ. w.

Von dieſem Zion oder heiligen him̃liſchen
berge GOttes iſt das wort des glaubens/
der HERR/ der erſte grund-und pruͤfeſtein/
ein koͤſtlicher eckſtein/ als ein feſtes funda-
ment/ der ſchon zu einem groſſen berg heranJeſ. XXIIX.
v. 16.

waͤchſet/ daß/ wer darauff vertrauet/ nicht
faͤllt. Hierauff wird die heilige kirche/ die
wahre gemeine oder der Leib CHRiſti/ oder
das hauß GOttes gebauet/ wider welcheMatth.
XVI. v. 18.

die pforten der hoͤllen keine macht ha-
ben/
ſie nimmermehr uͤmzuſtoſſen oder zu
verfuͤhren zu koͤnnen/ denn ſie iſt in der ewig-
keit gegruͤndet. Deßwegen bleibet ſie eine un-
bewegliche huͤtte/ die man nicht verfuͤhrenJeſa.
XXXIII. 20

oder veraͤndern kan/ wie geſchrieben ſtehet.
Warum? weil ſie GOtt ſonderlich außer-
wehlet hat ewiglich allda zu wohnen/ wie
er durch den Propheten Jeſaiam uͤber die-Matth.
XXIV.

ſelbe gleicher weiſe geſagt hat/ ſprechend:
Mein Geiſt/ der uͤber euch iſt/ undJeſa. LIX.
v. 21.

die worte/ die ich eurem mund gege-
ben habe/ ſollen nimmermehr von dei-
nem munde weichen/ noch von dem
munde deiner kinder und kindes-kinder/
von nun an biß in ewigkeit/ ſpricht der
HERR.

Nun moͤchte jemand fragen: Jſt denn
der Apoſtel ihre kirche nach ihnen auch ver-
fuͤhret worden/ und ihre lehre untergangen/
ich meinte/ daß ſolches noch zukuͤnfftig und
nicht ſchon geſchehen ſey? Dem antworte ich
aus erfahrung alſo: Jſt ſie nicht verfuͤhret
worden/ und die lehre gantz untergangen? Wo
iſt denn der abfall/ den Paulus im Geiſt vorher2. Theſſ. II.
ſahe/ herkommen? und woraus iſt der ſohn der
verdam̃niß/ und der menſch der ſuͤnden auffge-
ſtiegen? Jſt ſie nicht ſo gantz außgerottet wor-
den/ daß da nichts gantzes oder reines unverdor-
ben geblieben iſt? Ja mehr als man (wie die
ſchrifft ſaget) glauben kan? Jſt ſie nicht
gantz außgerottet/ die verfuͤhrung einge-
fuͤhret/ woher kom̃t denn aller ſtreit und auff-

ruhr?
B b b 3
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[381/0677] Von dem rechten wahren Zion und Jeruſalem. O Jeruſalem zeuch deinen halß aus den banden des unfriedes/ du gefangene tochter Zion. Denn alſo ſpricht der HERR/ ihr ſeyd uͤm nichts verkaufft/ nemlich ohne profit unter die ſuͤnde/ darum ſolt ihr auch ohne geld erloͤſet werden/ nemlich mit dem ſaubern theuren blute des rechts und der gerechtigkeit CHriſti/ der die ſuͤnde wegnimt/ und den menſchen ſchneeweiß frey und unſchuldig machet. gerechtig- keit willen/ darinn ſie gefangen/ d. i. wider ihren wil- len als in der hoͤllen gelegen/ in dem ker- cker des to- des war- hafftig ge- ſeſſen ha- ben/ em- pfangen ſollen. Ey wie ſchoͤn ſind dieſer ihre fuͤſſe/ die von dem berge GOttes/ dem him̃liſchen und nicht den irrdiſchen oder ſteinernen berge Zion/ die gute botſchafft bringen/ und den frieden recht warhafftig verkuͤndigen! nemlich denjenigen/ die uͤm ihrer ungerech- tigkeit willen in unfriede gebunden/ gefan- gen/ beaͤngſtigt und bekuͤmmert ſitzen/ ſon- ſten aber niemanden/ nein: das Evange- lium gehoͤret ſonſten niemanden zu. Denn das leben bringt man nicht den lebendigen/ ſondern den todten/ denn dieſe kan man da- mit lebendig machen/ eben wie man die ſie- chen geſund machet mit geſundheit/ und das geſichte den blinden/ und nicht den ſehenden giebet. CHRiſtus iſt auch ſonſt uͤm nichts anders kommen/ denn die ſuͤnder zu rechtfer- tigen/ denn die gerecht oder geſund ſind be- duͤrffens nicht. Jeſ. LII. 7. Nun ſehet hier/ mit was vor wercken der HErr JESUS/ und mit was vor zeichen und wunder er dieſes erſtlich an den menſchen erwieſen hat; Jſts nicht inſonderheit aͤuſſer- lich und leiblich geweſt? welches die ſchrifft zu erfuͤllen noͤthig/ und uͤm des groſſen un- glaubens willen nuͤtzlich geweſen iſt. Aber iſts auch mehr als ein vorbild? nemlich/ aͤuſſerlich die fuͤſſe zu waſchen/ aus waſſer wein/ die kruͤppel gehend/ die ſiechen oder ungeſunden geſund/ die dauben hoͤrend/ die ſtummen redend/ die Lahmen/ gehend/ die blinden ſehend/ und die todten lebendig zu machen? wie imgleichen alles aͤuſſerliche lei- den und elend. Kan man daraus was meh- rers machen? da doch der HERR ſelbſt ge- ſagt: Ein vorbild hab ich euch gege- ben/ daß ihr thut/ wie ich euch gethan habe; nemlich alles liebes und guts/ wel- ches er durch ſolche wercke den unbekandten kund gemacht hat. Aber das wars eben nicht allein/ darum er kommen/ oder geſandt war/ nein/ damit wars noch nicht außgerich- tet. Deßwegen ſagt er auch: Was ich jetzt thue/ das weiſt du nicht/ du wirſts aber hernach erfahren. Wie ſo? Sie waren ja ſo blind nicht/ ſondern ſahen wol/ daß er aͤuſſerlich geſund machte/ und ihnen die fuͤſſe gewaſchen hatte; aber das wars nicht/ was er meinte: Seine worte bedeuteten was anders/ und waren Geiſt und Leben; ſie aber fleiſchlich/ und noch tod im rechten Geiſt der warheit. Von denjenigen/ die an ihn glaͤuben ſolten/ ſagt er zuvor/ daß ſie groͤſ- ſere wercke thun ſolten; Das iſt nun nach dem Geiſt/ an dem tage des geiſtes und lebens geſund machen. Denn von ihren leibern (ſagt er abermal) ſollen ſtroͤme des leben- digen waſſers flieſſen. An demſelbigen tage (ſagt er auch) wuͤrden ſie ihn ken- nen/ daß Er/ das Wort/ in dem Vater/ und der Vater in ihm/ und wir in ihm/ und er/ das Wort/ in uns iſt/ das allein le- bendig/ frey und geſund machet. Joh. XIII. v. 15. Joh. XIII. v. 7. Joh. VI. 63 Joh. XIV. v. 12. Joh. VII. v. 38. Joh. XIV. 10. 11. Das 7. Capitel. Sehet/ dieſe wahre Chriſten haben ein wol- gefallen an GOttes wolgefallen/ und eine luſt zu ſeinem willen/ denn ſie (weil ſie von dem Geiſt Gottes gebohren ſind) haben ſein ge- ſetz mitten in ihre inwendige glieder einge- ſchrieben/ deßwegen ſie es auch verſtehen/ und recht auffs herrlichſte verkuͤndigen und GOt- tes wort weit außbreiten/ dieweil es ihnen mit namen in ſeiner heiligen ewigkeit auffgethan iſt. Denn es iſt das lebendige buch/ das mit ſieben ſiegeln zugeſchloſſen/ und allein von dem Lamm geoͤffnet/ und in ihnen offenbahr gefun- den wird/ wie ſie denn auch in denſelben ſelbſt warhafftig mit ſind/ verſtehet: Von dieſen flieſſen die friſche lebendige waſſer/ oder kom̃t das geſetz des geiſtes/ das lebendige wort hervor. Denn ſie ſind die beſuchte ſtadt/ das rechte Zion im geiſt und warheit/ das neue Jeruſalem/ die ſtadt des lebendigen GOttes/ die von dem himmel herab kom̃t/ die wolcken der zeugen/ die gerechtigkeit regnen/ u. ſ. w. Pſ. XL. 9. Jch wil/ ſpricht der HERR/ außgebꝛei- tete lippen ſchaffen. Apoc. V. 5. Joh. VII. v. 38. Hebr. XII. v. 1. Jeſa. Dan. Von dieſem Zion oder heiligen him̃liſchen berge GOttes iſt das wort des glaubens/ der HERR/ der erſte grund-und pruͤfeſtein/ ein koͤſtlicher eckſtein/ als ein feſtes funda- ment/ der ſchon zu einem groſſen berg heran waͤchſet/ daß/ wer darauff vertrauet/ nicht faͤllt. Hierauff wird die heilige kirche/ die wahre gemeine oder der Leib CHRiſti/ oder das hauß GOttes gebauet/ wider welche die pforten der hoͤllen keine macht ha- ben/ ſie nimmermehr uͤmzuſtoſſen oder zu verfuͤhren zu koͤnnen/ denn ſie iſt in der ewig- keit gegruͤndet. Deßwegen bleibet ſie eine un- bewegliche huͤtte/ die man nicht verfuͤhren oder veraͤndern kan/ wie geſchrieben ſtehet. Warum? weil ſie GOtt ſonderlich außer- wehlet hat ewiglich allda zu wohnen/ wie er durch den Propheten Jeſaiam uͤber die- ſelbe gleicher weiſe geſagt hat/ ſprechend: Mein Geiſt/ der uͤber euch iſt/ und die worte/ die ich eurem mund gege- ben habe/ ſollen nimmermehr von dei- nem munde weichen/ noch von dem munde deiner kinder und kindes-kinder/ von nun an biß in ewigkeit/ ſpricht der HERR. Jeſ. XXIIX. v. 16. Matth. XVI. v. 18. Jeſa. XXXIII. 20 Matth. XXIV. Jeſa. LIX. v. 21. Nun moͤchte jemand fragen: Jſt denn der Apoſtel ihre kirche nach ihnen auch ver- fuͤhret worden/ und ihre lehre untergangen/ ich meinte/ daß ſolches noch zukuͤnfftig und nicht ſchon geſchehen ſey? Dem antworte ich aus erfahrung alſo: Jſt ſie nicht verfuͤhret worden/ und die lehre gantz untergangen? Wo iſt denn der abfall/ den Paulus im Geiſt vorher ſahe/ herkommen? und woraus iſt der ſohn der verdam̃niß/ und der menſch der ſuͤnden auffge- ſtiegen? Jſt ſie nicht ſo gantz außgerottet wor- den/ daß da nichts gantzes oder reines unverdor- ben geblieben iſt? Ja mehr als man (wie die ſchrifft ſaget) glauben kan? Jſt ſie nicht gantz außgerottet/ die verfuͤhrung einge- fuͤhret/ woher kom̃t denn aller ſtreit und auff- ruhr? 2. Theſſ. II. B b b 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/677>, abgerufen am 29.03.2024.