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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLIX. von Osiandri lehre.
[Spaltenumbruch]
3. Daß eusserliche Predigt nur ein
Werckzeug sey.

"Es möcht aber hie jemand fragen und
"sprechen/ ich höre wol/ daß Gottes wort im
"anfang bey Gott/ und Gott selbst ist; und
"daß in ihm das leben und alle seligkeit ist/ wie
"kan man aber dazu kommen/ und dasselb er-
"langen? das wort/ das man uns predigt/
"und Gottes wort nennet/ das ist je nur eine
"außwendige stimm und menschlich wort/
"das durchs menschen mund ein anfang/ und
"im lufft bald wieder ein ende nimt. Gottes
"wort aber ist ein inwendig/ geistlich/ ewig
"verborgen wort/ das Gott selbst ist. Was
"fördert oder wircket das menschlich predi-
"gen zu dem/ daß Gottes lebedig wort in uns
"sey: da antworten wir kürtzlich also; es ist
"recht und wahr/ Gottes Wort ist ein inwen-
"wendig/ geistlich/ ewig verborgen wort: Es
"wird aber uns durch das außwendig wort
"eröffnet und mitgetheilet. Denn wer verste-
"het nicht/ daß aller menschen sprach allein
"darum erfunden seye/ daß einer dem andern
"seine gedancken und sein inwendig wort und
"meynung möge anzeigen? das äusserliche
"wort ist nicht das inwendige/ es zeigts aber
"an/ und machts offenbar/ gleich wie die
"schrifft auch keine stimm/ sondern eine farbe
"ist/ sie zeiget aber dennoch an/ was ein
"mensch mit lebendiger stimm geredet hab/ o-
"der gern reden wolt. So der mensch seine
"inwendige meynung mit der zungen auß-
"spricht/ behält er sie doch in ihm/ und vergist
"derselben nicht. Deßgleichen empfähet sie
"auch der ihm zuhöret: Wiewol ers vor nicht
"gehabt hat/ das äusserliche wort verschwin-
"det/ das inwendige aber behalten sie beyde.
"Also ists auch mit Gottes wort: Gott er-
"kennet sich selbst von ewigkeit; und diesel-
"bige erkäntnis ist sein inwendiges wort und
"Gott selbst. Wenn er nun dasselbig inwen-
"dig göttlich wort durch das äusserliche wort/
"so viel wir mögen begreiffen/ anzeiget/ oder
"seine Diener/ die es von ihm haben/ anzei-
"gen läst/ nemlich was er sey und wolle; so em-
"pfahen alle die es hören/ glauben/ und be-
"halten eben dieselbige erkäntnis/ die er in
"ihm selber hat/ das ist dann das rechte le-
"bendige wort Gottes/ Gott selbst/ und ist
"nicht ein eusserlich wort in der stimm/ son-
"dern es ist die Meynung und der sinn/ der
"durch das äusserliche wort angezeigt/ und in
"in unsere hertzen gepflantzet wird/ das alles
"zeiget der HErr lauter und klar im evange-
"lio Joh. 8. da ihn die Juden fragten und
"sprachen/ wer bistu? Da antwortet er ihm
"anfänglich/ eben das ich mit euch rede. Nun
"weiß ein jeglicher Christ wol/ daß der Herr
"nach seiner Menschheit kein wort/ sondern
"fleisch und blut ist: Aber seine Göttliche Na-
"tur ist das wort und die weißheit des Vat-
"ters. Dasselbige redet er mit den Juden/
"und eröffnets ihnen durch das äusserliche
"wort. Wer es nun glaubet/ und behält/ der
"hat Christum selbst/ dann er ist eben/ das
"er redet/ wie er Johan. VI. auch spricht/ die
"wort/ die ich rede/ seyn geist und leben/ nicht
"die wort/ die im Lufft klingen und verschwin-
"den/ sondern die meynung und der sinn/ der
[Spaltenumbruch] in den glaubigen hertzen bleibet/ derselbe ist"
geist und leben und Gott selbst. Darum"
spricht er auch Joh. XIV. Wer mich lieb hat/"
wird mein wort behalten/ und mein Vatter"
wird ihn auch lieben/ und wir werden zu"
ihm kommen/ und wohnung bey ihm ma-"
chen. Desgleichen Luc. XI. Selig sind/ die das"
wort Gottes hören/ und dasselbige behal-"
ten; denn wer sein wort höret/ glaubt/ be-"
hält/ und dem fleissig nach dencket/ der"
empfähet die rechte meynung den rechten sinn"
und verstand/ das ist dann das lebendige"
wort Gottes/ Gott selbst. Wo nun das"
wort ist/ da ist auch der Vater/ darum spricht"
er/ wir werden zu ihm kommen/ und woh-"
nung bey ihm machen/ und da ist auch der"
heilige Geist: nemlich die recht Göttliche lieb/"
wie er spricht Joh. XVII. Vater/ ich hab ihnen"
deinen namen kundt gethan/ auff daß die"
lieb/ damit du mich geliebet hast/ sey in ihnen/"
und ich auch in ihnen; und Joh. 7. Wer an"
mich gläubt/ wie die schrifft sagt/ von des"
leib/ werden fliessen flüsse des lebendigen was-"
sers; und Joh. IV. Wer des wassers trincken"
wird/ das ich ihm gebe/ der wird ewiglich"
nicht dürsten/ sondern es wird in ihm ein"
brunn werden/ der in das ewige leben quel-"
let. Und Joh. VI. Wer an mich glaubet/ den"
wird nimmermehr dürsten/ das ist/ wer"
mein worthört und glaubt/ der hat mich"
selbst/ dann ich bin das wort; er hat auch"
den Vater/ denn der Vater ist im wort; er"
hat auch die liebe des Vaters/ die der Vatter"
zum Sohn hat/ das ist/ den Heiligen Geist/"
dieselbige lieb bricht wider herauß/ und"
wird wie ein quellender brunn/ erzeigt dem"
nächsten alles guts/ und erfüllet das gesetz/"
wie Paulus Rom. XIII. sagt: Wer den nech-"
sten liebet/ hat das gesetz erfüllet. Denn"
wo die liebe ist/ da gehet es alles recht geschaf-"
fen zu; wie Paulus 1. Cor. XI. beschreibet"
und spricht: Die liebe ist langmüthig und"
freundlich/ die liebe eiffert nicht/"
die liebe schalcket nicht/ sie blehet sich nicht"
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nicht das ihre/ sie läst sich nicht erbittern/"
sie gedencket nichts arges/ sie freuet
sich nicht über der ungerechtigkeit/ sie freuet
sich aber mit der warheit/ sie vertragt alles/
sie glaubet alles/ sie hoffet alles/ sie duldet
alles/ die liebe verfället nimmermehr: So
doch die weissagungen auffhören werden/
und das erkäntnüß auffhören wird etc. Also
ist die liebe ein rechter brunn aller guten wer-
cke/ und springet in das ewige leben/ das ist/
dieselbigen werck/ die also der Heilige Geist
in uns wircket/ gelten allein vor Gottes
gericht/ und behalten uns im ewigen leben.
Also ist klar und offenbar/ daß wir durch
den glauben an das wort Gottes gerechtfer-
tigt/ und mit Gott vereiniget werden. Da-
rum spricht Paulus 1. Cor. VI. Wer Gott an-
hanget der wird ein Geist mit ihm. Und
der Herr Joh. XVII. Jch bitte aber nicht für
sie allein sondern auch für die/ so durch ihr wort
an mich glauben werden/ auff daß sie alle eins
seyn/ gleich wie du Vater in mir und ich in dir/ dz
auch sie in uns eins seyn. Und ich habe ihnen ge-
geben die klarheit/ die du mir gegeben hast/ daß

sie
J i i 3
Th. IV. Sect. II. Num. XLIX. von Oſiandri lehre.
[Spaltenumbruch]
3. Daß euſſerliche Predigt nur ein
Werckzeug ſey.

„Es moͤcht aber hie jemand fragen und
„ſprechen/ ich hoͤre wol/ daß Gottes wort im
„anfang bey Gott/ und Gott ſelbſt iſt; und
„daß in ihm das leben und alle ſeligkeit iſt/ wie
„kan man aber dazu kommen/ und daſſelb er-
„langen? das wort/ das man uns predigt/
„und Gottes wort nennet/ das iſt je nur eine
„außwendige ſtimm und menſchlich wort/
„das durchs menſchen mund ein anfang/ und
„im lufft bald wieder ein ende nimt. Gottes
„wort aber iſt ein inwendig/ geiſtlich/ ewig
„verborgen wort/ das Gott ſelbſt iſt. Was
„foͤrdert oder wircket das menſchlich predi-
„gen zu dem/ daß Gottes lebedig wort in uns
„ſey: da antworten wir kuͤrtzlich alſo; es iſt
„recht und wahr/ Gottes Wort iſt ein inwen-
„wendig/ geiſtlich/ ewig verborgen wort: Es
„wird aber uns durch das außwendig wort
„eroͤffnet und mitgetheilet. Denn wer verſte-
„het nicht/ daß aller menſchen ſprach allein
„darum erfunden ſeye/ daß einer dem andern
„ſeine gedancken und ſein inwendig wort und
„meynung moͤge anzeigen? das aͤuſſerliche
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„an/ und machts offenbar/ gleich wie die
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„iſt/ ſie zeiget aber dennoch an/ was ein
„menſch mit lebendiger ſtimm geredet hab/ o-
„der gern reden wolt. So der menſch ſeine
„inwendige meynung mit der zungen auß-
„ſpricht/ behaͤlt er ſie doch in ihm/ und vergiſt
„derſelben nicht. Deßgleichen empfaͤhet ſie
„auch der ihm zuhoͤret: Wiewol ers vor nicht
„gehabt hat/ das aͤuſſerliche wort verſchwin-
„det/ das inwendige aber behalten ſie beyde.
„Alſo iſts auch mit Gottes wort: Gott er-
„kennet ſich ſelbſt von ewigkeit; und dieſel-
„bige erkaͤntnis iſt ſein inwendiges wort und
„Gott ſelbſt. Wenn er nun daſſelbig inwen-
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„ſeine Diener/ die es von ihm haben/ anzei-
„gen laͤſt/ nemlich was er ſey und wolle; ſo em-
„pfahen alle die es hoͤren/ glauben/ und be-
„halten eben dieſelbige erkaͤntnis/ die er in
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„durch das aͤuſſerliche wort angezeigt/ und in
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„zeiget der HErꝛ lauter und klar im evange-
„lio Joh. 8. da ihn die Juden fragten und
„ſprachen/ wer biſtu? Da antwortet er ihm
„anfaͤnglich/ eben das ich mit euch rede. Nun
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„nach ſeiner Menſchheit kein wort/ ſondern
„fleiſch und blut iſt: Aber ſeine Goͤttliche Na-
„tur iſt das wort und die weißheit des Vat-
„ters. Daſſelbige redet er mit den Juden/
„und eroͤffnets ihnen durch das aͤuſſerliche
„wort. Wer es nun glaubet/ und behaͤlt/ der
„hat Chriſtum ſelbſt/ dann er iſt eben/ das
„er redet/ wie er Johan. VI. auch ſpricht/ die
„wort/ die ich rede/ ſeyn geiſt und leben/ nicht
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„den/ ſondern die meynung und der ſinn/ der
[Spaltenumbruch] in den glaubigen hertzen bleibet/ derſelbe iſt“
geiſt und leben und Gott ſelbſt. Darum“
ſpricht er auch Joh. XIV. Wer mich lieb hat/“
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wird ihn auch lieben/ und wir werden zu“
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chen. Desgleichen Luc. XI. Selig ſind/ die das“
wort Gottes hoͤren/ und daſſelbige behal-“
ten; denn wer ſein wort hoͤret/ glaubt/ be-“
haͤlt/ und dem fleiſſig nach dencket/ der“
empfaͤhet die rechte meynung den rechten ſiñ“
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wort iſt/ da iſt auch der Vater/ darum ſpricht“
er/ wir werden zu ihm kommen/ und woh-“
nung bey ihm machen/ und da iſt auch der“
heilige Geiſt: nemlich die recht Goͤttliche lieb/“
wie er ſpricht Joh. XVII. Vater/ ich hab ihnẽ“
deinen namen kundt gethan/ auff daß die“
lieb/ damit du mich geliebet haſt/ ſey in ihnen/“
und ich auch in ihnen; und Joh. 7. Wer an“
mich glaͤubt/ wie die ſchrifft ſagt/ von des“
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ſers; und Joh. IV. Wer des waſſers trincken“
wird/ das ich ihm gebe/ der wird ewiglich“
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alles/ die liebe verfaͤllet nimmermehr: So
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iſt die liebe ein rechter brunn aller guten wer-
cke/ und ſpringet in das ewige leben/ das iſt/
dieſelbigen werck/ die alſo der Heilige Geiſt
in uns wircket/ gelten allein vor Gottes
gericht/ und behalten uns im ewigen leben.
Alſo iſt klar und offenbar/ daß wir durch
den glauben an das wort Gottes gerechtfer-
tigt/ und mit Gott vereiniget werden. Da-
rum ſpricht Paulus 1. Cor. VI. Wer Gott an-
hanget der wird ein Geiſt mit ihm. Und
der Herꝛ Joh. XVII. Jch bitte aber nicht fuͤr
ſie allein ſondern auch fuͤr die/ ſo durch ihr wort
an mich glauben werden/ auff daß ſie alle eins
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[437/0733] Th. IV. Sect. II. Num. XLIX. von Oſiandri lehre. 3. Daß euſſerliche Predigt nur ein Werckzeug ſey. „Es moͤcht aber hie jemand fragen und „ſprechen/ ich hoͤre wol/ daß Gottes wort im „anfang bey Gott/ und Gott ſelbſt iſt; und „daß in ihm das leben und alle ſeligkeit iſt/ wie „kan man aber dazu kommen/ und daſſelb er- „langen? das wort/ das man uns predigt/ „und Gottes wort nennet/ das iſt je nur eine „außwendige ſtimm und menſchlich wort/ „das durchs menſchen mund ein anfang/ und „im lufft bald wieder ein ende nimt. Gottes „wort aber iſt ein inwendig/ geiſtlich/ ewig „verborgen wort/ das Gott ſelbſt iſt. Was „foͤrdert oder wircket das menſchlich predi- „gen zu dem/ daß Gottes lebedig wort in uns „ſey: da antworten wir kuͤrtzlich alſo; es iſt „recht und wahr/ Gottes Wort iſt ein inwen- „wendig/ geiſtlich/ ewig verborgen wort: Es „wird aber uns durch das außwendig wort „eroͤffnet und mitgetheilet. Denn wer verſte- „het nicht/ daß aller menſchen ſprach allein „darum erfunden ſeye/ daß einer dem andern „ſeine gedancken und ſein inwendig wort und „meynung moͤge anzeigen? das aͤuſſerliche „wort iſt nicht das inwendige/ es zeigts aber „an/ und machts offenbar/ gleich wie die „ſchrifft auch keine ſtimm/ ſondern eine farbe „iſt/ ſie zeiget aber dennoch an/ was ein „menſch mit lebendiger ſtimm geredet hab/ o- „der gern reden wolt. So der menſch ſeine „inwendige meynung mit der zungen auß- „ſpricht/ behaͤlt er ſie doch in ihm/ und vergiſt „derſelben nicht. Deßgleichen empfaͤhet ſie „auch der ihm zuhoͤret: Wiewol ers vor nicht „gehabt hat/ das aͤuſſerliche wort verſchwin- „det/ das inwendige aber behalten ſie beyde. „Alſo iſts auch mit Gottes wort: Gott er- „kennet ſich ſelbſt von ewigkeit; und dieſel- „bige erkaͤntnis iſt ſein inwendiges wort und „Gott ſelbſt. Wenn er nun daſſelbig inwen- „dig goͤttlich wort durch das aͤuſſerliche wort/ „ſo viel wir moͤgen begreiffen/ anzeiget/ oder „ſeine Diener/ die es von ihm haben/ anzei- „gen laͤſt/ nemlich was er ſey und wolle; ſo em- „pfahen alle die es hoͤren/ glauben/ und be- „halten eben dieſelbige erkaͤntnis/ die er in „ihm ſelber hat/ das iſt dann das rechte le- „bendige wort Gottes/ Gott ſelbſt/ und iſt „nicht ein euſſerlich wort in der ſtimm/ ſon- „dern es iſt die Meynung und der ſinn/ der „durch das aͤuſſerliche wort angezeigt/ und in „in unſere hertzen gepflantzet wird/ das alles „zeiget der HErꝛ lauter und klar im evange- „lio Joh. 8. da ihn die Juden fragten und „ſprachen/ wer biſtu? Da antwortet er ihm „anfaͤnglich/ eben das ich mit euch rede. Nun „weiß ein jeglicher Chriſt wol/ daß der Herꝛ „nach ſeiner Menſchheit kein wort/ ſondern „fleiſch und blut iſt: Aber ſeine Goͤttliche Na- „tur iſt das wort und die weißheit des Vat- „ters. Daſſelbige redet er mit den Juden/ „und eroͤffnets ihnen durch das aͤuſſerliche „wort. Wer es nun glaubet/ und behaͤlt/ der „hat Chriſtum ſelbſt/ dann er iſt eben/ das „er redet/ wie er Johan. VI. auch ſpricht/ die „wort/ die ich rede/ ſeyn geiſt und leben/ nicht „die wort/ die im Lufft klingen und verſchwin- „den/ ſondern die meynung und der ſinn/ der in den glaubigen hertzen bleibet/ derſelbe iſt“ geiſt und leben und Gott ſelbſt. Darum“ ſpricht er auch Joh. XIV. Wer mich lieb hat/“ wird mein wort behalten/ und mein Vatter“ wird ihn auch lieben/ und wir werden zu“ ihm kommen/ und wohnung bey ihm ma-“ chen. Desgleichen Luc. XI. Selig ſind/ die das“ wort Gottes hoͤren/ und daſſelbige behal-“ ten; denn wer ſein wort hoͤret/ glaubt/ be-“ haͤlt/ und dem fleiſſig nach dencket/ der“ empfaͤhet die rechte meynung den rechten ſiñ“ und verſtand/ das iſt dann das lebendige“ wort Gottes/ Gott ſelbſt. Wo nun das“ wort iſt/ da iſt auch der Vater/ darum ſpricht“ er/ wir werden zu ihm kommen/ und woh-“ nung bey ihm machen/ und da iſt auch der“ heilige Geiſt: nemlich die recht Goͤttliche lieb/“ wie er ſpricht Joh. XVII. Vater/ ich hab ihnẽ“ deinen namen kundt gethan/ auff daß die“ lieb/ damit du mich geliebet haſt/ ſey in ihnen/“ und ich auch in ihnen; und Joh. 7. Wer an“ mich glaͤubt/ wie die ſchrifft ſagt/ von des“ leib/ werden flieſſen fluͤſſe des lebendigen waſ-“ ſers; und Joh. IV. Wer des waſſers trincken“ wird/ das ich ihm gebe/ der wird ewiglich“ nicht duͤrſten/ ſondern es wird in ihm ein“ brunn werden/ der in das ewige leben quel-“ let. Und Joh. VI. Wer an mich glaubet/ den“ wird nimmermehr duͤrſten/ das iſt/ wer“ mein worthoͤrt und glaubt/ der hat mich“ ſelbſt/ dann ich bin das wort; er hat auch“ den Vater/ denn der Vater iſt im wort; er“ hat auch die liebe des Vaters/ die der Vatter“ zum Sohn hat/ das iſt/ den Heiligen Geiſt/“ dieſelbige lieb bricht wider herauß/ und“ wird wie ein quellender brunn/ erzeigt dem“ naͤchſten alles guts/ und erfuͤllet das geſetz/“ wie Paulus Rom. XIII. ſagt: Wer den nech-“ ſten liebet/ hat das geſetz erfuͤllet. Denn“ wo die liebe iſt/ da gehet es alles recht geſchaf-“ fen zu; wie Paulus 1. Cor. XI. beſchreibet“ und ſpricht: Die liebe iſt langmuͤthig und“ freundlich/ die liebe eiffert nicht/“ die liebe ſchalcket nicht/ ſie blehet ſich nicht“ auff/ ſie ſtellet ſich nicht hoͤniſch/ ſie ſuchet“ nicht das ihre/ ſie laͤſt ſich nicht erbittern/“ ſie gedencket nichts arges/ ſie freuet ſich nicht uͤber der ungerechtigkeit/ ſie freuet ſich aber mit der warheit/ ſie vertragt alles/ ſie glaubet alles/ ſie hoffet alles/ ſie duldet alles/ die liebe verfaͤllet nimmermehr: So doch die weiſſagungen auffhoͤren werden/ und das erkaͤntnuͤß auffhoͤren wird ꝛc. Alſo iſt die liebe ein rechter brunn aller guten wer- cke/ und ſpringet in das ewige leben/ das iſt/ dieſelbigen werck/ die alſo der Heilige Geiſt in uns wircket/ gelten allein vor Gottes gericht/ und behalten uns im ewigen leben. Alſo iſt klar und offenbar/ daß wir durch den glauben an das wort Gottes gerechtfer- tigt/ und mit Gott vereiniget werden. Da- rum ſpricht Paulus 1. Cor. VI. Wer Gott an- hanget der wird ein Geiſt mit ihm. Und der Herꝛ Joh. XVII. Jch bitte aber nicht fuͤr ſie allein ſondern auch fuͤr die/ ſo durch ihr wort an mich glauben werden/ auff daß ſie alle eins ſeyn/ gleich wie du Vater in mir uñ ich in dir/ dz auch ſie in uns eins ſeyn. Und ich habe ihnẽ ge- geben die klarheit/ die du mir gegeben haſt/ daß ſie J i i 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/733>, abgerufen am 20.04.2024.