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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LV. Calvini verhalten.
[Spaltenumbruch]
NUM. LV.
Calvini
verhalten.

Von der grossen hefftigkeit und tyranney
Calvini, die er wider alle/ so nur im geringsten
von seinen meinungen abgewichen/ erwiesen ge-
habt/ hat ein gesehiter Holländer selbst Johan-
nes Uytenbogaert
in seiner kirchen-historie/ so
Anno 1647. zu Roterdam in folio Holländisch
heraus gekommen/ folgende exempel zur probe
* P. II. p. 61.dargeleget. * Es war ein Mönch mit namen
Hieronymus Bolsecus nach Genff gekommen/
und hatte sich vom Pabstthum loß gesagt. Die-
ser wiedersprach des Calvini meinung von dem
absoluto decreto: wurde aber auff dessen und
der Schweitzerischen urtheil von dem Rath aus
der stadt verwiesen/ mit bedrohung/ daß man ihn
zur staupen schlagen wolte/ wenn er wieder kä-
me. Wovon Calvini eigenes schreiben unter sei-
nen brieffen num. 133. mit verwunderung zu le-
sen ist/ wie hart und schlimm er sich in dieser acti-
on
auffgeführet habe. Ferner erzehlet gedach-
ter Auctor p. 70. u. f. von den händeln wider
Sebastianum Castellionem, welcher eben dieser
materi wegen aus Genff weichen müssen/ und
von daraus auch zu Basel selbsten sehr hefftig
verfolget worden. Wie denn Calvinus dem
Sulcero, als dieser den Castellionem entschuldi-
gen wolte/ in vollem grimm antwortete: Glau-
bet mir/
Castellio ist eine grausame/ unge-
zähmte und hartnäckigte
bestie. Er schei-
net wohl sanfftmüthig und sittsam zu
seyn/ und stellet sich an/ als wäre er lieb-
reich: aber man könte keinen hochmüthi-
gern und eigensinnigern menschen abbil-
den
(Epist. 174.)

Uber diesen und dergleichen actionen hat
Grynaeus zu Basel folgendes an Calvinum sehr
nachdencklich geschrieben: Es ist in unserer
kirche eine sehr schädliche pestilentz/ daß
wir gegen die brüder mit bösem sinn
schwanger gehen/ und daß die brüder sol-
ten wol und auffrichtig von ein ander ur-
theilen/ an statt dz sie alles versüssen und
zum besten deuten solten/ biß daß der aus-
gang der sache uns anders zu glauben be-
wege. Ach! wie böse ist das/ daß wir die-
jenigen/ von denen wir halten/ daß sie
CHristum kennen/ alsbald in bösen arg-
wohn ziehen/ und sie dadurch unnützlich
machen.
Die scheltworte Calvini wider Ca-
stellionem
sind in selbiger historie schon vorge-
kommen: wie denn Calvinus seiner affecten so
gar nicht mächtig war/ daß er in ermangelung
anderer beschuldigunge jenem vorwarff/ er hät-
te holtz gestohlen. Dagegen aber Castellio sich
auff die gantze stadt Basel berieff/ daß das holtz
am Rhein wegzunehmen einem jeden Burger
frey stünde/ weil es gemein wäre. Er hätte aber
solches aus noth thun müssen/ weil ihm Calvi-
nus
durch seine verleumdung alle nahrungs-
mittel abgeschnitten hätte.

Beza hat ihn gleichfals vor dem Baselischen
Rath in einer eigenen schrifft hart angeklagt/ als
einen Libertiner/ Pelagianer/ einen Patron der
Ubelthäter/ der der Obrigkeit das ge-
richt inreligions-sachen abspräche/ einen
Papisten/ einen feind der gnade GOttes/
und der einen Wiedertäufferischen geist
hätte.
Ja er hat nebenst Calvino ausdrücklich
geschrieben/ Castellio hätte die Bibel durch
[Spaltenumbruch] eingeben des Teuffels übersetzet:
Dage-
gen sich dieser auff das urtheil aller Leser selbigen
werckes beruffen hat. Es haben auch alle diese
zunöthigungen bey der Baselischen Stadt und
Universität nichts geholffen/ sondern man hat
ihn in seiner profession biß an seinen Tod gelas-
sen/ und da er Anno 1563. gestorben mit einem
sonderbaren zeugnis seiner Gottseligkeit beehret/
wie in Zwingeri Theatro vitae humanae zu sehen
ist. Ein Frantzose Michael de Montagne schrei-
bet von ihm und von Lilio Gregorio Gyraldo:
Es wäre selbiger zeit eine grosse schand/ daß zwey
vortreffliche männer in solcher grossen armuth
verstorben wären/ daß sie kaum das brodt ge-
habt/ da doch tausend andere sie reichlich wür-
den versorget haben/ wo sie bey ihnen gewesen.

(Vid. ejus Essais s. Probationes L. l. c. 35.)

3. Dergleichen schlimme actiones sind unter
diesen leuten mehr vorgegangen/ wie unter an-
dern Henricus Bullingerus A. 1554. an Calvi-
num
berichtete: Es wäre bey ihnen ein Jtaliäner/
Titianus genannt/ gefangen genommen worden/
der ein wiedertäuffer/ Ebionit und Helvidianer
wäre/ und deswegen gewiß wäre verbrandt wor-
den/ wo er nicht wiederruffen hätte/ gleichwohl
hätte er noch den staubbesen und landes-verwei-
sung davon gebracht. Dabey er sich und Calvi-
num
über solcher henckermässigen arbeit also
tröstet: Es sind überall auch andere from-
me/ welche davor halten/ daß man die
gottlosen und lästerer nicht allein müsse
vermahnen und in die gefängnisse werf-
fen/ sondern auch mit dem Todt straffen/
darum last euch eure arbeit nicht ver-
driessen.
Epist. 173. Und dieser Bullingerus hat
einen gantzen Tractat davon geschrieben/ daß
man die wiedertäuffer mit dem schwerdt
straffen müsse.
Beza hat in einer Epistel gleich-
fals als ein trefflich gut werck gepriesen/ daß die
Clerisey zu Zürch den bekandten Bernhardinum
Ochinum
wegen einiger sonderbahren meinun-
gen mitten im härtesten winter in seinem hohen
alter mit seinen kleinen kindern aus der stadt ge-
bannet/ und verwiesen haben. Von Valentino
Gentili
ist in der historie der Socinianer schon
gnug gesaget worden; nur daß dieser umstand
noch davon zu gedencken ist. Er hatte bey seinem
ersten wiederruff an eides statt versprechen müs-
sen/ daß er nicht aus der stadt weichen wolte.
Weil ihm aber die armuth und zugleich der ge-
meine spott (da er mit wunderlichen ceremonien
öffentlich im blossen hembde barfuß mit einer
brennenden kertze in der hand hatte um gnade bit-
ten müssen) allzu hart zusetzte/ war er aus selbi-
ger gegend weggezogen. Als er nun nach einigen
jahren wieder kam/ machten sie einen kurtzen
process mit ihm/ und richteten ihn hin.

Von Serveto hat der gedachte Holländische
Historicus verschiedene bedenckliche umstände
beygebracht/ welche zu selbiger historie gesetzet
werden solten.

4. Beza hat in einer schrifft/ darinnen er Cal-
vinum
und seine blut-urtheile verfechten wollen/
nachfolgende sätze ohne bedencken behaubten
wollen/ welche von den principiis den Römisch.
Clerisey wenig oder nicht abgehen mögen:

1. Daß es der Obrigkeit nicht zukom-
me von kätzerey zu urtheilen/ sondern daß
die kirche davon urtheilen/ und den aus-
spruch weisen müsse.

2. Daß
Th. IV. Sect. II. Num. LV. Calvini verhalten.
[Spaltenumbruch]
NUM. LV.
Calvini
verhalten.

Von der groſſen hefftigkeit und tyranney
Calvini, die er wider alle/ ſo nur im geringſten
von ſeinen meinungen abgewichen/ erwieſen ge-
habt/ hat ein geſehiter Hollaͤnder ſelbſt Johan-
nes Uytenbogaert
in ſeiner kirchen-hiſtorie/ ſo
Anno 1647. zu Roterdam in folio Hollaͤndiſch
heraus gekommen/ folgende exempel zur probe
* P. II. p. 61.dargeleget. * Es war ein Moͤnch mit namen
Hieronymus Bolſecus nach Genff gekommen/
und hatte ſich vom Pabſtthum loß geſagt. Die-
ſer wiederſprach des Calvini meinung von dem
abſoluto decreto: wurde aber auff deſſen und
der Schweitzeriſchen urtheil von dem Rath aus
der ſtadt verwieſen/ mit bedrohung/ daß man ihn
zur ſtaupen ſchlagen wolte/ wenn er wieder kaͤ-
me. Wovon Calvini eigenes ſchreiben unter ſei-
nen brieffen num. 133. mit verwunderung zu le-
ſen iſt/ wie hart und ſchlimm er ſich in dieſer acti-
on
auffgefuͤhret habe. Ferner erzehlet gedach-
ter Auctor p. 70. u. f. von den haͤndeln wider
Sebaſtianum Caſtellionem, welcher eben dieſer
materi wegen aus Genff weichen muͤſſen/ und
von daraus auch zu Baſel ſelbſten ſehr hefftig
verfolget worden. Wie denn Calvinus dem
Sulcero, als dieſer den Caſtellionem entſchuldi-
gen wolte/ in vollem grimm antwortete: Glau-
bet mir/
Caſtellio iſt eine grauſame/ unge-
zaͤhmte und hartnaͤckigte
beſtie. Er ſchei-
net wohl ſanfftmuͤthig und ſittſam zu
ſeyn/ und ſtellet ſich an/ als waͤre er lieb-
reich: aber man koͤnte keinen hochmuͤthi-
gern und eigenſinnigern menſchen abbil-
den
(Epiſt. 174.)

Uber dieſen und dergleichen actionen hat
Grynæus zu Baſel folgendes an Calvinum ſehr
nachdencklich geſchrieben: Es iſt in unſerer
kirche eine ſehr ſchaͤdliche peſtilentz/ daß
wir gegen die bruͤder mit boͤſem ſinn
ſchwanger gehen/ und daß die bruͤder ſol-
ten wol und auffrichtig von ein ander ur-
theilen/ an ſtatt dz ſie alles verſuͤſſen und
zum beſten deuten ſolten/ biß daß der aus-
gang der ſache uns anders zu glauben be-
wege. Ach! wie boͤſe iſt das/ daß wir die-
jenigen/ von denen wir halten/ daß ſie
CHriſtum kennen/ alsbald in boͤſen arg-
wohn ziehen/ und ſie dadurch unnuͤtzlich
machen.
Die ſcheltworte Calvini wider Ca-
ſtellionem
ſind in ſelbiger hiſtorie ſchon vorge-
kommen: wie denn Calvinus ſeiner affecten ſo
gar nicht maͤchtig war/ daß er in ermangelung
anderer beſchuldigungē jenem vorwarff/ er haͤt-
te holtz geſtohlen. Dagegen aber Caſtellio ſich
auff die gantze ſtadt Baſel berieff/ daß das holtz
am Rhein wegzunehmen einem jeden Burger
frey ſtuͤnde/ weil es gemein waͤre. Er haͤtte aber
ſolches aus noth thun muͤſſen/ weil ihm Calvi-
nus
durch ſeine verleumdung alle nahrungs-
mittel abgeſchnitten haͤtte.

Beza hat ihn gleichfals vor dem Baſeliſchen
Rath in einer eigenen ſchrifft hart angeklagt/ als
einen Libertiner/ Pelagianer/ einen Patron der
Ubelthaͤter/ der der Obrigkeit das ge-
richt inreligions-ſachen abſpraͤche/ einen
Papiſten/ einen feind der gnade GOttes/
und der einen Wiedertaͤufferiſchen geiſt
haͤtte.
Ja er hat nebenſt Calvino ausdruͤcklich
geſchrieben/ Caſtellio haͤtte die Bibel durch
[Spaltenumbruch] eingeben des Teuffels uͤberſetzet:
Dage-
gen ſich dieſer auff das urtheil aller Leſer ſelbigen
werckes beruffen hat. Es haben auch alle dieſe
zunoͤthigungen bey der Baſeliſchen Stadt und
Univerſitaͤt nichts geholffen/ ſondern man hat
ihn in ſeiner profeſſion biß an ſeinen Tod gelaſ-
ſen/ und da er Anno 1563. geſtorben mit einem
ſonderbaren zeugnis ſeiner Gottſeligkeit beehret/
wie in Zwingeri Theatro vitæ humanæ zu ſehen
iſt. Ein Frantzoſe Michael de Montagne ſchrei-
bet von ihm und von Lilio Gregorio Gyraldo:
Es waͤre ſelbiger zeit eine groſſe ſchand/ daß zwey
vortreffliche maͤnner in ſolcher groſſen armuth
verſtorben waͤren/ daß ſie kaum das brodt ge-
habt/ da doch tauſend andere ſie reichlich wuͤr-
den verſorget haben/ wo ſie bey ihnen geweſen.

(Vid. ejus Esſais ſ. Probationes L. l. c. 35.)

3. Dergleichen ſchlimme actiones ſind unter
dieſen leuten mehr vorgegangen/ wie unter an-
dern Henricus Bullingerus A. 1554. an Calvi-
num
berichtete: Es waͤre bey ihnen ein Jtaliaͤner/
Titianus genannt/ gefangen genom̃en worden/
der ein wiedertaͤuffer/ Ebionit und Helvidianer
waͤre/ uñ deswegen gewiß waͤre verbrandt wor-
den/ wo er nicht wiederruffen haͤtte/ gleichwohl
haͤtte er noch den ſtaubbeſen und landes-verwei-
ſung davon gebracht. Dabey er ſich und Calvi-
num
uͤber ſolcher henckermaͤſſigen arbeit alſo
troͤſtet: Es ſind uͤberall auch andere from-
me/ welche davor halten/ daß man die
gottloſen und laͤſterer nicht allein muͤſſe
vermahnen und in die gefaͤngniſſe werf-
fen/ ſondern auch mit dem Todt ſtraffen/
darum laſt euch eure arbeit nicht ver-
drieſſen.
Epiſt. 173. Und dieſer Bullingerus hat
einen gantzen Tractat davon geſchrieben/ daß
man die wiedertaͤuffer mit dem ſchwerdt
ſtraffen muͤſſe.
Beza hat in einer Epiſtel gleich-
fals als ein trefflich gut werck geprieſen/ daß die
Cleriſey zu Zuͤrch den bekandten Bernhardinum
Ochinum
wegen einiger ſonderbahren meinun-
gen mitten im haͤrteſten winter in ſeinem hohen
alter mit ſeinen kleinen kindern aus der ſtadt ge-
bannet/ und verwieſen haben. Von Valentino
Gentili
iſt in der hiſtorie der Socinianer ſchon
gnug geſaget worden; nur daß dieſer umſtand
noch davon zu gedencken iſt. Er hatte bey ſeinem
erſten wiederruff an eides ſtatt verſprechen muͤſ-
ſen/ daß er nicht aus der ſtadt weichen wolte.
Weil ihm aber die armuth und zugleich der ge-
meine ſpott (da er mit wunderlichen ceremonien
oͤffentlich im bloſſen hembde barfuß mit einer
breñenden kertze in der hand hatte um gnade bit-
ten muͤſſen) allzu hart zuſetzte/ war er aus ſelbi-
ger gegend weggezogen. Als er nun nach einigen
jahren wieder kam/ machten ſie einen kurtzen
proceſs mit ihm/ und richteten ihn hin.

Von Serveto hat der gedachte Hollaͤndiſche
Hiſtoricus verſchiedene bedenckliche umſtaͤnde
beygebracht/ welche zu ſelbiger hiſtorie geſetzet
werden ſolten.

4. Beza hat in einer ſchrifft/ darinnen er Cal-
vinum
und ſeine blut-urtheile verfechten wollen/
nachfolgende ſaͤtze ohne bedencken behaubten
wollen/ welche von den principiis den Roͤmiſch.
Cleriſey wenig oder nicht abgehen moͤgen:

1. Daß es der Obrigkeit nicht zukom-
me von kaͤtzerey zu urtheilen/ ſondern daß
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ſpruch weiſen muͤſſe.

2. Daß
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[0742] Th. IV. Sect. II. Num. LV. Calvini verhalten. NUM. LV. Calvini verhalten. Von der groſſen hefftigkeit und tyranney Calvini, die er wider alle/ ſo nur im geringſten von ſeinen meinungen abgewichen/ erwieſen ge- habt/ hat ein geſehiter Hollaͤnder ſelbſt Johan- nes Uytenbogaert in ſeiner kirchen-hiſtorie/ ſo Anno 1647. zu Roterdam in folio Hollaͤndiſch heraus gekommen/ folgende exempel zur probe dargeleget. * Es war ein Moͤnch mit namen Hieronymus Bolſecus nach Genff gekommen/ und hatte ſich vom Pabſtthum loß geſagt. Die- ſer wiederſprach des Calvini meinung von dem abſoluto decreto: wurde aber auff deſſen und der Schweitzeriſchen urtheil von dem Rath aus der ſtadt verwieſen/ mit bedrohung/ daß man ihn zur ſtaupen ſchlagen wolte/ wenn er wieder kaͤ- me. Wovon Calvini eigenes ſchreiben unter ſei- nen brieffen num. 133. mit verwunderung zu le- ſen iſt/ wie hart und ſchlimm er ſich in dieſer acti- on auffgefuͤhret habe. Ferner erzehlet gedach- ter Auctor p. 70. u. f. von den haͤndeln wider Sebaſtianum Caſtellionem, welcher eben dieſer materi wegen aus Genff weichen muͤſſen/ und von daraus auch zu Baſel ſelbſten ſehr hefftig verfolget worden. Wie denn Calvinus dem Sulcero, als dieſer den Caſtellionem entſchuldi- gen wolte/ in vollem grimm antwortete: Glau- bet mir/ Caſtellio iſt eine grauſame/ unge- zaͤhmte und hartnaͤckigte beſtie. Er ſchei- net wohl ſanfftmuͤthig und ſittſam zu ſeyn/ und ſtellet ſich an/ als waͤre er lieb- reich: aber man koͤnte keinen hochmuͤthi- gern und eigenſinnigern menſchen abbil- den (Epiſt. 174.) * P. II. p. 61. Uber dieſen und dergleichen actionen hat Grynæus zu Baſel folgendes an Calvinum ſehr nachdencklich geſchrieben: Es iſt in unſerer kirche eine ſehr ſchaͤdliche peſtilentz/ daß wir gegen die bruͤder mit boͤſem ſinn ſchwanger gehen/ und daß die bruͤder ſol- ten wol und auffrichtig von ein ander ur- theilen/ an ſtatt dz ſie alles verſuͤſſen und zum beſten deuten ſolten/ biß daß der aus- gang der ſache uns anders zu glauben be- wege. Ach! wie boͤſe iſt das/ daß wir die- jenigen/ von denen wir halten/ daß ſie CHriſtum kennen/ alsbald in boͤſen arg- wohn ziehen/ und ſie dadurch unnuͤtzlich machen. Die ſcheltworte Calvini wider Ca- ſtellionem ſind in ſelbiger hiſtorie ſchon vorge- kommen: wie denn Calvinus ſeiner affecten ſo gar nicht maͤchtig war/ daß er in ermangelung anderer beſchuldigungē jenem vorwarff/ er haͤt- te holtz geſtohlen. Dagegen aber Caſtellio ſich auff die gantze ſtadt Baſel berieff/ daß das holtz am Rhein wegzunehmen einem jeden Burger frey ſtuͤnde/ weil es gemein waͤre. Er haͤtte aber ſolches aus noth thun muͤſſen/ weil ihm Calvi- nus durch ſeine verleumdung alle nahrungs- mittel abgeſchnitten haͤtte. Beza hat ihn gleichfals vor dem Baſeliſchen Rath in einer eigenen ſchrifft hart angeklagt/ als einen Libertiner/ Pelagianer/ einen Patron der Ubelthaͤter/ der der Obrigkeit das ge- richt inreligions-ſachen abſpraͤche/ einen Papiſten/ einen feind der gnade GOttes/ und der einen Wiedertaͤufferiſchen geiſt haͤtte. Ja er hat nebenſt Calvino ausdruͤcklich geſchrieben/ Caſtellio haͤtte die Bibel durch eingeben des Teuffels uͤberſetzet: Dage- gen ſich dieſer auff das urtheil aller Leſer ſelbigen werckes beruffen hat. Es haben auch alle dieſe zunoͤthigungen bey der Baſeliſchen Stadt und Univerſitaͤt nichts geholffen/ ſondern man hat ihn in ſeiner profeſſion biß an ſeinen Tod gelaſ- ſen/ und da er Anno 1563. geſtorben mit einem ſonderbaren zeugnis ſeiner Gottſeligkeit beehret/ wie in Zwingeri Theatro vitæ humanæ zu ſehen iſt. Ein Frantzoſe Michael de Montagne ſchrei- bet von ihm und von Lilio Gregorio Gyraldo: Es waͤre ſelbiger zeit eine groſſe ſchand/ daß zwey vortreffliche maͤnner in ſolcher groſſen armuth verſtorben waͤren/ daß ſie kaum das brodt ge- habt/ da doch tauſend andere ſie reichlich wuͤr- den verſorget haben/ wo ſie bey ihnen geweſen. (Vid. ejus Esſais ſ. Probationes L. l. c. 35.) 3. Dergleichen ſchlimme actiones ſind unter dieſen leuten mehr vorgegangen/ wie unter an- dern Henricus Bullingerus A. 1554. an Calvi- num berichtete: Es waͤre bey ihnen ein Jtaliaͤner/ Titianus genannt/ gefangen genom̃en worden/ der ein wiedertaͤuffer/ Ebionit und Helvidianer waͤre/ uñ deswegen gewiß waͤre verbrandt wor- den/ wo er nicht wiederruffen haͤtte/ gleichwohl haͤtte er noch den ſtaubbeſen und landes-verwei- ſung davon gebracht. Dabey er ſich und Calvi- num uͤber ſolcher henckermaͤſſigen arbeit alſo troͤſtet: Es ſind uͤberall auch andere from- me/ welche davor halten/ daß man die gottloſen und laͤſterer nicht allein muͤſſe vermahnen und in die gefaͤngniſſe werf- fen/ ſondern auch mit dem Todt ſtraffen/ darum laſt euch eure arbeit nicht ver- drieſſen. Epiſt. 173. Und dieſer Bullingerus hat einen gantzen Tractat davon geſchrieben/ daß man die wiedertaͤuffer mit dem ſchwerdt ſtraffen muͤſſe. Beza hat in einer Epiſtel gleich- fals als ein trefflich gut werck geprieſen/ daß die Cleriſey zu Zuͤrch den bekandten Bernhardinum Ochinum wegen einiger ſonderbahren meinun- gen mitten im haͤrteſten winter in ſeinem hohen alter mit ſeinen kleinen kindern aus der ſtadt ge- bannet/ und verwieſen haben. Von Valentino Gentili iſt in der hiſtorie der Socinianer ſchon gnug geſaget worden; nur daß dieſer umſtand noch davon zu gedencken iſt. Er hatte bey ſeinem erſten wiederruff an eides ſtatt verſprechen muͤſ- ſen/ daß er nicht aus der ſtadt weichen wolte. Weil ihm aber die armuth und zugleich der ge- meine ſpott (da er mit wunderlichen ceremonien oͤffentlich im bloſſen hembde barfuß mit einer breñenden kertze in der hand hatte um gnade bit- ten muͤſſen) allzu hart zuſetzte/ war er aus ſelbi- ger gegend weggezogen. Als er nun nach einigen jahren wieder kam/ machten ſie einen kurtzen proceſs mit ihm/ und richteten ihn hin. Von Serveto hat der gedachte Hollaͤndiſche Hiſtoricus verſchiedene bedenckliche umſtaͤnde beygebracht/ welche zu ſelbiger hiſtorie geſetzet werden ſolten. 4. Beza hat in einer ſchrifft/ darinnen er Cal- vinum und ſeine blut-urtheile verfechten wollen/ nachfolgende ſaͤtze ohne bedencken behaubten wollen/ welche von den principiis den Roͤmiſch. Cleriſey wenig oder nicht abgehen moͤgen: 1. Daß es der Obrigkeit nicht zukom- me von kaͤtzerey zu urtheilen/ ſondern daß die kirche davon urtheilen/ und den aus- ſpruch weiſen muͤſſe. 2. Daß

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/742>, abgerufen am 25.04.2024.