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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Calvini verhalten.
[Spaltenumbruch]

2. Daß die Obrigkeit sorgen müsse/ wie
solche urtheile heiliglich und auffrichtig

exequirt würden.

3. Daß wann solche erkäntnis von der
ketzerey geschehen ist/ die Obrigkeit den
ketzer mit solchen straffen belegen solle/
als die gelegenheit der sachen erfordere/
und dadurch Gottes ehre und der kirchen
ruhe befördert werde.

5. Hugo Grotius schreibet in seinem Voto
pro Pace ad Artic. l. ff.
von Calvino folgendes:
"Mit was vor freundlichkeit Calvinus die je-
"nigen/ die nicht in allem mit ihm eingestimmet/
"zu empfangen pflegen/ ist aus den schrifften of-
"fenbar. Castellionem nennet ereinen schelm
"und Satan/
weil er die von Calvino gelehrte
"Praedestination bestritte. Cornherten hieß er
"einen schelm und hund. Den Auctorem des
"buchs de officio pii viri in hocreligionis dis-
"sidio,
welches Cassander ware/ Calvinus aber
"ihn vor Balduinum hielte/ nennte er einen men-
"schen von einer eisernen stirne/ in dem
"keine gottesfurcht wäre/ einen unheili-
"gen/ unverschämten betrüger/ muthwil-
"ligen/ störrigen.
Und als sich Balduinus fel-
"biger schrifft wiedersetzet gehabt/ so titulirte er
"ihn weiter einen nichts würdigen mann/ ei-
"nen schändlichehund/ eine gottlosen be-
"trüger/ der vielschelmische und böse din-
"ge im sinn hätte/ und mit bösen buben

"correspondirte/ einen spottvogel/ untreu-
"en narren rasende bestie/ der sich dem
"Satan ergeben.
Cassandrum ingleichen ei-
"nen einbildischen/ murrischen hexenmei-
"ster/ ein gespenst/ eine schlange/ eine pest/
"einen hencker etc.
Ja Bucerum hat er so ge-
"plagt/ daß dieser ihm schreiben müssen: Du
"urtheilest/ nach dem du einem
assectionirt
"bist: Du liebest aber und hassest so/ wie
"dirsselbst gefallt.
Ja/ er hat auch Calvinu
"wegen seiner greulichen reden/ einen bruder-
"mörder
geheissen. Diese schmähsucht nennet
"Calvinus, in einem brieff an Bucerum, eine
"ungedult/ und spricht/ er hätte viel damit zu
"streiten/ werde auch darinnen etwas besser/ wie-
"wol er dieses thier noch nicht bändigen könne.
"Wer seine folgende schrifften lieset/ der siehet/
"daß er zwar gewachsen habe/ aber im bösen: so
"gar gefiel ihm das: Jch thue nicht was ich
"will.
Also bekennet auch Beza von sich/ daß
"er 15. jahr lang/ darinnen er andere den weg zur
"gerechtigkeit lehren wollen/ weder nüchtern/
"noch liberal, noch warhafftig worden seye/ son-
"dern noch im koth stecke. Dieses bringe ich
"nicht vor/ als wann ich mit den todten fechten
"wolte; sondern weil ich sehe/ daß fast ein jeder
"des jenigen seine sitten an sich nimmt den er sich
"zum Meister vorgesetzet hat. Man siehet/ daß
"fast Melanchthonis und Joh. Arnds discipul
"fromm und sanfftmühtig seynd/ hingegen Cal-
"vini
seine hefftig und rauh/ und so beschaffen/
"wie sie sich von GOtt einbilden/ daß er gegen
"den grösten theil der menschen seye. So gar
"viel ist daran gelegen/ was man vor einen Lehr-
"meister hat; wer zeit hat/ demrathe ich/ daß er
"Cassandri und Balduini antwort an Calvi-
"num
lese/ man wird daraus seinen sinn wohl
"kennen lernen.

Hettingerus mercket in der Hist. Eccles. Sec.
XVI. P. II. c. 3. p.
832. an/ daß etliche Calvinum
[Spaltenumbruch] nur Cainum wegen seiner grausamkeit genen-
net. Er versicht ihn auch daselbst p. 837. wegen
des Serveti hinrichtung/ und klagt/ daß ihm noch
anno 1544. die asche Serveti viel zu thun ge-
macht/
nemlich/ Bolsecus und Castellio. Und
erzehlet dabey/ daß er Matthaeum Gribaldum,
einen berühmten Juristen/ ebenmässig habe
wollen hinrichten lassen/ wann er nicht beyzeiten
entwichen wäre/ weil er ihme nicht folgen/ noch
im geheimnis von der Dreyfaltigkeit bey der
kirchen meynung beruhen wollen. Bolsecum a-
ber und andere seine wiedersacher hätte er mit
schimpff abgefertiget und des lands verwiesen.
p. 839. Er gedencket hernach p. 841. aus des
Bezae Prosopographia Calvini, daß er an sehr
schmertzlichen und elenden kranckheiten sterben
müssen/ nemlich/ am blutfluß der güldenen a-
der/ da endlich lauter geschwär daraus worden/
am viertägigen fieber/ am Podagra, an der Co-
lica
und dem stein/ welches alles ihn zugleich ge-
plaget habe/ und leicht ärger/ als manchen/ der
unter des henckers händen leidet.

NUM. LVI.
Tyranney unter denen Reformirten/
und händel in Holland.

Es findet sich auch ein merckwürdig bekänt-
nis von den jenigen verfolgungen/ womit auch
die Reformirten von anfang her viel fromme
und rechtschaffene männer geplagt und unter-
drückt haben/ in des Gisberti Voetii Politic.
Eccl. P. II. L. I. C. VI. p.
156. welches zu Teutsch
also lautet:

Frage: Ob einer von der wahren/ oder doch"
zum höchsten rechtmeinenden kirchen glie-"
dern/ wegen beständiger bekäntnis einer war-"
heit (die zum ersten oder andern theil der"
Theologie gehöret) könne zum Märtyrer ge-"
macht werden?"

Antwort: Daß solches von Orthodoxis"
(wann sie nur nicht gar gottloß sind) geschehen"
könne/ schliessen wir aus dem exempel des Kö-"
niges Asä/ der den Propheten Hanani ins ge-"
fängnis |legte/ und etliche im volck plagte/ 2."
Paral. XVI. 10. und aus dem exempel des Kö-"
nigs Joasi/ welcher Zachariam umbringen"
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ten von anno 1517. biß auff dieses gegenwär-"
tige jahr erfahren ist/ dem überlasse ich auß die-"
sem und vorigen Jahrhundert die exempel der"
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ren die welt nicht werth ware; welche von den"
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schimpfflich sind tractiret/ unterdrücket/ ver-"
trieben/ gefangen gelegt worden/ ja die man"
gar umbs leben zu bringen gesuchet/ und das"
todes-urtheil über sie gesprochen hat. Es ist"
anno 1647. zu Amsterdam des Joh. Pierii"
Valeriani
buch von der unglückseligkeit der"
Gelehrten mit einem anhange herauskommen."
Nach diesem könte man ein buch von der un-"
glückseligkeit der Theologorum schreiben/"
welche von denen Reformirten Protestanten"
(nemlich nur dem namen und äusserlichen be-"
käntnis nach) umb der warheit oder gottes-"
furcht willen sind verfolget worden; solten die"
aus dem register außgeschlossen werde/ welche"
von unglaubige oder öffentl. feinden der refor-"
mation
gelitten haben: und welche wir deß hal-"
be unter die Märtyrer und bekenner der warheit"

zehlen:
A. K. H. Vierter Theil. K k k 2
Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Calvini verhalten.
[Spaltenumbruch]

2. Daß die Obrigkeit ſorgen muͤſſe/ wie
ſolche urtheile heiliglich und auffrichtig

exequirt wuͤrden.

3. Daß wann ſolche erkaͤntnis von der
ketzerey geſchehen iſt/ die Obrigkeit den
ketzer mit ſolchen ſtraffen belegen ſolle/
als die gelegenheit der ſachen erfordere/
und dadurch Gottes ehre und der kirchen
ruhe befoͤrdert werde.

5. Hugo Grotius ſchreibet in ſeinem Voto
pro Pace ad Artic. l. ff.
von Calvino folgendes:
„Mit was vor freundlichkeit Calvinus die je-
„nigen/ die nicht in allem mit ihm eingeſtim̃et/
„zu empfangen pflegen/ iſt aus den ſchrifften of-
„fenbar. Caſtellionem nennet ereinen ſchelm
„und Satan/
weil er die von Calvino gelehrte
Prædeſtination beſtritte. Cornherten hieß er
„einen ſchelm und hund. Den Auctorem des
„buchs de officio pii viri in hocreligionis diſ-
„ſidio,
welches Caſſander ware/ Calvinus aber
„ihn vor Balduinum hielte/ neñte er einen men-
„ſchen von einer eiſernen ſtirne/ in dem
„keine gottesfurcht waͤre/ einen unheili-
„gen/ unverſchaͤmten betruͤger/ muthwil-
„ligen/ ſtoͤrrigen.
Und als ſich Balduinus fel-
„biger ſchrifft wiederſetzet gehabt/ ſo titulirte er
„ihn weiter einen nichts wuͤrdigen mann/ ei-
„nen ſchaͤndlichēhund/ einē gottloſen be-
„truͤger/ der vielſchelmiſche und boͤſe din-
„ge im ſinn haͤtte/ und mit boͤſen buben

correſpondirte/ einen ſpottvogel/ untreu-
„en narren raſende beſtie/ der ſich dem
„Satan ergeben.
Caſſandrum ingleichen ei-
„nen einbildiſchen/ murriſchen hexenmei-
„ſter/ ein geſpenſt/ eine ſchlange/ eine peſt/
„einen hencker ꝛc.
Ja Bucerum hat er ſo ge-
„plagt/ daß dieſer ihm ſchreiben muͤſſen: Du
„urtheileſt/ nach dem du einem
aſſectionirt
„biſt: Du liebeſt aber und haſſeſt ſo/ wie
„dirsſelbſt gefallt.
Ja/ er hat auch Calvinũ
„wegen ſeiner greulichen reden/ einen bruder-
„moͤrder
geheiſſen. Dieſe ſchmaͤhſucht nennet
Calvinus, in einem brieff an Bucerum, eine
ungedult/ und ſpricht/ er haͤtte viel damit zu
„ſtreiten/ werde auch dariñen etwas beſſer/ wie-
„wol er dieſes thier noch nicht baͤndigen koͤnne.
„Wer ſeine folgende ſchrifften lieſet/ der ſiehet/
„daß er zwar gewachſen habe/ aber im boͤſen: ſo
„gar gefiel ihm das: Jch thue nicht was ich
„will.
Alſo bekennet auch Beza von ſich/ daß
„er 15. jahr lang/ darinnen er andere den weg zur
„gerechtigkeit lehren wollen/ weder nuͤchtern/
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„dern noch im koth ſtecke. Dieſes bringe ich
„nicht vor/ als wann ich mit den todten fechten
„wolte; ſondern weil ich ſehe/ daß faſt ein jeder
„des jenigen ſeine ſitten an ſich nim̃t den er ſich
„zum Meiſter vorgeſetzet hat. Man ſiehet/ daß
„faſt Melanchthonis uñ Joh. Arnds diſcipul
„fromm und ſanfftmuͤhtig ſeynd/ hingegen Cal-
„vini
ſeine hefftig und rauh/ und ſo beſchaffen/
„wie ſie ſich von GOtt einbilden/ daß er gegen
„den groͤſten theil der menſchen ſeye. So gar
„viel iſt daran gelegen/ was man vor einen Lehr-
„meiſter hat; wer zeit hat/ demrathe ich/ daß er
Caſſandri und Balduini antwort an Calvi-
„num
leſe/ man wird daraus ſeinen ſinn wohl
„kennen lernen.

Hettingerus mercket in der Hiſt. Eccleſ. Sec.
XVI. P. II. c. 3. p.
832. an/ daß etliche Calvinum
[Spaltenumbruch] nur Cainum wegen ſeiner grauſamkeit genen-
net. Er verſicht ihn auch daſelbſt p. 837. wegen
des Serveti hinrichtung/ uñ klagt/ daß ihm noch
anno 1544. die aſche Serveti viel zu thun ge-
macht/
nemlich/ Bolſecus und Caſtellio. Und
erzehlet dabey/ daß er Matthæum Gribaldum,
einen beruͤhmten Juriſten/ ebenmaͤſſig habe
wollen hinrichten laſſen/ wann er nicht beyzeiten
entwichen waͤre/ weil er ihme nicht folgen/ noch
im geheimnis von der Dreyfaltigkeit bey der
kirchen meynung beruhen wollen. Bolſecum a-
ber und andere ſeine wiederſacher haͤtte er mit
ſchimpff abgefertiget und des lands verwieſen.
p. 839. Er gedencket hernach p. 841. aus des
Bezæ Proſopographia Calvini, daß er an ſehr
ſchmertzlichen und elenden kranckheiten ſterben
muͤſſen/ nemlich/ am blutfluß der guͤldenen a-
der/ da endlich lauter geſchwaͤr daraus worden/
am viertaͤgigen fieber/ am Podagra, an der Co-
lica
und dem ſtein/ welches alles ihn zugleich ge-
plaget habe/ und leicht aͤrger/ als manchen/ der
unter des henckers haͤnden leidet.

NUM. LVI.
Tyranney unter denen Reformirten/
und haͤndel in Holland.

Es findet ſich auch ein merckwuͤrdig bekaͤnt-
nis von den jenigen verfolgungen/ womit auch
die Reformirten von anfang her viel fromme
und rechtſchaffene maͤnner geplagt und unter-
druͤckt haben/ in des Giſberti Voëtii Politic.
Eccl. P. II. L. I. C. VI. p.
156. welches zu Teutſch
alſo lautet:

Frage: Ob einer von der wahren/ oder doch“
zum hoͤchſten rechtmeinenden kirchen glie-“
dern/ wegen beſtaͤndiger bekaͤntnis einer war-“
heit (die zum erſten oder andern theil der“
Theologie gehoͤret) koͤnne zum Maͤrtyrer ge-“
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Antwort: Daß ſolches von Orthodoxis
(wann ſie nur nicht gar gottloß ſind) geſchehen“
koͤnne/ ſchlieſſen wir aus dem exempel des Koͤ-“
niges Aſaͤ/ der den Propheten Hanani ins ge-“
faͤngnis |legte/ und etliche im volck plagte/ 2.“
Paral. XVI. 10. und aus dem exempel des Koͤ-“
nigs Joaſi/ welcher Zachariam umbringen“
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anno 1647. zu Amſterdam des Joh. Pierii“
Valeriani
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welche von denen Reformirten Proteſtanten“
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[446/0743] Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Calvini verhalten. 2. Daß die Obrigkeit ſorgen muͤſſe/ wie ſolche urtheile heiliglich und auffrichtig exequirt wuͤrden. 3. Daß wann ſolche erkaͤntnis von der ketzerey geſchehen iſt/ die Obrigkeit den ketzer mit ſolchen ſtraffen belegen ſolle/ als die gelegenheit der ſachen erfordere/ und dadurch Gottes ehre und der kirchen ruhe befoͤrdert werde. 5. Hugo Grotius ſchreibet in ſeinem Voto pro Pace ad Artic. l. ff. von Calvino folgendes: „Mit was vor freundlichkeit Calvinus die je- „nigen/ die nicht in allem mit ihm eingeſtim̃et/ „zu empfangen pflegen/ iſt aus den ſchrifften of- „fenbar. Caſtellionem nennet ereinen ſchelm „und Satan/ weil er die von Calvino gelehrte „Prædeſtination beſtritte. Cornherten hieß er „einen ſchelm und hund. Den Auctorem des „buchs de officio pii viri in hocreligionis diſ- „ſidio, welches Caſſander ware/ Calvinus aber „ihn vor Balduinum hielte/ neñte er einen men- „ſchen von einer eiſernen ſtirne/ in dem „keine gottesfurcht waͤre/ einen unheili- „gen/ unverſchaͤmten betruͤger/ muthwil- „ligen/ ſtoͤrrigen. Und als ſich Balduinus fel- „biger ſchrifft wiederſetzet gehabt/ ſo titulirte er „ihn weiter einen nichts wuͤrdigen mann/ ei- „nen ſchaͤndlichēhund/ einē gottloſen be- „truͤger/ der vielſchelmiſche und boͤſe din- „ge im ſinn haͤtte/ und mit boͤſen buben „correſpondirte/ einen ſpottvogel/ untreu- „en narren raſende beſtie/ der ſich dem „Satan ergeben. Caſſandrum ingleichen ei- „nen einbildiſchen/ murriſchen hexenmei- „ſter/ ein geſpenſt/ eine ſchlange/ eine peſt/ „einen hencker ꝛc. Ja Bucerum hat er ſo ge- „plagt/ daß dieſer ihm ſchreiben muͤſſen: Du „urtheileſt/ nach dem du einem aſſectionirt „biſt: Du liebeſt aber und haſſeſt ſo/ wie „dirsſelbſt gefallt. Ja/ er hat auch Calvinũ „wegen ſeiner greulichen reden/ einen bruder- „moͤrder geheiſſen. Dieſe ſchmaͤhſucht nennet „Calvinus, in einem brieff an Bucerum, eine „ungedult/ und ſpricht/ er haͤtte viel damit zu „ſtreiten/ werde auch dariñen etwas beſſer/ wie- „wol er dieſes thier noch nicht baͤndigen koͤnne. „Wer ſeine folgende ſchrifften lieſet/ der ſiehet/ „daß er zwar gewachſen habe/ aber im boͤſen: ſo „gar gefiel ihm das: Jch thue nicht was ich „will. Alſo bekennet auch Beza von ſich/ daß „er 15. jahr lang/ darinnen er andere den weg zur „gerechtigkeit lehren wollen/ weder nuͤchtern/ „noch liberal, noch warhafftig worden ſeye/ ſon- „dern noch im koth ſtecke. Dieſes bringe ich „nicht vor/ als wann ich mit den todten fechten „wolte; ſondern weil ich ſehe/ daß faſt ein jeder „des jenigen ſeine ſitten an ſich nim̃t den er ſich „zum Meiſter vorgeſetzet hat. Man ſiehet/ daß „faſt Melanchthonis uñ Joh. Arnds diſcipul „fromm und ſanfftmuͤhtig ſeynd/ hingegen Cal- „vini ſeine hefftig und rauh/ und ſo beſchaffen/ „wie ſie ſich von GOtt einbilden/ daß er gegen „den groͤſten theil der menſchen ſeye. So gar „viel iſt daran gelegen/ was man vor einen Lehr- „meiſter hat; wer zeit hat/ demrathe ich/ daß er „Caſſandri und Balduini antwort an Calvi- „num leſe/ man wird daraus ſeinen ſinn wohl „kennen lernen. Hettingerus mercket in der Hiſt. Eccleſ. Sec. XVI. P. II. c. 3. p. 832. an/ daß etliche Calvinum nur Cainum wegen ſeiner grauſamkeit genen- net. Er verſicht ihn auch daſelbſt p. 837. wegen des Serveti hinrichtung/ uñ klagt/ daß ihm noch anno 1544. die aſche Serveti viel zu thun ge- macht/ nemlich/ Bolſecus und Caſtellio. Und erzehlet dabey/ daß er Matthæum Gribaldum, einen beruͤhmten Juriſten/ ebenmaͤſſig habe wollen hinrichten laſſen/ wann er nicht beyzeiten entwichen waͤre/ weil er ihme nicht folgen/ noch im geheimnis von der Dreyfaltigkeit bey der kirchen meynung beruhen wollen. Bolſecum a- ber und andere ſeine wiederſacher haͤtte er mit ſchimpff abgefertiget und des lands verwieſen. p. 839. Er gedencket hernach p. 841. aus des Bezæ Proſopographia Calvini, daß er an ſehr ſchmertzlichen und elenden kranckheiten ſterben muͤſſen/ nemlich/ am blutfluß der guͤldenen a- der/ da endlich lauter geſchwaͤr daraus worden/ am viertaͤgigen fieber/ am Podagra, an der Co- lica und dem ſtein/ welches alles ihn zugleich ge- plaget habe/ und leicht aͤrger/ als manchen/ der unter des henckers haͤnden leidet. NUM. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/ und haͤndel in Holland. Es findet ſich auch ein merckwuͤrdig bekaͤnt- nis von den jenigen verfolgungen/ womit auch die Reformirten von anfang her viel fromme und rechtſchaffene maͤnner geplagt und unter- druͤckt haben/ in des Giſberti Voëtii Politic. Eccl. P. II. L. I. C. VI. p. 156. welches zu Teutſch alſo lautet: Frage: Ob einer von der wahren/ oder doch“ zum hoͤchſten rechtmeinenden kirchen glie-“ dern/ wegen beſtaͤndiger bekaͤntnis einer war-“ heit (die zum erſten oder andern theil der“ Theologie gehoͤret) koͤnne zum Maͤrtyrer ge-“ macht werden?„ Antwort: Daß ſolches von Orthodoxis“ (wann ſie nur nicht gar gottloß ſind) geſchehen“ koͤnne/ ſchlieſſen wir aus dem exempel des Koͤ-“ niges Aſaͤ/ der den Propheten Hanani ins ge-“ faͤngnis |legte/ und etliche im volck plagte/ 2.“ Paral. XVI. 10. und aus dem exempel des Koͤ-“ nigs Joaſi/ welcher Zachariam umbringen“ ließ/ 2. Paral. XXIV. 21. Wer in den geſchich-“ ten von anno 1517. biß auff dieſes gegenwaͤr-“ tige jahr erfahren iſt/ dem uͤberlaſſe ich auß die-“ ſem und vorigen Jahrhundert die exempel der“ jenigen gottes maͤnner zuſammen zu leſen/ de-“ ren die welt nicht werth ware; welche von den“ mitgenoſſen der wahren religion uͤbel und“ ſchimpfflich ſind tractiret/ unterdruͤcket/ ver-“ trieben/ gefangen gelegt worden/ ja die man“ gar umbs leben zu bringen geſuchet/ und das“ todes-urtheil uͤber ſie geſprochen hat. Es iſt“ anno 1647. zu Amſterdam des Joh. Pierii“ Valeriani buch von der ungluͤckſeligkeit der“ Gelehrten mit einem anhange herauskom̃en.“ Nach dieſem koͤnte man ein buch von der un-“ gluͤckſeligkeit der Theologorum ſchreiben/“ welche von denen Reformirten Proteſtanten“ (nemlich nur dem namen und aͤuſſerlichen be-“ kaͤntnis nach) umb der warheit oder gottes-“ furcht willen ſind verfolget worden; ſolten die“ aus dem regiſter außgeſchloſſen werdē/ welche“ von unglaubigē oder oͤffentl. feinden der refor-“ mation gelitten haben: und welche wir deß hal-“ bē unter die Maͤrtyrer uñ bekenner der warheit“ zehlen: A. K. H. Vierter Theil. K k k 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/743>, abgerufen am 28.03.2024.