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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LXV. Eine Schr. wider die Crypto-Calvinisten.
[Spaltenumbruch]

Dieser M. Caspar Teuder ist alsbald vom
ampt entsetzt/ und hat folgendes jahr zur Neu-
stadt an der Harth/ in der Pfaltz/ D. Günther-
mann (so zu Leipzig nach Hertzog Christians
tod von wegen des Calvinismi auch entsetzt/
und Pfarrherr zu Neustadt worden/ wiewol er
zugesagt auff keine Cantzel zu kommen) seine
Tochter verehlichet/ ist auch eine meilweges
von der Neustadt in einem dorff wieder ins
ampt kommen.

Num. LXV.

Nächst denen realen proceduren/ welche ge-
gen die so genannten heimlichen Calvi-
nisten dazumal vorgenommen worden/
finden sich auch dergleichen gegensätze in
worten. Wenn zum exempel in der ant-
wort auff die leichpredigt D. Crellens p. 89.
diese lästerliche verdrehung eines psalms
zu sehen ist. Woraus der schlechte aestim
derer Orthodoxen von der Heil. Schrifft
am tage liegt.

Außlegung wider die Calvinisten
nach dem andern Psalm.

Warum toben die Calvinisten/ und die Sa-
cramentirer reden so lästerlich/ die Zerbster
im lande lehnen sich auff/ und die Calvi-
nischen Herren rathschlagen mit einander/ wi-
der die Lutheraner und ihre Gesalbten? Lasset
uns zureissen ihre ketten/ und von uns werffen
ihre Secten. Aber der Herr zu Weimar la-
chet ihr/ und der Churfürst zu Brandenburg
spottet ihr. Sie werden eins auff dem Land-
Tage mit ihnen reden/ mit zorn und grimm wer-
den sie sie erschrecken. Aber sie haben die ver-
jagten Pfarrherren wieder eingesetzt in ihre
heilige stände/ die werden von einer solchen
weise predigen/ die GOtt zu ihnen gesagt hat:
Jhr Lutheraner seyd meine Söhne/ die Cal-
vinisten hab ich nicht gezeuget: Heischet von
mir/ so wil ich euch die Zwinglianer zum erbe
geben/ und alle Calvinisten zum eigenthum;
Jhr solt sie mit einem eisern scepter zerschla-
gen/ wie Zwingler solt ihr sie erschrecken. So
lasset euch nun weisen ihr Zerbster/ und lasset
euch züchtigen/ ihr Herr D. Crell im gefäng-
niß unter der erden; Dienet den Lutheranern
mit furcht/ und weinet mit zittern; Küsset
die Lutheraner/ daß sie nicht zürnen/ und ihr
umkommet auff dem Land-Tage; Dann
ihr zorn wird bald anbrennen/ aber wol al-
len/ die sich nicht unterschrieben haben. Ge-
druckt im jahr 1602.

Num. LXVI.
Von der Crypto-Calvinisten
Begräbniß.

Zu der historie von des Dreßdnischen Hoff-
[Spaltenumbruch] predigers Schützens begräbniß gehöret noch
diese/ welche ebenfals damals passiret/ und
in/ der antwort auff die Leichpredigt D. Crel-
lens p. 59. enthalten ist/ mit folgenden wor-
ten: Als zu Dreßden ein Chur-Fürstlicher
Musicant hernach gestorben/ hat des verstor-
benen Schweher nach dreytägigem stätigem
bitten kaum so viel erlangen können/ daß er
den leblosen allbereit stinckenden leichnam ge-
gen abend durch die dazu ums geld gemietete
diener/ für das thor bey den galgen tragen/
und daselbst hat zur erden bestatten dürffen;
Und haben dennoch gottlose leute auff den
todten leichnam gewartet/ die träger für dem
thor mit steinen und koth abgetrieben/ daß
sie die leiche haben stehen lassen/ und davon
lauffen müssen. Den todten cörper haben sie
aus dem sarck gerissen/ die hunde daran gehe-
tzet/ etliche stücke davon gerissen und gehauen/
den kopff mit einem grossen stein zerschmet-
tert; also daß den andern tag der Schweher
dieselben mit schüpffen/ oder schauffeln wieder-
um zu hauff suchen/ und ins grab tragen müs-
sen. Es sind auch noch unsinnige volle Hoch-
zeit-Bauern von Strelen herbey kommen/ wel-
che die trommeln dazu geschlagen/ und den
todten Calvinischen cörper an einem strick in
die Elbe geschleifft hätten/ wenn sie nicht durch
das thor-schliessen/ oder vielmehr/ wie die So-
domiter/ mit blindheit geschlagen/ davon wä-
ren verhindert worden. Wer hat nun der-
gleichen immanität und grausamkeit jemals
gehört? Diese und dergleichen gräuliche und
dazu unbestraffte thaten habt ihr unruhige/
obgedachtem des Churfürstens Mandat unge-
horsame/ wiederstrebende Pfaffen verursacht;
Welches alles GOtt/ so wol das blut/ so
im Leipzischen tumult und jetzt vergossen/ auch
sonsten erbärmlich umbkommen ist/ von euren
händen fordern wird. Und diese Historie wird
wiederholet und bekräfftiget von Joh. Uyten-
bogarto,
in der Niederländischen Kirchen-
Historie P. II. p. 131. welcher dieses urtheil
dabey füget: Dieses alles hat den na-
men eines eyffers vor die Religion; Al-
so bedeckt sich der teuffel manchmal
mit einer larve/ und spielt seine person
unter einem schönen rock/ unter aller-
hand blutigen Secten/ Papistisch/ Lu-
therisch/ Calvinisch/ wie es ihm am
bequemstem zu handen komt. Und
wenn man solche greuel in den Historien
lieset/ so hat man sich wol umzusehen/
nach sich selbst/ und nach seinem näch-
sten/ ob man eben also barbarisch und
gräulich wolte
tractiret seyn/ als man
sehr hoch auffmutzen kan/ wenn es
den unserigen von andern geschicht.

ENDE der II. Section
vom Vierten Theil.

SECTIO
Th. IV. Sect. II. Num. LXV. Eine Schr. wider die Crypto-Calviniſten.
[Spaltenumbruch]

Dieſer M. Caspar Teuder iſt alsbald vom
ampt entſetzt/ und hat folgendes jahr zur Neu-
ſtadt an der Harth/ in der Pfaltz/ D. Guͤnther-
mann (ſo zu Leipzig nach Hertzog Chriſtians
tod von wegen des Calvinismi auch entſetzt/
und Pfarrherr zu Neuſtadt worden/ wiewol er
zugeſagt auff keine Cantzel zu kommen) ſeine
Tochter verehlichet/ iſt auch eine meilweges
von der Neuſtadt in einem dorff wieder ins
ampt kommen.

Num. LXV.

Naͤchſt denen realen proceduren/ welche ge-
gen die ſo genannten heimlichen Calvi-
niſten dazumal vorgenommen worden/
finden ſich auch dergleichen gegenſaͤtze in
worten. Wenn zum exempel in der ant-
wort auff die leichpredigt D. Crellens p. 89.
dieſe laͤſterliche verdrehung eines pſalms
zu ſehen iſt. Woraus der ſchlechte æſtim
derer Orthodoxen von der Heil. Schrifft
am tage liegt.

Außlegung wider die Calviniſten
nach dem andern Pſalm.

Warum toben die Calviniſten/ und die Sa-
cramentirer reden ſo laͤſterlich/ die Zerbſter
im lande lehnen ſich auff/ und die Calvi-
niſchen Herren rathſchlagen mit einander/ wi-
der die Lutheraner und ihre Geſalbten? Laſſet
uns zureiſſen ihre ketten/ und von uns werffen
ihre Secten. Aber der Herr zu Weimar la-
chet ihr/ und der Churfuͤrſt zu Brandenburg
ſpottet ihr. Sie werden eins auff dem Land-
Tage mit ihnen reden/ mit zorn und grim̃ wer-
den ſie ſie erſchrecken. Aber ſie haben die ver-
jagten Pfarrherren wieder eingeſetzt in ihre
heilige ſtaͤnde/ die werden von einer ſolchen
weiſe predigen/ die GOtt zu ihnen geſagt hat:
Jhr Lutheraner ſeyd meine Soͤhne/ die Cal-
viniſten hab ich nicht gezeuget: Heiſchet von
mir/ ſo wil ich euch die Zwinglianer zum erbe
geben/ und alle Calviniſten zum eigenthum;
Jhr ſolt ſie mit einem eiſern ſcepter zerſchla-
gen/ wie Zwingler ſolt ihr ſie erſchrecken. So
laſſet euch nun weiſen ihr Zerbſter/ und laſſet
euch zuͤchtigen/ ihr Herr D. Crell im gefaͤng-
niß unter der erden; Dienet den Lutheranern
mit furcht/ und weinet mit zittern; Kuͤſſet
die Lutheraner/ daß ſie nicht zuͤrnen/ und ihr
umkommet auff dem Land-Tage; Dann
ihr zorn wird bald anbrennen/ aber wol al-
len/ die ſich nicht unterſchrieben haben. Ge-
druckt im jahr 1602.

Num. LXVI.
Von der Crypto-Calviniſten
Begraͤbniß.

Zu der hiſtorie von des Dreßdniſchen Hoff-
[Spaltenumbruch] predigers Schuͤtzens begraͤbniß gehoͤret noch
dieſe/ welche ebenfals damals paſſiret/ und
in/ der antwort auff die Leichpredigt D. Crel-
lens p. 59. enthalten iſt/ mit folgenden wor-
ten: Als zu Dreßden ein Chur-Fuͤrſtlicher
Muſicant hernach geſtorben/ hat des verſtor-
benen Schweher nach dreytaͤgigem ſtaͤtigem
bitten kaum ſo viel erlangen koͤnnen/ daß er
den lebloſen allbereit ſtinckenden leichnam ge-
gen abend durch die dazu ums geld gemietete
diener/ fuͤr das thor bey den galgen tragen/
und daſelbſt hat zur erden beſtatten duͤrffen;
Und haben dennoch gottloſe leute auff den
todten leichnam gewartet/ die traͤger fuͤr dem
thor mit ſteinen und koth abgetrieben/ daß
ſie die leiche haben ſtehen laſſen/ und davon
lauffen muͤſſen. Den todten coͤrper haben ſie
aus dem ſarck geriſſen/ die hunde daran gehe-
tzet/ etliche ſtuͤcke davon geriſſen und gehauen/
den kopff mit einem groſſen ſtein zerſchmet-
tert; alſo daß den andern tag der Schweher
dieſelben mit ſchuͤpffen/ oder ſchauffeln wieder-
um zu hauff ſuchen/ und ins grab tragen muͤſ-
ſen. Es ſind auch noch unſinnige volle Hoch-
zeit-Bauern von Strelen herbey kommen/ wel-
che die trommeln dazu geſchlagen/ und den
todten Calviniſchen coͤrper an einem ſtrick in
die Elbe geſchleifft haͤtten/ wenn ſie nicht durch
das thor-ſchlieſſen/ oder vielmehr/ wie die So-
domiter/ mit blindheit geſchlagen/ davon waͤ-
ren verhindert worden. Wer hat nun der-
gleichen immanitaͤt und grauſamkeit jemals
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dazu unbeſtraffte thaten habt ihr unruhige/
obgedachtem des Churfuͤrſtens Mandat unge-
horſame/ wiederſtrebende Pfaffen verurſacht;
Welches alles GOtt/ ſo wol das blut/ ſo
im Leipziſchen tumult und jetzt vergoſſen/ auch
ſonſten erbaͤrmlich umbkommen iſt/ von euren
haͤnden fordern wird. Und dieſe Hiſtorie wird
wiederholet und bekraͤfftiget von Joh. Uyten-
bogarto,
in der Niederlaͤndiſchen Kirchen-
Hiſtorie P. II. p. 131. welcher dieſes urtheil
dabey fuͤget: Dieſes alles hat den na-
men eines eyffers vor die Religion; Al-
ſo bedeckt ſich der teuffel manchmal
mit einer larve/ und ſpielt ſeine perſon
unter einem ſchoͤnen rock/ unter aller-
hand blutigen Secten/ Papiſtiſch/ Lu-
theriſch/ Calviniſch/ wie es ihm am
bequemſtem zu handen komt. Und
wenn man ſolche greuel in den Hiſtorien
lieſet/ ſo hat man ſich wol umzuſehen/
nach ſich ſelbſt/ und nach ſeinem naͤch-
ſten/ ob man eben alſo barbariſch und
graͤulich wolte
tractiret ſeyn/ als man
ſehr hoch auffmutzen kan/ wenn es
den unſerigen von andern geſchicht.

ENDE der II. Section
vom Vierten Theil.

SECTIO
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[464/0772] Th. IV. Sect. II. Num. LXV. Eine Schr. wider die Crypto-Calviniſten. Dieſer M. Caspar Teuder iſt alsbald vom ampt entſetzt/ und hat folgendes jahr zur Neu- ſtadt an der Harth/ in der Pfaltz/ D. Guͤnther- mann (ſo zu Leipzig nach Hertzog Chriſtians tod von wegen des Calvinismi auch entſetzt/ und Pfarrherr zu Neuſtadt worden/ wiewol er zugeſagt auff keine Cantzel zu kommen) ſeine Tochter verehlichet/ iſt auch eine meilweges von der Neuſtadt in einem dorff wieder ins ampt kommen. Num. LXV. Naͤchſt denen realen proceduren/ welche ge- gen die ſo genannten heimlichen Calvi- niſten dazumal vorgenommen worden/ finden ſich auch dergleichen gegenſaͤtze in worten. Wenn zum exempel in der ant- wort auff die leichpredigt D. Crellens p. 89. dieſe laͤſterliche verdrehung eines pſalms zu ſehen iſt. Woraus der ſchlechte æſtim derer Orthodoxen von der Heil. Schrifft am tage liegt. Außlegung wider die Calviniſten nach dem andern Pſalm. Warum toben die Calviniſten/ und die Sa- cramentirer reden ſo laͤſterlich/ die Zerbſter im lande lehnen ſich auff/ und die Calvi- niſchen Herren rathſchlagen mit einander/ wi- der die Lutheraner und ihre Geſalbten? Laſſet uns zureiſſen ihre ketten/ und von uns werffen ihre Secten. Aber der Herr zu Weimar la- chet ihr/ und der Churfuͤrſt zu Brandenburg ſpottet ihr. Sie werden eins auff dem Land- Tage mit ihnen reden/ mit zorn und grim̃ wer- den ſie ſie erſchrecken. Aber ſie haben die ver- jagten Pfarrherren wieder eingeſetzt in ihre heilige ſtaͤnde/ die werden von einer ſolchen weiſe predigen/ die GOtt zu ihnen geſagt hat: Jhr Lutheraner ſeyd meine Soͤhne/ die Cal- viniſten hab ich nicht gezeuget: Heiſchet von mir/ ſo wil ich euch die Zwinglianer zum erbe geben/ und alle Calviniſten zum eigenthum; Jhr ſolt ſie mit einem eiſern ſcepter zerſchla- gen/ wie Zwingler ſolt ihr ſie erſchrecken. So laſſet euch nun weiſen ihr Zerbſter/ und laſſet euch zuͤchtigen/ ihr Herr D. Crell im gefaͤng- niß unter der erden; Dienet den Lutheranern mit furcht/ und weinet mit zittern; Kuͤſſet die Lutheraner/ daß ſie nicht zuͤrnen/ und ihr umkommet auff dem Land-Tage; Dann ihr zorn wird bald anbrennen/ aber wol al- len/ die ſich nicht unterſchrieben haben. Ge- druckt im jahr 1602. Num. LXVI. Von der Crypto-Calviniſten Begraͤbniß. Zu der hiſtorie von des Dreßdniſchen Hoff- predigers Schuͤtzens begraͤbniß gehoͤret noch dieſe/ welche ebenfals damals paſſiret/ und in/ der antwort auff die Leichpredigt D. Crel- lens p. 59. enthalten iſt/ mit folgenden wor- ten: Als zu Dreßden ein Chur-Fuͤrſtlicher Muſicant hernach geſtorben/ hat des verſtor- benen Schweher nach dreytaͤgigem ſtaͤtigem bitten kaum ſo viel erlangen koͤnnen/ daß er den lebloſen allbereit ſtinckenden leichnam ge- gen abend durch die dazu ums geld gemietete diener/ fuͤr das thor bey den galgen tragen/ und daſelbſt hat zur erden beſtatten duͤrffen; Und haben dennoch gottloſe leute auff den todten leichnam gewartet/ die traͤger fuͤr dem thor mit ſteinen und koth abgetrieben/ daß ſie die leiche haben ſtehen laſſen/ und davon lauffen muͤſſen. Den todten coͤrper haben ſie aus dem ſarck geriſſen/ die hunde daran gehe- tzet/ etliche ſtuͤcke davon geriſſen und gehauen/ den kopff mit einem groſſen ſtein zerſchmet- tert; alſo daß den andern tag der Schweher dieſelben mit ſchuͤpffen/ oder ſchauffeln wieder- um zu hauff ſuchen/ und ins grab tragen muͤſ- ſen. Es ſind auch noch unſinnige volle Hoch- zeit-Bauern von Strelen herbey kommen/ wel- che die trommeln dazu geſchlagen/ und den todten Calviniſchen coͤrper an einem ſtrick in die Elbe geſchleifft haͤtten/ wenn ſie nicht durch das thor-ſchlieſſen/ oder vielmehr/ wie die So- domiter/ mit blindheit geſchlagen/ davon waͤ- ren verhindert worden. Wer hat nun der- gleichen immanitaͤt und grauſamkeit jemals gehoͤrt? Dieſe und dergleichen graͤuliche und dazu unbeſtraffte thaten habt ihr unruhige/ obgedachtem des Churfuͤrſtens Mandat unge- horſame/ wiederſtrebende Pfaffen verurſacht; Welches alles GOtt/ ſo wol das blut/ ſo im Leipziſchen tumult und jetzt vergoſſen/ auch ſonſten erbaͤrmlich umbkommen iſt/ von euren haͤnden fordern wird. Und dieſe Hiſtorie wird wiederholet und bekraͤfftiget von Joh. Uyten- bogarto, in der Niederlaͤndiſchen Kirchen- Hiſtorie P. II. p. 131. welcher dieſes urtheil dabey fuͤget: Dieſes alles hat den na- men eines eyffers vor die Religion; Al- ſo bedeckt ſich der teuffel manchmal mit einer larve/ und ſpielt ſeine perſon unter einem ſchoͤnen rock/ unter aller- hand blutigen Secten/ Papiſtiſch/ Lu- theriſch/ Calviniſch/ wie es ihm am bequemſtem zu handen komt. Und wenn man ſolche greuel in den Hiſtorien lieſet/ ſo hat man ſich wol umzuſehen/ nach ſich ſelbſt/ und nach ſeinem naͤch- ſten/ ob man eben alſo barbariſch und graͤulich wolte tractiret ſeyn/ als man ſehr hoch auffmutzen kan/ wenn es den unſerigen von andern geſchicht. ENDE der II. Section vom Vierten Theil. SECTIO

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/772>, abgerufen am 18.04.2024.