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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch]

Uber diesen und dergleichen seltsamen um-
ständen hat der Rath von unterschiedlichen
Universitäten Responsa eingeholt/ wie auff
solche ungewisse aussprüche insgemein die
blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle-
gen. Und zwar hat in dieser sache die Juristi-
sche Facultät zu Kiel nur so viel gesprochen/ daß
ein formaler Gotteslästerer nach Göttlichem
recht mit dem tod bestraffet werden müsse. Die
application aber hat sie sich nicht zu machen ge-
trauet/ sondern es in suspenso gelassen/ ob Pe-
ter Günther ein formaler Gotteslästerer sey.
Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg
ihn ausdrücklich vor einen Gotteslästerer und
Atheisten erkläret/ die straffe aber desselben auff
die Juristen geschoben/ von denen sie wol ge-
wust/ daß sie kein anders als das todes-urtheil
auff diesen satz sprechen würden: Wie sie denn
auch alle ihre argumenta und klagen da-
hin gerichtet/ daß sie den Rath zur
execution wider diesen menschen bewegen
möchten. Auff diesen ausspruch nun ist er
auch alsbald würcklich enthauptet worden/ und
hat biß in seinen tod wider seine ankläger und
deren beschuldigungen protestiret. Wie er
denn auch sich beständig gegen jedermann erklä-
ret hat: Jst CHristus der wahre GOtt/
so bete ich ihn mit an.
Jngleichen hat er
GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu
nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien sol-
len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr-
hafftiges licht erbarme dich mein!
Es
soll auch bald nach seiner hinrichtung der Juri-
ste/ der im namen der Facultät zu Kiel das ur-
theil gemacht/ wie auch der Theologus zu
Wittenberg/ welcher im namen selbiger Facul-
t
ät das Responsum auffgesetzet/ ingleichen der
Advocat, der den inquisiten aus furcht vor etli-
chen Superioren nicht recht defendirt/ samt dem
schlossergesellen/ so gegen ihn gezeuget/ bald nach
einander gestorben seyn.

Die übrigen umstände/ so hiebey noch zu be-
obachten/ kan ein verständiger leser so wol aus
nachfolgendem privat-schreiben/ als aus dem
responso derer Wittenberger ersehen/ die ich/
wie sie mir communiciret worden/ zur nachricht
beyfügen will. Das erste schreiben ist dazumal/
nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem
Theologo an den Syndicum selbiger stadt abge-
schicket worden/ und lautet also:

Hochedler etc.

"Daß gegenwärtiges an dieselbe abgehen
"lassen/ beweget mich das schleunige und unver-
"hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den
"armen captivum Peter Günther doch zum to-
"de verurtheilt habe/ welches mich denn sehr be-
"stürtzet gemacht/ daß mein vaterland sich durch
"vergiessung solches blutes sehr versündiget/
"und die darauff folgende straffe GOttes auff
"sich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch-
"geneigter Herr Syndicus gantz anders gesinnet
"ist/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli-
"gen wollen; wie denn auch der Herr D. Scho-
"merus
gleichfals dazu nicht gestimmet/ so habe
"jetzo auch so viel mehr die dristigkeit genom-
"men/ einige momenta in gewissen thesibus
"auffzusetzen/ in hoffnung/ es könne durch mei-
"nes hochgeehrten Herrn Syndici vielgütige in-
"terposition
das decretirte gericht gehemmet
[Spaltenumbruch] werden/ daß der arme mensch raum bekomme"
zu erkennen CHristum/ welchen er unwissend"
leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelä-"
stert hat."

1. So ist bey mir allerdings fest/ daß wenn"
Captivus wüste/ daß JEsus CHristus/ den"
wir mit der gantzen Christenheit anbeten/ wä-"
re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-"
hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn"
auch eben so wol mit gebogenen knien verehren"
würde/ wie er den Vater also verehret/ und"
wie alle Gottselige wissen/ daß man den Sohn"
ehren solle/ wie man den Vater ehret. Aber"
nun hat der captivus das vorhin gemachte"
falsche concept von den dreyen Göttern/ wel-"
ches er/ wie er zum öfftern bekant/ daß er ge-"
glaubt/ es wären so wahrhafftig drey Götter/"
so wahrhafftig drey personen wären/ und"
eben durch gemeinen concept der personen ihm"
drey unterschiedliche Götter eingebildet/ zu der"
gäntzlichen wegwerffung CHristi gebraucht/"
weiler erkant hat/ daß nicht drey Götter/ son-"
dern ein GOtt sey/ und eben daraus nun mei-"
net/ so er CHristum abermals solte für einen"
GOtt erkennen/ daß er wiederum in seinen"
vorigen irrthum der drey Götter/ daraus ihn"
doch die barmhertzigkeit GOttes mit so vielen"
überzeugungen gerissen/ verfallen würde/ und"
lieber sein leben lassen wolle/ als daß er dahin"
wieder von neuem verfiele/ und ein solches fal-"
sches bild derer von ihm geglaubten unter-"
schiedlichen Götter anbeten und verehren"
wolte."

2. Jch gestehe gerne/ daß er mit seinem"
concept von dem einigen GOtt als dem Va-"
ter unsers HErrrn JEsu Christi/ nicht also/"
wie er nach der Schrifft soll erkant werden/"
verstehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-"
nen Atheisten insgemein nennen wollen/ sehe"
ich nicht/ so wenig man diejenigen Atheisten"
nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/"
und das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] aus dem licht der na-"
tur/ so wol aus der anschauung des himmels/"
und der erden/ als auch in ihrem hertzen und"
gewissen erkant haben. Diesen GOtt him-"
mels und der erden ruffet er inbrünstig an/"
und beugt seine knie mit grosser devotion"
für ihm; was er in Johann Arnds seliger ge-"
dächtnis Paradießgärtlein fleißig lieset/ das"
ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag"
er denn ein Atheus seyn/ der für den einigen"
GOtt/ und seine bekäntnis sterben will? und"
wie mag er ein gotteslästerer seyn/ da er CHri-"
stum als GOtt nicht lästert/ den er ja nicht"
kennet/ daß er GOtt ist? sondern wo er ihn ja/"
wie seine wiedersacher und feinde angezeigt ha-"
ben/ etwa gelästert hat/ so hat er nur das vor-"
hin von ihm in seinem gehirn formirtes fal-"
sches gedicht von den dreyen Göttern/ da er ge-"
meinet/ CHristus wäre ein aparter GOtt/ ge-"
lästert und verworffen/ und hat aus der blö-"
digkeit seines sinnes und wahrnehmung der"
gottlosigkeit der Jesuiten/ dabey er eine zeit"
hero gearbeitet/ und ihr gottloses leben gese-"
hen/ die sich doch für eine Espee und abkunfft"
von CHristo ausgeben/ und deswegen Jesui-"
ten genant würden/ geschlossen (wie er denn"
solchen schluß in meiner und anderer glaub-"
würdigen gegenwart machete) CHristus"
wäre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-"

stum
Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch]

Uber dieſen und dergleichen ſeltſamen um-
ſtaͤnden hat der Rath von unterſchiedlichen
Univerſitaͤten Reſponſa eingeholt/ wie auff
ſolche ungewiſſe ausſpruͤche insgemein die
blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle-
gen. Und zwar hat in dieſer ſache die Juriſti-
ſche Facultaͤt zu Kiel nur ſo viel geſprochen/ daß
ein formaler Gotteslaͤſterer nach Goͤttlichem
recht mit dem tod beſtraffet werden muͤſſe. Die
application aber hat ſie ſich nicht zu machen ge-
trauet/ ſondern es in ſuſpenſo gelaſſen/ ob Pe-
ter Guͤnther ein formaler Gotteslaͤſterer ſey.
Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg
ihn ausdruͤcklich vor einen Gotteslaͤſterer und
Atheiſten erklaͤret/ die ſtraffe aber deſſelben auff
die Juriſten geſchoben/ von denen ſie wol ge-
wuſt/ daß ſie kein anders als das todes-urtheil
auff dieſen ſatz ſprechen wuͤrden: Wie ſie denn
auch alle ihre argumenta und klagen da-
hin gerichtet/ daß ſie den Rath zur
execution wider dieſen menſchen bewegen
moͤchten. Auff dieſen ausſpruch nun iſt er
auch alsbald wuͤꝛcklich enthauptet worden/ und
hat biß in ſeinen tod wider ſeine anklaͤger und
deren beſchuldigungen proteſtiret. Wie er
denn auch ſich beſtaͤndig gegen jedermann erklaͤ-
ret hat: Jſt CHriſtus der wahre GOtt/
ſo bete ich ihn mit an.
Jngleichen hat er
GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu
nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien ſol-
len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr-
hafftiges licht erbarme dich mein!
Es
ſoll auch bald nach ſeiner hinrichtung der Juri-
ſte/ der im namen der Facultaͤt zu Kiel das ur-
theil gemacht/ wie auch der Theologus zu
Wittenberg/ welcher im namen ſelbiger Facul-
t
aͤt das Reſponſum auffgeſetzet/ ingleichen der
Advocat, der den inquiſiten aus furcht vor etli-
chen Superioren nicht recht defendirt/ ſamt dem
ſchloſſergeſellen/ ſo gegen ihn gezeuget/ bald nach
einander geſtorben ſeyn.

Die uͤbrigen umſtaͤnde/ ſo hiebey noch zu be-
obachten/ kan ein verſtaͤndiger leſer ſo wol aus
nachfolgendem privat-ſchreiben/ als aus dem
reſponſo derer Wittenberger erſehen/ die ich/
wie ſie mir communiciret worden/ zur nachricht
beyfuͤgen will. Das erſte ſchreiben iſt dazumal/
nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem
Theologo an den Syndicum ſelbiger ſtadt abge-
ſchicket worden/ und lautet alſo:

Hochedler ꝛc.

„Daß gegenwaͤrtiges an dieſelbe abgehen
„laſſen/ beweget mich das ſchleunige und unver-
„hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den
„armen captivum Peter Guͤnther doch zum to-
„de verurtheilt habe/ welches mich denn ſehr be-
„ſtuͤrtzet gemacht/ daß mein vaterland ſich durch
„vergieſſung ſolches blutes ſehr verſuͤndiget/
„und die darauff folgende ſtraffe GOttes auff
„ſich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch-
„geneigter Herꝛ Syndicus gantz anders geſinnet
„iſt/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli-
„gen wollen; wie denn auch der Herꝛ D. Scho-
„merus
gleichfals dazu nicht geſtimmet/ ſo habe
„jetzo auch ſo viel mehr die driſtigkeit genom-
„men/ einige momenta in gewiſſen theſibus
„auffzuſetzen/ in hoffnung/ es koͤnne durch mei-
„nes hochgeehrten Herꝛn Syndici vielguͤtige in-
„terpoſition
das decretirte gericht gehemmet
[Spaltenumbruch] werden/ daß der arme menſch raum bekomme“
zu erkennen CHriſtum/ welchen er unwiſſend“
leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelaͤ-“
ſtert hat.‟

1. So iſt bey mir allerdings feſt/ daß wenn“
Captivus wuͤſte/ daß JEſus CHriſtus/ den“
wir mit der gantzen Chriſtenheit anbeten/ waͤ-“
re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-“
hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn“
auch eben ſo wol mit gebogenen knien verehren“
wuͤrde/ wie er den Vater alſo verehret/ und“
wie alle Gottſelige wiſſen/ daß man den Sohn“
ehren ſolle/ wie man den Vater ehret. Aber“
nun hat der captivus das vorhin gemachte“
falſche concept von den dreyen Goͤttern/ wel-“
ches er/ wie er zum oͤfftern bekant/ daß er ge-“
glaubt/ es waͤren ſo wahrhafftig drey Goͤtter/“
ſo wahrhafftig drey perſonen waͤren/ und“
eben durch gemeinen concept der perſonen ihm“
drey unterſchiedliche Goͤtter eingebildet/ zu der“
gaͤntzlichen wegwerffung CHriſti gebraucht/“
weiler erkant hat/ daß nicht drey Goͤtter/ ſon-“
dern ein GOtt ſey/ und eben daraus nun mei-“
net/ ſo er CHriſtum abermals ſolte fuͤr einen“
GOtt erkennen/ daß er wiederum in ſeinen“
vorigen irꝛthum der drey Goͤtter/ daraus ihn“
doch die barmhertzigkeit GOttes mit ſo vielen“
uͤberzeugungen geriſſen/ verfallen wuͤrde/ und“
lieber ſein leben laſſen wolle/ als daß er dahin“
wieder von neuem verfiele/ und ein ſolches fal-“
ſches bild derer von ihm geglaubten unter-“
ſchiedlichen Goͤtter anbeten und verehren“
wolte.„

2. Jch geſtehe gerne/ daß er mit ſeinem“
concept von dem einigen GOtt als dem Va-“
ter unſers HErrꝛn JEſu Chriſti/ nicht alſo/“
wie er nach der Schrifft ſoll erkant werden/“
verſtehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-“
nen Atheiſten insgemein nennen wollen/ ſehe“
ich nicht/ ſo wenig man diejenigen Atheiſten“
nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/“
und das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] aus dem licht der na-“
tur/ ſo wol aus der anſchauung des himmels/“
und der erden/ als auch in ihrem hertzen und“
gewiſſen erkant haben. Dieſen GOtt him-“
mels und der erden ruffet er inbruͤnſtig an/“
und beugt ſeine knie mit groſſer devotion
fuͤr ihm; was er in Johann Arnds ſeliger ge-“
daͤchtnis Paradießgaͤrtlein fleißig lieſet/ das“
ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag“
er denn ein Atheus ſeyn/ der fuͤr den einigen“
GOtt/ und ſeine bekaͤntnis ſterben will? und“
wie mag er ein gotteslaͤſterer ſeyn/ da er CHri-“
ſtum als GOtt nicht laͤſtert/ den er ja nicht“
kennet/ daß er GOtt iſt? ſondern wo er ihn ja/“
wie ſeine wiederſacher und feinde angezeigt ha-“
ben/ etwa gelaͤſtert hat/ ſo hat er nur das vor-“
hin von ihm in ſeinem gehirn formirtes fal-“
ſches gedicht von den dreyen Goͤttern/ da er ge-“
meinet/ CHriſtus waͤre ein aparter GOtt/ ge-“
laͤſtert und verworffen/ und hat aus der bloͤ-“
digkeit ſeines ſinnes und wahrnehmung der“
gottloſigkeit der Jeſuiten/ dabey er eine zeit“
hero gearbeitet/ und ihr gottloſes leben geſe-“
hen/ die ſich doch fuͤr eine Eſpeé und abkunfft“
von CHriſto ausgeben/ und deswegen Jeſui-“
ten genant wuͤrden/ geſchloſſen (wie er denn“
ſolchen ſchluß in meiner und anderer glaub-“
wuͤrdigen gegenwart machete) CHriſtus“
waͤre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-“

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[484/0792] Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ Uber dieſen und dergleichen ſeltſamen um- ſtaͤnden hat der Rath von unterſchiedlichen Univerſitaͤten Reſponſa eingeholt/ wie auff ſolche ungewiſſe ausſpruͤche insgemein die blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle- gen. Und zwar hat in dieſer ſache die Juriſti- ſche Facultaͤt zu Kiel nur ſo viel geſprochen/ daß ein formaler Gotteslaͤſterer nach Goͤttlichem recht mit dem tod beſtraffet werden muͤſſe. Die application aber hat ſie ſich nicht zu machen ge- trauet/ ſondern es in ſuſpenſo gelaſſen/ ob Pe- ter Guͤnther ein formaler Gotteslaͤſterer ſey. Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg ihn ausdruͤcklich vor einen Gotteslaͤſterer und Atheiſten erklaͤret/ die ſtraffe aber deſſelben auff die Juriſten geſchoben/ von denen ſie wol ge- wuſt/ daß ſie kein anders als das todes-urtheil auff dieſen ſatz ſprechen wuͤrden: Wie ſie denn auch alle ihre argumenta und klagen da- hin gerichtet/ daß ſie den Rath zur execution wider dieſen menſchen bewegen moͤchten. Auff dieſen ausſpruch nun iſt er auch alsbald wuͤꝛcklich enthauptet worden/ und hat biß in ſeinen tod wider ſeine anklaͤger und deren beſchuldigungen proteſtiret. Wie er denn auch ſich beſtaͤndig gegen jedermann erklaͤ- ret hat: Jſt CHriſtus der wahre GOtt/ ſo bete ich ihn mit an. Jngleichen hat er GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien ſol- len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr- hafftiges licht erbarme dich mein! Es ſoll auch bald nach ſeiner hinrichtung der Juri- ſte/ der im namen der Facultaͤt zu Kiel das ur- theil gemacht/ wie auch der Theologus zu Wittenberg/ welcher im namen ſelbiger Facul- taͤt das Reſponſum auffgeſetzet/ ingleichen der Advocat, der den inquiſiten aus furcht vor etli- chen Superioren nicht recht defendirt/ ſamt dem ſchloſſergeſellen/ ſo gegen ihn gezeuget/ bald nach einander geſtorben ſeyn. Die uͤbrigen umſtaͤnde/ ſo hiebey noch zu be- obachten/ kan ein verſtaͤndiger leſer ſo wol aus nachfolgendem privat-ſchreiben/ als aus dem reſponſo derer Wittenberger erſehen/ die ich/ wie ſie mir communiciret worden/ zur nachricht beyfuͤgen will. Das erſte ſchreiben iſt dazumal/ nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem Theologo an den Syndicum ſelbiger ſtadt abge- ſchicket worden/ und lautet alſo: Hochedler ꝛc. „Daß gegenwaͤrtiges an dieſelbe abgehen „laſſen/ beweget mich das ſchleunige und unver- „hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den „armen captivum Peter Guͤnther doch zum to- „de verurtheilt habe/ welches mich denn ſehr be- „ſtuͤrtzet gemacht/ daß mein vaterland ſich durch „vergieſſung ſolches blutes ſehr verſuͤndiget/ „und die darauff folgende ſtraffe GOttes auff „ſich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch- „geneigter Herꝛ Syndicus gantz anders geſinnet „iſt/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli- „gen wollen; wie denn auch der Herꝛ D. Scho- „merus gleichfals dazu nicht geſtimmet/ ſo habe „jetzo auch ſo viel mehr die driſtigkeit genom- „men/ einige momenta in gewiſſen theſibus „auffzuſetzen/ in hoffnung/ es koͤnne durch mei- „nes hochgeehrten Herꝛn Syndici vielguͤtige in- „terpoſition das decretirte gericht gehemmet werden/ daß der arme menſch raum bekomme“ zu erkennen CHriſtum/ welchen er unwiſſend“ leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelaͤ-“ ſtert hat.‟ 1. So iſt bey mir allerdings feſt/ daß wenn“ Captivus wuͤſte/ daß JEſus CHriſtus/ den“ wir mit der gantzen Chriſtenheit anbeten/ waͤ-“ re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-“ hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn“ auch eben ſo wol mit gebogenen knien verehren“ wuͤrde/ wie er den Vater alſo verehret/ und“ wie alle Gottſelige wiſſen/ daß man den Sohn“ ehren ſolle/ wie man den Vater ehret. Aber“ nun hat der captivus das vorhin gemachte“ falſche concept von den dreyen Goͤttern/ wel-“ ches er/ wie er zum oͤfftern bekant/ daß er ge-“ glaubt/ es waͤren ſo wahrhafftig drey Goͤtter/“ ſo wahrhafftig drey perſonen waͤren/ und“ eben durch gemeinen concept der perſonen ihm“ drey unterſchiedliche Goͤtter eingebildet/ zu der“ gaͤntzlichen wegwerffung CHriſti gebraucht/“ weiler erkant hat/ daß nicht drey Goͤtter/ ſon-“ dern ein GOtt ſey/ und eben daraus nun mei-“ net/ ſo er CHriſtum abermals ſolte fuͤr einen“ GOtt erkennen/ daß er wiederum in ſeinen“ vorigen irꝛthum der drey Goͤtter/ daraus ihn“ doch die barmhertzigkeit GOttes mit ſo vielen“ uͤberzeugungen geriſſen/ verfallen wuͤrde/ und“ lieber ſein leben laſſen wolle/ als daß er dahin“ wieder von neuem verfiele/ und ein ſolches fal-“ ſches bild derer von ihm geglaubten unter-“ ſchiedlichen Goͤtter anbeten und verehren“ wolte.„ 2. Jch geſtehe gerne/ daß er mit ſeinem“ concept von dem einigen GOtt als dem Va-“ ter unſers HErrꝛn JEſu Chriſti/ nicht alſo/“ wie er nach der Schrifft ſoll erkant werden/“ verſtehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-“ nen Atheiſten insgemein nennen wollen/ ſehe“ ich nicht/ ſo wenig man diejenigen Atheiſten“ nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/“ und das _ aus dem licht der na-“ tur/ ſo wol aus der anſchauung des himmels/“ und der erden/ als auch in ihrem hertzen und“ gewiſſen erkant haben. Dieſen GOtt him-“ mels und der erden ruffet er inbruͤnſtig an/“ und beugt ſeine knie mit groſſer devotion“ fuͤr ihm; was er in Johann Arnds ſeliger ge-“ daͤchtnis Paradießgaͤrtlein fleißig lieſet/ das“ ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag“ er denn ein Atheus ſeyn/ der fuͤr den einigen“ GOtt/ und ſeine bekaͤntnis ſterben will? und“ wie mag er ein gotteslaͤſterer ſeyn/ da er CHri-“ ſtum als GOtt nicht laͤſtert/ den er ja nicht“ kennet/ daß er GOtt iſt? ſondern wo er ihn ja/“ wie ſeine wiederſacher und feinde angezeigt ha-“ ben/ etwa gelaͤſtert hat/ ſo hat er nur das vor-“ hin von ihm in ſeinem gehirn formirtes fal-“ ſches gedicht von den dreyen Goͤttern/ da er ge-“ meinet/ CHriſtus waͤre ein aparter GOtt/ ge-“ laͤſtert und verworffen/ und hat aus der bloͤ-“ digkeit ſeines ſinnes und wahrnehmung der“ gottloſigkeit der Jeſuiten/ dabey er eine zeit“ hero gearbeitet/ und ihr gottloſes leben geſe-“ hen/ die ſich doch fuͤr eine Eſpeé und abkunfft“ von CHriſto ausgeben/ und deswegen Jeſui-“ ten genant wuͤrden/ geſchloſſen (wie er denn“ ſolchen ſchluß in meiner und anderer glaub-“ wuͤrdigen gegenwart machete) CHriſtus“ waͤre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-“ ſtum

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/792>, abgerufen am 25.04.2024.