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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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der die Gottheit CHristi geläugnet.
[Spaltenumbruch] "seele eben dadurch/ wodurch der andere meinet
"sie zu andern gedancken zu bringen/ ein neues
"argument bekomme/ sich in der gefasten mei-
"nung zubestärcken/ welche kräffte und recessus
"der seelen eines gemeinen layens/ wenn sie sich
"worauff fest gesetzet hat/ eben so wol hat/ als
"die seele des scharffsinnigsten/ welcher mit aller
"seiner äusserlichen vorstellung das inwendig-
"ste der verborgenen einwürffe/ und gedancken
"der geringsten menschen nicht anrühren/ viel-
"weniger zu benehmen vermag/ welches allein
"GOtt zukommt/ der die seele und das gewis-
"sen der seele gemacht hat/ und zu deren überzeu-
"gung allein reden kan. Jch habe dieses mei-
"nem hochgeneigtem Herrn Syndico, wie es mir
"jetzo in eil zugeflossen/ mit communiciren
"wollen/ in hoffnung er möchte noch dem ar-
"men captivo, davon ich doch kein ander in-
"teresse,
als die wolfarth seiner seele habe/ durch
"dessen vielgültige interposition zu hülffe kom-
"men/ bitte/ man wolte dieses nicht übel deuten/
"daß so offenhertzig geschrieben/ welches aus
"der grossen confidence, die zu meinem hochge-
"neigten Herrn Syndico habe/ geschehen ist.
"Womit der gnade GOttes und seinem all-
"mächtigen schutz hertzlich sie empfehle und ver-
"bleibe

Meines hochgeneigten Herrn Syndici.
gebet und dienstgefliessener
N. N.

Das andere privat-schreiben ist eben dazu-
mal an eine gewisse person in selbigerstadt in die-
ser sache abgelassen worden/ woraus das haupt-
argument dieses menschen wegen also lautet.

Hertzgeliebter vater.

Sende hiebey das argumentum pro Petro:
"woraus man sehen kan daß man ihn nicht ans
"leben kommen könne.

"Welcher nach dem irrenden gewissen irren-
"der menschen meinet Gott nach seiner meinung
"am allerhöchsten zu ehren/ und wircklich den
"einigen GOtt himmels und der erden für sei-
"nen Vater/ Schöpffer und Erhalter hält/ ob
"er gleich nicht fassen kan/ daß der Sohn und
"der H. Geist GOtt/ und zugleich der einige
"GOTT sey/ sondern eben dadurch/ so ers
"glauben solte/ dafür hält/ daß er 3. Götter
"ehren und anbeten würde/ derselbige mensch
"kan nicht als ein überzeugter und überführter
"übelthäter von der Obrigkeit am leben gestraf-
"fet werden. Nun meinet der arme Peter
"nach seinem irrenden gewissen/ (welches
"Gott der barmhertzige um seines Sohnes wil-
"len wieder zurecht bringen wolle) daß er durch
"seine meinung und mit verwerffung des Soh-
"nes und des H. Geistes/ welche er durch vor-
"stellung und übeln begriff der unterschiedli-
"chen personen für unterschiedliche Götter hält/
"GOtt am allerhöchsten zu ehren/ als welchen
"er allein für den GOtt des himmels und der
"erden/ und für seinen Vater/ Schöpffer und
"Erhalter anbeten will; Darum so kan derselbe
"Peter nicht als ein überzeugter und überführ-
"ter übelthäter von der Obrigkeit am leben ge-
"straffet werden. Der major oder der vorsatz
"ist daher klar/ weil alle straffen der Obrigkeit
"darinn ihren grund haben/ daß sie einen men-
"schen seiner boßheit überführen können/ daß er
"wieder sein gewissen gethan/ und dahero bil-
"lig zu straffen sey/ und also kan sie denjenigen/
[Spaltenumbruch] der da leugnet/ daß ein Gott sey/ welcher doch"
aus dem licht der natur bekant ist Rom. I."
ansehen/ und wo er ihn öffentlich lästert/ nach"
gegebenem raum zur|busse gebührlich abstraf-"
fen/ auch den dieb/ mörder und verleumder etc."
Weil man ihn überführen kan/ daß er gegen"
sein überzeugendes gewissen gethan/ und"
nicht gewolt/ daß er solte getödtet/ bestohlen"
und verleumdet werden/ und doch seinen"
nächsten getödtet/ bestohlen und ver-"
läumdet hat. Ja es kan auch eine Obrigkeit"
denselben unter den Christen/ der CHristum"
samt dem Vater und dem H. Geist für den"
wahren GOtt hält/ und ihn doch nicht ehret/"
als einen GOtt/ eben so hart ansehen/ als"
hätte er den Vater gelästert. Aber der da aus"
einer grossen anfechtung/ darinnen die ver-"
nunfft/ die da zwischen komt/ über die massen"
viel vermag/ CHristum nicht für den wah-"
ren GOtt hält/ sondern wenn er ihn dafür hal-"
ten würde/ 2. oder 3. Götter einzuführen"
vermeinet/ derselbe kan nicht als ein überzeug-"
ter übelthäter seiner boßheit überführet werden/"
als der/ obgleich nach seinem irrendem gewis-"
sen/ meinet/ daß er am allerhöchsten den einigen"
GOtt verehret/ und eben darum mag er auch"
nicht mit dem leiblichen schwerd vom leben"
zum tode gebracht werden. Daß man ihn"
aber mit allen vorstellungen/ so viel menschen"
als menschen thun können/ nicht überführen"
kan/ ist daher klar/ weil der artickel von dem"
dreyeinigen GOtt ein solcher artickel ist/ der"
über alle unsere vernunfft gehet/ und allein von"
GOtt in dem menschen durchs wort muß"
gewürcket werden/ nach dem klaren spruch"
des Heilandes Matth. XI. Niemand"
kennet den Sohn/ denn nur der Va-"
ter/ und niemand kennet den Vater"
denn nur der Sohn/ und wemes
der Sohn"
will offenbaren. Und Christus sprach zu Pe-"
tro,
als er sagte: Jch glaube/ daß Jesus"
Gottes Sohn sey; Das hat dir fleisch"
und blut nicht offenbaret/ sondern mein"
Vater im himmel.
Wenn es in eines eini-"
gen menschen/ auch in des allerfrömmsten"
Christen kräften stünde/ einem solchem armen"
menschen den geist des glaubens zu geben/"
und er alsdenn solchem zeugendem und gege-"
benem Geiste wiederstünde/ so möchte man"
sagen/ er widersetzte sich der Göttlichen wahr-"
heit boßhafftiger weise/ und wäre ein läste-"
rer; aber nun ich apodictive nicht wissen kan/"
was GOTT für heilige/ und uns armen"
menschen unbekante und wunderbare wege"
in solchem fällen und anfechtungen gehet/"
auch nicht/ wie weit ein solcher mensch Gott"
wiederstehet/ oder nicht wiederstehet/ dahero"
muß ich ein groß mitleiden mit einem"
solchem armen menschen haben/ und mit mei-"
nem hertzlichen gebet zu GOTT dem geber"
aller guten und vollkommenen gaben anhal-"
ten; solte es auch hundert jahr währen/ so bin"
ich doch schuldig nach meinem Christenthum"
zu bitten: alle irrige wiederbringen/ und"
der zeit erwarten/ wenn sie wiedergebracht/"
oder auch zu seiner zeit von dem HErrn der"
erndte/ wenn er selbst das unkraut ausreuten"
wird/ welches er/ da wir uns können betrie-"
gen/ am allerbesten kennet/ wird gesamlet und"
verbrannt werden. Der liebe Paulus wolte"

Chri-

der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet.
[Spaltenumbruch] „ſeele eben dadurch/ wodurch der andere meinet
„ſie zu andern gedancken zu bringen/ ein neues
„argument bekomme/ ſich in der gefaſten mei-
„nung zubeſtaͤrcken/ welche kraͤffte und receſſus
„der ſeelen eines gemeinen layens/ wenn ſie ſich
„worauff feſt geſetzet hat/ eben ſo wol hat/ als
„die ſeele des ſcharffſinnigſten/ welcher mit aller
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„ſte der verborgenen einwuͤrffe/ und gedancken
„der geringſten menſchen nicht anruͤhren/ viel-
„weniger zu benehmen vermag/ welches allein
„GOtt zukommt/ der die ſeele und das gewiſ-
„ſen der ſeele gemacht hat/ und zu deren uͤberzeu-
„gung allein reden kan. Jch habe dieſes mei-
„nem hochgeneigtem Herꝛn Syndico, wie es mir
„jetzo in eil zugefloſſen/ mit communiciren
„wollen/ in hoffnung er moͤchte noch dem ar-
„men captivo, davon ich doch kein ander in-
„tereſſe,
als die wolfarth ſeiner ſeele habe/ durch
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„men/ bitte/ man wolte dieſes nicht uͤbel deuten/
„daß ſo offenhertzig geſchrieben/ welches aus
„der groſſen confidence, die zu meinem hochge-
„neigten Herꝛn Syndico habe/ geſchehen iſt.
„Womit der gnade GOttes und ſeinem all-
„maͤchtigen ſchutz hertzlich ſie empfehle und ver-
„bleibe

Meines hochgeneigten Herꝛn Syndici.
gebet und dienſtgeflieſſener
N. N.

Das andere privat-ſchreiben iſt eben dazu-
mal an eine gewiſſe peꝛſon in ſelbigeꝛſtadt in die-
ſer ſache abgelaſſen woꝛden/ woraus das haupt-
argument dieſes menſchen wegen alſo lautet.

Hertzgeliebter vater.

Sende hiebey das argumentum pro Petro:
„woraus man ſehen kan daß man ihn nicht ans
„leben kommen koͤnne.

„Welcher nach dem irrenden gewiſſen irren-
„der menſchen meinet Gott nach ſeiner meinung
„am allerhoͤchſten zu ehren/ und wircklich den
„einigen GOtt himmels und der erden fuͤr ſei-
„nen Vater/ Schoͤpffer und Erhalter haͤlt/ ob
„er gleich nicht faſſen kan/ daß der Sohn und
„der H. Geiſt GOtt/ und zugleich der einige
GOTT ſey/ ſondern eben dadurch/ ſo ers
„glauben ſolte/ dafuͤr haͤlt/ daß er 3. Goͤtter
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„kan nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhrter
„uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben geſtraf-
„fet werden. Nun meinet der arme Peter
„nach ſeinem irrenden gewiſſen/ (welches
„Gott der barmhertzige um ſeines Sohnes wil-
„len wieder zurecht bringen wolle) daß er durch
„ſeine meinung und mit verwerffung des Soh-
„nes und des H. Geiſtes/ welche er durch vor-
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„GOtt am allerhoͤchſten zu ehren/ als welchen
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„erden/ und fuͤr ſeinen Vater/ Schoͤpffer und
„Erhalter anbeten will; Darum ſo kan derſelbe
„Peter nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhr-
„ter uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben ge-
„ſtraffet werden. Der major oder der vorſatz
„iſt daher klar/ weil alle ſtraffen der Obrigkeit
„darinn ihren grund haben/ daß ſie einen men-
„ſchen ſeiner boßheit uͤberfuͤhren koͤnnen/ daß er
„wieder ſein gewiſſen gethan/ und dahero bil-
„lig zu ſtraffen ſey/ und alſo kan ſie denjenigen/
[Spaltenumbruch] der da leugnet/ daß ein Gott ſey/ welcher doch“
aus dem licht der natur bekant iſt Rom. I.
anſehen/ und wo er ihn oͤffentlich laͤſtert/ nach“
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fen/ auch den dieb/ moͤrder und verleumder ꝛc.“
Weil man ihn uͤberfuͤhren kan/ daß er gegen“
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und verleumdet werden/ und doch ſeinen“
naͤchſten getoͤdtet/ beſtohlen und ver-“
laͤumdet hat. Ja es kan auch eine Obrigkeit“
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nunfft/ die da zwiſchen komt/ uͤber die maſſen“
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ten wuͤrde/ 2. oder 3. Goͤtter einzufuͤhren“
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ſen/ meinet/ daß eꝛ am alleꝛhoͤchſten den einigen“
GOtt verehret/ und eben darum mag er auch“
nicht mit dem leiblichen ſchwerd vom leben“
zum tode gebracht werden. Daß man ihn“
aber mit allen vorſtellungen/ ſo viel menſchen“
als menſchen thun koͤnnen/ nicht uͤberfuͤhren“
kan/ iſt daher klar/ weil der artickel von dem“
dreyeinigen GOtt ein ſolcher artickel iſt/ der“
uͤber alle unſere vernunfft gehet/ und allein von“
GOtt in dem menſchen durchs wort muß“
gewuͤrcket werden/ nach dem klaren ſpruch“
des Heilandes Matth. XI. Niemand“
kennet den Sohn/ denn nur der Va-“
ter/ und niemand kennet den Vater“
denn nur der Sohn/ uñ wemes
der Sohn“
will offenbaren. Und Chriſtus ſprach zu Pe-“
tro,
als er ſagte: Jch glaube/ daß Jeſus“
Gottes Sohn ſey; Das hat dir fleiſch“
und blut nicht offenbaret/ ſondern mein“
Vater im himmel.
Wenn es in eines eini-“
gen menſchen/ auch in des allerfroͤmmſten“
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was GOTT fuͤr heilige/ und uns armen“
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ſolchem armen menſchen haben/ und mit mei-“
nem hertzlichen gebet zu GOTT dem geber“
aller guten und vollkommenen gaben anhal-“
ten; ſolte es auch hundert jahr waͤhren/ ſo bin“
ich doch ſchuldig nach meinem Chriſtenthum“
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[487/0795] der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet. „ſeele eben dadurch/ wodurch der andere meinet „ſie zu andern gedancken zu bringen/ ein neues „argument bekomme/ ſich in der gefaſten mei- „nung zubeſtaͤrcken/ welche kraͤffte und receſſus „der ſeelen eines gemeinen layens/ wenn ſie ſich „worauff feſt geſetzet hat/ eben ſo wol hat/ als „die ſeele des ſcharffſinnigſten/ welcher mit aller „ſeiner aͤuſſerlichen vorſtellung das inwendig- „ſte der verborgenen einwuͤrffe/ und gedancken „der geringſten menſchen nicht anruͤhren/ viel- „weniger zu benehmen vermag/ welches allein „GOtt zukommt/ der die ſeele und das gewiſ- „ſen der ſeele gemacht hat/ und zu deren uͤberzeu- „gung allein reden kan. Jch habe dieſes mei- „nem hochgeneigtem Herꝛn Syndico, wie es mir „jetzo in eil zugefloſſen/ mit communiciren „wollen/ in hoffnung er moͤchte noch dem ar- „men captivo, davon ich doch kein ander in- „tereſſe, als die wolfarth ſeiner ſeele habe/ durch „deſſen vielguͤltige interpoſition zu huͤlffe kom- „men/ bitte/ man wolte dieſes nicht uͤbel deuten/ „daß ſo offenhertzig geſchrieben/ welches aus „der groſſen confidence, die zu meinem hochge- „neigten Herꝛn Syndico habe/ geſchehen iſt. „Womit der gnade GOttes und ſeinem all- „maͤchtigen ſchutz hertzlich ſie empfehle und ver- „bleibe Meines hochgeneigten Herꝛn Syndici. gebet und dienſtgeflieſſener N. N. Das andere privat-ſchreiben iſt eben dazu- mal an eine gewiſſe peꝛſon in ſelbigeꝛſtadt in die- ſer ſache abgelaſſen woꝛden/ woraus das haupt- argument dieſes menſchen wegen alſo lautet. Hertzgeliebter vater. Sende hiebey das argumentum pro Petro: „woraus man ſehen kan daß man ihn nicht ans „leben kommen koͤnne. „Welcher nach dem irrenden gewiſſen irren- „der menſchen meinet Gott nach ſeiner meinung „am allerhoͤchſten zu ehren/ und wircklich den „einigen GOtt himmels und der erden fuͤr ſei- „nen Vater/ Schoͤpffer und Erhalter haͤlt/ ob „er gleich nicht faſſen kan/ daß der Sohn und „der H. Geiſt GOtt/ und zugleich der einige „GOTT ſey/ ſondern eben dadurch/ ſo ers „glauben ſolte/ dafuͤr haͤlt/ daß er 3. Goͤtter „ehren und anbeten wuͤrde/ derſelbige menſch „kan nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhrter „uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben geſtraf- „fet werden. Nun meinet der arme Peter „nach ſeinem irrenden gewiſſen/ (welches „Gott der barmhertzige um ſeines Sohnes wil- „len wieder zurecht bringen wolle) daß er durch „ſeine meinung und mit verwerffung des Soh- „nes und des H. Geiſtes/ welche er durch vor- „ſtellung und uͤbeln begriff der unterſchiedli- „chen perſonen fuͤr unterſchiedliche Goͤtter haͤlt/ „GOtt am allerhoͤchſten zu ehren/ als welchen „er allein fuͤr den GOtt des himmels und der „erden/ und fuͤr ſeinen Vater/ Schoͤpffer und „Erhalter anbeten will; Darum ſo kan derſelbe „Peter nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhr- „ter uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben ge- „ſtraffet werden. Der major oder der vorſatz „iſt daher klar/ weil alle ſtraffen der Obrigkeit „darinn ihren grund haben/ daß ſie einen men- „ſchen ſeiner boßheit uͤberfuͤhren koͤnnen/ daß er „wieder ſein gewiſſen gethan/ und dahero bil- „lig zu ſtraffen ſey/ und alſo kan ſie denjenigen/ der da leugnet/ daß ein Gott ſey/ welcher doch“ aus dem licht der natur bekant iſt Rom. I.“ anſehen/ und wo er ihn oͤffentlich laͤſtert/ nach“ gegebenem raum zur|buſſe gebuͤhrlich abſtraf-“ fen/ auch den dieb/ moͤrder und verleumder ꝛc.“ Weil man ihn uͤberfuͤhren kan/ daß er gegen“ ſein uͤberzeugendes gewiſſen gethan/ und“ nicht gewolt/ daß er ſolte getoͤdtet/ beſtohlen“ und verleumdet werden/ und doch ſeinen“ naͤchſten getoͤdtet/ beſtohlen und ver-“ laͤumdet hat. Ja es kan auch eine Obrigkeit“ denſelben unter den Chriſten/ der CHriſtum“ ſamt dem Vater und dem H. Geiſt fuͤr den“ wahren GOtt haͤlt/ und ihn doch nicht ehret/“ als einen GOtt/ eben ſo hart anſehen/ als“ haͤtte er den Vater gelaͤſtert. Aber der da aus“ einer groſſen anfechtung/ darinnen die ver-“ nunfft/ die da zwiſchen komt/ uͤber die maſſen“ viel vermag/ CHriſtum nicht fuͤr den wah-“ ren GOtt haͤlt/ ſondern wenn er ihn dafuͤr hal-“ ten wuͤrde/ 2. oder 3. Goͤtter einzufuͤhren“ vermeinet/ derſelbe kan nicht als ein uͤberzeug-“ ter uͤbelthaͤter ſeiner boßheit uͤberfuͤhret werdẽ/“ als der/ obgleich nach ſeinem irrendem gewiſ-“ ſen/ meinet/ daß eꝛ am alleꝛhoͤchſten den einigen“ GOtt verehret/ und eben darum mag er auch“ nicht mit dem leiblichen ſchwerd vom leben“ zum tode gebracht werden. Daß man ihn“ aber mit allen vorſtellungen/ ſo viel menſchen“ als menſchen thun koͤnnen/ nicht uͤberfuͤhren“ kan/ iſt daher klar/ weil der artickel von dem“ dreyeinigen GOtt ein ſolcher artickel iſt/ der“ uͤber alle unſere vernunfft gehet/ und allein von“ GOtt in dem menſchen durchs wort muß“ gewuͤrcket werden/ nach dem klaren ſpruch“ des Heilandes Matth. XI. Niemand“ kennet den Sohn/ denn nur der Va-“ ter/ und niemand kennet den Vater“ denn nur der Sohn/ uñ wemes der Sohn“ will offenbaren. Und Chriſtus ſprach zu Pe-“ tro, als er ſagte: Jch glaube/ daß Jeſus“ Gottes Sohn ſey; Das hat dir fleiſch“ und blut nicht offenbaret/ ſondern mein“ Vater im himmel. 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Der liebe Paulus wolte“ Chri-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/795>, abgerufen am 24.04.2024.