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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] er sich zu GOtt bekehren/ muß er sich selber in
der verläugnung CHristi verlassen/ und das
einsprechen GOttes in der seelen wahrnehmen.
Er muß GOtt erst einen HErrn über die seele/
die lust des lebens/ werden lassen/ alle boßheit
mit seiner gerechtigkeit daraus zu treiben/ und
dann seinen Christlichen geist wieder drein zu
pflantzen. Wann die seele durch den guten
geist CHristi regieret wird/ so regieret sie den
leib dann auch in guter ordnung zu fried und
eintracht vor GOtt und den menschen.

Cap. 30.

Daß die verheissungen GOttes/ zur auff-
richtung des gottseligen lebens nun vollbracht
werden sollen in GOttes wesentlichem lichte/ in
allen GOtt gehorsamen seelen. GOtt gehor-
samet man/ wann man GOttes einsprechen hö-
ret. GOttes einsprechen höret man/ wann
man durch die verläugnung sein selbst einige
gottselige tugend in der seele höret: Als liebe/
barmhertzigkeit/ langmuth/ verläugnung sein
selbst/ glauben/ vertrauen etc. Wer diesen ge-
horsam ist/ gehorsamet GOtt/ Matth. 18. 5.
Wer der kleinesten einen auffnimmt etc. Wer
diese regierung in seinem hertzen nicht an-
nimmt/ wann er sie empfindet/ wiederstehet
GOtt und CHristo selbst erklärung. Matth.
18. 20. Wo zwey oder drey versammlet sind etc.
Erklärung Marc. 8. 38. Wer mich bekennet
für diesem ehebrecherischen geschlecht/ etc. Die
lust zu GOttes tugend überwindet die lust zum
bösen. Wer GOtt gewinnen will/ muß sich
selbsten verlieren. Was das falsche und wah-
re verliehren sey.

Cap. 31.

Wie die arme verblendete menschheit durchs
erwehlen der vermeinten Religionen betrogen
und vertheilt werde. Zu wünschen/ daß man
dieses erwehlen stille stehen lasse/ und in die we-
sentliche heilige tugend zu einem Göttlichen
eiffer sich begeben möchte/ vom bösen wesen er-
löst zu werden und in GOtt wesentlich zu leben.
Worzu nichts nöthig/ dann die verläugnung
sein selbst/ die man unter allen Religionen ge-
brauchen kan. Exempel sind Daniel in Ba-
bel etc. CHristi und der Apostel lehre weisen
auff nichts/ dann die gerechtigkeit GOttes/ die
man aus GOttes geiste in der seelen empfan-
gen muß. Alle andere angewiesene dienste so
um des schwachen und noch kindlichen ver-
stands willen beygefüget sind/ weist du im grun-
de dahin auch an/ daher sie unrecht gebraucht/
für sünde ihnen verkündigt werden. Dem
menschen ist nichts bessers dann sein hertz in al-
ler einfalt in die tugend CHristi ergeben/ und
sich in seiner boßheit verläugnen. Ob der
mensch ceremonien habe oder nicht hat doch
den einsprecher/ den geist GOttes bey sich.
Muß aber/ durch die verläugnung sein selbst/
mit dem luste des lebens zum geiste EHristi
wesentlich einkehren/ ehe er seine lehre verstehen
oder empfangen kan/ menschen ungeschicklig-
keit/ GOttes einsprache zu hören zu verleug-
nung sein selbst/ biß ihm die betäubte ohren von
der krafft CHristi eröffnet. Diese können nicht
eröffnet werden/ als durch die verläugnung der
eigenschafft des irrdischen wesens. Religion
und dienst mag der mensch wol gebrauchen:
So sie frey sind/ machen sie niemand eigen.
[Spaltenumbruch] Böses thun kommt aus dem eigenthum des
irrdischen wesens. Freyen dienst mag niemand
dann der freye geist GOttes hervor bringen.

Cap. 32.

Das heutige bücher-schreiben von Göttli-
chen dingen bloß aus der irrdischen vernunfft.
Alle creaturen und geister haben eine natur von
dem daher sie kommen/ aber sie kennen denselben
geist und natur nicht. Die seele aus der himmli-
schen natur/ doch durch die irrdische eigenschafft
entfremdet/ und nicht darinn lebend. Sie hat
in ihrem wesen zwar noch eine bewegung dar-
von/ aber kein licht/ weiß nicht/ was sie seelig
zu werden thun soll. Und weil das irrdische we-
sen sie gefangen hat/ und ihr HErr ist/ 1. B. 1.
Epist. v. 6. arbeitet sie/ GOtt durch die ver-
nunfft in ihrer eigenschafft kennen zu lernen/
nach dem irrdischen sinn und lüsten. Daher
kommen die ceremonische dienste: Wordurch
die seele nicht weiß/ daß sie in GOtt wesentlich
leben müsse/ und er ihr so nahe sey. Hat also
eine blosse vernünfftliche historische erkäntnüß.
Astronomi haben bloß eine wahn-erkäntnüß/
darmit eine vernunfft wider die andere laufft.
Medici habe ihre kunst auch aus der unsichtba-
ren irrdischen vernunfft/ rühmen sich doch die
krancke natur gesund zu machen/ einer auch wi-
der den andern. Daß weder seele noch leib sol-
chen unsicheren vernünfftlichen fundamenten
zu vertrauen. Alles was der mit dem wesen
GOttes nicht vereinigte mensch aus seiner irr-
dischen vernunfft bezeuget/ sein lauter wahn-
winde/ auff gewinn und ehre sehende.

Cap. 33.

Rath für die einfältige seelen vom wesentli-
chen geiste des lichts/ solchen eitlen wahn-win-
den dervernunfft sich nicht zu vertrauen/ weder
mit seele noch leibe: Sondern ihre zuflucht al-
lein zum wesen Gottes im geiste zu nehmen/ ih-
re seelen in demuth mit demselbe zu einem wesen
vereinigen: Dann ihre leiber auch von ihrem
natürlichen wesen zu ihrer gesundheit/ auch an
ihrer kranckheit/ sich selbsten aus ihrer natur re-
gieren zu lassen/ damit sie von diesen lügen-gei-
stern befreyt werden. Der wesentliche geist des
himmels und der erden in eines jeden hertz zu fin-
den/ von einem niedrigen und zerschlagenen
hertzen/ das von sich selbst nichts hält. Dann
durch die irrdische vernunfft/ wie ernstlich sie su-
chet/ lässet er sich nicht finden/ weil sie ihn nur
in eigenschafft bildlich suchet/ über ihn zu herr-
schen. Autor hat die ruhe zu seiner eigenschafft
gesucht/ aber die unruhe gefunden. Sein eigen
leben ist ihm ein tod in der seele worden. Freye
Göttliche tugend voller ruheund frieden/ mag
keine gemeinschafft mit der unruhigen eigen-
schafft im fleische haben; Welches den aus-
lauffenden gedancken eine warnung ist. Dar-
um soll die menschheit sich von der eigenschafft
abwenden/ und darinne mit CHristo ersterben/
auff daß sie GOttes freyes leben im geiste ge-
winne. Menschheit soll alle vergängliche din-
ge vorbey gehen/ und allein ihre zuflucht zum
geiste des HErrn nehmen/ seine lust/ liebe und
willen zum einwesigen geiste des HErrn setzen/
um mit ihme zu einem wesen und geiste verei-
nigt zu werden.

Cap. 34.

Das ist das wahre fundament die seele von

der

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] er ſich zu GOtt bekehren/ muß er ſich ſelber in
der verlaͤugnung CHriſti verlaſſen/ und das
einſprechen GOttes in der ſeelen wahrnehmen.
Er muß GOtt erſt einen HErꝛn uͤber die ſeele/
die luſt des lebens/ werden laſſen/ alle boßheit
mit ſeiner gerechtigkeit daraus zu treiben/ und
dann ſeinen Chriſtlichen geiſt wieder drein zu
pflantzen. Wann die ſeele durch den guten
geiſt CHriſti regieret wird/ ſo regieret ſie den
leib dann auch in guter ordnung zu fried und
eintracht vor GOtt und den menſchen.

Cap. 30.

Daß die verheiſſungen GOttes/ zur auff-
richtung des gottſeligen lebens nun vollbracht
werden ſollen in GOttes weſentlichem lichte/ in
allen GOtt gehorſamen ſeelen. GOtt gehor-
ſamet man/ wann man GOttes einſprechen hoͤ-
ret. GOttes einſprechen hoͤret man/ wann
man durch die verlaͤugnung ſein ſelbſt einige
gottſelige tugend in der ſeele hoͤret: Als liebe/
barmhertzigkeit/ langmuth/ verlaͤugnung ſein
ſelbſt/ glauben/ vertrauen ꝛc. Wer dieſen ge-
horſam iſt/ gehorſamet GOtt/ Matth. 18. 5.
Wer der kleineſten einen auffnimmt ꝛc. Wer
dieſe regierung in ſeinem hertzen nicht an-
nimmt/ wann er ſie empfindet/ wiederſtehet
GOtt und CHriſto ſelbſt erklaͤrung. Matth.
18. 20. Wo zwey oder drey verſammlet ſind ꝛc.
Erklaͤrung Marc. 8. 38. Wer mich bekennet
fuͤr dieſem ehebrecheriſchen geſchlecht/ ꝛc. Die
luſt zu GOttes tugend uͤberwindet die luſt zum
boͤſen. Wer GOtt gewinnen will/ muß ſich
ſelbſten verlieren. Was das falſche und wah-
re verliehren ſey.

Cap. 31.

Wie die arme verblendete menſchheit durchs
erwehlen der vermeinten Religionen betrogen
und vertheilt werde. Zu wuͤnſchen/ daß man
dieſes erwehlen ſtille ſtehen laſſe/ und in die we-
ſentliche heilige tugend zu einem Goͤttlichen
eiffer ſich begeben moͤchte/ vom boͤſen weſen er-
loͤſt zu werden und in GOtt weſentlich zu leben.
Worzu nichts noͤthig/ dann die verlaͤugnung
ſein ſelbſt/ die man unter allen Religionen ge-
brauchen kan. Exempel ſind Daniel in Ba-
bel ꝛc. CHriſti und der Apoſtel lehre weiſen
auff nichts/ dann die gerechtigkeit GOttes/ die
man aus GOttes geiſte in der ſeelen empfan-
gen muß. Alle andere angewieſene dienſte ſo
um des ſchwachen und noch kindlichen ver-
ſtands willen beygefuͤget ſind/ weiſt du im grun-
de dahin auch an/ daher ſie unrecht gebraucht/
fuͤr ſuͤnde ihnen verkuͤndigt werden. Dem
menſchen iſt nichts beſſers dann ſein hertz in al-
ler einfalt in die tugend CHriſti ergeben/ und
ſich in ſeiner boßheit verlaͤugnen. Ob der
menſch ceremonien habe oder nicht hat doch
den einſprecher/ den geiſt GOttes bey ſich.
Muß aber/ durch die verlaͤugnung ſein ſelbſt/
mit dem luſte des lebens zum geiſte EHriſti
weſentlich einkehren/ ehe er ſeine lehre verſtehen
oder empfangen kan/ menſchen ungeſchicklig-
keit/ GOttes einſprache zu hoͤren zu verleug-
nung ſein ſelbſt/ biß ihm die betaͤubte ohren von
der krafft CHriſti eroͤffnet. Dieſe koͤnnen nicht
eroͤffnet werden/ als durch die verlaͤugnung der
eigenſchafft des irꝛdiſchen weſens. Religion
und dienſt mag der menſch wol gebrauchen:
So ſie frey ſind/ machen ſie niemand eigen.
[Spaltenumbruch] Boͤſes thun kommt aus dem eigenthum des
irꝛdiſchen weſens. Freyen dienſt mag niemand
dann der freye geiſt GOttes hervor bringen.

Cap. 32.

Das heutige buͤcher-ſchreiben von Goͤttli-
chen dingen bloß aus der irꝛdiſchen vernunfft.
Alle creaturen und geiſter haben eine natur von
dem daher ſie kommen/ aber ſie kennen denſelben
geiſt und natur nicht. Die ſeele aus der himmli-
ſchen natur/ doch durch die irꝛdiſche eigenſchafft
entfremdet/ und nicht darinn lebend. Sie hat
in ihrem weſen zwar noch eine bewegung dar-
von/ aber kein licht/ weiß nicht/ was ſie ſeelig
zu werden thun ſoll. Und weil das irꝛdiſche we-
ſen ſie gefangen hat/ und ihr HErꝛ iſt/ 1. B. 1.
Epiſt. v. 6. arbeitet ſie/ GOtt durch die ver-
nunfft in ihrer eigenſchafft kennen zu lernen/
nach dem irꝛdiſchen ſinn und luͤſten. Daher
kommen die ceremoniſche dienſte: Wordurch
die ſeele nicht weiß/ daß ſie in GOtt weſentlich
leben muͤſſe/ und er ihr ſo nahe ſey. Hat alſo
eine bloſſe vernuͤnfftliche hiſtoriſche erkaͤntnuͤß.
Aſtronomi haben bloß eine wahn-erkaͤntnuͤß/
darmit eine vernunfft wider die andere laufft.
Medici habē ihre kunſt auch aus der unſichtba-
ren irꝛdiſchen vernunfft/ ruͤhmen ſich doch die
krancke natur geſund zu machen/ einer auch wi-
der den andern. Daß weder ſeele noch leib ſol-
chen unſicheren vernuͤnfftlichen fundamenten
zu vertrauen. Alles was der mit dem weſen
GOttes nicht vereinigte menſch aus ſeiner irꝛ-
diſchen vernunfft bezeuget/ ſein lauter wahn-
winde/ auff gewinn und ehre ſehende.

Cap. 33.

Rath fuͤr die einfaͤltige ſeelen vom weſentli-
chen geiſte des lichts/ ſolchen eitlen wahn-win-
den dervernunfft ſich nicht zu vertrauen/ weder
mit ſeele noch leibe: Sondern ihre zuflucht al-
lein zum weſen Gottes im geiſte zu nehmen/ ih-
re ſeelen in demuth mit demſelbē zu einem weſen
vereinigen: Dann ihre leiber auch von ihrem
natuͤrlichen weſen zu ihrer geſundheit/ auch an
ihrer kranckheit/ ſich ſelbſten aus ihrer natur re-
gieren zu laſſen/ damit ſie von dieſen luͤgen-gei-
ſtern befreyt werden. Der weſentliche geiſt des
himmels und der erden in eines jeden heꝛtz zu fin-
den/ von einem niedrigen und zerſchlagenen
hertzen/ das von ſich ſelbſt nichts haͤlt. Dann
durch die irꝛdiſche vernunfft/ wie ernſtlich ſie ſu-
chet/ laͤſſet er ſich nicht finden/ weil ſie ihn nur
in eigenſchafft bildlich ſuchet/ uͤber ihn zu herꝛ-
ſchen. Autor hat die ruhe zu ſeiner eigenſchafft
geſucht/ aber die unruhe gefunden. Sein eigen
leben iſt ihm ein tod in der ſeele worden. Freye
Goͤttliche tugend voller ruheund frieden/ mag
keine gemeinſchafft mit der unruhigen eigen-
ſchafft im fleiſche haben; Welches den aus-
lauffenden gedancken eine warnung iſt. Dar-
um ſoll die menſchheit ſich von der eigenſchafft
abwenden/ und darinne mit CHriſto erſterben/
auff daß ſie GOttes freyes leben im geiſte ge-
winne. Menſchheit ſoll alle vergaͤngliche din-
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geiſte des HErrn nehmen/ ſeine luſt/ liebe und
willen zum einweſigen geiſte des HErꝛn ſetzen/
um mit ihme zu einem weſen und geiſte verei-
nigt zu werden.

Cap. 34.

Das iſt das wahre fundament die ſeele von

der
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[506/0814] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. er ſich zu GOtt bekehren/ muß er ſich ſelber in der verlaͤugnung CHriſti verlaſſen/ und das einſprechen GOttes in der ſeelen wahrnehmen. Er muß GOtt erſt einen HErꝛn uͤber die ſeele/ die luſt des lebens/ werden laſſen/ alle boßheit mit ſeiner gerechtigkeit daraus zu treiben/ und dann ſeinen Chriſtlichen geiſt wieder drein zu pflantzen. Wann die ſeele durch den guten geiſt CHriſti regieret wird/ ſo regieret ſie den leib dann auch in guter ordnung zu fried und eintracht vor GOtt und den menſchen. Cap. 30. Daß die verheiſſungen GOttes/ zur auff- richtung des gottſeligen lebens nun vollbracht werden ſollen in GOttes weſentlichem lichte/ in allen GOtt gehorſamen ſeelen. GOtt gehor- ſamet man/ wann man GOttes einſprechen hoͤ- ret. GOttes einſprechen hoͤret man/ wann man durch die verlaͤugnung ſein ſelbſt einige gottſelige tugend in der ſeele hoͤret: Als liebe/ barmhertzigkeit/ langmuth/ verlaͤugnung ſein ſelbſt/ glauben/ vertrauen ꝛc. Wer dieſen ge- horſam iſt/ gehorſamet GOtt/ Matth. 18. 5. Wer der kleineſten einen auffnimmt ꝛc. Wer dieſe regierung in ſeinem hertzen nicht an- nimmt/ wann er ſie empfindet/ wiederſtehet GOtt und CHriſto ſelbſt erklaͤrung. Matth. 18. 20. Wo zwey oder drey verſammlet ſind ꝛc. Erklaͤrung Marc. 8. 38. Wer mich bekennet fuͤr dieſem ehebrecheriſchen geſchlecht/ ꝛc. Die luſt zu GOttes tugend uͤberwindet die luſt zum boͤſen. Wer GOtt gewinnen will/ muß ſich ſelbſten verlieren. Was das falſche und wah- re verliehren ſey. Cap. 31. Wie die arme verblendete menſchheit durchs erwehlen der vermeinten Religionen betrogen und vertheilt werde. Zu wuͤnſchen/ daß man dieſes erwehlen ſtille ſtehen laſſe/ und in die we- ſentliche heilige tugend zu einem Goͤttlichen eiffer ſich begeben moͤchte/ vom boͤſen weſen er- loͤſt zu werden und in GOtt weſentlich zu leben. Worzu nichts noͤthig/ dann die verlaͤugnung ſein ſelbſt/ die man unter allen Religionen ge- brauchen kan. Exempel ſind Daniel in Ba- bel ꝛc. CHriſti und der Apoſtel lehre weiſen auff nichts/ dann die gerechtigkeit GOttes/ die man aus GOttes geiſte in der ſeelen empfan- gen muß. Alle andere angewieſene dienſte ſo um des ſchwachen und noch kindlichen ver- ſtands willen beygefuͤget ſind/ weiſt du im grun- de dahin auch an/ daher ſie unrecht gebraucht/ fuͤr ſuͤnde ihnen verkuͤndigt werden. Dem menſchen iſt nichts beſſers dann ſein hertz in al- ler einfalt in die tugend CHriſti ergeben/ und ſich in ſeiner boßheit verlaͤugnen. Ob der menſch ceremonien habe oder nicht hat doch den einſprecher/ den geiſt GOttes bey ſich. Muß aber/ durch die verlaͤugnung ſein ſelbſt/ mit dem luſte des lebens zum geiſte EHriſti weſentlich einkehren/ ehe er ſeine lehre verſtehen oder empfangen kan/ menſchen ungeſchicklig- keit/ GOttes einſprache zu hoͤren zu verleug- nung ſein ſelbſt/ biß ihm die betaͤubte ohren von der krafft CHriſti eroͤffnet. Dieſe koͤnnen nicht eroͤffnet werden/ als durch die verlaͤugnung der eigenſchafft des irꝛdiſchen weſens. Religion und dienſt mag der menſch wol gebrauchen: So ſie frey ſind/ machen ſie niemand eigen. Boͤſes thun kommt aus dem eigenthum des irꝛdiſchen weſens. Freyen dienſt mag niemand dann der freye geiſt GOttes hervor bringen. Cap. 32. Das heutige buͤcher-ſchreiben von Goͤttli- chen dingen bloß aus der irꝛdiſchen vernunfft. Alle creaturen und geiſter haben eine natur von dem daher ſie kommen/ aber ſie kennen denſelben geiſt und natur nicht. Die ſeele aus der himmli- ſchen natur/ doch durch die irꝛdiſche eigenſchafft entfremdet/ und nicht darinn lebend. Sie hat in ihrem weſen zwar noch eine bewegung dar- von/ aber kein licht/ weiß nicht/ was ſie ſeelig zu werden thun ſoll. Und weil das irꝛdiſche we- ſen ſie gefangen hat/ und ihr HErꝛ iſt/ 1. B. 1. Epiſt. v. 6. arbeitet ſie/ GOtt durch die ver- nunfft in ihrer eigenſchafft kennen zu lernen/ nach dem irꝛdiſchen ſinn und luͤſten. Daher kommen die ceremoniſche dienſte: Wordurch die ſeele nicht weiß/ daß ſie in GOtt weſentlich leben muͤſſe/ und er ihr ſo nahe ſey. Hat alſo eine bloſſe vernuͤnfftliche hiſtoriſche erkaͤntnuͤß. Aſtronomi haben bloß eine wahn-erkaͤntnuͤß/ darmit eine vernunfft wider die andere laufft. Medici habē ihre kunſt auch aus der unſichtba- ren irꝛdiſchen vernunfft/ ruͤhmen ſich doch die krancke natur geſund zu machen/ einer auch wi- der den andern. Daß weder ſeele noch leib ſol- chen unſicheren vernuͤnfftlichen fundamenten zu vertrauen. Alles was der mit dem weſen GOttes nicht vereinigte menſch aus ſeiner irꝛ- diſchen vernunfft bezeuget/ ſein lauter wahn- winde/ auff gewinn und ehre ſehende. Cap. 33. Rath fuͤr die einfaͤltige ſeelen vom weſentli- chen geiſte des lichts/ ſolchen eitlen wahn-win- den dervernunfft ſich nicht zu vertrauen/ weder mit ſeele noch leibe: Sondern ihre zuflucht al- lein zum weſen Gottes im geiſte zu nehmen/ ih- re ſeelen in demuth mit demſelbē zu einem weſen vereinigen: Dann ihre leiber auch von ihrem natuͤrlichen weſen zu ihrer geſundheit/ auch an ihrer kranckheit/ ſich ſelbſten aus ihrer natur re- gieren zu laſſen/ damit ſie von dieſen luͤgen-gei- ſtern befreyt werden. Der weſentliche geiſt des himmels und der erden in eines jeden heꝛtz zu fin- den/ von einem niedrigen und zerſchlagenen hertzen/ das von ſich ſelbſt nichts haͤlt. Dann durch die irꝛdiſche vernunfft/ wie ernſtlich ſie ſu- chet/ laͤſſet er ſich nicht finden/ weil ſie ihn nur in eigenſchafft bildlich ſuchet/ uͤber ihn zu herꝛ- ſchen. Autor hat die ruhe zu ſeiner eigenſchafft geſucht/ aber die unruhe gefunden. Sein eigen leben iſt ihm ein tod in der ſeele worden. Freye Goͤttliche tugend voller ruheund frieden/ mag keine gemeinſchafft mit der unruhigen eigen- ſchafft im fleiſche haben; Welches den aus- lauffenden gedancken eine warnung iſt. Dar- um ſoll die menſchheit ſich von der eigenſchafft abwenden/ und darinne mit CHriſto erſterben/ auff daß ſie GOttes freyes leben im geiſte ge- winne. Menſchheit ſoll alle vergaͤngliche din- ge vorbey gehen/ und allein ihre zuflucht zum geiſte des HErrn nehmen/ ſeine luſt/ liebe und willen zum einweſigen geiſte des HErꝛn ſetzen/ um mit ihme zu einem weſen und geiſte verei- nigt zu werden. Cap. 34. Das iſt das wahre fundament die ſeele von der

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/814>, abgerufen am 19.04.2024.