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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] boßheit nicht so gar ergeben sollen/ daß das ge-
wissen ihren beschuldiger betrübe: Wegen der
boßheit wieder GOtt und den nächsten/ keine
beschuldigung in sich zu empfinden. 2. Das
gewissen im menschen von GOtt gesetzt/ seinem
heiligen wesen gehorsam zu seyn/ nicht nach den
lüsten des fleisches zum verderben zu folgen. 3.
Es solte auffs wahre wesen Gottes warten und
acht haben/ und der einfältigen menschheit nicht
zu lassen/ etwas anzugreiffen/ so mit dem Gött-
lichen leben nicht überein kommt. 4. Und die
einfältige menschheit soll auffs gewissen warten
nichts zu begehren/ was solches vor Gott nicht
verantworten kan. 5. Daß wir das/ so vor
Gott und den nächsten ungerechtigkeit ist/ auch
für solche im gewissen fühlen sollen/ und also
auch was gerechtigkeit ist/ vor GOtt und dem
nächsten. 6. Wir sollen in allem unserm han-
del GOtt und den nächsten suchen und dienen/
und obs nicht im lichte CHristi geschicht/ so
wirds uns/ weil wir uns selbsten nicht drin-
nen gesucht/ doch nicht zur verdammniß gerei-
ehen. 7. Dann worin der mensch sich selber
nicht sucht/ darüber wird er nicht als ein übel-
thäter gestrafft werden: allein das was der
mensch ausser Gott und seinem nächsten für sich
in seinen lüsten sucht/ strafft GOtt. 8. Aus
dem eigensuchenden geiste/ der aus den irrdi-
schen begierden geboren/ hat die erste sünde ih-
ren ursprung/ und so lange man den eigensu-
chenden begierden dient/ muß die sünde im ge-
wissen bleiben/ man thue was man kan. 9.
Daß das gewissen von GOtt werde gestrafft
werden/ daß es den eigensuchenden geist einge-
lassen/ und sich ihm ergeben hat.

Cap. 21.

1. Daß das gewissen in der boßheit noch
nicht verdorben/ zwischen Gott und dem näch-
sten ins wesen eingeschlossen/ wie die glieder in
einer ketten/ daß eins dem andern die last gleich
tragen hülffe. 2. Also hat GOtt das gewis-
sen in der Göttlichen natur und in der mensch-
lich en natur zusammen geschlossen/ daß es oh-
ne Gottes trieb nichts weder Gott noch men-
schen thun solte. 3. So lange es auch also
steht/ ists vom beschuldiger frey/ und thut sein
werck/ darzu es von GOTT verordnet/ mit
ruhe. Welches das wahre gnugthun GOttes
in der seelen/ wordurch das gewissen das licht
des himmels empfäht/ so das gantze werck
Gottes im menschlichen wesen erleuchtet/ daß
das gesetz und Propheten jedes zu seiner zeit
im menschen wircken können. 4. Dann das
gewissen im gnugthun GOttes erleuchtet/ hat
unterscheid zwischen dem wercke Gottes und
der vernunfft/ und durch den unterscheid hält es
das menschliche leben rein zur ruhe. Wann
es wesentliche ruhe und frieden in GOTT/
ists ein hüter der lämmlein Gottes. 5. Kehrt
es zur boß- und selbstheit und verläst GOtt/
und seinen nächsten/ ists ein abgebrochen glied
der ketten/ und muß das urtheil des HErrn
zur verdammnis empfangen/ und des teuf-
fels fußschemel seyn. 6. Jn der verdammnis
rufft es vergeblich um trost/ sucht wohl zu
entgehen/ kan doch nicht. 7. Diese seine angst
meynt es mit aufrichten mancherley meynun-
gen zu lindern/ wormit es aber nur seiner eigenen
sinnlichkeit zur verdammnis dient/ weils von
[Spaltenumbruch] GOTT und dem nächsten entfremdet ist. 8
Kan vom verdammlichen last nicht befreyt
werden/ noch zur ruhe kommen// es sey dann/
daß es zu GOTT und seinem nächsten wie-
der einkehre/ und seinen dienst in GOTT und
dem nächsten wieder thue/ wie es will/ daß man
ihm thue/ wordurch GOTT und der mensch
zusammen gehalten/ und ein ruhig gewissen/
seine schuld zu tragen/ gemacht wird.

Cap. 22.

1. Daß der sich aus dem verwüsten Gott-
losen leben zu Christo und seiner gerechtigkeit
bekehren will/ aus blindem eyffer für der ver-
klärung Christi sein gewissen nicht mit einer er-
wehlung in gemachter heiligkeit oder gemach-
ter sünde beschweren solle. 2. Dann wormit
ers meynt zu befriedigen und frey zu machen/
dardurch bringt ers in mehrere knechtschafft/
oder machts aufgeblasen in eigener Pharisei-
scher gerechtigkeit. 3. Wann das gewissen/
durchs erwehlen der irrdischen heiligkeit sein
eigener richter worden/ ists an die verfluchte-
ste stelle gebracht. 4. Weils allda sein eigener
GOTT worden/ und niemanden/ als seiner
eignen verstrickung glaubt/ seine eigne sünde
und gerechtigkeit sich selbst machend/ welches
eine feindschafft wieder GOTT und den
nächsten ist. 5. Die sünde und gerechtigkeit
gründets in dinge/ die ausser ihme auch weder
sünde noch gerechtigkeit sind. 6. Und ist also
ohne leben und geist aus GOTT/ kennt we-
der GOtt noch teuffel/ und empfindet nichts/
dann seine erwehlte heiligkeit. 7. Das vor der
zukunfft Christi sich ins urtheil setzende verfin-
sterte gewissen vertritt den ort/ da das licht
Christi durchbrechen solte/ und weiß nicht/ daß
der ort/ da es Göttliche gerechtigkeit und sei-
nen nächsten solte suchen/ ihm so nahe ist. 8.
Dann das empfinden des orts ist ihm be-
nommen/ mags aber im niedrigsten orte su-
chend im lichte Christi wieder finden. 9. Von
der finsternis in aller blindheit getrieben ur-
theilt es doch/ daß GOTT und der teuffel fer-
ne von ihm/ deme es ohne seine vermeynte
Gottes-dienste nicht nahen könne: hat aber/
wann ihm GOTTes diener (Gesetz und Pro-
pheten) begegnen/ weder erkäntnis noch em-
pfinden darvon/ wiederstehet ihnen/ und mag
nicht erkennen/ daß die Gottheit geist und we-
sen ist/ den menschen zu straffen allzeit gegen-
wärtig.

Cap. 23.

Daß das bestrickte gewissen/ nach Matth.
23. 24. mücken sauge und kamele verschlu-
cke/ die sünde aber/ die es von GOtt scheidet/
und die wesentliche gerechtigkeit/ die es mit
Gott vereinigt/ kennts nicht/ trachtet auch nicht
nach/ sie kennen zu lernen. 2. Durch die gemach-
te sünde oder gerechtigkeit wird niemand gebes-
sert: Weil ihre früchte nichts dann falsche ur-
theile und lästerungen/ etc. über andere/ die ihr
nicht gleichformig sind. 3. Nirgend mehr
bitterkeit/ neyd/ tücke/ list/ verfolgung ande-
rer/ unverstand/ zwietracht/ und uneinigkeit/
dann in einem bestrickten gewissen/ das das ur-
theil in Göttlichen sachen fuhren will. 4. Die
bestrickte gewissen sind alle wider einander; was
das eine zum GOtt seiner seligkeit/ das macht
das andere zum Abgott seiner verdammniß. 5.

Jst

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] boßheit nicht ſo gar ergeben ſollen/ daß das ge-
wiſſen ihren beſchuldiger betruͤbe: Wegen der
boßheit wieder GOtt und den naͤchſten/ keine
beſchuldigung in ſich zu empfinden. 2. Das
gewiſſen im menſchen von GOtt geſetzt/ ſeinem
heiligen weſen gehorſam zu ſeyn/ nicht nach den
luͤſten des fleiſches zum verderben zu folgen. 3.
Es ſolte auffs wahre weſen Gottes warten und
acht haben/ und der einfaͤltigen menſchheit nicht
zu laſſen/ etwas anzugreiffen/ ſo mit dem Goͤtt-
lichen leben nicht uͤberein kommt. 4. Und die
einfaͤltige menſchheit ſoll auffs gewiſſen warten
nichts zu begehren/ was ſolches vor Gott nicht
verantworten kan. 5. Daß wir das/ ſo vor
Gott und den naͤchſten ungerechtigkeit iſt/ auch
fuͤr ſolche im gewiſſen fuͤhlen ſollen/ und alſo
auch was gerechtigkeit iſt/ vor GOtt und dem
naͤchſten. 6. Wir ſollen in allem unſerm han-
del GOtt und den naͤchſten ſuchen und dienen/
und obs nicht im lichte CHriſti geſchicht/ ſo
wirds uns/ weil wir uns ſelbſten nicht drin-
nen geſucht/ doch nicht zur verdammniß gerei-
ehen. 7. Dann worin der menſch ſich ſelber
nicht ſucht/ daruͤber wird er nicht als ein uͤbel-
thaͤter geſtrafft werden: allein das was der
menſch auſſer Gott und ſeinem naͤchſten fuͤr ſich
in ſeinen luͤſten ſucht/ ſtrafft GOtt. 8. Aus
dem eigenſuchenden geiſte/ der aus den irꝛdi-
ſchen begierden geboren/ hat die erſte ſuͤnde ih-
ren urſprung/ und ſo lange man den eigenſu-
chenden begierden dient/ muß die ſuͤnde im ge-
wiſſen bleiben/ man thue was man kan. 9.
Daß das gewiſſen von GOtt werde geſtrafft
werden/ daß es den eigenſuchenden geiſt einge-
laſſen/ und ſich ihm ergeben hat.

Cap. 21.

1. Daß das gewiſſen in der boßheit noch
nicht verdorben/ zwiſchen Gott und dem naͤch-
ſten ins weſen eingeſchloſſen/ wie die glieder in
einer ketten/ daß eins dem andern die laſt gleich
tragen huͤlffe. 2. Alſo hat GOtt das gewiſ-
ſen in der Goͤttlichen natur und in der menſch-
lich en natur zuſammen geſchloſſen/ daß es oh-
ne Gottes trieb nichts weder Gott noch men-
ſchen thun ſolte. 3. So lange es auch alſo
ſteht/ iſts vom beſchuldiger frey/ und thut ſein
werck/ darzu es von GOTT verordnet/ mit
ruhe. Welches das wahre gnugthun GOttes
in der ſeelen/ wordurch das gewiſſen das licht
des himmels empfaͤht/ ſo das gantze werck
Gottes im menſchlichen weſen erleuchtet/ daß
das geſetz und Propheten jedes zu ſeiner zeit
im menſchen wircken koͤnnen. 4. Dann das
gewiſſen im gnugthun GOttes erleuchtet/ hat
unterſcheid zwiſchen dem wercke Gottes und
der vernunfft/ und durch den unterſcheid haͤlt es
das menſchliche leben rein zur ruhe. Wann
es weſentliche ruhe und frieden in GOTT/
iſts ein huͤter der laͤmmlein Gottes. 5. Kehrt
es zur boß- und ſelbſtheit und verlaͤſt GOtt/
und ſeinen naͤchſten/ iſts ein abgebrochen glied
der ketten/ und muß das urtheil des HErrn
zur verdammnis empfangen/ und des teuf-
fels fußſchemel ſeyn. 6. Jn der verdammnis
rufft es vergeblich um troſt/ ſucht wohl zu
entgehen/ kan doch nicht. 7. Dieſe ſeine angſt
meynt es mit aufrichten mancherley meynun-
gen zu lindern/ wormit es aber nur ſeiner eigenen
ſinnlichkeit zur verdammnis dient/ weils von
[Spaltenumbruch] GOTT und dem naͤchſten entfremdet iſt. 8
Kan vom verdammlichen laſt nicht befreyt
werden/ noch zur ruhe kommen// es ſey dann/
daß es zu GOTT und ſeinem naͤchſten wie-
der einkehre/ und ſeinen dienſt in GOTT und
dem naͤchſten wieder thue/ wie es will/ daß man
ihm thue/ wordurch GOTT und der menſch
zuſammen gehalten/ und ein ruhig gewiſſen/
ſeine ſchuld zu tragen/ gemacht wird.

Cap. 22.

1. Daß der ſich aus dem verwuͤſten Gott-
loſen leben zu Chriſto und ſeiner gerechtigkeit
bekehren will/ aus blindem eyffer fuͤr der ver-
klaͤrung Chriſti ſein gewiſſen nicht mit einer er-
wehlung in gemachter heiligkeit oder gemach-
ter ſuͤnde beſchweren ſolle. 2. Dann wormit
ers meynt zu befriedigen und frey zu machen/
dardurch bringt ers in mehrere knechtſchafft/
oder machts aufgeblaſen in eigener Phariſei-
ſcher gerechtigkeit. 3. Wann das gewiſſen/
durchs erwehlen der irrdiſchen heiligkeit ſein
eigener richter worden/ iſts an die verfluchte-
ſte ſtelle gebracht. 4. Weils allda ſein eigener
GOTT worden/ und niemanden/ als ſeiner
eignen verſtrickung glaubt/ ſeine eigne ſuͤnde
und gerechtigkeit ſich ſelbſt machend/ welches
eine feindſchafft wieder GOTT und den
naͤchſten iſt. 5. Die ſuͤnde und gerechtigkeit
gruͤndets in dinge/ die auſſer ihme auch weder
ſuͤnde noch gerechtigkeit ſind. 6. Und iſt alſo
ohne leben und geiſt aus GOTT/ kennt we-
der GOtt noch teuffel/ und empfindet nichts/
dann ſeine erwehlte heiligkeit. 7. Das vor der
zukunfft Chriſti ſich ins urtheil ſetzende verfin-
ſterte gewiſſen vertritt den ort/ da das licht
Chriſti durchbrechen ſolte/ und weiß nicht/ daß
der ort/ da es Goͤttliche gerechtigkeit und ſei-
nen naͤchſten ſolte ſuchen/ ihm ſo nahe iſt. 8.
Dann das empfinden des orts iſt ihm be-
nommen/ mags aber im niedrigſten orte ſu-
chend im lichte Chriſti wieder finden. 9. Von
der finſternis in aller blindheit getrieben ur-
theilt es doch/ daß GOTT und der teuffel fer-
ne von ihm/ deme es ohne ſeine vermeynte
Gottes-dienſte nicht nahen koͤnne: hat aber/
wann ihm GOTTes diener (Geſetz und Pro-
pheten) begegnen/ weder erkaͤntnis noch em-
pfinden darvon/ wiederſtehet ihnen/ und mag
nicht erkennen/ daß die Gottheit geiſt und we-
ſen iſt/ den menſchen zu ſtraffen allzeit gegen-
waͤrtig.

Cap. 23.

Daß das beſtrickte gewiſſen/ nach Matth.
23. 24. muͤcken ſauge und kamele verſchlu-
cke/ die ſuͤnde aber/ die es von GOtt ſcheidet/
und die weſentliche gerechtigkeit/ die es mit
Gott vereinigt/ kennts nicht/ trachtet auch nicht
nach/ ſie kennen zu lernen. 2. Durch die gemach-
te ſuͤnde oder gerechtigkeit wird niemand gebeſ-
ſert: Weil ihre fruͤchte nichts dann falſche ur-
theile und laͤſterungen/ ꝛc. uͤber andere/ die ihr
nicht gleichformig ſind. 3. Nirgend mehr
bitterkeit/ neyd/ tuͤcke/ liſt/ verfolgung ande-
rer/ unverſtand/ zwietracht/ und uneinigkeit/
dann in einem beſtrickten gewiſſen/ das das ur-
theil in Goͤttlichen ſachen fuhren will. 4. Die
beſtrickte gewiſſen ſind alle wider einander; was
das eine zum GOtt ſeiner ſeligkeit/ das macht
das andere zum Abgott ſeiner verdammniß. 5.

Jſt
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[536/0844] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. boßheit nicht ſo gar ergeben ſollen/ daß das ge- wiſſen ihren beſchuldiger betruͤbe: Wegen der boßheit wieder GOtt und den naͤchſten/ keine beſchuldigung in ſich zu empfinden. 2. Das gewiſſen im menſchen von GOtt geſetzt/ ſeinem heiligen weſen gehorſam zu ſeyn/ nicht nach den luͤſten des fleiſches zum verderben zu folgen. 3. Es ſolte auffs wahre weſen Gottes warten und acht haben/ und der einfaͤltigen menſchheit nicht zu laſſen/ etwas anzugreiffen/ ſo mit dem Goͤtt- lichen leben nicht uͤberein kommt. 4. Und die einfaͤltige menſchheit ſoll auffs gewiſſen warten nichts zu begehren/ was ſolches vor Gott nicht verantworten kan. 5. Daß wir das/ ſo vor Gott und den naͤchſten ungerechtigkeit iſt/ auch fuͤr ſolche im gewiſſen fuͤhlen ſollen/ und alſo auch was gerechtigkeit iſt/ vor GOtt und dem naͤchſten. 6. Wir ſollen in allem unſerm han- del GOtt und den naͤchſten ſuchen und dienen/ und obs nicht im lichte CHriſti geſchicht/ ſo wirds uns/ weil wir uns ſelbſten nicht drin- nen geſucht/ doch nicht zur verdammniß gerei- ehen. 7. Dann worin der menſch ſich ſelber nicht ſucht/ daruͤber wird er nicht als ein uͤbel- thaͤter geſtrafft werden: allein das was der menſch auſſer Gott und ſeinem naͤchſten fuͤr ſich in ſeinen luͤſten ſucht/ ſtrafft GOtt. 8. Aus dem eigenſuchenden geiſte/ der aus den irꝛdi- ſchen begierden geboren/ hat die erſte ſuͤnde ih- ren urſprung/ und ſo lange man den eigenſu- chenden begierden dient/ muß die ſuͤnde im ge- wiſſen bleiben/ man thue was man kan. 9. Daß das gewiſſen von GOtt werde geſtrafft werden/ daß es den eigenſuchenden geiſt einge- laſſen/ und ſich ihm ergeben hat. Cap. 21. 1. Daß das gewiſſen in der boßheit noch nicht verdorben/ zwiſchen Gott und dem naͤch- ſten ins weſen eingeſchloſſen/ wie die glieder in einer ketten/ daß eins dem andern die laſt gleich tragen huͤlffe. 2. Alſo hat GOtt das gewiſ- ſen in der Goͤttlichen natur und in der menſch- lich en natur zuſammen geſchloſſen/ daß es oh- ne Gottes trieb nichts weder Gott noch men- ſchen thun ſolte. 3. So lange es auch alſo ſteht/ iſts vom beſchuldiger frey/ und thut ſein werck/ darzu es von GOTT verordnet/ mit ruhe. Welches das wahre gnugthun GOttes in der ſeelen/ wordurch das gewiſſen das licht des himmels empfaͤht/ ſo das gantze werck Gottes im menſchlichen weſen erleuchtet/ daß das geſetz und Propheten jedes zu ſeiner zeit im menſchen wircken koͤnnen. 4. Dann das gewiſſen im gnugthun GOttes erleuchtet/ hat unterſcheid zwiſchen dem wercke Gottes und der vernunfft/ und durch den unterſcheid haͤlt es das menſchliche leben rein zur ruhe. Wann es weſentliche ruhe und frieden in GOTT/ iſts ein huͤter der laͤmmlein Gottes. 5. Kehrt es zur boß- und ſelbſtheit und verlaͤſt GOtt/ und ſeinen naͤchſten/ iſts ein abgebrochen glied der ketten/ und muß das urtheil des HErrn zur verdammnis empfangen/ und des teuf- fels fußſchemel ſeyn. 6. Jn der verdammnis rufft es vergeblich um troſt/ ſucht wohl zu entgehen/ kan doch nicht. 7. Dieſe ſeine angſt meynt es mit aufrichten mancherley meynun- gen zu lindern/ wormit es aber nur ſeiner eigenen ſinnlichkeit zur verdammnis dient/ weils von GOTT und dem naͤchſten entfremdet iſt. 8 Kan vom verdammlichen laſt nicht befreyt werden/ noch zur ruhe kommen// es ſey dann/ daß es zu GOTT und ſeinem naͤchſten wie- der einkehre/ und ſeinen dienſt in GOTT und dem naͤchſten wieder thue/ wie es will/ daß man ihm thue/ wordurch GOTT und der menſch zuſammen gehalten/ und ein ruhig gewiſſen/ ſeine ſchuld zu tragen/ gemacht wird. Cap. 22. 1. Daß der ſich aus dem verwuͤſten Gott- loſen leben zu Chriſto und ſeiner gerechtigkeit bekehren will/ aus blindem eyffer fuͤr der ver- klaͤrung Chriſti ſein gewiſſen nicht mit einer er- wehlung in gemachter heiligkeit oder gemach- ter ſuͤnde beſchweren ſolle. 2. Dann wormit ers meynt zu befriedigen und frey zu machen/ dardurch bringt ers in mehrere knechtſchafft/ oder machts aufgeblaſen in eigener Phariſei- ſcher gerechtigkeit. 3. Wann das gewiſſen/ durchs erwehlen der irrdiſchen heiligkeit ſein eigener richter worden/ iſts an die verfluchte- ſte ſtelle gebracht. 4. Weils allda ſein eigener GOTT worden/ und niemanden/ als ſeiner eignen verſtrickung glaubt/ ſeine eigne ſuͤnde und gerechtigkeit ſich ſelbſt machend/ welches eine feindſchafft wieder GOTT und den naͤchſten iſt. 5. Die ſuͤnde und gerechtigkeit gruͤndets in dinge/ die auſſer ihme auch weder ſuͤnde noch gerechtigkeit ſind. 6. Und iſt alſo ohne leben und geiſt aus GOTT/ kennt we- der GOtt noch teuffel/ und empfindet nichts/ dann ſeine erwehlte heiligkeit. 7. Das vor der zukunfft Chriſti ſich ins urtheil ſetzende verfin- ſterte gewiſſen vertritt den ort/ da das licht Chriſti durchbrechen ſolte/ und weiß nicht/ daß der ort/ da es Goͤttliche gerechtigkeit und ſei- nen naͤchſten ſolte ſuchen/ ihm ſo nahe iſt. 8. Dann das empfinden des orts iſt ihm be- nommen/ mags aber im niedrigſten orte ſu- chend im lichte Chriſti wieder finden. 9. Von der finſternis in aller blindheit getrieben ur- theilt es doch/ daß GOTT und der teuffel fer- ne von ihm/ deme es ohne ſeine vermeynte Gottes-dienſte nicht nahen koͤnne: hat aber/ wann ihm GOTTes diener (Geſetz und Pro- pheten) begegnen/ weder erkaͤntnis noch em- pfinden darvon/ wiederſtehet ihnen/ und mag nicht erkennen/ daß die Gottheit geiſt und we- ſen iſt/ den menſchen zu ſtraffen allzeit gegen- waͤrtig. Cap. 23. Daß das beſtrickte gewiſſen/ nach Matth. 23. 24. muͤcken ſauge und kamele verſchlu- cke/ die ſuͤnde aber/ die es von GOtt ſcheidet/ und die weſentliche gerechtigkeit/ die es mit Gott vereinigt/ kennts nicht/ trachtet auch nicht nach/ ſie kennen zu lernen. 2. Durch die gemach- te ſuͤnde oder gerechtigkeit wird niemand gebeſ- ſert: Weil ihre fruͤchte nichts dann falſche ur- theile und laͤſterungen/ ꝛc. uͤber andere/ die ihr nicht gleichformig ſind. 3. Nirgend mehr bitterkeit/ neyd/ tuͤcke/ liſt/ verfolgung ande- rer/ unverſtand/ zwietracht/ und uneinigkeit/ dann in einem beſtrickten gewiſſen/ das das ur- theil in Goͤttlichen ſachen fuhren will. 4. Die beſtrickte gewiſſen ſind alle wider einander; was das eine zum GOtt ſeiner ſeligkeit/ das macht das andere zum Abgott ſeiner verdammniß. 5. Jſt

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/844>, abgerufen am 25.04.2024.