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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] ley und bedeckter schalckheit. 8. Was der
teuffel ins irrdischen menschen Hertz gepflantzt/
das treibt Christus durch gerechtigkeit würck-
lich auß und vereinigt den gereinigten menschen
mit seiner Göttlichen natur zu einem geist und
wesen. 9. Wo das unterm gehorsam deß
Christlichen wesens nicht würcklich geschicht/
da ist kein Christus zur seelen seligkeit/ man
tröste sich wie man will. 10. Wo das we-
sentliche Gottseelige leben in der seelen nicht be-
liebt wird/ wird Christus nicht erkandt. 11.
Das leben Christi allen Gottseligen menschen
ein liecht/ wordurch sie die finsternüß in der
seelen erkennen und fühlen. Joh. 1. 4. Cap.
11. 15.

Cap. 39.

Daß/ so der mensch diß sähe und fühlte/ er den
eyteln Trost und Ruhm verlassen/ und sich in
demuth und gebet zu GOtt begeben würde. 2.
Und ihn bitten/ daß er ihm seinen wesentlichen
Christum in der seelen bekandt und theilhafftig
machen wolte. 3. Er würde seine irrdische
geister und eigenschafft verlassen/ in GOttes
heiliges wesen sich ergeben/ und alle ergenschaff-
ten des fleisches für eine feindschafft GOttes er-
kennen. 4. Die eigenschafft der teuffel nimmt
die seele zum verderben in irrdische finsternuß
gefangen. Christus erlöst und befeeyt sie im
lichte. 5. Daß wir/ weil Christus nun er-
scheint/ uns seines geistes theilhafftig zu ma-
chen/ der zeit wahrnehmen sollen seiner im le-
ben/ zur erlösung vom tode/ theilhafftig zu wer-
den. 6. So werden GOttes verheissungen/
den vätern geschehen/ erfüllt. 7. Wordurch
im letzten theile der zeit/ alle irrdische geister in der
seelen/ denen der mensch vertraut/ offenbahr
gemacht/ und bezeugt wird/ daß sie ihnen selbst
zur verstreuung im tode/ nicht GOtt dienen. 8.
Welches die menschheit (die nun ihre seeligkeit
im wahren wesentlichen CHristo sucht und
findt) würcklich in der seelen empfindt/ deßwe-
gen sich den irrdischen heilig scheinenden gei-
stern nicht mehr vertraut in den Ceremonien/
sondern ihrer seligkeit im leben JEsu Christi/ so
viel die zeit vermag/ in der verläugnung ihr
selbst/ wahr nimmt. 9 So viel die seele mit
dem leben der Göttlichen Natur zu einem wesen
vereinigt wird/ so viel liebe sie zur Göttlichen
natur bekommt. 10. Und so viel liebe sie zur
Gottheit hat/ so viel läst ihr die Gottheit zur
fruchtbarkeit nahen. 11. Durch diese Frucht-
barkeit werden die Gottheit und menschheit we-
sentlich zu einem geiste vereinigt. Worauß die
liebe GOttes auß gantzem Hertzen und des
nächsten als sich selbst urspringt. 12. Welches
die wesentliche lehre der Göttlichen natur ist/
wordurch gesetz und Propheten erfüllt wer-
den.

Cap. 40.

Daß/ um dieser herrligkeit willen niemand
den wesentlichen Christum einen Herrn heissen
kan ohne die Krafft des Heil. Geistes/ und alle
knie vor seinem wesentlichen Nahmen sich beu-
gen müssen. 2. Jst Melchisedech und ein ewiger
hoher priester im hause GOttes zu segnen alle im
geist seines H. wesens ihn anruffende. 3. Wir sol-
len diesen in unsern seelen wahrnehmen an seine
zeugnusse/ als der erneuerung des lebens und
alle wahne verlassen/ weil wir sehen/ daß alle
[Spaltenumbruch] wahn-erwehler ihre eigne seelen peinigen/ und
die gnadenzeit im streit/ mit unruhe des Her-
tzens zubringen. 4. Und das Heilige wesen
JEsu Christi/ das die boßheit auß allen demü-
thigen seelen treibt/ erscheint nicht ihre seelen
selig zu machen. 5. Weil alle wahnen eine
feindschafft wieder GOtt sind. 6. Wer diß
in der seelen kanempfinden/ reisse sich auß dem
wahne/ und ergebe seine seele ins niedrige einfäl-
tige wesen JEsu Christi/ daß ihn der wahn-geist
nicht in ewigen todt bringe/ bekenne seine sünde/
und trage/ zur erneuerung seines lebens/ reu
und leyd darüber. 7. Welches die rechte von
Johanne (GOttes gnade) bediente Christliche
dienste sind/ der geburt JEsu Christi in der
seelen theilhafftig zu werden. 8. So lang
keine reu und leyd der sünden bewiesen wird/
und man nicht jedem das seine wieder gibt/
mag die geburt JEsu Christi im menschen nicht
geschehen. 9. Durchs wiederübergeben des
lebens beweist man die Göttliche gerechtigkeit.
10. Wann man GOTT das seinige gegeben/
wird man auch dem menschen nichts/ was sein
ist/ vorenthalten. 11. Wer aber GOTT
das seinige vorenthält/ mag dem menschen das
ihm zugehörige nicht geben.

Cap. 41.

Daß GOttes gerechtigkeit im menschen/
ehe ihm etwas zukommt/ einen vorgang habe. 2.
Mensch muß durch sein elend sich selbst in seiner
eigenschafft lernen erkennen/ ehe er GOTT
in seinem freyen wesen kan lernen erkennen. 3.
Diese erkantnuß kan der mensch nicht durch sei-
ne vernunfft gebähren/ sondern das Göttliche
wesen in der seligkeit/ und das irrdische wesen in
der verdammnuß gebähren sich wieder einan-
der/ und machen sich jedes in seiner arbeit be-
kandt. 4. Darum muß der mensch von seiner
vernunfft weichen/ und sich in dem wesen/ das
ihn treibt/ es sey himmlisch oder irrdisch/ ur-
theilen lassen. 5. Das vernunffts-urtheil ist lü-
genhafft befunden/ und muß nun vom wesent-
lichen geiste JEsu Christi geurtheilet werden/
daß es den menschen nicht länger von GOTT
ablette. 6. Vernunffts-erwehlung der einfäl-
tigen menschheit ein unbekandter teuffel/ der ihr
unterm schein der seeligkeit die hölle zubringt/
da es doch der mensch für GOttes eingebung
hält. 7. Weil der unerleuchtete mensch zwischen
GOttes geist und seiner eignen vernunfft keinen
unterscheid hat/ wird er leicht darvon verführt
und bewogen. 8. Wofern GOTT im alter
der Zeit nicht gnade bewiese und die irrdische
vernunfft von seiner Göttlichen natur schiede/
hätte der mensch GOTT nimmermehr mogen
kennen oder beleben/ sondern unter der irrdischen
vernunfft regierung im verderben bleiben müs-
sen/ und die Gottheit und der menschen selig-
keit wären unerkandt blieben. 9. Auctoris
danckbarkeit und demuth für diese offenbah-
rung. 10. Weltweisen nehmen GOTT in
seinem niedrigen wesen nicht an/ meinen ihn
in der vernunfft zu erkennen/ verstehen nicht/ daß
sie/ GOTT zuerkennen/ sich verlieren müssen.
11. GOttes und des menschen meynung und
gedancken so weit als himmel und erden unter-
schieden. 12. Mensch in irrdischen wesen le-
bend hat keine gedancken in himmel/ und gleich-
wohl solten GOttes und seine gedancken eins

seyn
Y y y 3

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] ley und bedeckter ſchalckheit. 8. Was der
teuffel ins irrdiſchen menſchen Hertz gepflantzt/
das treibt Chriſtus durch gerechtigkeit wuͤrck-
lich auß und vereinigt den gereinigten menſchen
mit ſeiner Goͤttlichen natur zu einem geiſt und
weſen. 9. Wo das unterm gehorſam deß
Chriſtlichen weſens nicht wuͤrcklich geſchicht/
da iſt kein Chriſtus zur ſeelen ſeligkeit/ man
troͤſte ſich wie man will. 10. Wo das we-
ſentliche Gottſeelige leben in der ſeelen nicht be-
liebt wird/ wird Chriſtus nicht erkandt. 11.
Das leben Chriſti allen Gottſeligen menſchen
ein liecht/ wordurch ſie die finſternuͤß in der
ſeelen erkennen und fuͤhlen. Joh. 1. 4. Cap.
11. 15.

Cap. 39.

Daß/ ſo der menſch diß ſaͤhe und fuͤhlte/ er den
eyteln Troſt und Ruhm verlaſſen/ und ſich in
demuth und gebet zu GOtt begeben wuͤrde. 2.
Und ihn bitten/ daß er ihm ſeinen weſentlichen
Chriſtum in der ſeelen bekandt und theilhafftig
machen wolte. 3. Er wuͤrde ſeine irrdiſche
geiſter und eigenſchafft verlaſſen/ in GOttes
heiliges weſen ſich ergeben/ und alle ergenſchaff-
ten des fleiſches fuͤr eine feindſchafft GOttes er-
kennen. 4. Die eigenſchafft der teuffel nimmt
die ſeele zum verderben in irrdiſche finſternuß
gefangen. Chriſtus erloͤſt und befeeyt ſie im
lichte. 5. Daß wir/ weil Chriſtus nun er-
ſcheint/ uns ſeines geiſtes theilhafftig zu ma-
chen/ der zeit wahrnehmen ſollen ſeiner im le-
ben/ zur erloͤſung vom tode/ theilhafftig zu wer-
den. 6. So werden GOttes verheiſſungen/
den vaͤtern geſchehen/ erfuͤllt. 7. Wordurch
im letzten theile der zeit/ alle irrdiſche geiſter in der
ſeelen/ denen der menſch vertraut/ offenbahr
gemacht/ und bezeugt wird/ daß ſie ihnen ſelbſt
zur verſtreuung im tode/ nicht GOtt dienen. 8.
Welches die menſchheit (die nun ihre ſeeligkeit
im wahren weſentlichen CHriſto ſucht und
findt) wuͤrcklich in der ſeelen empfindt/ deßwe-
gen ſich den irrdiſchen heilig ſcheinenden gei-
ſtern nicht mehr vertraut in den Ceremonien/
ſondern ihrer ſeligkeit im leben JEſu Chriſti/ ſo
viel die zeit vermag/ in der verlaͤugnung ihr
ſelbſt/ wahr nimmt. 9 So viel die ſeele mit
dem leben der Goͤttlichen Natur zu einem weſen
vereinigt wird/ ſo viel liebe ſie zur Goͤttlichen
natur bekommt. 10. Und ſo viel liebe ſie zur
Gottheit hat/ ſo viel laͤſt ihr die Gottheit zur
fruchtbarkeit nahen. 11. Durch dieſe Frucht-
barkeit werden die Gottheit und menſchheit we-
ſentlich zu einem geiſte vereinigt. Worauß die
liebe GOttes auß gantzem Hertzen und des
naͤchſten als ſich ſelbſt urſpringt. 12. Welches
die weſentliche lehre der Goͤttlichen natur iſt/
wordurch geſetz und Propheten erfuͤllt wer-
den.

Cap. 40.

Daß/ um dieſer herrligkeit willen niemand
den weſentlichen Chriſtum einen Herrn heiſſen
kan ohne die Krafft des Heil. Geiſtes/ und alle
knie vor ſeinem weſentlichen Nahmen ſich beu-
gen muͤſſen. 2. Jſt Melchiſedech und ein ewiger
hoher prieſter im hauſe GOttes zu ſegnen alle im
geiſt ſeines H. weſens ihn anruffende. 3. Wir ſol-
len dieſen in unſern ſeelen wahrnehmen an ſeinē
zeugnuſſe/ als der erneuerung des lebens und
alle wahne verlaſſen/ weil wir ſehen/ daß alle
[Spaltenumbruch] wahn-erwehler ihre eigne ſeelen peinigen/ und
die gnadenzeit im ſtreit/ mit unruhe des Her-
tzens zubringen. 4. Und das Heilige weſen
JEſu Chriſti/ das die boßheit auß allen demuͤ-
thigen ſeelen treibt/ erſcheint nicht ihre ſeelen
ſelig zu machen. 5. Weil alle wahnen eine
feindſchafft wieder GOtt ſind. 6. Wer diß
in der ſeelen kanempfinden/ reiſſe ſich auß dem
wahne/ und ergebe ſeine ſeele ins niedrige einfaͤl-
tige weſen JEſu Chriſti/ daß ihn der wahn-geiſt
nicht in ewigen todt bringe/ bekenne ſeine ſuͤnde/
und trage/ zur erneuerung ſeines lebens/ reu
und leyd daruͤber. 7. Welches die rechte von
Johanne (GOttes gnade) bediente Chriſtliche
dienſte ſind/ der geburt JEſu Chriſti in der
ſeelen theilhafftig zu werden. 8. So lang
keine reu und leyd der ſuͤnden bewieſen wird/
und man nicht jedem das ſeine wieder gibt/
mag die geburt JEſu Chriſti im menſchen nicht
geſchehen. 9. Durchs wiederuͤbergeben des
lebens beweiſt man die Goͤttliche gerechtigkeit.
10. Wann man GOTT das ſeinige gegeben/
wird man auch dem menſchen nichts/ was ſein
iſt/ vorenthalten. 11. Wer aber GOTT
das ſeinige vorenthaͤlt/ mag dem menſchen das
ihm zugehoͤrige nicht geben.

Cap. 41.

Daß GOttes gerechtigkeit im menſchen/
ehe ihm etwas zukommt/ einen vorgang habe. 2.
Menſch muß durch ſein elend ſich ſelbſt in ſeiner
eigenſchafft lernen erkennen/ ehe er GOTT
in ſeinem freyen weſen kan lernen erkennen. 3.
Dieſe erkantnuß kan der menſch nicht durch ſei-
ne vernunfft gebaͤhren/ ſondern das Goͤttliche
weſen in der ſeligkeit/ und das irrdiſche weſen in
der verdammnuß gebaͤhren ſich wieder einan-
der/ und machen ſich jedes in ſeiner arbeit be-
kandt. 4. Darum muß der menſch von ſeiner
vernunfft weichen/ und ſich in dem weſen/ das
ihn treibt/ es ſey himmliſch oder irrdiſch/ ur-
theilen laſſen. 5. Das vernunffts-urtheil iſt luͤ-
genhafft befunden/ und muß nun vom weſent-
lichen geiſte JEſu Chriſti geurtheilet werden/
daß es den menſchen nicht laͤnger von GOTT
ablette. 6. Vernunffts-erwehlung der einfaͤl-
tigen menſchheit ein unbekandter teuffel/ der ihr
unterm ſchein der ſeeligkeit die hoͤlle zubringt/
da es doch der menſch fuͤr GOttes eingebung
haͤlt. 7. Weil der unerleuchtete menſch zwiſchen
GOttes geiſt und ſeiner eignen vernunfft keinen
unterſcheid hat/ wird er leicht darvon verfuͤhrt
und bewogen. 8. Wofern GOTT im alter
der Zeit nicht gnade bewieſe und die irrdiſche
vernunfft von ſeiner Goͤttlichen natur ſchiede/
haͤtte der menſch GOTT nimmermehr mogen
kennen oder beleben/ ſondern unter der irrdiſchen
vernunfft regierung im verderben bleiben muͤſ-
ſen/ und die Gottheit und der menſchen ſelig-
keit waͤren unerkandt blieben. 9. Auctoris
danckbarkeit und demuth fuͤr dieſe offenbah-
rung. 10. Weltweiſen nehmen GOTT in
ſeinem niedrigen weſen nicht an/ meinen ihn
in der vernunfft zu erkennen/ verſtehen nicht/ daß
ſie/ GOTT zuerkennen/ ſich verlieren muͤſſen.
11. GOttes und des menſchen meynung und
gedancken ſo weit als himmel und erden unter-
ſchieden. 12. Menſch in irrdiſchen weſen le-
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[541/0849] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. ley und bedeckter ſchalckheit. 8. Was der teuffel ins irrdiſchen menſchen Hertz gepflantzt/ das treibt Chriſtus durch gerechtigkeit wuͤrck- lich auß und vereinigt den gereinigten menſchen mit ſeiner Goͤttlichen natur zu einem geiſt und weſen. 9. Wo das unterm gehorſam deß Chriſtlichen weſens nicht wuͤrcklich geſchicht/ da iſt kein Chriſtus zur ſeelen ſeligkeit/ man troͤſte ſich wie man will. 10. Wo das we- ſentliche Gottſeelige leben in der ſeelen nicht be- liebt wird/ wird Chriſtus nicht erkandt. 11. Das leben Chriſti allen Gottſeligen menſchen ein liecht/ wordurch ſie die finſternuͤß in der ſeelen erkennen und fuͤhlen. Joh. 1. 4. Cap. 11. 15. Cap. 39. Daß/ ſo der menſch diß ſaͤhe und fuͤhlte/ er den eyteln Troſt und Ruhm verlaſſen/ und ſich in demuth und gebet zu GOtt begeben wuͤrde. 2. Und ihn bitten/ daß er ihm ſeinen weſentlichen Chriſtum in der ſeelen bekandt und theilhafftig machen wolte. 3. Er wuͤrde ſeine irrdiſche geiſter und eigenſchafft verlaſſen/ in GOttes heiliges weſen ſich ergeben/ und alle ergenſchaff- ten des fleiſches fuͤr eine feindſchafft GOttes er- kennen. 4. Die eigenſchafft der teuffel nimmt die ſeele zum verderben in irrdiſche finſternuß gefangen. Chriſtus erloͤſt und befeeyt ſie im lichte. 5. Daß wir/ weil Chriſtus nun er- ſcheint/ uns ſeines geiſtes theilhafftig zu ma- chen/ der zeit wahrnehmen ſollen ſeiner im le- ben/ zur erloͤſung vom tode/ theilhafftig zu wer- den. 6. So werden GOttes verheiſſungen/ den vaͤtern geſchehen/ erfuͤllt. 7. Wordurch im letzten theile der zeit/ alle irrdiſche geiſter in der ſeelen/ denen der menſch vertraut/ offenbahr gemacht/ und bezeugt wird/ daß ſie ihnen ſelbſt zur verſtreuung im tode/ nicht GOtt dienen. 8. Welches die menſchheit (die nun ihre ſeeligkeit im wahren weſentlichen CHriſto ſucht und findt) wuͤrcklich in der ſeelen empfindt/ deßwe- gen ſich den irrdiſchen heilig ſcheinenden gei- ſtern nicht mehr vertraut in den Ceremonien/ ſondern ihrer ſeligkeit im leben JEſu Chriſti/ ſo viel die zeit vermag/ in der verlaͤugnung ihr ſelbſt/ wahr nimmt. 9 So viel die ſeele mit dem leben der Goͤttlichen Natur zu einem weſen vereinigt wird/ ſo viel liebe ſie zur Goͤttlichen natur bekommt. 10. Und ſo viel liebe ſie zur Gottheit hat/ ſo viel laͤſt ihr die Gottheit zur fruchtbarkeit nahen. 11. Durch dieſe Frucht- barkeit werden die Gottheit und menſchheit we- ſentlich zu einem geiſte vereinigt. Worauß die liebe GOttes auß gantzem Hertzen und des naͤchſten als ſich ſelbſt urſpringt. 12. Welches die weſentliche lehre der Goͤttlichen natur iſt/ wordurch geſetz und Propheten erfuͤllt wer- den. Cap. 40. Daß/ um dieſer herrligkeit willen niemand den weſentlichen Chriſtum einen Herrn heiſſen kan ohne die Krafft des Heil. Geiſtes/ und alle knie vor ſeinem weſentlichen Nahmen ſich beu- gen muͤſſen. 2. Jſt Melchiſedech und ein ewiger hoher prieſter im hauſe GOttes zu ſegnen alle im geiſt ſeines H. weſens ihn anruffende. 3. Wir ſol- len dieſen in unſern ſeelen wahrnehmen an ſeinē zeugnuſſe/ als der erneuerung des lebens und alle wahne verlaſſen/ weil wir ſehen/ daß alle wahn-erwehler ihre eigne ſeelen peinigen/ und die gnadenzeit im ſtreit/ mit unruhe des Her- tzens zubringen. 4. Und das Heilige weſen JEſu Chriſti/ das die boßheit auß allen demuͤ- thigen ſeelen treibt/ erſcheint nicht ihre ſeelen ſelig zu machen. 5. Weil alle wahnen eine feindſchafft wieder GOtt ſind. 6. Wer diß in der ſeelen kanempfinden/ reiſſe ſich auß dem wahne/ und ergebe ſeine ſeele ins niedrige einfaͤl- tige weſen JEſu Chriſti/ daß ihn der wahn-geiſt nicht in ewigen todt bringe/ bekenne ſeine ſuͤnde/ und trage/ zur erneuerung ſeines lebens/ reu und leyd daruͤber. 7. Welches die rechte von Johanne (GOttes gnade) bediente Chriſtliche dienſte ſind/ der geburt JEſu Chriſti in der ſeelen theilhafftig zu werden. 8. So lang keine reu und leyd der ſuͤnden bewieſen wird/ und man nicht jedem das ſeine wieder gibt/ mag die geburt JEſu Chriſti im menſchen nicht geſchehen. 9. Durchs wiederuͤbergeben des lebens beweiſt man die Goͤttliche gerechtigkeit. 10. Wann man GOTT das ſeinige gegeben/ wird man auch dem menſchen nichts/ was ſein iſt/ vorenthalten. 11. Wer aber GOTT das ſeinige vorenthaͤlt/ mag dem menſchen das ihm zugehoͤrige nicht geben. Cap. 41. Daß GOttes gerechtigkeit im menſchen/ ehe ihm etwas zukommt/ einen vorgang habe. 2. Menſch muß durch ſein elend ſich ſelbſt in ſeiner eigenſchafft lernen erkennen/ ehe er GOTT in ſeinem freyen weſen kan lernen erkennen. 3. Dieſe erkantnuß kan der menſch nicht durch ſei- ne vernunfft gebaͤhren/ ſondern das Goͤttliche weſen in der ſeligkeit/ und das irrdiſche weſen in der verdammnuß gebaͤhren ſich wieder einan- der/ und machen ſich jedes in ſeiner arbeit be- kandt. 4. Darum muß der menſch von ſeiner vernunfft weichen/ und ſich in dem weſen/ das ihn treibt/ es ſey himmliſch oder irrdiſch/ ur- theilen laſſen. 5. Das vernunffts-urtheil iſt luͤ- genhafft befunden/ und muß nun vom weſent- lichen geiſte JEſu Chriſti geurtheilet werden/ daß es den menſchen nicht laͤnger von GOTT ablette. 6. Vernunffts-erwehlung der einfaͤl- tigen menſchheit ein unbekandter teuffel/ der ihr unterm ſchein der ſeeligkeit die hoͤlle zubringt/ da es doch der menſch fuͤr GOttes eingebung haͤlt. 7. Weil der unerleuchtete menſch zwiſchen GOttes geiſt und ſeiner eignen vernunfft keinen unterſcheid hat/ wird er leicht darvon verfuͤhrt und bewogen. 8. Wofern GOTT im alter der Zeit nicht gnade bewieſe und die irrdiſche vernunfft von ſeiner Goͤttlichen natur ſchiede/ haͤtte der menſch GOTT nimmermehr mogen kennen oder beleben/ ſondern unter der irrdiſchen vernunfft regierung im verderben bleiben muͤſ- ſen/ und die Gottheit und der menſchen ſelig- keit waͤren unerkandt blieben. 9. Auctoris danckbarkeit und demuth fuͤr dieſe offenbah- rung. 10. Weltweiſen nehmen GOTT in ſeinem niedrigen weſen nicht an/ meinen ihn in der vernunfft zu erkennen/ verſtehen nicht/ daß ſie/ GOTT zuerkennen/ ſich verlieren muͤſſen. 11. GOttes und des menſchen meynung und gedancken ſo weit als himmel und erden unter- ſchieden. 12. Menſch in irrdiſchen weſen le- bend hat keine gedancken in himmel/ und gleich- wohl ſolten GOttes und ſeine gedancken eins ſeyn Y y y 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/849>, abgerufen am 19.04.2024.