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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] seyn. 13. Mensch von GOTT nicht geschaf-
fen/ ausser GOTT seinen lust/ willen und le-
ben zu haben. 15. 16. Wil er GOTT fin-
den/ muß er ihn in seiner einwesigkeit suchen.
Das suchen ist/ daß er alle sinnen und gedancken
zu seiner einwesigkeit einkehre. 17. Frembde ge-
dancken scheiden von GOTT und machen die
seele unruhig.

Cap. 42.

Daß man/ was zu hoch oder zu starck/ nicht
forschen/ sondern allzeit GOttes Gebotts ein-
gedenck seyn solle. Daß diß das leben der Gött-
lichen natur/ die wesentlichkeit GOttes sey/
die den menschen von allen irrdischen gedancken
befreyt. 2. Der Heilige Geist fliehet den
heuchler/ entzeucht sich den gedancken/ die ohne
verstand sind/ und nicht auß dem orte/ da die
boßheit wohnet. 3. Jerusalem soll das hertz
waschen/ daß ihm möge geholffen werden:
Schädlicher lehrer falsche gedancken verblen-
den an der wesentlichen Gottheit. 4. Diegedan-
cken erwecken die begierden/ diese verleiten die
seele/ und scheiden das leben von der wesentli-
chen Gottheit. Das menschliche wesen von
der Göttlichen natur nach dem wesen geschie-
den/ wird von mancherley gedancken und be-
gierden in Furcht/ angst und bangigkeit/ wie
ein haase von hunden umgetrieben. 5. Gleich-
wohl ists so verblendt/ daß es die/ so ihm die-
se angst des tods anthun/ noch mit lust und lie-
be umhalset. 6. Daß wir um außreutung al-
ler ärgernussen bitten sollen. 7. Auch um
gnade/ daß wir durch seinen leydsamen geist
uns selbsten überwinden mögen/ damit die
wahre menschheit Christi ohnverhindert von
den lüsten des fleisches in uns hervor kommen
und das reich ihres vatters einnehmen könne.
8. 9. Wunsch und Gebett des Authoris/
daß uns GOTT die augen öffnen wolle uns
selbst zu erkennen/ von aller eiteler Hoffnung/
trost und Glauben abzustehen und in GOTT
vereinigt ewig zu leben.

ENDE.

Jnhalt der Capitel im dritten Theil
des Ackerschatzes Hiels.
Cap. 1.

Daß alle vermeinte GOttes dienste/ durch
des fleisches sinn auffgericht/ in verfall gekom-
men. Authoris Gebett zu Christo/ daß er
unsere hertzen mürb machen/ und uns die
augen öffnen wolle/ unsere blindheit zu er-
kennen. 2. Das fleischliche gesicht ist dem
unerleuchteten eine greuliche verleitung/ die er
doch/ ehe er im fleischlichen gesichte blind
wird/ nicht erkennen mag. 3. Darum see-
liger ist blind seyn/ dann mit fleischlichen au-
gen sehen. 4. Wer ins Reich GOttes will
eingehen/ muß sich das fleischliche gesicht und
augen mit der klarheit des geistlichen lassen
außstechen. 5. Man mag GOttes Reich
durchs gesicht des fleisches/ in seiner wesent-
lichen krafft nicht erkennen noch empfinden.
6. Daß Author solches auß lebendiger er-
fahrung bezeugt/ und seinen nächsten war-
net.

[Spaltenumbruch]
Cap. 2.

Daß weil der mensch auß blindheit den sinn
des fleisches zum herrscher über sich erwehlt/ der
geistliche sinn über ihn nicht regieren mag.
Und die Gottheit Christi/ weil sie keine gewalt
über den menschen gebraucht/ muß sich ley-
den/ biß der König des fleisches sich durch seine
eigene waffen krafftloß mache. Dann das
irrdische Reich/ so das erste ins menschen her-
tzen/ und vielen veränderungen unterworf-
fen ist/ muß arm/ und sein leben ein todt wer-
den/ so das geistliche die oberhand bekommen
solle. 3. Und das ist das Reich GOttes mit
seiner wesentlichen klarheit in unser mensch-
heit/ und ist in der erneuerung des lebens geist
und wesen. 4. Und im wesen der Göttlichen
natur erwartet/ den unerleuchteten menschen/
biß er in den sinnen des fleisches seinen blinden
lauff vollendet habe; ihn dann/ wann ers
begehrt/ in die ruhe des himmlischen wesens
auffzunehmen auß gnaden.

Cap. 3.

Daß alle die warheit noch in der unerleuch-
teten erwehlung suchende/ sich durchs leben
Christi davon befreyen lassen/ und im lichte
JEsu Christi geistlich gesinnet werden sollen/
der mit tödtlichen plagen angefüllten finsternuß
zu entgehen. 2. Der Herr wolle der erden
einwohner/ die der heiligen blut vergossen/
heimsuchen und verdammen. 3. Wer dem
verdammlichen tode will entfliehen/ muß sich
recht zum leben JEsu Christi bekehren. 4. Un-
rechte bekehrung macht/ daß der mensch auß
einem Jrrthum in den andern fällt/ wann er
meynt sich zum Herren zu bekehren/ thut ers
zu sich selbst/ und wird mehr an sich selbst ver-
bunden/ als er war/ ehe er sich im wahn-geiste
bekehrte. 5. Wer sich zum herrn bekehrt/
verliert sich in den begierden selbst/ alsdann
wird man nicht mehr auff dem berge/ der
lehrt nach der erwehlung des fleisches/ noch zu
Jerusalem im irrdischen gesichte von fernen/
anbeten; sondern man wird den vatter/ der
nun in seiner menschheit ein fruchtbarer geist
worden/ im geiste anbeten/ und wesentlich im
lichte dienen.

Cap. 4.

Daß die dieses recht im geiste erkennen wol-
len/ sich erst mit ihrem inwendigen gemüthe auß
der fleischlichen lehre und heiligkeit ins geistli-
che gesetze GOttes umwenden müssen. 2. Diß
geistliche von GOTT ins inwendigste hertz
unsers gemüths eingeschriebene gesetz in uns zu
erkennen/ muß man der heiligen zeugnusse zum
behülffe/ würcklich wahrnehmen. 3. Dann
wird man das in unser inwendigen menschheit
gestellete/ und durch Christum vermenschte ge-
setz des Herrn fühlen und erkennen/ und/
entweder auß liebe zur güte GOttes/ oder auß
furcht der verdammnuß sich darunter demüthi-
gen. 4. Wer diß geistliche gesetz zum leben
will hören lesen/ muß sein hertz zu aller tugend
und gerechtigkeit GOtt ergeben/ weil er GOtt
nicht nahen kan/ dann durch sein eigen tugendlich
wesen. 5. So lange der mensch das geistliche
gesetz zum absterben seines sündlichen fleisches

nicht

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] ſeyn. 13. Menſch von GOTT nicht geſchaf-
fen/ auſſer GOTT ſeinen luſt/ willen und le-
ben zu haben. 15. 16. Wil er GOTT fin-
den/ muß er ihn in ſeiner einweſigkeit ſuchen.
Das ſuchen iſt/ daß er alle ſinnen und gedancken
zu ſeiner einweſigkeit einkehre. 17. Frembde ge-
dancken ſcheiden von GOTT und machen die
ſeele unruhig.

Cap. 42.

Daß man/ was zu hoch oder zu ſtarck/ nicht
forſchen/ ſondern allzeit GOttes Gebotts ein-
gedenck ſeyn ſolle. Daß diß das leben der Goͤtt-
lichen natur/ die weſentlichkeit GOttes ſey/
die den menſchen von allen irrdiſchen gedancken
befreyt. 2. Der Heilige Geiſt fliehet den
heuchler/ entzeucht ſich den gedancken/ die ohne
verſtand ſind/ und nicht auß dem orte/ da die
boßheit wohnet. 3. Jeruſalem ſoll das hertz
waſchen/ daß ihm moͤge geholffen werden:
Schaͤdlicher lehrer falſche gedancken verblen-
den an der weſentlichen Gottheit. 4. Diegedan-
cken erwecken die begierden/ dieſe verleiten die
ſeele/ und ſcheiden das leben von der weſentli-
chen Gottheit. Das menſchliche weſen von
der Goͤttlichen natur nach dem weſen geſchie-
den/ wird von mancherley gedancken und be-
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ein haaſe von hunden umgetrieben. 5. Gleich-
wohl iſts ſo verblendt/ daß es die/ ſo ihm die-
ſe angſt des tods anthun/ noch mit luſt und lie-
be umhalſet. 6. Daß wir um außreutung al-
ler aͤrgernuſſen bitten ſollen. 7. Auch um
gnade/ daß wir durch ſeinen leydſamen geiſt
uns ſelbſten uͤberwinden moͤgen/ damit die
wahre menſchheit Chriſti ohnverhindert von
den luͤſten des fleiſches in uns hervor kommen
und das reich ihres vatters einnehmen koͤnne.
8. 9. Wunſch und Gebett des Authoris/
daß uns GOTT die augen oͤffnen wolle uns
ſelbſt zu erkennen/ von aller eiteler Hoffnung/
troſt und Glauben abzuſtehen und in GOTT
vereinigt ewig zu leben.

ENDE.

Jnhalt der Capitel im dritten Theil
des Ackerſchatzes Hiels.
Cap. 1.

Daß alle vermeinte GOttes dienſte/ durch
des fleiſches ſinn auffgericht/ in verfall gekom-
men. Authoris Gebett zu Chriſto/ daß er
unſere hertzen muͤrb machen/ und uns die
augen oͤffnen wolle/ unſere blindheit zu er-
kennen. 2. Das fleiſchliche geſicht iſt dem
unerleuchteten eine greuliche verleitung/ die er
doch/ ehe er im fleiſchlichen geſichte blind
wird/ nicht erkennen mag. 3. Darum ſee-
liger iſt blind ſeyn/ dann mit fleiſchlichen au-
gen ſehen. 4. Wer ins Reich GOttes will
eingehen/ muß ſich das fleiſchliche geſicht und
augen mit der klarheit des geiſtlichen laſſen
außſtechen. 5. Man mag GOttes Reich
durchs geſicht des fleiſches/ in ſeiner weſent-
lichen krafft nicht erkennen noch empfinden.
6. Daß Author ſolches auß lebendiger er-
fahrung bezeugt/ und ſeinen naͤchſten war-
net.

[Spaltenumbruch]
Cap. 2.

Daß weil der menſch auß blindheit den ſinn
des fleiſches zum herrſcher uͤber ſich erwehlt/ der
geiſtliche ſinn uͤber ihn nicht regieren mag.
Und die Gottheit Chriſti/ weil ſie keine gewalt
uͤber den menſchen gebraucht/ muß ſich ley-
den/ biß der Koͤnig des fleiſches ſich durch ſeine
eigene waffen krafftloß mache. Dann das
irrdiſche Reich/ ſo das erſte ins menſchen her-
tzen/ und vielen veraͤnderungen unterworf-
fen iſt/ muß arm/ und ſein leben ein todt wer-
den/ ſo das geiſtliche die oberhand bekommen
ſolle. 3. Und das iſt das Reich GOttes mit
ſeiner weſentlichen klarheit in unſer menſch-
heit/ und iſt in der erneuerung des lebens geiſt
und weſen. 4. Und im weſen der Goͤttlichen
natur erwartet/ den unerleuchteten menſchen/
biß er in den ſinnen des fleiſches ſeinen blinden
lauff vollendet habe; ihn dann/ wann ers
begehrt/ in die ruhe des himmliſchen weſens
auffzunehmen auß gnaden.

Cap. 3.

Daß alle die warheit noch in der unerleuch-
teten erwehlung ſuchende/ ſich durchs leben
Chriſti davon befreyen laſſen/ und im lichte
JEſu Chriſti geiſtlich geſinnet werden ſollen/
der mit toͤdtlichen plagen angefuͤllten finſternuß
zu entgehen. 2. Der Herr wolle der erden
einwohner/ die der heiligen blut vergoſſen/
heimſuchen und verdammen. 3. Wer dem
verdammlichen tode will entfliehen/ muß ſich
recht zum leben JEſu Chriſti bekehren. 4. Un-
rechte bekehrung macht/ daß der menſch auß
einem Jrrthum in den andern faͤllt/ wann er
meynt ſich zum Herren zu bekehren/ thut ers
zu ſich ſelbſt/ und wird mehr an ſich ſelbſt ver-
bunden/ als er war/ ehe er ſich im wahn-geiſte
bekehrte. 5. Wer ſich zum herrn bekehrt/
verliert ſich in den begierden ſelbſt/ alsdann
wird man nicht mehr auff dem berge/ der
lehrt nach der erwehlung des fleiſches/ noch zu
Jeruſalem im irrdiſchen geſichte von fernen/
anbeten; ſondern man wird den vatter/ der
nun in ſeiner menſchheit ein fruchtbarer geiſt
worden/ im geiſte anbeten/ und weſentlich im
lichte dienen.

Cap. 4.

Daß die dieſes recht im geiſte erkennen wol-
len/ ſich erſt mit ihrem inwendigen gemuͤthe auß
der fleiſchlichen lehre und heiligkeit ins geiſtli-
che geſetze GOttes umwenden muͤſſen. 2. Diß
geiſtliche von GOTT ins inwendigſte hertz
unſers gemuͤths eingeſchriebene geſetz in uns zu
erkennen/ muß man der heiligen zeugnuſſe zum
behuͤlffe/ wuͤrcklich wahrnehmen. 3. Dann
wird man das in unſer inwendigen menſchheit
geſtellete/ und durch Chriſtum vermenſchte ge-
ſetz des Herrn fuͤhlen und erkennen/ und/
entweder auß liebe zur guͤte GOttes/ oder auß
furcht der verdammnuß ſich darunter demuͤthi-
gen. 4. Wer diß geiſtliche geſetz zum leben
will hoͤren leſen/ muß ſein hertz zu aller tugend
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nicht nahen kan/ dañ durch ſein eigen tugendlich
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[542/0850] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. ſeyn. 13. Menſch von GOTT nicht geſchaf- fen/ auſſer GOTT ſeinen luſt/ willen und le- ben zu haben. 15. 16. Wil er GOTT fin- den/ muß er ihn in ſeiner einweſigkeit ſuchen. Das ſuchen iſt/ daß er alle ſinnen und gedancken zu ſeiner einweſigkeit einkehre. 17. Frembde ge- dancken ſcheiden von GOTT und machen die ſeele unruhig. Cap. 42. Daß man/ was zu hoch oder zu ſtarck/ nicht forſchen/ ſondern allzeit GOttes Gebotts ein- gedenck ſeyn ſolle. Daß diß das leben der Goͤtt- lichen natur/ die weſentlichkeit GOttes ſey/ die den menſchen von allen irrdiſchen gedancken befreyt. 2. Der Heilige Geiſt fliehet den heuchler/ entzeucht ſich den gedancken/ die ohne verſtand ſind/ und nicht auß dem orte/ da die boßheit wohnet. 3. Jeruſalem ſoll das hertz waſchen/ daß ihm moͤge geholffen werden: Schaͤdlicher lehrer falſche gedancken verblen- den an der weſentlichen Gottheit. 4. Diegedan- cken erwecken die begierden/ dieſe verleiten die ſeele/ und ſcheiden das leben von der weſentli- chen Gottheit. Das menſchliche weſen von der Goͤttlichen natur nach dem weſen geſchie- den/ wird von mancherley gedancken und be- gierden in Furcht/ angſt und bangigkeit/ wie ein haaſe von hunden umgetrieben. 5. Gleich- wohl iſts ſo verblendt/ daß es die/ ſo ihm die- ſe angſt des tods anthun/ noch mit luſt und lie- be umhalſet. 6. Daß wir um außreutung al- ler aͤrgernuſſen bitten ſollen. 7. Auch um gnade/ daß wir durch ſeinen leydſamen geiſt uns ſelbſten uͤberwinden moͤgen/ damit die wahre menſchheit Chriſti ohnverhindert von den luͤſten des fleiſches in uns hervor kommen und das reich ihres vatters einnehmen koͤnne. 8. 9. Wunſch und Gebett des Authoris/ daß uns GOTT die augen oͤffnen wolle uns ſelbſt zu erkennen/ von aller eiteler Hoffnung/ troſt und Glauben abzuſtehen und in GOTT vereinigt ewig zu leben. ENDE. Jnhalt der Capitel im dritten Theil des Ackerſchatzes Hiels. Cap. 1. Daß alle vermeinte GOttes dienſte/ durch des fleiſches ſinn auffgericht/ in verfall gekom- men. Authoris Gebett zu Chriſto/ daß er unſere hertzen muͤrb machen/ und uns die augen oͤffnen wolle/ unſere blindheit zu er- kennen. 2. Das fleiſchliche geſicht iſt dem unerleuchteten eine greuliche verleitung/ die er doch/ ehe er im fleiſchlichen geſichte blind wird/ nicht erkennen mag. 3. Darum ſee- liger iſt blind ſeyn/ dann mit fleiſchlichen au- gen ſehen. 4. Wer ins Reich GOttes will eingehen/ muß ſich das fleiſchliche geſicht und augen mit der klarheit des geiſtlichen laſſen außſtechen. 5. Man mag GOttes Reich durchs geſicht des fleiſches/ in ſeiner weſent- lichen krafft nicht erkennen noch empfinden. 6. Daß Author ſolches auß lebendiger er- fahrung bezeugt/ und ſeinen naͤchſten war- net. Cap. 2. Daß weil der menſch auß blindheit den ſinn des fleiſches zum herrſcher uͤber ſich erwehlt/ der geiſtliche ſinn uͤber ihn nicht regieren mag. Und die Gottheit Chriſti/ weil ſie keine gewalt uͤber den menſchen gebraucht/ muß ſich ley- den/ biß der Koͤnig des fleiſches ſich durch ſeine eigene waffen krafftloß mache. Dann das irrdiſche Reich/ ſo das erſte ins menſchen her- tzen/ und vielen veraͤnderungen unterworf- fen iſt/ muß arm/ und ſein leben ein todt wer- den/ ſo das geiſtliche die oberhand bekommen ſolle. 3. Und das iſt das Reich GOttes mit ſeiner weſentlichen klarheit in unſer menſch- heit/ und iſt in der erneuerung des lebens geiſt und weſen. 4. Und im weſen der Goͤttlichen natur erwartet/ den unerleuchteten menſchen/ biß er in den ſinnen des fleiſches ſeinen blinden lauff vollendet habe; ihn dann/ wann ers begehrt/ in die ruhe des himmliſchen weſens auffzunehmen auß gnaden. Cap. 3. Daß alle die warheit noch in der unerleuch- teten erwehlung ſuchende/ ſich durchs leben Chriſti davon befreyen laſſen/ und im lichte JEſu Chriſti geiſtlich geſinnet werden ſollen/ der mit toͤdtlichen plagen angefuͤllten finſternuß zu entgehen. 2. Der Herr wolle der erden einwohner/ die der heiligen blut vergoſſen/ heimſuchen und verdammen. 3. Wer dem verdammlichen tode will entfliehen/ muß ſich recht zum leben JEſu Chriſti bekehren. 4. Un- rechte bekehrung macht/ daß der menſch auß einem Jrrthum in den andern faͤllt/ wann er meynt ſich zum Herren zu bekehren/ thut ers zu ſich ſelbſt/ und wird mehr an ſich ſelbſt ver- bunden/ als er war/ ehe er ſich im wahn-geiſte bekehrte. 5. Wer ſich zum herrn bekehrt/ verliert ſich in den begierden ſelbſt/ alsdann wird man nicht mehr auff dem berge/ der lehrt nach der erwehlung des fleiſches/ noch zu Jeruſalem im irrdiſchen geſichte von fernen/ anbeten; ſondern man wird den vatter/ der nun in ſeiner menſchheit ein fruchtbarer geiſt worden/ im geiſte anbeten/ und weſentlich im lichte dienen. Cap. 4. Daß die dieſes recht im geiſte erkennen wol- len/ ſich erſt mit ihrem inwendigen gemuͤthe auß der fleiſchlichen lehre und heiligkeit ins geiſtli- che geſetze GOttes umwenden muͤſſen. 2. Diß geiſtliche von GOTT ins inwendigſte hertz unſers gemuͤths eingeſchriebene geſetz in uns zu erkennen/ muß man der heiligen zeugnuſſe zum behuͤlffe/ wuͤrcklich wahrnehmen. 3. Dann wird man das in unſer inwendigen menſchheit geſtellete/ und durch Chriſtum vermenſchte ge- ſetz des Herrn fuͤhlen und erkennen/ und/ entweder auß liebe zur guͤte GOttes/ oder auß furcht der verdammnuß ſich darunter demuͤthi- gen. 4. Wer diß geiſtliche geſetz zum leben will hoͤren leſen/ muß ſein hertz zu aller tugend und gerechtigkeit GOtt ergeben/ weil er GOtt nicht nahen kan/ dañ durch ſein eigen tugendlich weſen. 5. So lange der menſch das geiſtliche geſetz zum abſterben ſeines ſuͤndlichen fleiſches nicht

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/850>, abgerufen am 19.04.2024.