Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
diger/ die frage nicht dahin verstanden/ ob die guten wercke einen Menschen für Gott gerecht und selig machten/ sondern schlecht dahin/ ob nöthig/ daß ein Mensch/ der e- wig selig werden wolte/ rechte wahre busse muste thun/ und sich der guten wercke befleis- sigen? Daher ich dann auch/ damit man je nicht vermeynen möchte/ daß ich den guten wercken/ so da sind als ein pannus menstrua- tae, und sehr unvollkommen/ die seligkeit zu- schreibe/ dabey gefüget/ daß solches dennoch nicht meritorie, sondern consecutorie besche- hen und verstanden werden müsse. Das ist/ daß sie der justification, so durch den glauben ge- schicht/ müssen folgen/ also daß ein recht- schaffener Christ mit dem Propheten David und Esaia müsse vom bösen ablassen und das gute thun/ Psalm 34. Esai. 1. Allermassen als auch HErr D. Joh. Gerhard. in Sch. Pietat. lehret/ daß die busse| die gerechtigkeit giebet/ per Luc. cap. 18. wie auch ewi- ges heil und seeligkeit/ Act. 11. Daher ein Christ sich auch nothwendig müsse üben in der wahren reue/ und in der creutzigung seines fleisches/ in verleugnung seiner selbst/ und in der nachfolge Christi; wie solches gar herrlich er/ der HErr D. Gerhard/ in unter- schiedenen Capiteln außführet.
Replica D. Waltheri.
1. Daß die Phrasis: Die nachfolge des lebens Christi/ und die guten wercke be- födern uns zur gerechtigkeit für Gott/ und zur seligkeit/ nicht allein in heiliger schrifft nirgend stehe/ sondern derselben auch schnur- stracks zuwider lauffe/ ist in unsern reinen Lutherischen kirchen ausser allen zweiffel gesetzet; und deswegen unnöthig all- hier zu wiederholen/ was zur hintertrei- bung dieses kräfftigen irrthums son- sten weitläufftig produciret wird. 2. Der Opposition schluß: So die nachfolge des satans zur ungerechtigkeit führet/ und an unserer seligkeit schädlich ist/ so muß die nachfolge des heil. lebens Christi zur gerechtigkeit führen/ und zur seligkeit be- förderlich seyn/ ist das alte verlegene argu- ment der Papisten: Si mala opera damnant; Ergo bona salvant: dessen sich nun auch un- terschiedliche andere ketzer zu ihrem vor- theil gebrauchen/ und ist auch denen Stu- diosis Theologiae bekant/ was man darauff antworten müsse. 3. Matth. 11. vers. 29. stehet der befehl des HErrn: Nehmet auff euch mein joch/ und lernet von mir/ dann ich bin sanfftmüthig und von hertzen de- müthig/ so werdet ihr ruhe finden vor eu- re seele; darauß wird nicht behauptet/ daß die nachfolge Christi und die guten wercke können beförderlich seyn zur ge- rechtigkeit für Gott/ und zur seligkeit; dann zu geschweigen/ daß etliche solch joch außlegen von der lehr und von dem evangelio des HErrn/ welches freylich eine krafft Gottes ist selig zu machen alle/ die daran glauben/ Röm. 1. da es doch am eigentlichsten/ wie auß allen umständen erscheinet/ von dem joch des creutzes verstanden werden muß: so [Spaltenumbruch]
hindert es unsere gesunde lehre weniger als nichts/ wann man es gleich mit annimmet von dem joch des neuen gehorsams der wi- dergebohrnen/ daß sie gesinnet seyn sollen/ gleich wie Jesus Christus auch war/ Phil. 2. welcher ihnen mit seinem heiligen leben ein fürbild gelassen/ daß sie nachfolgen sol- len seinen fußstapffen/ 1. Pet. 2. Sinte- mahl das ruhe-finden für die seele eine geist- liche und ewige verheissung ist/ die denen/ so fleissig sind in guten wercken/ nicht gege- ben worden/ als würden sie derer theilhaff- tig/ wegen solcher ihrer wercke; dann de- nen nach sind sie allein discipuli, und lernen nur von ihrem HErrn und Meister sanfft- müthig und von hertzen demüthig seyn/ und werden auff dieser welt darinnen nimmer- mehr vollkommen/ sondern weil sie glauben an ihren einigen Seligmacher/ in und an dem sie durch den glauben ergreiffen sowohl sei- ne theuer-erworbene wohlthaten/ als sein heiliges vollkommenes Leben. Dann der gantze Christus ist ihr mit allem seinem thun und leiden/ daß sie sich rühmen können mit Paulo: Jch vermag alles durch den/ der mich kräfftig machet/ welcher ist Chri- stus/ Philipp. 4 Drum kan und mag daher nimmermehr erhalten werden/ daß solche ruhe- findung und erquickung/ wie sie vorher ge- nennet wird/ solte der nachfolge des HErrn dergestalt beygemessen werden/ daß uns sol- che könte beförderlich seyn zur gerechtigkeit für Gott und zur seligkeit/ darinnen beyder- seits die ruhe unserer seelen fürnemlich beste- het. 4. Die mitangehängte Distinction/ daß jetztgedachte beförderung zur seligkeit und zur gerechtigkeit nicht meritorie, sondern ratione fidei consecutorie, von der nachfolge des le- bens Christi zugewarten/ annulliret eines theils die vorige opposition/ alldieweil die nachfolge des satans zur ungerechtigkeit füh- ret/ und verdammet/ nicht consecutorie, son- dern meritorie, und so müste vi oppositionis, wann sie gültig wäre/ folgen/ daß auch meri- torie die nachfolge des lebens Christi zur ge- rechtigkeit führen/ und zur seligkeit beför- dern könne/ welches je unrecht und ungereimt. Andern theils statuiret sie ad minimum aliquem justificandi et salvandi modum, an der nachfol- ge des HErrn und an guten wercken/ weil solches vermeynentlich consecutorie geschehen soll; da doch die guten wercke nullo modo und auff keinerley art und weise jemand zur gerech- tigkeit und seligkeit können beförderlich seyn/ weil inter fidem et opera in hoc passu eine perpe- tua oppositio in der heiligen schrifft verspüret wird/ und die kirche singet: Es ist das heil uns kommen her auß lauter gnad und güte/ die wercke helffen nimmermehr/ sie mögen nicht behüten. So gestehet auch gegentheil selbst/ daß sie Pannus menstruatae und unvollkommen sind. Eben darum können sie nicht zur gerech- tigkeit führen/ noch die seligkeit befördern/ 5. Daß sie nöthig seyn/ ist wahr/ aber weder zur gerechtigkeit noch zur seeligkeit. Daß sie auff und aus dem glauben folgen müssen/ ist auch wahr/ aber deswegen befördern sie uns nicht zur gerechtigkeit und zur seligkeit/ con- juncta sunt cum fide bona opera, sed cum eanon operantur in negotium salutis. 6. Daß dahin
die
A. K. H. Vierter Theil. G g g g 2
Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch]
diger/ die frage nicht dahin verſtanden/ ob die guten wercke einen Menſchen fuͤr Gott gerecht und ſelig machten/ ſondern ſchlecht dahin/ ob noͤthig/ daß ein Menſch/ der e- wig ſelig werden wolte/ rechte wahre buſſe muſte thun/ und ſich der guten wercke befleiſ- ſigen? Daher ich dann auch/ damit man je nicht vermeynen moͤchte/ daß ich den guten wercken/ ſo da ſind als ein pannus menſtrua- tæ, und ſehr unvollkommen/ die ſeligkeit zu- ſchreibe/ dabey gefuͤget/ daß ſolches dennoch nicht meritoriè, ſondern conſecutoriè beſche- hen und verſtanden werden muͤſſe. Das iſt/ daß ſie der juſtification, ſo durch den glauben ge- ſchicht/ muͤſſen folgen/ alſo daß ein recht- ſchaffener Chriſt mit dem Propheten David und Eſaia muͤſſe vom boͤſen ablaſſen und das gute thun/ Pſalm 34. Eſai. 1. Allermaſſen als auch HErꝛ D. Joh. Gerhard. in Sch. Pietat. lehret/ daß die buſſe| die gerechtigkeit giebet/ per Luc. cap. 18. wie auch ewi- ges heil und ſeeligkeit/ Act. 11. Daher ein Chriſt ſich auch nothwendig muͤſſe uͤben in der wahren reue/ und in der creutzigung ſeines fleiſches/ in verleugnung ſeiner ſelbſt/ und in der nachfolge Chriſti; wie ſolches gar herꝛlich er/ der HErꝛ D. Gerhard/ in unter- ſchiedenen Capiteln außfuͤhret.
Replica D. Waltheri.
1. Daß die Phraſis: Die nachfolge des lebens Chriſti/ und die guten wercke be- foͤdern uns zur gerechtigkeit fuͤr Gott/ und zur ſeligkeit/ nicht allein in heiliger ſchrifft nirgend ſtehe/ ſondern derſelben auch ſchnur- ſtracks zuwider lauffe/ iſt in unſern reinen Lutheriſchen kirchen auſſer allen zweiffel geſetzet; und deswegen unnoͤthig all- hier zu wiederholen/ was zur hintertrei- bung dieſes kraͤfftigen irꝛthums ſon- ſten weitlaͤufftig produciret wird. 2. Der Oppoſition ſchluß: So die nachfolge des ſatans zur ungerechtigkeit fuͤhret/ und an unſerer ſeligkeit ſchaͤdlich iſt/ ſo muß die nachfolge des heil. lebens Chriſti zur gerechtigkeit fuͤhren/ und zur ſeligkeit be- foͤrderlich ſeyn/ iſt das alte verlegene argu- ment der Papiſten: Si mala opera damnant; Ergo bona ſalvant: deſſen ſich nun auch un- terſchiedliche andere ketzer zu ihrem vor- theil gebrauchen/ und iſt auch denen Stu- dioſis Theologiæ bekant/ was man darauff antworten muͤſſe. 3. Matth. 11. verſ. 29. ſtehet der befehl des HErꝛn: Nehmet auff euch mein joch/ und lernet von mir/ dann ich bin ſanfftmuͤthig und von hertzen de- muͤthig/ ſo werdet ihr ruhe finden vor eu- re ſeele; darauß wird nicht behauptet/ daß die nachfolge Chriſti und die guten wercke koͤnnen befoͤrderlich ſeyn zur ge- rechtigkeit fuͤr Gott/ und zur ſeligkeit; dann zu geſchweigen/ daß etliche ſolch joch außlegen von der lehr und von dem evangelio des HErꝛn/ welches freylich eine krafft Gottes iſt ſelig zu machen alle/ die daran glauben/ Roͤm. 1. da es doch am eigentlichſten/ wie auß allen umſtaͤnden erſcheinet/ von dem joch des creutzes verſtanden werden muß: ſo [Spaltenumbruch]
hindert es unſere geſunde lehre weniger als nichts/ wann man es gleich mit annimmet von dem joch des neuen gehorſams der wi- dergebohrnen/ daß ſie geſinnet ſeyn ſollen/ gleich wie Jeſus Chriſtus auch war/ Phil. 2. welcher ihnen mit ſeinem heiligen leben ein fuͤrbild gelaſſen/ daß ſie nachfolgen ſol- len ſeinen fußſtapffen/ 1. Pet. 2. Sinte- mahl das ruhe-finden fuͤr die ſeele eine geiſt- liche und ewige verheiſſung iſt/ die denen/ ſo fleiſſig ſind in guten wercken/ nicht gege- ben worden/ als wuͤrden ſie derer theilhaff- tig/ wegen ſolcher ihrer wercke; dann de- nen nach ſind ſie allein diſcipuli, und lernen nur von ihrem HErꝛn und Meiſter ſanfft- muͤthig und von hertzen demuͤthig ſeyn/ und werden auff dieſer welt darinnen nimmer- mehr vollkommen/ ſondern weil ſie glauben an ihren einigen Seligmacher/ in und an dem ſie durch den glauben ergreiffen ſowohl ſei- ne theuer-erworbene wohlthaten/ als ſein heiliges vollkommenes Leben. Dann der gantze Chriſtus iſt ihr mit allem ſeinem thun und leiden/ daß ſie ſich ruͤhmen koͤnnen mit Paulo: Jch vermag alles durch den/ der mich kraͤfftig machet/ welcher iſt Chri- ſtus/ Philipp. 4 Drum kan und mag daher nimmermehr erhalten werden/ daß ſolche ruhe- findung und erquickung/ wie ſie vorher ge- nennet wird/ ſolte der nachfolge des HErꝛn dergeſtalt beygemeſſen werden/ daß uns ſol- che koͤnte befoͤrderlich ſeyn zur gerechtigkeit fuͤr Gott und zur ſeligkeit/ darinnen beyder- ſeits die ruhe unſerer ſeelen fuͤrnemlich beſte- het. 4. Die mitangehaͤngte Diſtinction/ daß jetztgedachte befoͤrderung zur ſeligkeit und zur gerechtigkeit nicht meritoriè, ſondern ratione fidei conſecutoriè, von der nachfolge des le- bens Chriſti zugewarten/ annulliret eines theils die vorige oppoſition/ alldieweil die nachfolge des ſatans zur ungerechtigkeit fuͤh- ret/ und verdammet/ nicht conſecutoriè, ſon- dern meritoriè, und ſo muͤſte vi oppoſitionis, wann ſie guͤltig waͤre/ folgen/ daß auch meri- toriè die nachfolge des lebens Chriſti zur ge- rechtigkeit fuͤhren/ und zur ſeligkeit befoͤr- dern koͤnne/ welches je unrecht und ungereimt. Andern theils ſtatuiret ſie ad minimum aliquem juſtificandi et ſalvandi modum, an der nachfol- ge des HErꝛn und an guten wercken/ weil ſolches vermeynentlich conſecutoriè geſchehen ſoll; da doch die guten wercke nullo modo und auff keinerley art und weiſe jemand zur gerech- tigkeit und ſeligkeit koͤnnen befoͤrderlich ſeyn/ weil inter fidem et opera in hoc paſſu eine perpe- tua oppoſitio in der heiligen ſchrifft verſpuͤret wird/ und die kirche ſinget: Es iſt das heil uns kommen her auß lauter gnad und guͤte/ die wercke helffen nimmermehr/ ſie moͤgen nicht behuͤten. So geſtehet auch gegentheil ſelbſt/ daß ſie Pannus menſtruatæ und unvollkommen ſind. Eben darum koͤnnen ſie nicht zur gerech- tigkeit fuͤhren/ noch die ſeligkeit befoͤrdern/ 5. Daß ſie noͤthig ſeyn/ iſt wahr/ aber weder zur gerechtigkeit noch zur ſeeligkeit. Daß ſie auff und aus dem glauben folgen muͤſſen/ iſt auch wahr/ aber deswegen befoͤrdern ſie uns nicht zur gerechtigkeit und zur ſeligkeit/ con- juncta ſunt cum fide bona opera, ſed cum eânon operantur in negotium ſalutis. 6. Daß dahin
die
A. K. H. Vierter Theil. G g g g 2
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[603/0911]
Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
diger/ die frage nicht dahin verſtanden/ ob
die guten wercke einen Menſchen fuͤr Gott
gerecht und ſelig machten/ ſondern ſchlecht
dahin/ ob noͤthig/ daß ein Menſch/ der e-
wig ſelig werden wolte/ rechte wahre buſſe
muſte thun/ und ſich der guten wercke befleiſ-
ſigen? Daher ich dann auch/ damit man je
nicht vermeynen moͤchte/ daß ich den guten
wercken/ ſo da ſind als ein pannus menſtrua-
tæ, und ſehr unvollkommen/ die ſeligkeit zu-
ſchreibe/ dabey gefuͤget/ daß ſolches dennoch
nicht meritoriè, ſondern conſecutoriè beſche-
hen und verſtanden werden muͤſſe. Das iſt/
daß ſie der juſtification, ſo durch den glauben ge-
ſchicht/ muͤſſen folgen/ alſo daß ein recht-
ſchaffener Chriſt mit dem Propheten David
und Eſaia muͤſſe vom boͤſen ablaſſen und das
gute thun/ Pſalm 34. Eſai. 1. Allermaſſen
als auch HErꝛ D. Joh. Gerhard. in Sch.
Pietat. lehret/ daß die buſſe| die gerechtigkeit
giebet/ per Luc. cap. 18. wie auch ewi-
ges heil und ſeeligkeit/ Act. 11. Daher ein
Chriſt ſich auch nothwendig muͤſſe uͤben in
der wahren reue/ und in der creutzigung
ſeines fleiſches/ in verleugnung ſeiner ſelbſt/
und in der nachfolge Chriſti; wie ſolches gar
herꝛlich er/ der HErꝛ D. Gerhard/ in unter-
ſchiedenen Capiteln außfuͤhret.
Replica D. Waltheri.
1. Daß die Phraſis: Die nachfolge des
lebens Chriſti/ und die guten wercke be-
foͤdern uns zur gerechtigkeit fuͤr Gott/ und
zur ſeligkeit/ nicht allein in heiliger ſchrifft
nirgend ſtehe/ ſondern derſelben auch ſchnur-
ſtracks zuwider lauffe/ iſt in unſern reinen
Lutheriſchen kirchen auſſer allen zweiffel
geſetzet; und deswegen unnoͤthig all-
hier zu wiederholen/ was zur hintertrei-
bung dieſes kraͤfftigen irꝛthums ſon-
ſten weitlaͤufftig produciret wird. 2. Der
Oppoſition ſchluß: So die nachfolge des
ſatans zur ungerechtigkeit fuͤhret/ und
an unſerer ſeligkeit ſchaͤdlich iſt/ ſo muß
die nachfolge des heil. lebens Chriſti zur
gerechtigkeit fuͤhren/ und zur ſeligkeit be-
foͤrderlich ſeyn/ iſt das alte verlegene argu-
ment der Papiſten: Si mala opera damnant;
Ergo bona ſalvant: deſſen ſich nun auch un-
terſchiedliche andere ketzer zu ihrem vor-
theil gebrauchen/ und iſt auch denen Stu-
dioſis Theologiæ bekant/ was man darauff
antworten muͤſſe. 3. Matth. 11. verſ. 29.
ſtehet der befehl des HErꝛn: Nehmet auff
euch mein joch/ und lernet von mir/ dann
ich bin ſanfftmuͤthig und von hertzen de-
muͤthig/ ſo werdet ihr ruhe finden vor eu-
re ſeele; darauß wird nicht behauptet/
daß die nachfolge Chriſti und die guten
wercke koͤnnen befoͤrderlich ſeyn zur ge-
rechtigkeit fuͤr Gott/ und zur ſeligkeit;
dann zu geſchweigen/ daß etliche ſolch
joch außlegen von der lehr und von
dem evangelio des HErꝛn/ welches freylich
eine krafft Gottes iſt ſelig zu machen
alle/ die daran glauben/ Roͤm. 1. da
es doch am eigentlichſten/ wie auß allen
umſtaͤnden erſcheinet/ von dem joch des
creutzes verſtanden werden muß: ſo
hindert es unſere geſunde lehre weniger als
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von dem joch des neuen gehorſams der wi-
dergebohrnen/ daß ſie geſinnet ſeyn ſollen/
gleich wie Jeſus Chriſtus auch war/ Phil.
2. welcher ihnen mit ſeinem heiligen leben
ein fuͤrbild gelaſſen/ daß ſie nachfolgen ſol-
len ſeinen fußſtapffen/ 1. Pet. 2. Sinte-
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liche und ewige verheiſſung iſt/ die denen/
ſo fleiſſig ſind in guten wercken/ nicht gege-
ben worden/ als wuͤrden ſie derer theilhaff-
tig/ wegen ſolcher ihrer wercke; dann de-
nen nach ſind ſie allein diſcipuli, und lernen
nur von ihrem HErꝛn und Meiſter ſanfft-
muͤthig und von hertzen demuͤthig ſeyn/ und
werden auff dieſer welt darinnen nimmer-
mehr vollkommen/ ſondern weil ſie glauben
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ſie durch den glauben ergreiffen ſowohl ſei-
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gantze Chriſtus iſt ihr mit allem ſeinem thun
und leiden/ daß ſie ſich ruͤhmen koͤnnen mit
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ſtus/ Philipp. 4 Drum kan und mag daher
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findung und erquickung/ wie ſie vorher ge-
nennet wird/ ſolte der nachfolge des HErꝛn
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che koͤnte befoͤrderlich ſeyn zur gerechtigkeit
fuͤr Gott und zur ſeligkeit/ darinnen beyder-
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het. 4. Die mitangehaͤngte Diſtinction/ daß
jetztgedachte befoͤrderung zur ſeligkeit und zur
gerechtigkeit nicht meritoriè, ſondern ratione
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bens Chriſti zugewarten/ annulliret eines
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nachfolge des ſatans zur ungerechtigkeit fuͤh-
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dern koͤnne/ welches je unrecht und ungereimt.
Andern theils ſtatuiret ſie ad minimum aliquem
juſtificandi et ſalvandi modum, an der nachfol-
ge des HErꝛn und an guten wercken/ weil
ſolches vermeynentlich conſecutoriè geſchehen
ſoll; da doch die guten wercke nullo modo und
auff keinerley art und weiſe jemand zur gerech-
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weil inter fidem et opera in hoc paſſu eine perpe-
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wird/ und die kirche ſinget: Es iſt das heil uns
kommen her auß lauter gnad und guͤte/ die
wercke helffen nimmermehr/ ſie moͤgen nicht
behuͤten. So geſtehet auch gegentheil ſelbſt/
daß ſie Pannus menſtruatæ und unvollkommen
ſind. Eben darum koͤnnen ſie nicht zur gerech-
tigkeit fuͤhren/ noch die ſeligkeit befoͤrdern/
5. Daß ſie noͤthig ſeyn/ iſt wahr/ aber weder
zur gerechtigkeit noch zur ſeeligkeit. Daß ſie
auff und aus dem glauben folgen muͤſſen/ iſt
auch wahr/ aber deswegen befoͤrdern ſie uns
nicht zur gerechtigkeit und zur ſeligkeit/ con-
juncta ſunt cum fide bona opera, ſed cum eânon
operantur in negotium ſalutis. 6. Daß dahin
die
A. K. H. Vierter Theil. G g g g 2
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/911>, abgerufen am 25.04.2024.
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