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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] uns/ ein narrfür der welt; (a) und ein schüler
der weißheit/ so wird dein hertz stäts wacker wer-
den/ sie zu suchen/ und alsdann wirst du erst recht
deine thorheit erkennen/ und mit den albern weise
werden; (b) gedencke nicht ich bin ein grosser
Doctor, meister etc. Nein/ das ist alles von heuch-
lern/ und nicht von CHristo/ und wo du dich
nicht selbst erniedrigest (c) und für der welt ein
narr mit uns wirst/ so wirstu nimmermehr zu ehren
kommen/ du solt nicht meinen/ daß wir dich un-
terweisen; nein/ nur einer ist unser einiger Meister
und HErr/ (d) der will uns alle unterweisen/
den rechten weg zur ewigkeit in GOtt/ und er ist
auch eben selbst der weg die wahrheit und das
leben; (e) in seiner empfängnis und geburth/
durch welche wir vom alten Adam müssen wieder
umkehren und kinder werden/ sonst können wir nicht
ins himmelreich kommen: Also in seinem le-
ben/ leiden/ etc. dem sollen und wollen wir nach-
folgen; (f) Er achtet nicht auff daß/ was mensch-
lich ist/ sondern auff das/ was Göttlich ist. (g)
Darum laß die grosse thorheit fahren/ mit allem
deinem schmuck damit du dich bißher zierest/ dann
CHristus wird dich am jenen tage/ wann wir
nun alle müssen rechenschafft geben/ nicht fragen/
ob du seyst einiger secte zugethan gewesen/ wie
viel glaubens-articul du gehabt/ was du von ei-
nem jeglichem für meinung gehabt/ wie du habest
studieret und profitiret/ gelehret und geprediget/
wie fleißig du zur predigt etc. gegangen seyst etc.
nein/ der Modus und weise des gerichts ist dir
schon deutlich und Deutsch gnug vorgeschrieben/
von CHristo selbsten nemlich die wercke der liebe
werden uns richten/ (h) beydes zur seligkeit und
verdammniß; und das ist wahr und wahrhafftig
gnug/ CHristus wird dich da nicht fragen was
du von ihm geglaubet hast/ oder welcher secte dein
sinn gewesen sey? Nein/ dann das wissen er-
käntniß/ und weißheit des buchstabens machet
nicht selig/ eben gleich wie auch das unwissen des
äussern buchstabens und äussern menschens nicht
verdammet/ dannenhero richten wir niemand
nach dem wissen und unwissen/ zur seligkeit oder
verdammniß/ nemlich unter denen/ welche kinder
seyn der liebe/ die andern aber richten sich selbst/
und nicht wir/ es sey nach dem wissen/ oder unwis-
sen/ dann wir richten niemand/ (i) der HErr
aber ists/ der uns alle richtet/ welcher nun kommt
mit seinem gerichte/ von welchem wir einmüthig-
lich bitten gnade und barmhertzigkeit/ und daß er
nicht mit uns ins gerichte geben wolle/ (k) sonst
wären wir alle verlohren. Er wolle uns aber ge-
ben den geist des gerichts/ daß wir uns durch den-
selben unter einander selbst richten/ ermahnen und
straffen mögen/ in der liebe als die lieben kinder/ so
lange es noch heute heisset/ (l) auff daß wir nicht
mit der welt verdammet (m) sondern durch seine
gnade/ in glauben/ hoffnung und liebe/ der war-
heit/ ewig gerecht und selig allesamt werden/ durch
JEsum CHristum Amen.

NUM. XIV.

Hamburgischer streit mit dem Ministerio.

Es ist im jahr 1663. zu Hamburg einiger streit
entstanden zwischen dem gesammten Ministerio da-
[Spaltenumbruch] selbst und etlichen Studiosis, namens M. Theo-
doro Volschio, Stephano
Döhren/ und Joh.
Chrstiophoro
Holtzhausen/ indem diese Studi-
osi
aus trieb ihres gewissens/ wie sie bezeugt ge-
habt/ die Prediger ihrer pflicht und nöthigen fleis-
sigern sorgfalt in ihrem schweren amte mündlich
und schrifftlich/ wiewol sehr bescheidentlich und de-
müthig erinnert gehabt. Weil aber dieses die
Prediger sehr verdrossen/ die es vor eine insolente
und frevelhaffte sache angenommen: so haben sie
diese Studiosos bey dem Rath verklagt/ und sich
dahin bemühet/ daß sie nicht allein stille schweigen/
sondern auch Holtzhausen und Döhren die
stadt räumen sollen/ ungeacht dieselben unter-
schiedliche Responsa auswärtiger Theologen vor
sich gehabt/ welche ihre sache gut geheissen. Da
mir nun die Acta solcher sache zu handen kommen/
und darinn viel merck würdige puncte mit vorkom-
men/ die den zustand der Lutherischen/ und sonder-
lich derer Niedersächische kirchen um selbige zeit sehr
erläutern können so will selbige von wort zu wort
treulich allhier vorlegen und dem gescheiden leser
den ausschlag überlassen.

Erstlich stehet das schreiben derer Studiosorum
an die Consistoriales in Hamburg/ welches also
lautet:

Jm namen JEsu Christi!
Wohl-Ehrwürdige/ Wohlgelahrte
Herren
Consistoriales:

Nächst demüthiger vergewisserung unserer schul-
gen liebe/ treu und gehorsams in Christo/ wün-
schen wir E. Ehrw. aus aufrichtigem hertze/ gnade
und friede von Gott unserm Vater und unserm
HErrn Jesu Christo.
Wo die zum H. volck
GOTTes beruffene menschen fast ins gemein/
etliche gar wenige ausgenommen/ theils in gro-
ber unwissenheit und unverstand ihrer selbst/ ih-
res GOTTes/ seines willens/ seines Evangelii
von Christo/ seiner person und ampt/ und wie
man sich solche in einfalt zu nutz machen soll/
stecken/ auch nicht darnach trachten oder zu wis-
sen begehren/ was GOttgefällig sey oder nicht/
theils aber/ so sie ja etwas darvon wissen/ noch
dannoch die lebendige quelle Christum und sein
wort verlassen/ einen eckel an solchem heiligen
Manna haben/ dasselbe nicht mit andachtlisen/
fleißig betrachten/ nachdencken/ oder mit ihrem
hertzen darinn zu ruhen und lust zu suchen trach-
ten/ sondern ihnen hie und da ausgehauene/
löcherichte/ wasserlose brunnen graben/ in grosser
ehr und reputation, in reichthum und in wollü-
sten des fleisches ihre ruhe suchen/ und darnach am
meisten trachten und gedencken/ was zur bauch-
sorge und ehrgeitz gehöret/ die Gottesfurcht unter-
dessen aus den augen setzen/ GOttes wort und
nachdenckliche Sprüche der Bibel gering schä-
tzen/ in den wind schlagen/ sich wenig drum be-
kümmern/ ob etwas von GOTT verboten
sey oder nicht/ weder GOttes freundliche lockung
noch ernstliche dräuung sich wollen zuhertzen ge-
hen lassen/ frech/ sicher und vermessen ihre lü-
ste und begierde herrschen lassen/ den Geist
GOTTes sich nicht wollen straffen lassen/ son-
dern die jenigen/ so ihnen zu allem guten ra-
then wolten/ hassen/ neiden/ fluchen/ schelten/ mur-
ren/ darwieder wüten und toben/ ja sich rüh-
men ihres muthwillens/ sauffens/ fressens/
leichtfertigkeit/ ihres betrugs und schindens; auch
sich nicht durch zeichen am himmel/ im meer und
lufft/ auf erden wollen zur busse erweichen las-

sen/
(a) 1. Cor. c. 3. v. 18. 20.
(b) Prov. c. 1. v. 20.
33.
(c) Matth. c. 23. v. 12.
(d) Ibid. v. 1. 10.
(e) Joh. c. 4. v. 6.
(f) Matth. c. 18. v. 2. 4.
(g) Luc. c. 14. v. 26. 27.
(h) Matth. c. 25. v.
31. 40.
(i) Joh. c. 8. v. 15. 1. Cor. c. 4. v. 4. 5.
(k) Ps. 43. v. 2.
(l) Ps. 95. v. 8. Ebr. c. 3. v. 7.
8.
(m) 1. Cor. c. 11. v. 31. 32.

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher ſtreit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] uns/ ein narꝛfuͤr der welt; (a) und ein ſchuͤler
der weißheit/ ſo wird dein hertz ſtaͤts wacker wer-
den/ ſie zu ſuchen/ und alsdann wirſt du erſt recht
deine thorheit erkennen/ und mit den albern weiſe
werden; (b) gedencke nicht ich bin ein groſſer
Doctor, meiſter ꝛc. Nein/ das iſt alles von heuch-
lern/ und nicht von CHriſto/ und wo du dich
nicht ſelbſt erniedrigeſt (c) und fuͤr der welt ein
narꝛ mit uns wirſt/ ſo wirſtu nimmermehr zu ehren
kommen/ du ſolt nicht meinen/ daß wir dich un-
terweiſen; nein/ nur einer iſt unſer einiger Meiſter
und HErꝛ/ (d) der will uns alle unterweiſen/
den rechten weg zur ewigkeit in GOtt/ und er iſt
auch eben ſelbſt der weg die wahrheit und das
leben; (e) in ſeiner empfaͤngnis und geburth/
durch welche wir vom alten Adam muͤſſen wieder
umkehren uñ kinder werden/ ſonſt koͤnnen wir nicht
ins himmelreich kommen: Alſo in ſeinem le-
ben/ leiden/ ꝛc. dem ſollen und wollen wir nach-
folgen; (f) Er achtet nicht auff daß/ was menſch-
lich iſt/ ſondern auff das/ was Goͤttlich iſt. (g)
Darum laß die groſſe thorheit fahren/ mit allem
deinem ſchmuck damit du dich bißher ziereſt/ dann
CHriſtus wird dich am jenen tage/ wann wir
nun alle muͤſſen rechenſchafft geben/ nicht fragen/
ob du ſeyſt einiger ſecte zugethan geweſen/ wie
viel glaubens-articul du gehabt/ was du von ei-
nem jeglichem fuͤr meinung gehabt/ wie du habeſt
ſtudieret und profitiret/ gelehret und geprediget/
wie fleißig du zur predigt ꝛc. gegangen ſeyſt ꝛc.
nein/ der Modus und weiſe des gerichts iſt dir
ſchon deutlich und Deutſch gnug vorgeſchrieben/
von CHriſto ſelbſten nemlich die wercke der liebe
werden uns richten/ (h) beydes zur ſeligkeit und
verdammniß; und das iſt wahr und wahrhafftig
gnug/ CHriſtus wird dich da nicht fragen was
du von ihm geglaubet haſt/ oder welcher ſecte dein
ſinn geweſen ſey? Nein/ dann das wiſſen er-
kaͤntniß/ und weißheit des buchſtabens machet
nicht ſelig/ eben gleich wie auch das unwiſſen des
aͤuſſern buchſtabens und aͤuſſern menſchens nicht
verdammet/ dannenhero richten wir niemand
nach dem wiſſen und unwiſſen/ zur ſeligkeit oder
verdammniß/ nemlich unter denen/ welche kinder
ſeyn der liebe/ die andern aber richten ſich ſelbſt/
und nicht wir/ es ſey nach dem wiſſen/ oder unwiſ-
ſen/ dann wir richten niemand/ (i) der HErr
aber iſts/ der uns alle richtet/ welcher nun kommt
mit ſeinem gerichte/ von welchem wir einmuͤthig-
lich bitten gnade und barmhertzigkeit/ und daß er
nicht mit uns ins gerichte geben wolle/ (k) ſonſt
waͤren wir alle verlohren. Er wolle uns aber ge-
ben den geiſt des gerichts/ daß wir uns durch den-
ſelben unter einander ſelbſt richten/ ermahnen und
ſtraffen moͤgen/ in der liebe als die lieben kinder/ ſo
lange es noch heute heiſſet/ (l) auff daß wir nicht
mit der welt verdammet (m) ſondern durch ſeine
gnade/ in glauben/ hoffnung und liebe/ der war-
heit/ ewig gerecht und ſelig alleſamt werden/ durch
JEſum CHriſtum Amen.

NUM. XIV.

Hamburgiſcher ſtreit mit dem Miniſterio.

Es iſt im jahr 1663. zu Hamburg einiger ſtreit
entſtanden zwiſchen dem geſam̃ten Miniſterio da-
[Spaltenumbruch] ſelbſt und etlichen Studioſis, namens M. Theo-
doro Volſchio, Stephano
Doͤhren/ und Joh.
Chrſtiophoro
Holtzhauſen/ indem dieſe Studi-
oſi
aus trieb ihres gewiſſens/ wie ſie bezeugt ge-
habt/ die Prediger ihrer pflicht und noͤthigen fleiſ-
ſigern ſorgfalt in ihrem ſchweren amte muͤndlich
und ſchrifftlich/ wiewol ſehr beſcheidentlich und de-
muͤthig erinnert gehabt. Weil aber dieſes die
Prediger ſehr verdroſſen/ die es vor eine inſolente
und frevelhaffte ſache angenommen: ſo haben ſie
dieſe Studioſos bey dem Rath verklagt/ und ſich
dahin bemuͤhet/ daß ſie nicht allein ſtille ſchweigen/
ſondern auch Holtzhauſen und Doͤhren die
ſtadt raͤumen ſollen/ ungeacht dieſelben unter-
ſchiedliche Reſponſa auswaͤrtiger Theologen vor
ſich gehabt/ welche ihre ſache gut geheiſſen. Da
mir nun die Acta ſolcher ſache zu handen kommen/
und darinn viel merck wuͤrdige puncte mit vorkom-
men/ die den zuſtand der Lutheriſchen/ und ſonder-
lich deꝛeꝛ Niedeꝛſaͤchiſchē kirchen um ſelbige zeit ſehr
erlaͤutern koͤnnen ſo will ſelbige von wort zu wort
treulich allhier vorlegen und dem geſcheiden leſer
den ausſchlag uͤberlaſſen.

Erſtlich ſtehet das ſchreiben derer Studioſorum
an die Conſiſtoriales in Hamburg/ welches alſo
lautet:

Jm namen JEſu Chriſti!
Wohl-Ehrwuͤrdige/ Wohlgelahrte
Herren
Conſiſtoriales:

Naͤchſt demuͤthiger vergewiſſerung unſerer ſchul-
gen liebe/ treu und gehorſams in Chriſto/ wuͤn-
ſchen wir E. Ehrw. aus aufrichtigem hertzē/ gnade
und friede von Gott unſerm Vater uñ unſerm
HErrn Jeſu Chriſto.
Wo die zum H. volck
GOTTes beruffene menſchen faſt ins gemein/
etliche gar wenige ausgenommen/ theils in gro-
ber unwiſſenheit und unverſtand ihrer ſelbſt/ ih-
res GOTTes/ ſeines willens/ ſeines Evangelii
von Chriſto/ ſeiner perſon und ampt/ und wie
man ſich ſolche in einfalt zu nutz machen ſoll/
ſtecken/ auch nicht darnach trachten oder zu wiſ-
ſen begehren/ was GOttgefaͤllig ſey oder nicht/
theils aber/ ſo ſie ja etwas darvon wiſſen/ noch
dannoch die lebendige quelle Chriſtum und ſein
wort verlaſſen/ einen eckel an ſolchem heiligen
Manna haben/ daſſelbe nicht mit andachtliſen/
fleißig betrachten/ nachdencken/ oder mit ihrem
hertzen darinn zu ruhen und luſt zu ſuchen trach-
ten/ ſondern ihnen hie und da ausgehauene/
loͤcherichte/ waſſerloſe brunnen graben/ in groſſer
ehr und reputation, in reichthum und in wolluͤ-
ſten des fleiſches ihre ruhe ſuchen/ und darnach am
meiſten trachten und gedencken/ was zur bauch-
ſorge und ehrgeitz gehoͤret/ die Gottesfurcht unter-
deſſen aus den augen ſetzen/ GOttes wort und
nachdenckliche Spruͤche der Bibel gering ſchaͤ-
tzen/ in den wind ſchlagen/ ſich wenig drum be-
kuͤmmern/ ob etwas von GOTT verboten
ſey oder nicht/ weder GOttes freundliche lockung
noch ernſtliche draͤuung ſich wollen zuhertzen ge-
hen laſſen/ frech/ ſicher und vermeſſen ihre luͤ-
ſte und begierde herrſchen laſſen/ den Geiſt
GOTTes ſich nicht wollen ſtraffen laſſen/ ſon-
dern die jenigen/ ſo ihnen zu allem guten ra-
then wolten/ haſſen/ neiden/ fluchen/ ſchelten/ mur-
ren/ darwieder wuͤten und toben/ ja ſich ruͤh-
men ihres muthwillens/ ſauffens/ freſſens/
leichtfertigkeit/ ihres betrugs und ſchindens; auch
ſich nicht durch zeichen am himmel/ im meer und
lufft/ auf erden wollen zur buſſe erweichen laſ-

ſen/
(a) 1. Cor. c. 3. v. 18. 20.
(b) Prov. c. 1. v. 20.
33.
(c) Matth. c. 23. v. 12.
(d) Ibid. v. 1. 10.
(e) Joh. c. 4. v. 6.
(f) Matth. c. 18. v. 2. 4.
(g) Luc. c. 14. v. 26. 27.
(h) Matth. c. 25. v.
31. 40.
(i) Joh. c. 8. v. 15. 1. Cor. c. 4. v. 4. 5.
(k) Pſ. 43. v. 2.
(l) Pſ. 95. v. 8. Ebr. c. 3. v. 7.
8.
(m) 1. Cor. c. 11. v. 31. 32.
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[652/0960] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher ſtreit mit dem Miniſterio. uns/ ein narꝛfuͤr der welt; (a) und ein ſchuͤler der weißheit/ ſo wird dein hertz ſtaͤts wacker wer- den/ ſie zu ſuchen/ und alsdann wirſt du erſt recht deine thorheit erkennen/ und mit den albern weiſe werden; (b) gedencke nicht ich bin ein groſſer Doctor, meiſter ꝛc. Nein/ das iſt alles von heuch- lern/ und nicht von CHriſto/ und wo du dich nicht ſelbſt erniedrigeſt (c) und fuͤr der welt ein narꝛ mit uns wirſt/ ſo wirſtu nimmermehr zu ehren kommen/ du ſolt nicht meinen/ daß wir dich un- terweiſen; nein/ nur einer iſt unſer einiger Meiſter und HErꝛ/ (d) der will uns alle unterweiſen/ den rechten weg zur ewigkeit in GOtt/ und er iſt auch eben ſelbſt der weg die wahrheit und das leben; (e) in ſeiner empfaͤngnis und geburth/ durch welche wir vom alten Adam muͤſſen wieder umkehren uñ kinder werden/ ſonſt koͤnnen wir nicht ins himmelreich kommen: Alſo in ſeinem le- ben/ leiden/ ꝛc. dem ſollen und wollen wir nach- folgen; (f) Er achtet nicht auff daß/ was menſch- lich iſt/ ſondern auff das/ was Goͤttlich iſt. (g) Darum laß die groſſe thorheit fahren/ mit allem deinem ſchmuck damit du dich bißher ziereſt/ dann CHriſtus wird dich am jenen tage/ wann wir nun alle muͤſſen rechenſchafft geben/ nicht fragen/ ob du ſeyſt einiger ſecte zugethan geweſen/ wie viel glaubens-articul du gehabt/ was du von ei- nem jeglichem fuͤr meinung gehabt/ wie du habeſt ſtudieret und profitiret/ gelehret und geprediget/ wie fleißig du zur predigt ꝛc. gegangen ſeyſt ꝛc. nein/ der Modus und weiſe des gerichts iſt dir ſchon deutlich und Deutſch gnug vorgeſchrieben/ von CHriſto ſelbſten nemlich die wercke der liebe werden uns richten/ (h) beydes zur ſeligkeit und verdammniß; und das iſt wahr und wahrhafftig gnug/ CHriſtus wird dich da nicht fragen was du von ihm geglaubet haſt/ oder welcher ſecte dein ſinn geweſen ſey? Nein/ dann das wiſſen er- kaͤntniß/ und weißheit des buchſtabens machet nicht ſelig/ eben gleich wie auch das unwiſſen des aͤuſſern buchſtabens und aͤuſſern menſchens nicht verdammet/ dannenhero richten wir niemand nach dem wiſſen und unwiſſen/ zur ſeligkeit oder verdammniß/ nemlich unter denen/ welche kinder ſeyn der liebe/ die andern aber richten ſich ſelbſt/ und nicht wir/ es ſey nach dem wiſſen/ oder unwiſ- ſen/ dann wir richten niemand/ (i) der HErr aber iſts/ der uns alle richtet/ welcher nun kommt mit ſeinem gerichte/ von welchem wir einmuͤthig- lich bitten gnade und barmhertzigkeit/ und daß er nicht mit uns ins gerichte geben wolle/ (k) ſonſt waͤren wir alle verlohren. Er wolle uns aber ge- ben den geiſt des gerichts/ daß wir uns durch den- ſelben unter einander ſelbſt richten/ ermahnen und ſtraffen moͤgen/ in der liebe als die lieben kinder/ ſo lange es noch heute heiſſet/ (l) auff daß wir nicht mit der welt verdammet (m) ſondern durch ſeine gnade/ in glauben/ hoffnung und liebe/ der war- heit/ ewig gerecht und ſelig alleſamt werden/ durch JEſum CHriſtum Amen. NUM. XIV. Hamburgiſcher ſtreit mit dem Miniſterio. Es iſt im jahr 1663. zu Hamburg einiger ſtreit entſtanden zwiſchen dem geſam̃ten Miniſterio da- ſelbſt und etlichen Studioſis, namens M. Theo- doro Volſchio, Stephano Doͤhren/ und Joh. Chrſtiophoro Holtzhauſen/ indem dieſe Studi- oſi aus trieb ihres gewiſſens/ wie ſie bezeugt ge- habt/ die Prediger ihrer pflicht und noͤthigen fleiſ- ſigern ſorgfalt in ihrem ſchweren amte muͤndlich und ſchrifftlich/ wiewol ſehr beſcheidentlich und de- muͤthig erinnert gehabt. Weil aber dieſes die Prediger ſehr verdroſſen/ die es vor eine inſolente und frevelhaffte ſache angenommen: ſo haben ſie dieſe Studioſos bey dem Rath verklagt/ und ſich dahin bemuͤhet/ daß ſie nicht allein ſtille ſchweigen/ ſondern auch Holtzhauſen und Doͤhren die ſtadt raͤumen ſollen/ ungeacht dieſelben unter- ſchiedliche Reſponſa auswaͤrtiger Theologen vor ſich gehabt/ welche ihre ſache gut geheiſſen. Da mir nun die Acta ſolcher ſache zu handen kommen/ und darinn viel merck wuͤrdige puncte mit vorkom- men/ die den zuſtand der Lutheriſchen/ und ſonder- lich deꝛeꝛ Niedeꝛſaͤchiſchē kirchen um ſelbige zeit ſehr erlaͤutern koͤnnen ſo will ſelbige von wort zu wort treulich allhier vorlegen und dem geſcheiden leſer den ausſchlag uͤberlaſſen. Erſtlich ſtehet das ſchreiben derer Studioſorum an die Conſiſtoriales in Hamburg/ welches alſo lautet: Jm namen JEſu Chriſti! Wohl-Ehrwuͤrdige/ Wohlgelahrte Herren Conſiſtoriales: Naͤchſt demuͤthiger vergewiſſerung unſerer ſchul- gen liebe/ treu und gehorſams in Chriſto/ wuͤn- ſchen wir E. Ehrw. aus aufrichtigem hertzē/ gnade und friede von Gott unſerm Vater uñ unſerm HErrn Jeſu Chriſto. Wo die zum H. volck GOTTes beruffene menſchen faſt ins gemein/ etliche gar wenige ausgenommen/ theils in gro- ber unwiſſenheit und unverſtand ihrer ſelbſt/ ih- res GOTTes/ ſeines willens/ ſeines Evangelii von Chriſto/ ſeiner perſon und ampt/ und wie man ſich ſolche in einfalt zu nutz machen ſoll/ ſtecken/ auch nicht darnach trachten oder zu wiſ- ſen begehren/ was GOttgefaͤllig ſey oder nicht/ theils aber/ ſo ſie ja etwas darvon wiſſen/ noch dannoch die lebendige quelle Chriſtum und ſein wort verlaſſen/ einen eckel an ſolchem heiligen Manna haben/ daſſelbe nicht mit andachtliſen/ fleißig betrachten/ nachdencken/ oder mit ihrem hertzen darinn zu ruhen und luſt zu ſuchen trach- ten/ ſondern ihnen hie und da ausgehauene/ loͤcherichte/ waſſerloſe brunnen graben/ in groſſer ehr und reputation, in reichthum und in wolluͤ- ſten des fleiſches ihre ruhe ſuchen/ und darnach am meiſten trachten und gedencken/ was zur bauch- ſorge und ehrgeitz gehoͤret/ die Gottesfurcht unter- deſſen aus den augen ſetzen/ GOttes wort und nachdenckliche Spruͤche der Bibel gering ſchaͤ- tzen/ in den wind ſchlagen/ ſich wenig drum be- kuͤmmern/ ob etwas von GOTT verboten ſey oder nicht/ weder GOttes freundliche lockung noch ernſtliche draͤuung ſich wollen zuhertzen ge- hen laſſen/ frech/ ſicher und vermeſſen ihre luͤ- ſte und begierde herrſchen laſſen/ den Geiſt GOTTes ſich nicht wollen ſtraffen laſſen/ ſon- dern die jenigen/ ſo ihnen zu allem guten ra- then wolten/ haſſen/ neiden/ fluchen/ ſchelten/ mur- ren/ darwieder wuͤten und toben/ ja ſich ruͤh- men ihres muthwillens/ ſauffens/ freſſens/ leichtfertigkeit/ ihres betrugs und ſchindens; auch ſich nicht durch zeichen am himmel/ im meer und lufft/ auf erden wollen zur buſſe erweichen laſ- ſen/ (a) 1. Cor. c. 3. v. 18. 20. (b) Prov. c. 1. v. 20. 33. (c) Matth. c. 23. v. 12. (d) Ibid. v. 1. 10. (e) Joh. c. 4. v. 6. (f) Matth. c. 18. v. 2. 4. (g) Luc. c. 14. v. 26. 27. (h) Matth. c. 25. v. 31. 40. (i) Joh. c. 8. v. 15. 1. Cor. c. 4. v. 4. 5. (k) Pſ. 43. v. 2. (l) Pſ. 95. v. 8. Ebr. c. 3. v. 7. 8. (m) 1. Cor. c. 11. v. 31. 32.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/960>, abgerufen am 28.03.2024.