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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und denen schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
"irrdische vernunfft-geist mir gesagt hatte/ daß
"ich GOttes gerechtigkeit unter seinem gebiet
"allbereit erfüllet und gnug gethan hätte/ auch
"gnug thun solte. Und weilen ich den einspre-
"cher in mir eine zeitlang nicht gehört hatte/
"meinte ich auch/ daß es wahr wäre/ was der
"vernunfft-geist mir gesagt hatte. Als aber
"der einsprechende geist GOttes gerechtigkeit
"von mir wesentlich im geiste begehrte/ und un-
"ter der verläugnung meine eigenschafft vor au-
"gen stellte/ da fiel meine seele in ohnmacht/ und
"konte nicht stehen bleiben/ noch auch ein wort
"sprechen/ weil GOttes gerechtigkeit nicht we-
"sentlich; durch die verläugnung ihr selbsten/
"bey ihr war.

"Diese ohnmacht bliebe meiner seelen lange
"zeit bey/ weil ich befand/ daß meine seele noch
"so ferne von GOttes wesentlicher gerechtig-
"keit im geiste war: und daß ich GOtt in sei-
"nem heiligen wesen noch so contrar oder wie-
"drig im leben war/ und nicht wuste/ wie ich
"zu GOttes wesentlicher gerechtigkeit im geiste/
"und zur ruhe meiner seelen kommen solte.

"15. Und muste in der ohnmacht mein selb-
"sten meine seele mit trauren und thränen mei-
"nes hertzens trösten/ weil sie sahe und empfan-
"de/ daß sie biß auff diese stunde in dem irrdi-
"schen wieder-wesen GOttes gelebt hatte.
"Welches leben ihr ein tod seyn solte nach er-
"heischung der verläugnung CHristi/ und des
"Gottseligen lebens. Und an dieser stätte sahe
"meine seele die verdammniß der höllen. Und
"war gantz in ohnmacht ihr selbsten/ dieweil sie
"keinen trost weder von GOtt/ noch von men-
"schen/ noch auch von ihrer vernunfft/ von
"dero sie sich zuvor liesse trösten/ fande/ und
"also bey ihr gedachte: Jst dann nun in zeit
"der noth kein Göttlicher trost für mich weder
"im himmel noch auff der erden übergeblieben/
"so muß ich in der höllen (das ist/ in der ewi-
"gen pein) begraben werden.

"Und diese pein/ die ich um meiner eigenen
"irrdischen gerechtigkeit in meiner seele muste
"leyden/ war mir viel tausendmal peinlicher/
"dann mir die pein war/ da ich aus der heidni-
"schen verwüstheit mit dem luste meines lebens
"scheiden muste. Zumahln die heidnische ver-
"wüstheit viel ehe zuverlassen ist/ dann die hei-
"ligkeit im fleische.

"Und als meine seele in dieser grossen pein
"der traurigkeit und trostlosigkeit darnieder
"lag/ so kam der einsprechende geist wieder
"zu mir/ und sprach meine betrübteseele in ih-
"rer pein an/ und sagte zu ihr: Lebst du oder
"bist du todt?

"16. Da sagte meine seele: Alle freude/
"die ich in meinem vernünfftlich-irrdi-
"schen leben; in der wüsten heiden-
"schafft/ und in meiner eigenen irrdi-
"schen gerechtigkeit/ zuhaben pflegte/
"ist in mir todt: Und ich sehe nun keine
"freude des lebens vor meinen augen.

"Da sagte der einsprecher zu meiner seele:
"hast du dann ein leben gehabt?

"Darauff meine seele sagte: O Herr! ich
"darff nicht sprechen; dieweil ich nicht
"weiß/ ob ich auch gelebt habe: Aber
"dentod fühle ich wol. Davonich nun
"wol reden und zeugen mag.

[Spaltenumbruch]

Worauff der einsprechende geist GOttes"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

sagte: was für ein tod ists doch/ dendu"
fühlest? Jsts der tod/ daß du deinen"
irrdischen begierden in ihrem eignen"
leben nicht gnug thun kanst? oder ists"
der tod/ durch die verläugnung dein"
selbst/ in deinem eignen leben/ oder"
ists der tod in GOttes leben?"

Darauff meine seele antwortete: Jch füh-"
le den tod des GOttseligen lebens sehr"
wol/ der mir durch die verdammniß"
wol bekant gemacht wird. Und der"
tod in meinem eignen leben hat mich"
auch ergriffen: und peiniget mich"
gnugsam/ also daß meine seele nicht"
ruhen kan. Und der tod im Göttlichen"
leben ist auch kräfftig in meiner seelen."

Darauff sagte der einsprechende gnädige"
geist GOttes/ daraus CHristus geboren ist:"
Das ist gut/ daß du das fühlest/ denn"
das kömmet dir aus der wahrheit/ weil"
du noch nie gelebt hast. Dann dein le-"
ben das du gelebt hast/ das hast du dir"
selber/ durch deine irrdische vernunfft/"
aus der wüsten Heydenschafft/ und"
darnach zu einer vermummten heilig-"
keit im fleische/ aus dem tode/ in deinen"
irrdischen lüsten angenommen. Dar-"
um ists allezeit mit dem tode bekleidet."
Also daß ihm der tod allezeit nachfol-"
gen muß."

17. Da sagte meine seele: Muß ich"
dann im tode zur höllen fahren/ so"
wolte ich wol/ daß ich niemals zu ei-"
nem menschen geboren wäre."

Da sagte der einsprechende geist: Das er-"
wehlende irrdische leben/ das dem to-"
de allezeit unterworffen ist/ muß sei-"
nen lohn allezeit vom tode empfan-"
gen. Und dieselbe seele/ die das irrdi-"
sche leben in eigenschafft angenommen"
hat/ muß auch vom tode gepeiniget"
werden. Und die pein muß so groß und"
noch grösser seyn denn das irrdische le-"
ben in seinen lüsten gewesen ist. Dann"
der Gottselige tod muß das irrdische"
verdammliche leben überwinden/ und"
wieder in dem tode/ daraus er ange-"
nommen ist/ zu sich nehmen."

Da sagte meine seele: Muß ich denn im"
tode bleiben?"

Darauff antwortete der einsprechende geist:"
Ja/ so viel lebens/ als du in deiner irr-"
dischen erwehlenden gerechtigkeit/ in"
den lüsten nach dem fleische gelebt hast/"
so viel todes must du in dem tode leiden/"
Obs auch schon wäre/ daß du dir den-"
selben tod aus blindheit zu einem leben"
annähmest/ und er wehletest/ so muß es"
doch vor GOtt ein tod erkant und em-"
pfunden werden. Und was vor GOtt"
eintod ist/ das muß vor dir auch ein tod"
werden."

Da sprach meine seele: O tod! ist dann"
kein GOtt des lebens für mich/ in wel-"
chen ich hoffen möge? so muß ich im"
tode bleiben."

Darauff sagte der einsprechende geist: Es"
ist kein GOtt des lebens für dich/ um in"

"dei-
A. K. H. Dritter Theil. D

und denen ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
„irꝛdiſche vernunfft-geiſt mir geſagt hatte/ daß
„ich GOttes gerechtigkeit unter ſeinem gebiet
„allbereit erfuͤllet und gnug gethan haͤtte/ auch
„gnug thun ſolte. Und weilen ich den einſpre-
„cher in mir eine zeitlang nicht gehoͤrt hatte/
„meinte ich auch/ daß es wahr waͤre/ was der
„vernunfft-geiſt mir geſagt hatte. Als aber
„der einſprechende geiſt GOttes gerechtigkeit
„von mir weſentlich im geiſte begehrte/ und un-
„ter der verlaͤugnung meine eigenſchafft vor au-
„gen ſtellte/ da fiel meine ſeele in ohnmacht/ und
„konte nicht ſtehen bleiben/ noch auch ein wort
„ſprechen/ weil GOttes gerechtigkeit nicht we-
„ſentlich; durch die verlaͤugnung ihr ſelbſten/
„bey ihr war.

„Dieſe ohnmacht bliebe meiner ſeelen lange
„zeit bey/ weil ich befand/ daß meine ſeele noch
„ſo ferne von GOttes weſentlicher gerechtig-
„keit im geiſte war: und daß ich GOtt in ſei-
„nem heiligen weſen noch ſo contrar oder wie-
„drig im leben war/ und nicht wuſte/ wie ich
„zu GOttes weſentlicher gerechtigkeit im geiſte/
„und zur ruhe meiner ſeelen kommen ſolte.

„15. Und muſte in der ohnmacht mein ſelb-
„ſten meine ſeele mit trauren und thraͤnen mei-
„nes hertzens troͤſten/ weil ſie ſahe und empfan-
„de/ daß ſie biß auff dieſe ſtunde in dem irꝛdi-
„ſchen wieder-weſen GOttes gelebt hatte.
„Welches leben ihr ein tod ſeyn ſolte nach er-
„heiſchung der verlaͤugnung CHriſti/ und des
„Gottſeligen lebens. Und an dieſer ſtaͤtte ſahe
„meine ſeele die verdammniß der hoͤllen. Und
„war gantz in ohnmacht ihr ſelbſten/ dieweil ſie
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„ſchen/ noch auch von ihrer vernunfft/ von
„dero ſie ſich zuvor lieſſe troͤſten/ fande/ und
„alſo bey ihr gedachte: Jſt dann nun in zeit
„der noth kein Goͤttlicher troſt fuͤr mich weder
„im himmel noch auff der erden uͤbergeblieben/
„ſo muß ich in der hoͤllen (das iſt/ in der ewi-
„gen pein) begraben werden.

„Und dieſe pein/ die ich um meiner eigenen
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„ſcheiden muſte. Zumahln die heidniſche ver-
„wuͤſtheit viel ehe zuverlaſſen iſt/ dann die hei-
„ligkeit im fleiſche.

„Und als meine ſeele in dieſer groſſen pein
„der traurigkeit und troſtloſigkeit darnieder
„lag/ ſo kam der einſprechende geiſt wieder
„zu mir/ und ſprach meine betruͤbteſeele in ih-
„rer pein an/ und ſagte zu ihr: Lebſt du oder
„biſt du todt?

„16. Da ſagte meine ſeele: Alle freude/
„die ich in meinem vernuͤnfftlich-irꝛdi-
„ſchen leben; in der wuͤſten heiden-
„ſchafft/ und in meiner eigenen irꝛdi-
„ſchen gerechtigkeit/ zuhaben pflegte/
„iſt in mir todt: Und ich ſehe nun keine
„freude des lebens vor meinen augen.

„Da ſagte der einſprecher zu meiner ſeele:
haſt du dann ein leben gehabt?

„Darauff meine ſeele ſagte: O Herꝛ! ich
„darff nicht ſprechen; dieweil ich nicht
„weiß/ ob ich auch gelebt habe: Aber
„dentod fuͤhle ich wol. Davonich nun
„wol reden und zeugen mag.

[Spaltenumbruch]

Worauff der einſprechende geiſt GOttes„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ſagte: was fuͤr ein tod iſts doch/ dendu“
fuͤhleſt? Jſts der tod/ daß du deinen“
irꝛdiſchen begierden in ihrem eignen“
leben nicht gnug thun kanſt? oder iſts“
der tod/ durch die verlaͤugnung dein“
ſelbſt/ in deinem eignen leben/ oder“
iſts der tod in GOttes leben?„

Darauff meine ſeele antwortete: Jch fuͤh-“
le den tod des GOttſeligen lebens ſehr“
wol/ der mir durch die verdammniß“
wol bekant gemacht wird. Und der“
tod in meinem eignen leben hat mich“
auch ergriffen: und peiniget mich“
gnugſam/ alſo daß meine ſeele nicht“
ruhen kan. Und der tod im Goͤttlichen“
leben iſt auch kraͤfftig in meiner ſeelen.„

Darauff ſagte der einſprechende gnaͤdige“
geiſt GOttes/ daraus CHriſtus geboren iſt:“
Das iſt gut/ daß du das fuͤhleſt/ denn“
das koͤmmet dir aus der wahrheit/ weil“
du noch nie gelebt haſt. Dann dein le-“
ben das du gelebt haſt/ das haſt du dir“
ſelber/ durch deine irꝛdiſche vernunfft/“
aus der wuͤſten Heydenſchafft/ und“
darnach zu einer vermummten heilig-“
keit im fleiſche/ aus dem tode/ in deinen“
irꝛdiſchen luͤſten angenommen. Dar-“
um iſts allezeit mit dem tode bekleidet.“
Alſo daß ihm der tod allezeit nachfol-“
gen muß.„

17. Da ſagte meine ſeele: Muß ich“
dann im tode zur hoͤllen fahren/ ſo“
wolte ich wol/ daß ich niemals zu ei-“
nem menſchen geboren waͤre.„

Da ſagte der einſprechende geiſt: Das er-“
wehlende irꝛdiſche leben/ das dem to-“
de allezeit unterworffen iſt/ muß ſei-“
nen lohn allezeit vom tode empfan-“
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ſche leben in eigenſchafft angenommen“
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tode bleiben?„

Darauff antwortete der einſprechende geiſt:“
Ja/ ſo viel lebens/ als du in deiner irꝛ-“
diſchen erwehlenden gerechtigkeit/ in“
den luͤſten nach dem fleiſche gelebt haſt/“
ſo viel todes muſt du in dem tode leiden/“
Obs auch ſchon waͤre/ daß du dir den-“
ſelben tod aus blindheit zu einem leben“
annaͤhmeſt/ und er wehleteſt/ ſo muß es“
doch vor GOtt ein tod erkant und em-“
pfunden werden. Und was vor GOtt“
eintod iſt/ das muß vor dir auch ein tod“
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Da ſprach meine ſeele: O tod! iſt dann“
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chen ich hoffen moͤge? ſo muß ich im“
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Darauff ſagte der einſprechende geiſt: Es“
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„dei-
A. K. H. Dritter Theil. D
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[25/0037] und denen ſchrifften Hiels. „irꝛdiſche vernunfft-geiſt mir geſagt hatte/ daß „ich GOttes gerechtigkeit unter ſeinem gebiet „allbereit erfuͤllet und gnug gethan haͤtte/ auch „gnug thun ſolte. Und weilen ich den einſpre- „cher in mir eine zeitlang nicht gehoͤrt hatte/ „meinte ich auch/ daß es wahr waͤre/ was der „vernunfft-geiſt mir geſagt hatte. Als aber „der einſprechende geiſt GOttes gerechtigkeit „von mir weſentlich im geiſte begehrte/ und un- „ter der verlaͤugnung meine eigenſchafft vor au- „gen ſtellte/ da fiel meine ſeele in ohnmacht/ und „konte nicht ſtehen bleiben/ noch auch ein wort „ſprechen/ weil GOttes gerechtigkeit nicht we- „ſentlich; durch die verlaͤugnung ihr ſelbſten/ „bey ihr war. Jahr MDC. biß MDCC „Dieſe ohnmacht bliebe meiner ſeelen lange „zeit bey/ weil ich befand/ daß meine ſeele noch „ſo ferne von GOttes weſentlicher gerechtig- „keit im geiſte war: und daß ich GOtt in ſei- „nem heiligen weſen noch ſo contrar oder wie- „drig im leben war/ und nicht wuſte/ wie ich „zu GOttes weſentlicher gerechtigkeit im geiſte/ „und zur ruhe meiner ſeelen kommen ſolte. „15. Und muſte in der ohnmacht mein ſelb- „ſten meine ſeele mit trauren und thraͤnen mei- „nes hertzens troͤſten/ weil ſie ſahe und empfan- „de/ daß ſie biß auff dieſe ſtunde in dem irꝛdi- „ſchen wieder-weſen GOttes gelebt hatte. „Welches leben ihr ein tod ſeyn ſolte nach er- „heiſchung der verlaͤugnung CHriſti/ und des „Gottſeligen lebens. Und an dieſer ſtaͤtte ſahe „meine ſeele die verdammniß der hoͤllen. Und „war gantz in ohnmacht ihr ſelbſten/ dieweil ſie „keinen troſt weder von GOtt/ noch von men- „ſchen/ noch auch von ihrer vernunfft/ von „dero ſie ſich zuvor lieſſe troͤſten/ fande/ und „alſo bey ihr gedachte: Jſt dann nun in zeit „der noth kein Goͤttlicher troſt fuͤr mich weder „im himmel noch auff der erden uͤbergeblieben/ „ſo muß ich in der hoͤllen (das iſt/ in der ewi- „gen pein) begraben werden. „Und dieſe pein/ die ich um meiner eigenen „irꝛdiſchen gerechtigkeit in meiner ſeele muſte „leyden/ war mir viel tauſendmal peinlicher/ „dann mir die pein war/ da ich aus der heidni- „ſchen verwuͤſtheit mit dem luſte meines lebens „ſcheiden muſte. Zumahln die heidniſche ver- „wuͤſtheit viel ehe zuverlaſſen iſt/ dann die hei- „ligkeit im fleiſche. „Und als meine ſeele in dieſer groſſen pein „der traurigkeit und troſtloſigkeit darnieder „lag/ ſo kam der einſprechende geiſt wieder „zu mir/ und ſprach meine betruͤbteſeele in ih- „rer pein an/ und ſagte zu ihr: Lebſt du oder „biſt du todt? „16. Da ſagte meine ſeele: Alle freude/ „die ich in meinem vernuͤnfftlich-irꝛdi- „ſchen leben; in der wuͤſten heiden- „ſchafft/ und in meiner eigenen irꝛdi- „ſchen gerechtigkeit/ zuhaben pflegte/ „iſt in mir todt: Und ich ſehe nun keine „freude des lebens vor meinen augen. „Da ſagte der einſprecher zu meiner ſeele: „haſt du dann ein leben gehabt? „Darauff meine ſeele ſagte: O Herꝛ! ich „darff nicht ſprechen; dieweil ich nicht „weiß/ ob ich auch gelebt habe: Aber „dentod fuͤhle ich wol. Davonich nun „wol reden und zeugen mag. Worauff der einſprechende geiſt GOttes„ ſagte: was fuͤr ein tod iſts doch/ dendu“ fuͤhleſt? Jſts der tod/ daß du deinen“ irꝛdiſchen begierden in ihrem eignen“ leben nicht gnug thun kanſt? oder iſts“ der tod/ durch die verlaͤugnung dein“ ſelbſt/ in deinem eignen leben/ oder“ iſts der tod in GOttes leben?„ Jahr MDC. biß MDCC. Darauff meine ſeele antwortete: Jch fuͤh-“ le den tod des GOttſeligen lebens ſehr“ wol/ der mir durch die verdammniß“ wol bekant gemacht wird. Und der“ tod in meinem eignen leben hat mich“ auch ergriffen: und peiniget mich“ gnugſam/ alſo daß meine ſeele nicht“ ruhen kan. Und der tod im Goͤttlichen“ leben iſt auch kraͤfftig in meiner ſeelen.„ Darauff ſagte der einſprechende gnaͤdige“ geiſt GOttes/ daraus CHriſtus geboren iſt:“ Das iſt gut/ daß du das fuͤhleſt/ denn“ das koͤmmet dir aus der wahrheit/ weil“ du noch nie gelebt haſt. Dann dein le-“ ben das du gelebt haſt/ das haſt du dir“ ſelber/ durch deine irꝛdiſche vernunfft/“ aus der wuͤſten Heydenſchafft/ und“ darnach zu einer vermummten heilig-“ keit im fleiſche/ aus dem tode/ in deinen“ irꝛdiſchen luͤſten angenommen. Dar-“ um iſts allezeit mit dem tode bekleidet.“ Alſo daß ihm der tod allezeit nachfol-“ gen muß.„ 17. Da ſagte meine ſeele: Muß ich“ dann im tode zur hoͤllen fahren/ ſo“ wolte ich wol/ daß ich niemals zu ei-“ nem menſchen geboren waͤre.„ Da ſagte der einſprechende geiſt: Das er-“ wehlende irꝛdiſche leben/ das dem to-“ de allezeit unterworffen iſt/ muß ſei-“ nen lohn allezeit vom tode empfan-“ gen. Und dieſelbe ſeele/ die das irꝛdi-“ ſche leben in eigenſchafft angenommen“ hat/ muß auch vom tode gepeiniget“ werden. Und die pein muß ſo groß und“ noch groͤſſer ſeyn denn das irꝛdiſche le-“ ben in ſeinen luͤſten geweſen iſt. Dann“ der Gottſelige tod muß das irꝛdiſche“ verdammliche leben uͤberwinden/ und“ wieder in dem tode/ daraus er ange-“ nommen iſt/ zu ſich nehmen.„ Da ſagte meine ſeele: Muß ich denn im“ tode bleiben?„ Darauff antwortete der einſprechende geiſt:“ Ja/ ſo viel lebens/ als du in deiner irꝛ-“ diſchen erwehlenden gerechtigkeit/ in“ den luͤſten nach dem fleiſche gelebt haſt/“ ſo viel todes muſt du in dem tode leiden/“ Obs auch ſchon waͤre/ daß du dir den-“ ſelben tod aus blindheit zu einem leben“ annaͤhmeſt/ und er wehleteſt/ ſo muß es“ doch vor GOtt ein tod erkant und em-“ pfunden werden. Und was vor GOtt“ eintod iſt/ das muß vor dir auch ein tod“ werden.„ Da ſprach meine ſeele: O tod! iſt dann“ kein GOtt des lebens fuͤr mich/ in wel-“ chen ich hoffen moͤge? ſo muß ich im“ tode bleiben.„ Darauff ſagte der einſprechende geiſt: Es“ iſt kein GOtt des lebens fuͤr dich/ um in„ „dei- A. K. H. Dritter Theil. D

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/37>, abgerufen am 28.03.2024.