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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensspiegels
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
"deinen irrdischen lüsten der eigenschafft
"zu leben. Wilst du aber in GOtt le-
"ben/ |so suche das leben/ durch den tod
"der verläugnung alles fleisches/ in der
"freyen einwesigkeit GOttes/ die das
"vollkommne leben ist: Und so du des-
"selben begehrst theilhafftig zu werden/
"so must du dich selbst in deinem erweh-
"lenden leben (das du ausser GOtt in
"deiner eigenschafft/ wider die freye
"gerechtigkeit GOTTes angenommen
"hast) verläugnen/ und mein leben
"durch den tod in dir suchen. Welches
"du noch nie gethan hast. Dann du
"hast dich/ in deiner erwehlenden ge-
"rechtigkeit mit allem deinem lauffen
"und rennen noch niemals zu dem unge-
"eigneten GOtt in seinem wesen bekeh-
"ret/ um in ihm zu leben/ und seine
"gerechtigkeit zu erfüllen.

"18. Als meine seele das aus der Gerechtig-
"GOttes hörete/ erschrack sie und sagte: O
"gerechter GOtt ich darff zu dir nicht
"kommen/ weil du so gerecht bist: Und
"ich so ungerecht bin: Darumich dein an-
"gesicht nicht vertragen kan.

"Und als meine seele im schrecken und furcht
"des todeslag/ und nichts dann tod und ver-
"dammniß fühlete/ da kam der Christliche gnä-
"dige/ einsprechende geist sehr tröstlich und lieb-
"lich zu meiner seele/ und sprach: Sey nicht
"so sehr erschrocken! ich komme mit gna-
"den zu dir meine güte dir zu verkün-
"digen/ und nicht meine gerechtigkeit/
"auff daß du vor erst eine hoffnung des
"glaubensin deiner todten betrübten seele
"mögst empfangen: Um durch mein le-
"ben von dem verdammlichen tode erlöst
"zu werden. Und so du die hoffnung im
"Christlichen glauben annimmst/ so
"wird sie in dir fruchtbar werden/ und die
"Göttliche krafft in dir gebären/ um aus
"dem tode ins leben zukommen: Und un-
"ter der gehorsamen verläugnung dein
"selbst (das ist: Aus der eigenschafft nach
"dem fleische biß in die freyheit GOttes
"im geiste:) und in dieser freyheit GOt-
"tes wirst du das leben in GOtt begin-
"nen zusehen/ und auch fühlen.

"Und als meine seele das hörte und fühlte/
"bekam sie erst einen lust und liebe zur güte
"GOttes/ um sich selbsten/ durch die krafft der
"hoffnung und des glaubens/ zu verläugnen in
"ihrer eigenschafft/ und gedachte: O GOtt/
"ist noch gnade für mich/ um aus demto-
"de ins leben zu kommen/ so bringe und
"ergebe ich alle die liebe und lust/ die ich je-
"mals in meiner eigenschafft zu fleisch
"und blut gehabt habe/ in dein heilig
"freyes wesen.

"19. Und durch die liebe und lust zu GOtt/
"verließ ich/ mit der zeit/ alle die eigenbildliche
"erwehlende heiligkeiten/ denen ich für götter
"in meiner eigenschafft gedienet. Und über
"feld (ausser mir) in blindheit nachgeloffen
"war. Und sprach: O gnädiger GOtt/
"ich lege mich zu deinen füssen nieder/ und
"will mit meinen ohren des hertzens allein
"nach deiner stimme des geistes hören/
"was die in meiner seele reden wird/ um
"darnach/ o HErr/ in deiner gerechtig-
"keit gehorsamlich zu leben: Und nicht
[Spaltenumbruch] mehr meiner vernünfftigen bildlichen"
Jahr
MDC.
biß
MDCC

irrdischen gerechtigkeit zu dienen/ um"
darinnen nach meinem luste zu leben."

Und als ich mich also erniedrigte oder ver-"
demüthigte unter die gehorsamkeit des Gött-"
lichen wesens/ da schloß die Gottheit ihren"
himmel auff/ und machte meine seele ihres"
heiligen wesens/ in der zeit der jugend (kind-"
heit) theilhafftig: und nahm alle die irrdische"
lüste meines lebens zu sich/ und brachte sie in"
ihr himmlisch wesen: Und ließ mich allda ihr"
unendlich vollkommen ewig wesen sehen darin-"
nen ich mich selber mit allen meinen getheilthei-"
ten verlohre. Und wuste in langer zeit nicht/"
wo ich wäre: Gleich als ob ich aus einer pein-"
lichen kranckheit/ in einem süssen schlaffe gele-"
gen wäre."

19. Als ich nun wieder zu mir selber kam/"
sahe ich rund umher nach meiner getheil-"
ten gesellschafft
(nemlich meinen getheil-"
ten sinnen und verscheidnen irdischen"
lüsten/
) die ich vorhin bey mir zuhaben pfle-"
gen: Und ich sahe niemanden/ dann GOttes"
ewig-vollkommenes wesen allein/ das mei-"
ne seele hegriffen hatte."

Sehet! da dachte ich: wo sind alle meine"
vorige lüste und begierde bliebene Und so"
bald ich darauf gedachte/ fande ich sie bey"
mir im heiligen wesen GOttes/ GOtt dan-"
cken und loben."

Und von der zeit an wurde die lehre Chri-"
sti und die Göttliche einsprache in meiner see-"
len wesentlich bekräfftiget/ um zu thun das je-"
nige/ das er durch den geist seines wesens zu"Rom. 6.
mir sagte. Nemlich/ gleich wie du vormals"
deine glieder zum dienste des fleisches eigen-"
thum begeben hast: also begib sie nun zum"
dienste des heiligen freyen wesens GOttes"
welches mir eine lust zu hören war."

Darum ich von der zeit an/ durch GOt-"
tes gnade/ im wesen Christi mag sagen:"
Daß gleichwie ich vorher alle meine sinne/"
lüsten und begierden zu meiner eigenschafft"
im fleische/ so wol in vermeinter heiligkeit/"
als anderer gestalt begeben/ und zum irdi-"
schen wesen gebraucht hatte/ ich hernach al-"
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heiligen vollkommenen wesens GOttes be-"
geben/ um dasselbe im leben Christi zu bezeu-"
gen. Dann ich befunde alsbald wircklich/"
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sen brachte: und das im leben seiner gnade."

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meine seele mehr zu verdammen) in mir in-"
nen/ und sprach/ nicht mehr in der getheilt-"
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zu meiner see-"
le/ sondern sein wesentliches anschauen"
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mene leben Christi in meiner seelen eine zeit"
der tage alt worden war/ und in der männ-"
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lich gewesen/ und hat seine sprößlinge oder"
zweige zur fruchtbarkeit müssen hervor brin-"
gen: und das im himmel und auf erden/"
so weit das leben GOttes seine krafft hatte."

Und

Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensſpiegels
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
„deinen irꝛdiſchen luͤſten der eigenſchafft
„zu leben. Wilſt du aber in GOtt le-
„ben/ |ſo ſuche das leben/ durch den tod
„der verlaͤugnung alles fleiſches/ in der
„freyen einweſigkeit GOttes/ die das
„vollkommne leben iſt: Und ſo du deſ-
„ſelben begehrſt theilhafftig zu werden/
„ſo muſt du dich ſelbſt in deinem erweh-
„lenden leben (das du auſſer GOtt in
„deiner eigenſchafft/ wider die freye
„gerechtigkeit GOTTes angenommen
„haſt) verlaͤugnen/ und mein leben
„durch den tod in dir ſuchen. Welches
„du noch nie gethan haſt. Dann du
„haſt dich/ in deiner erwehlenden ge-
„rechtigkeit mit allem deinem lauffen
„und rennen noch niemals zu dem unge-
„eigneten GOtt in ſeinem weſen bekeh-
„ret/ um in ihm zu leben/ und ſeine
„gerechtigkeit zu erfuͤllen.

„18. Als meine ſeele das aus der Gerechtig-
„GOttes hoͤrete/ erſchrack ſie und ſagte: O
„gerechter GOtt ich darff zu dir nicht
„kommen/ weil du ſo gerecht biſt: Und
„ich ſo ungerecht bin: Darumich dein an-
„geſicht nicht vertragen kan.

„Und als meine ſeele im ſchrecken und furcht
„des todeslag/ und nichts dann tod und ver-
„dammniß fuͤhlete/ da kam der Chriſtliche gnaͤ-
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„lich zu meiner ſeele/ und ſprach: Sey nicht
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„dem fleiſche biß in die freyheit GOttes
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„Und als meine ſeele das hoͤrte und fuͤhlte/
„bekam ſie erſt einen luſt und liebe zur guͤte
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„de ins leben zu kommen/ ſo bringe und
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„und blut gehabt habe/ in dein heilig
„freyes weſen.

„19. Und durch die liebe und luſt zu GOtt/
„verließ ich/ mit der zeit/ alle die eigenbildliche
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„keit gehorſamlich zu leben: Und nicht
[Spaltenumbruch] mehr meiner vernuͤnfftigen bildlichen„
Jahr
MDC.
biß
MDCC

irrdiſchen gerechtigkeit zu dienen/ um“
darinnen nach meinem luſte zu leben.„

Und als ich mich alſo erniedrigte oder ver-“
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gen waͤre.„

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ſahe ich rund umher nach meiner getheil-“
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) die ich vorhin bey mir zuhaben pfle-“
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Sehet! da dachte ich: wo ſind alle meine“
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Und von der zeit an wurde die lehre Chri-“
ſti und die Goͤttliche einſprache in meiner ſee-“
len weſentlich bekraͤfftiget/ um zu thun das je-“
nige/ das er durch den geiſt ſeines weſens zu„Rom. 6.
mir ſagte. Nemlich/ gleich wie du vormals“
deine glieder zum dienſte des fleiſches eigen-“
thum begeben haſt: alſo begib ſie nun zum“
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Darum ich von der zeit an/ durch GOt-“
tes gnade/ im weſen Chriſti mag ſagen:“
Daß gleichwie ich vorher alle meine ſinne/“
luͤſten und begierden zu meiner eigenſchafft“
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meine ſeele aus dem vertheilten tode auf-“
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Und
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[26/0038] Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensſpiegels „deinen irꝛdiſchen luͤſten der eigenſchafft „zu leben. Wilſt du aber in GOtt le- „ben/ |ſo ſuche das leben/ durch den tod „der verlaͤugnung alles fleiſches/ in der „freyen einweſigkeit GOttes/ die das „vollkommne leben iſt: Und ſo du deſ- „ſelben begehrſt theilhafftig zu werden/ „ſo muſt du dich ſelbſt in deinem erweh- „lenden leben (das du auſſer GOtt in „deiner eigenſchafft/ wider die freye „gerechtigkeit GOTTes angenommen „haſt) verlaͤugnen/ und mein leben „durch den tod in dir ſuchen. Welches „du noch nie gethan haſt. Dann du „haſt dich/ in deiner erwehlenden ge- „rechtigkeit mit allem deinem lauffen „und rennen noch niemals zu dem unge- „eigneten GOtt in ſeinem weſen bekeh- „ret/ um in ihm zu leben/ und ſeine „gerechtigkeit zu erfuͤllen. Jahr MDC. biß MDCC „18. Als meine ſeele das aus der Gerechtig- „GOttes hoͤrete/ erſchrack ſie und ſagte: O „gerechter GOtt ich darff zu dir nicht „kommen/ weil du ſo gerecht biſt: Und „ich ſo ungerecht bin: Darumich dein an- „geſicht nicht vertragen kan. „Und als meine ſeele im ſchrecken und furcht „des todeslag/ und nichts dann tod und ver- „dammniß fuͤhlete/ da kam der Chriſtliche gnaͤ- „dige/ einſprechende geiſt ſehr troͤſtlich und lieb- „lich zu meiner ſeele/ und ſprach: Sey nicht „ſo ſehr erſchrocken! ich komme mit gna- „den zu dir meine guͤte dir zu verkuͤn- „digen/ und nicht meine gerechtigkeit/ „auff daß du vor erſt eine hoffnung des „glaubensin deiner todten betruͤbten ſeele „moͤgſt empfangen: Um durch mein le- „ben von dem verdammlichen tode erloͤſt „zu werden. Und ſo du die hoffnung im „Chriſtlichen glauben annimmſt/ ſo „wird ſie in dir fruchtbar werden/ und die „Goͤttliche krafft in dir gebaͤren/ um aus „dem tode ins leben zukommen: Und un- „ter der gehorſamen verlaͤugnung dein „ſelbſt (das iſt: Aus der eigenſchafft nach „dem fleiſche biß in die freyheit GOttes „im geiſte:) und in dieſer freyheit GOt- „tes wirſt du das leben in GOtt begin- „nen zuſehen/ und auch fuͤhlen. „Und als meine ſeele das hoͤrte und fuͤhlte/ „bekam ſie erſt einen luſt und liebe zur guͤte „GOttes/ um ſich ſelbſten/ durch die krafft der „hoffnung und des glaubens/ zu verlaͤugnen in „ihrer eigenſchafft/ und gedachte: O GOtt/ „iſt noch gnade fuͤr mich/ um aus demto- „de ins leben zu kommen/ ſo bringe und „ergebe ich alle die liebe und luſt/ die ich je- „mals in meiner eigenſchafft zu fleiſch „und blut gehabt habe/ in dein heilig „freyes weſen. „19. Und durch die liebe und luſt zu GOtt/ „verließ ich/ mit der zeit/ alle die eigenbildliche „erwehlende heiligkeiten/ denen ich fuͤr goͤtter „in meiner eigenſchafft gedienet. Und uͤber „feld (auſſer mir) in blindheit nachgeloffen „war. Und ſprach: O gnaͤdiger GOtt/ „ich lege mich zu deinen fuͤſſen nieder/ und „will mit meinen ohꝛen des heꝛtzens allein „nach deiner ſtimme des geiſtes hoͤren/ „was die in meiner ſeele reden wird/ um „darnach/ o HErr/ in deiner gerechtig- „keit gehorſamlich zu leben: Und nicht mehr meiner vernuͤnfftigen bildlichen„ irrdiſchen gerechtigkeit zu dienen/ um“ darinnen nach meinem luſte zu leben.„ Jahr MDC. biß MDCC Und als ich mich alſo erniedrigte oder ver-“ demuͤthigte unter die gehorſamkeit des Goͤtt-“ lichen weſens/ da ſchloß die Gottheit ihren“ himmel auff/ und machte meine ſeele ihres“ heiligen weſens/ in der zeit der jugend (kind-“ heit) theilhafftig: und nahm alle die irꝛdiſche“ luͤſte meines lebens zu ſich/ und brachte ſie in“ ihr himmliſch weſen: Und ließ mich allda ihr“ unendlich vollkommen ewig weſen ſehen darin-“ nen ich mich ſelber mit allen meinen getheilthei-“ ten verlohre. Und wuſte in langer zeit nicht/“ wo ich waͤre: Gleich als ob ich aus einer pein-“ lichen kranckheit/ in einem ſuͤſſen ſchlaffe gele-“ gen waͤre.„ 19. Als ich nun wieder zu mir ſelber kam/“ ſahe ich rund umher nach meiner getheil-“ ten geſellſchafft (nemlich meinen getheil-“ ten ſinnen und verſcheidnen irdiſchen“ luͤſten/) die ich vorhin bey mir zuhaben pfle-“ gen: Und ich ſahe niemanden/ dann GOttes“ ewig-vollkommenes weſen allein/ das mei-“ ne ſeele hegriffen hatte.„ Sehet! da dachte ich: wo ſind alle meine“ vorige luͤſte und begierde bliebene Und ſo“ bald ich darauf gedachte/ fande ich ſie bey“ mir im heiligen weſen GOttes/ GOtt dan-“ cken und loben.„ Und von der zeit an wurde die lehre Chri-“ ſti und die Goͤttliche einſprache in meiner ſee-“ len weſentlich bekraͤfftiget/ um zu thun das je-“ nige/ das er durch den geiſt ſeines weſens zu„ mir ſagte. Nemlich/ gleich wie du vormals“ deine glieder zum dienſte des fleiſches eigen-“ thum begeben haſt: alſo begib ſie nun zum“ dienſte des heiligen freyen weſens GOttes“ welches mir eine luſt zu hoͤren war.„ Rom. 6. Darum ich von der zeit an/ durch GOt-“ tes gnade/ im weſen Chriſti mag ſagen:“ Daß gleichwie ich vorher alle meine ſinne/“ luͤſten und begierden zu meiner eigenſchafft“ im fleiſche/ ſo wol in vermeinter heiligkeit/“ als anderer geſtalt begeben/ und zum irdi-“ ſchen weſen gebraucht hatte/ ich hernach al-“ len meinen luſt und willen zum dienſte des“ heiligen vollkommenen weſens GOttes be-“ geben/ um daſſelbe im leben Chriſti zu bezeu-“ gen. Dann ich befunde alsbald wircklich/“ daß GOttes gnade (der Chriſtus GOt-“ tes) meine ſeele aus dem vertheilten tode auf-“ name/ und in ſein einweſig vollkommen we-“ ſen brachte: und das im leben ſeiner gnade.„ 20. Und in dieſem weſentlichen leben hiel-“ te der einſprechende geiſt ſein urtheil (ſonder“ meine ſeele mehr zu verdammen) in mir in-“ nen/ und ſprach/ nicht mehr in der getheilt-“ heit oder in verborgenheit zu meiner ſee-“ le/ ſondern ſein weſentliches anſchauen“ war mir gegenwaͤrtig im lichte des lebens.„ Nachdem nun das weſentliche vollkom-“ mene leben Chriſti in meiner ſeelen eine zeit“ der tage alt worden war/ und in der maͤnn-“ lichkeit Chriſti betagt wurde/ und das irdi-“ ſche leben in meiner ſeelen uͤberwandt und“ austriebe/ ſo iſt daſſelbe Chriſtliche leben froͤh-“ lich geweſen/ und hat ſeine ſproͤßlinge oder“ zweige zur fruchtbarkeit muͤſſen hervor brin-“ gen: und das im himmel und auf erden/“ ſo weit das leben GOttes ſeine krafft hatte.„ Und

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/38>, abgerufen am 23.04.2024.