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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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der mich für den Handwerkerstand bestimmte, weil mir die Mittel zu einer höheren Ausbildung fehlten. Doch ich traute mir Kraft und Talente zu, eine andere Laufbahn zu wählen: und brachte es durch eifriges Studium dahin, daß ich die Universität zu H. beziehen konnte. Ohne Geld, ohne Connexionen, mit dem bittersten Mangel kämpfend, verlebte ich meine Studienjahre. Die Freuden der Jugend, das Glück eines frischen Lebens, die ungehemmte Freiheit der Existenz -- mir war das alles unbekannt. Ich suchte diesen Verlust zu verschmerzen, in eifrigem Studium, in begeistertem wissenschaflichen Streben Ersatz zu finden für ein sonst freudloses Dasein. Aber auch die Schätze der Wissenschaft sind der Armuth verschlossen; und nur das Gold ist die Zaubersalbe des Abdallah, welche den Zutritt zu ihnen öffnet, und dem Auge erlaubt, in ihre Tiefen zu schauen. Mit großer Mühe mußte ich mich durchkämpfen zu den Quellen des Wissens, welche den begüterten Studenten mühlos und leicht zuflossen. Da schien mir dieses Metall eine Zaubermacht, gegen die anzukämpfen, nutzlos

der mich für den Handwerkerstand bestimmte, weil mir die Mittel zu einer höheren Ausbildung fehlten. Doch ich traute mir Kraft und Talente zu, eine andere Laufbahn zu wählen: und brachte es durch eifriges Studium dahin, daß ich die Universität zu H. beziehen konnte. Ohne Geld, ohne Connexionen, mit dem bittersten Mangel kämpfend, verlebte ich meine Studienjahre. Die Freuden der Jugend, das Glück eines frischen Lebens, die ungehemmte Freiheit der Existenz — mir war das alles unbekannt. Ich suchte diesen Verlust zu verschmerzen, in eifrigem Studium, in begeistertem wissenschaflichen Streben Ersatz zu finden für ein sonst freudloses Dasein. Aber auch die Schätze der Wissenschaft sind der Armuth verschlossen; und nur das Gold ist die Zaubersalbe des Abdallah, welche den Zutritt zu ihnen öffnet, und dem Auge erlaubt, in ihre Tiefen zu schauen. Mit großer Mühe mußte ich mich durchkämpfen zu den Quellen des Wissens, welche den begüterten Studenten mühlos und leicht zuflossen. Da schien mir dieses Metall eine Zaubermacht, gegen die anzukämpfen, nutzlos

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[7/0019] der mich für den Handwerkerstand bestimmte, weil mir die Mittel zu einer höheren Ausbildung fehlten. Doch ich traute mir Kraft und Talente zu, eine andere Laufbahn zu wählen: und brachte es durch eifriges Studium dahin, daß ich die Universität zu H. beziehen konnte. Ohne Geld, ohne Connexionen, mit dem bittersten Mangel kämpfend, verlebte ich meine Studienjahre. Die Freuden der Jugend, das Glück eines frischen Lebens, die ungehemmte Freiheit der Existenz — mir war das alles unbekannt. Ich suchte diesen Verlust zu verschmerzen, in eifrigem Studium, in begeistertem wissenschaflichen Streben Ersatz zu finden für ein sonst freudloses Dasein. Aber auch die Schätze der Wissenschaft sind der Armuth verschlossen; und nur das Gold ist die Zaubersalbe des Abdallah, welche den Zutritt zu ihnen öffnet, und dem Auge erlaubt, in ihre Tiefen zu schauen. Mit großer Mühe mußte ich mich durchkämpfen zu den Quellen des Wissens, welche den begüterten Studenten mühlos und leicht zuflossen. Da schien mir dieses Metall eine Zaubermacht, gegen die anzukämpfen, nutzlos

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/19>, abgerufen am 28.03.2024.