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Allgemeine Zeitung. Nr. 1. Augsburg, 1. Januar 1840.

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das Hegel'sche System ausschließend vertreten, sondern jeder selbstständigen Ansicht und Forschung Raum und Anerkennung schenken werden. Die Societät hat für gut gefunden, sich in das Unvermeidliche zu fügen, da sie immer noch freien Spielraum genug behält, und zu diesem Ende eine Ankündigung durch die Verlagshandlung erlassen, welche mehr als alles Andere dafür zeugen möchte, daß der Leipziger Correspondent seine Mittheilung nicht aus der Luft gegriffen, wenn sie auch nur in beschränkterem Maaße als wahrheitsgemäß anzunehmen ist. In jener Ankündigung gibt nämlich die Societät ausdrücklich das öffentliche Versprechen einer "vielseitigern Vertretung der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen," wodurch sie ihre bisherige einseitige Richtung nicht nur unverhohlen eingesteht, sondern ihr auch entschieden entsagt, was sie gewiß nicht gethan haben würde, wäre sie nicht durch höhere Rücksichten zu einem solchen Bekenntniß, das dem einer Niederlage gleich sieht, auf directem oder indirectem Wege gezwungen worden. (Münchn. pol. Ztg.)

Dänemark.

Christian VIII ist auf den dänischen Thron gelangt, ohne mit einer Constitution hervorzutreten. Die Antrittsproclamation ließ im Gegentheil schon deutlich genug erkennen, daß es des neuen Königs Wille und Absicht jetzt gar nicht ist, Veränderungen in dem staatsgesetzlich begründeten Verhältnisse eines dänischen Monarchen zu seinen Unterthanen eintreten zu lassen. Die Antworten Sr. Maj. auf einige Glückwünschungsreden, worin sogar von unerfahrnen jungen Leuten das Geschenk einer Constitution angeregt wurde, haben vollends jeden Zweifel entfernt, und es zur Gewißheit gebracht, daß der König keine Aenderung der Verfassung, sondern nur eine Besserung in der Verwaltung will. Wir können dem Lande zu diesem Entschlusse Sr. Maj. nur Glück wünschen. Wir sind der Meinung, daß in dem gegenwärtigen Augenblick dem Königreich Dänemark etwas Anderes noth thut, als eine neue Constitution, wollen wir auch von den großen Schwierigkeiten absehen, welche die Einführung eines neuen Staatsgrundgesetzes in einem Staat umgeben müssen, welcher zwei in Sprache, Sitten, Gewohnheiten und öffentlichen Einrichtungen, so verschiedene Nationen, wie Dänen und Deutsche, begreift. Vor Allem sind hier erst materielle Bedürfnisse zu befriedigen; vor Allem ist namentlich der Finanzhaushalt einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, und in eine befriedigendere Ordnung zu bringen. Es ist bekannt, daß Dänemarks Schuldenlast, seine Einkünfte und seine Volksmenge, mit denen anderer Staaten verglichen, sehr groß ist, und daß in den verflossenen 25 Friedensjahren sie um nichts Erhebliches sich vermindert hat. Die gegenwärtige Generation trägt an der Staatsschuld freilich schon eine ungeheure Last, indem sie die große Summe der jährlichen Zinsen und jährlich eine gewisse Summe am Capital abzutragen hat. Aber soll der Staat für mögliche Unglücksjahre Kräfte ersparen, und soll er alles das bestreiten, was den heutigen Anforderungen an eine innere Verwaltung in allen ihren Fächern entspricht, so muß doch eine neue Ordnung im Staatshaushalte geschaffen werden. Darin sind Alle einverstanden, welche über die Sache irgend ein Urtheil haben. In dieser Hinsicht hofft das Land kräftige Maaßregeln von Seiner jetzt regierenden Majestät. Schon der vorige Monarch hatte den Weg der Verbesserung der Finanzen betreten. Selbst höchst sparsam in seinen eigenen Verwendungen, hatte er in den letzten Jahren Manches angeordnet, was zur Balance der Einnahme und Ausgabe dienlich erachtet wurde. Es war jedoch nicht zu erwarten, daß dieser Monarch in seinen hohen Jahren die gewohnten Verhältnisse wesentlich zu stören, und etwas ganz Neues zu schaffen sich entschließen würde. Jetzt sind es neue Kräfte, welche das Staatsruder führen. Sollen aber diese Kräfte sich nicht zertheilen, sollen sie ungeschwächt zu dem Ziele hinarbeiten, welches allen Einsichtsvolleren als das nächst wünschenswertheste erscheint zu einer besseren Ordnung der Finanzen, so müssen vor der Hand alle übrigen, tief eingreifenderen Fragen bei Seite gesetzt bleiben. Die Constitutionsfrage muß jedenfalls ausgesetzt werden; denn die Erfahrung hat es überzeugend dargethan, daß da, wo neue Constitutionen ins Leben gerufen sind, das Finanzwesen sich keines Gedeihens, wenigstens nicht in den ersten Jahren des constitutionellen Lebens, zu erfreuen gehabt hat. Die Kammern und Stände pflegen sich freigebiger in Ausgaben und in Belastung mit neuen Steuern zu bezeigen, als ein von Kammern und Ständen nicht geschützter Finanzminister. Also vor Allem auch in Dänemark und Holstein Regulirung der Finanzen von Grund aus. (Hannover'sche Ztg.)


Oesterreich.

Dem Vernehmen nach wird das am Neujahrstage bei Sr. D. dem Fürsten Staatskanzler übliche große Diner dießmal nicht stattfinden, weil der Termin der tiefen Trauer für den verstorbenen Vater der Fürstin noch nicht abgelaufen ist. Wenn ich Ihnen neulich meldete, daß bei den abendlichen Empfängen im Salon des Fürsten Metternich wegen Gesundheitsrücksichten Sr. Durchl. eine Abkürzung der Dauer jener Empfänge stattfinde, so kann ich Ihnen nun anzeigen, daß, da der Fürst sich fortwährend des ungestörtesten Wohlbefindens erfreut, dießfalls wieder Alles ins alte Geleise getreten ist, und die Receptionen, wie früher, bis gegen Mitternacht währen. Wie verlautet ist der Hofrath der allgemeinen Hofkammer, Anton Ritter v. Schwarzhuber, an die Stelle des nunmehrigen Präsidenten des Generalrechnungs-Directoriums, Freiherrn v. Kübeck, zum staatsräthlichen Referenten ernannt worden. Der Gubernialpräsident von Gallizien, Frhr. v. Krieg, wird Anfangs Januar nach Lemberg zurückkehren. -- Der Galeriedirector Waagen ist dieser Tage nach Berlin zurückgereist. Bei einer vierwöchentlichen Durchmusterung des Bücherschatzes der kais. Hofbibliothek zur Auffindung von Zeichnungs- und Malereiobjecten hat er mehrere unbekannte und sehr schöne Miniaturen entdeckt.


Türkei.

Nach Briefen aus Smyrna vom 7 d. befanden sich Se. k. Hoh. der Erzherzog Friedrich und der Contreadmiral Bandiera mit der österreichischen Division noch immer in dortigem Hafen. Drei Fregatten vom französischen Geschwader kehren nach Frankreich zurück; wie es heißt sind sie nach Algier bestimmt. Die vereinte englisch-französische Flotte liegt noch vor Vurla; nur hin und wieder erscheinen einige Schiffe in Smyrna, um Vorrath für die Mannschaft einzukaufen. Der Hattischeriff trägt bereits gute Früchte; der Blutegelhandel, welcher früher ein Monopol der Regierung war, ist nun jedem freigegeben.


Syrien und Aegypten.

Der Monat Ramazan hört mit heute auf, und es beginnt morgen der Beiram, der gewöhnlich drei Tage dauert. Das Schönste bei diesem Feste ist die allgemeine Versöhnung alter Feindschaften, was aber eigentlich nur in dem Volke vorkommt, während bei den Großen nur hypokritische Umarmungen stattfinden. Im Ramazan erhielt die Regierung keine interessante Nachricht weder aus den Provinzen noch von irgend einem der Cabinette Europa's. Das


das Hegel'sche System ausschließend vertreten, sondern jeder selbstständigen Ansicht und Forschung Raum und Anerkennung schenken werden. Die Societät hat für gut gefunden, sich in das Unvermeidliche zu fügen, da sie immer noch freien Spielraum genug behält, und zu diesem Ende eine Ankündigung durch die Verlagshandlung erlassen, welche mehr als alles Andere dafür zeugen möchte, daß der Leipziger Correspondent seine Mittheilung nicht aus der Luft gegriffen, wenn sie auch nur in beschränkterem Maaße als wahrheitsgemäß anzunehmen ist. In jener Ankündigung gibt nämlich die Societät ausdrücklich das öffentliche Versprechen einer „vielseitigern Vertretung der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen,“ wodurch sie ihre bisherige einseitige Richtung nicht nur unverhohlen eingesteht, sondern ihr auch entschieden entsagt, was sie gewiß nicht gethan haben würde, wäre sie nicht durch höhere Rücksichten zu einem solchen Bekenntniß, das dem einer Niederlage gleich sieht, auf directem oder indirectem Wege gezwungen worden. (Münchn. pol. Ztg.)

Dänemark.

Christian VIII ist auf den dänischen Thron gelangt, ohne mit einer Constitution hervorzutreten. Die Antrittsproclamation ließ im Gegentheil schon deutlich genug erkennen, daß es des neuen Königs Wille und Absicht jetzt gar nicht ist, Veränderungen in dem staatsgesetzlich begründeten Verhältnisse eines dänischen Monarchen zu seinen Unterthanen eintreten zu lassen. Die Antworten Sr. Maj. auf einige Glückwünschungsreden, worin sogar von unerfahrnen jungen Leuten das Geschenk einer Constitution angeregt wurde, haben vollends jeden Zweifel entfernt, und es zur Gewißheit gebracht, daß der König keine Aenderung der Verfassung, sondern nur eine Besserung in der Verwaltung will. Wir können dem Lande zu diesem Entschlusse Sr. Maj. nur Glück wünschen. Wir sind der Meinung, daß in dem gegenwärtigen Augenblick dem Königreich Dänemark etwas Anderes noth thut, als eine neue Constitution, wollen wir auch von den großen Schwierigkeiten absehen, welche die Einführung eines neuen Staatsgrundgesetzes in einem Staat umgeben müssen, welcher zwei in Sprache, Sitten, Gewohnheiten und öffentlichen Einrichtungen, so verschiedene Nationen, wie Dänen und Deutsche, begreift. Vor Allem sind hier erst materielle Bedürfnisse zu befriedigen; vor Allem ist namentlich der Finanzhaushalt einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, und in eine befriedigendere Ordnung zu bringen. Es ist bekannt, daß Dänemarks Schuldenlast, seine Einkünfte und seine Volksmenge, mit denen anderer Staaten verglichen, sehr groß ist, und daß in den verflossenen 25 Friedensjahren sie um nichts Erhebliches sich vermindert hat. Die gegenwärtige Generation trägt an der Staatsschuld freilich schon eine ungeheure Last, indem sie die große Summe der jährlichen Zinsen und jährlich eine gewisse Summe am Capital abzutragen hat. Aber soll der Staat für mögliche Unglücksjahre Kräfte ersparen, und soll er alles das bestreiten, was den heutigen Anforderungen an eine innere Verwaltung in allen ihren Fächern entspricht, so muß doch eine neue Ordnung im Staatshaushalte geschaffen werden. Darin sind Alle einverstanden, welche über die Sache irgend ein Urtheil haben. In dieser Hinsicht hofft das Land kräftige Maaßregeln von Seiner jetzt regierenden Majestät. Schon der vorige Monarch hatte den Weg der Verbesserung der Finanzen betreten. Selbst höchst sparsam in seinen eigenen Verwendungen, hatte er in den letzten Jahren Manches angeordnet, was zur Balance der Einnahme und Ausgabe dienlich erachtet wurde. Es war jedoch nicht zu erwarten, daß dieser Monarch in seinen hohen Jahren die gewohnten Verhältnisse wesentlich zu stören, und etwas ganz Neues zu schaffen sich entschließen würde. Jetzt sind es neue Kräfte, welche das Staatsruder führen. Sollen aber diese Kräfte sich nicht zertheilen, sollen sie ungeschwächt zu dem Ziele hinarbeiten, welches allen Einsichtsvolleren als das nächst wünschenswertheste erscheint zu einer besseren Ordnung der Finanzen, so müssen vor der Hand alle übrigen, tief eingreifenderen Fragen bei Seite gesetzt bleiben. Die Constitutionsfrage muß jedenfalls ausgesetzt werden; denn die Erfahrung hat es überzeugend dargethan, daß da, wo neue Constitutionen ins Leben gerufen sind, das Finanzwesen sich keines Gedeihens, wenigstens nicht in den ersten Jahren des constitutionellen Lebens, zu erfreuen gehabt hat. Die Kammern und Stände pflegen sich freigebiger in Ausgaben und in Belastung mit neuen Steuern zu bezeigen, als ein von Kammern und Ständen nicht geschützter Finanzminister. Also vor Allem auch in Dänemark und Holstein Regulirung der Finanzen von Grund aus. (Hannover'sche Ztg.)


Oesterreich.

Dem Vernehmen nach wird das am Neujahrstage bei Sr. D. dem Fürsten Staatskanzler übliche große Diner dießmal nicht stattfinden, weil der Termin der tiefen Trauer für den verstorbenen Vater der Fürstin noch nicht abgelaufen ist. Wenn ich Ihnen neulich meldete, daß bei den abendlichen Empfängen im Salon des Fürsten Metternich wegen Gesundheitsrücksichten Sr. Durchl. eine Abkürzung der Dauer jener Empfänge stattfinde, so kann ich Ihnen nun anzeigen, daß, da der Fürst sich fortwährend des ungestörtesten Wohlbefindens erfreut, dießfalls wieder Alles ins alte Geleise getreten ist, und die Receptionen, wie früher, bis gegen Mitternacht währen. Wie verlautet ist der Hofrath der allgemeinen Hofkammer, Anton Ritter v. Schwarzhuber, an die Stelle des nunmehrigen Präsidenten des Generalrechnungs-Directoriums, Freiherrn v. Kübeck, zum staatsräthlichen Referenten ernannt worden. Der Gubernialpräsident von Gallizien, Frhr. v. Krieg, wird Anfangs Januar nach Lemberg zurückkehren. — Der Galeriedirector Waagen ist dieser Tage nach Berlin zurückgereist. Bei einer vierwöchentlichen Durchmusterung des Bücherschatzes der kais. Hofbibliothek zur Auffindung von Zeichnungs- und Malereiobjecten hat er mehrere unbekannte und sehr schöne Miniaturen entdeckt.


Türkei.

Nach Briefen aus Smyrna vom 7 d. befanden sich Se. k. Hoh. der Erzherzog Friedrich und der Contreadmiral Bandiera mit der österreichischen Division noch immer in dortigem Hafen. Drei Fregatten vom französischen Geschwader kehren nach Frankreich zurück; wie es heißt sind sie nach Algier bestimmt. Die vereinte englisch-französische Flotte liegt noch vor Vurla; nur hin und wieder erscheinen einige Schiffe in Smyrna, um Vorrath für die Mannschaft einzukaufen. Der Hattischeriff trägt bereits gute Früchte; der Blutegelhandel, welcher früher ein Monopol der Regierung war, ist nun jedem freigegeben.


Syrien und Aegypten.

Der Monat Ramazan hört mit heute auf, und es beginnt morgen der Beiram, der gewöhnlich drei Tage dauert. Das Schönste bei diesem Feste ist die allgemeine Versöhnung alter Feindschaften, was aber eigentlich nur in dem Volke vorkommt, während bei den Großen nur hypokritische Umarmungen stattfinden. Im Ramazan erhielt die Regierung keine interessante Nachricht weder aus den Provinzen noch von irgend einem der Cabinette Europa's. Das

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[0007/0007] das Hegel'sche System ausschließend vertreten, sondern jeder selbstständigen Ansicht und Forschung Raum und Anerkennung schenken werden. Die Societät hat für gut gefunden, sich in das Unvermeidliche zu fügen, da sie immer noch freien Spielraum genug behält, und zu diesem Ende eine Ankündigung durch die Verlagshandlung erlassen, welche mehr als alles Andere dafür zeugen möchte, daß der Leipziger Correspondent seine Mittheilung nicht aus der Luft gegriffen, wenn sie auch nur in beschränkterem Maaße als wahrheitsgemäß anzunehmen ist. In jener Ankündigung gibt nämlich die Societät ausdrücklich das öffentliche Versprechen einer „vielseitigern Vertretung der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen,“ wodurch sie ihre bisherige einseitige Richtung nicht nur unverhohlen eingesteht, sondern ihr auch entschieden entsagt, was sie gewiß nicht gethan haben würde, wäre sie nicht durch höhere Rücksichten zu einem solchen Bekenntniß, das dem einer Niederlage gleich sieht, auf directem oder indirectem Wege gezwungen worden. (Münchn. pol. Ztg.) Dänemark. Kiel, 16 Dec. Christian VIII ist auf den dänischen Thron gelangt, ohne mit einer Constitution hervorzutreten. Die Antrittsproclamation ließ im Gegentheil schon deutlich genug erkennen, daß es des neuen Königs Wille und Absicht jetzt gar nicht ist, Veränderungen in dem staatsgesetzlich begründeten Verhältnisse eines dänischen Monarchen zu seinen Unterthanen eintreten zu lassen. Die Antworten Sr. Maj. auf einige Glückwünschungsreden, worin sogar von unerfahrnen jungen Leuten das Geschenk einer Constitution angeregt wurde, haben vollends jeden Zweifel entfernt, und es zur Gewißheit gebracht, daß der König keine Aenderung der Verfassung, sondern nur eine Besserung in der Verwaltung will. Wir können dem Lande zu diesem Entschlusse Sr. Maj. nur Glück wünschen. Wir sind der Meinung, daß in dem gegenwärtigen Augenblick dem Königreich Dänemark etwas Anderes noth thut, als eine neue Constitution, wollen wir auch von den großen Schwierigkeiten absehen, welche die Einführung eines neuen Staatsgrundgesetzes in einem Staat umgeben müssen, welcher zwei in Sprache, Sitten, Gewohnheiten und öffentlichen Einrichtungen, so verschiedene Nationen, wie Dänen und Deutsche, begreift. Vor Allem sind hier erst materielle Bedürfnisse zu befriedigen; vor Allem ist namentlich der Finanzhaushalt einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, und in eine befriedigendere Ordnung zu bringen. Es ist bekannt, daß Dänemarks Schuldenlast, seine Einkünfte und seine Volksmenge, mit denen anderer Staaten verglichen, sehr groß ist, und daß in den verflossenen 25 Friedensjahren sie um nichts Erhebliches sich vermindert hat. Die gegenwärtige Generation trägt an der Staatsschuld freilich schon eine ungeheure Last, indem sie die große Summe der jährlichen Zinsen und jährlich eine gewisse Summe am Capital abzutragen hat. Aber soll der Staat für mögliche Unglücksjahre Kräfte ersparen, und soll er alles das bestreiten, was den heutigen Anforderungen an eine innere Verwaltung in allen ihren Fächern entspricht, so muß doch eine neue Ordnung im Staatshaushalte geschaffen werden. Darin sind Alle einverstanden, welche über die Sache irgend ein Urtheil haben. In dieser Hinsicht hofft das Land kräftige Maaßregeln von Seiner jetzt regierenden Majestät. Schon der vorige Monarch hatte den Weg der Verbesserung der Finanzen betreten. Selbst höchst sparsam in seinen eigenen Verwendungen, hatte er in den letzten Jahren Manches angeordnet, was zur Balance der Einnahme und Ausgabe dienlich erachtet wurde. Es war jedoch nicht zu erwarten, daß dieser Monarch in seinen hohen Jahren die gewohnten Verhältnisse wesentlich zu stören, und etwas ganz Neues zu schaffen sich entschließen würde. Jetzt sind es neue Kräfte, welche das Staatsruder führen. Sollen aber diese Kräfte sich nicht zertheilen, sollen sie ungeschwächt zu dem Ziele hinarbeiten, welches allen Einsichtsvolleren als das nächst wünschenswertheste erscheint zu einer besseren Ordnung der Finanzen, so müssen vor der Hand alle übrigen, tief eingreifenderen Fragen bei Seite gesetzt bleiben. Die Constitutionsfrage muß jedenfalls ausgesetzt werden; denn die Erfahrung hat es überzeugend dargethan, daß da, wo neue Constitutionen ins Leben gerufen sind, das Finanzwesen sich keines Gedeihens, wenigstens nicht in den ersten Jahren des constitutionellen Lebens, zu erfreuen gehabt hat. Die Kammern und Stände pflegen sich freigebiger in Ausgaben und in Belastung mit neuen Steuern zu bezeigen, als ein von Kammern und Ständen nicht geschützter Finanzminister. Also vor Allem auch in Dänemark und Holstein Regulirung der Finanzen von Grund aus. (Hannover'sche Ztg.) Oesterreich. ✝ *Wien, 26 Dec. Dem Vernehmen nach wird das am Neujahrstage bei Sr. D. dem Fürsten Staatskanzler übliche große Diner dießmal nicht stattfinden, weil der Termin der tiefen Trauer für den verstorbenen Vater der Fürstin noch nicht abgelaufen ist. Wenn ich Ihnen neulich meldete, daß bei den abendlichen Empfängen im Salon des Fürsten Metternich wegen Gesundheitsrücksichten Sr. Durchl. eine Abkürzung der Dauer jener Empfänge stattfinde, so kann ich Ihnen nun anzeigen, daß, da der Fürst sich fortwährend des ungestörtesten Wohlbefindens erfreut, dießfalls wieder Alles ins alte Geleise getreten ist, und die Receptionen, wie früher, bis gegen Mitternacht währen. Wie verlautet ist der Hofrath der allgemeinen Hofkammer, Anton Ritter v. Schwarzhuber, an die Stelle des nunmehrigen Präsidenten des Generalrechnungs-Directoriums, Freiherrn v. Kübeck, zum staatsräthlichen Referenten ernannt worden. Der Gubernialpräsident von Gallizien, Frhr. v. Krieg, wird Anfangs Januar nach Lemberg zurückkehren. — Der Galeriedirector Waagen ist dieser Tage nach Berlin zurückgereist. Bei einer vierwöchentlichen Durchmusterung des Bücherschatzes der kais. Hofbibliothek zur Auffindung von Zeichnungs- und Malereiobjecten hat er mehrere unbekannte und sehr schöne Miniaturen entdeckt. Türkei. *Triest, 25 Dec. Nach Briefen aus Smyrna vom 7 d. befanden sich Se. k. Hoh. der Erzherzog Friedrich und der Contreadmiral Bandiera mit der österreichischen Division noch immer in dortigem Hafen. Drei Fregatten vom französischen Geschwader kehren nach Frankreich zurück; wie es heißt sind sie nach Algier bestimmt. Die vereinte englisch-französische Flotte liegt noch vor Vurla; nur hin und wieder erscheinen einige Schiffe in Smyrna, um Vorrath für die Mannschaft einzukaufen. Der Hattischeriff trägt bereits gute Früchte; der Blutegelhandel, welcher früher ein Monopol der Regierung war, ist nun jedem freigegeben. Syrien und Aegypten. _Alexandria, 6 Dec. Der Monat Ramazan hört mit heute auf, und es beginnt morgen der Beiram, der gewöhnlich drei Tage dauert. Das Schönste bei diesem Feste ist die allgemeine Versöhnung alter Feindschaften, was aber eigentlich nur in dem Volke vorkommt, während bei den Großen nur hypokritische Umarmungen stattfinden. Im Ramazan erhielt die Regierung keine interessante Nachricht weder aus den Provinzen noch von irgend einem der Cabinette Europa's. Das

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 1. Augsburg, 1. Januar 1840, S. 0007. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_001_18400101/7>, abgerufen am 18.04.2024.