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Allgemeine Zeitung. Nr. 34. Augsburg, 3. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 34.
3 Februar 1840.

Großbritannien.

Die bedeutenden Stürme, die in den ersten Tagen voriger Woche längs der ganzen englischen und westfranzösischen Küste herrschten, haben uns die Londoner Post vom 27 Jan. wieder verspätet. Nicht nur am Strand, sondern auch tiefer im Lande, hat der Orkan beträchtlichen Schaden angerichtet, unter Anderm an den Londoner Parks.

Bei der russischen Gesandtschaft sind ein Schmuckkästchen mit Diamanten und mehrere kostbare Pelze eingetroffen, die als ein Hochzeitgeschenk des Kaisers und der Kaiserin von Rußland für Königin Victoria bestimmt sind.

Die ministeriellen Blätter vom 25 äußern sich hinsichtlich der auf den 28 Jan. anstehenden Motion Sir J. Y. Bullers, "das Unterhaus möge erklären, daß es zu Ihrer Maj. jetziger Regierung kein Vertrauen habe," ohne alle Aengstlichkeit. Sie getrösten sich der Aussicht, daß es von Seite der Tories auf ein bloßes "speechifying," ein Redenhalten ohne praktisches Resultat abgesehen sey, da es den Klügeren unter ihnen, Peel voran, unter den jetzigen Umständen gar nicht Ernst damit seyn könne, die Regierung, selbst wenn sie es im Stande wären, zu stürzen. Auch rechnen die Toryblätter selbst auf keine Majorität, sondern nur auf eine nahe an Stimmengleichheit hinanreichende Minorität. Das M. Chronicle weist darauf hin, wie Sir R. Peel wegen seines wackern Benehmens in der parlamentarischen Privilegiumsfrage von den Blättern seiner eigenen Partei mißhandelt werde, und meint, derselbe könne es kaum wünschenswerth finden, von den engherzigen Thoren, welche die große Mehrzahl dieser Partei bilden, denen er aber nun einmal seine Seele verschrieben habe, nochmals zur Regierungsgewalt emporgehoben zu werden.

Das ministerielle M. Chronicle bemerkt: "Der Courrier francais kommt auf Hrn. Thiers' Rede und die englisch-französische Allianz zurück, welche die tägliche Zielscheibe der legitimistischen, republicanischen und bonapartistischen Journale in Frankreich geworden ist. Mit großer Gewandtheit erörtert der Courrier alle Unmöglichkeiten und Nachtheile eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland, so wie andrerseits die Identität der Interessen und Gesinnungen, welche Frankreich an England binde. Nur wenige Engländer kann es geben, die von dem Wort solcher Redner wie Thiers und solcher Publicisten wie diejenigen, die im Courrier für ein enges Bündniß zwischen uns und den Franzosen argumentiren, sich nicht tief ergriffen fühlen; gleichwohl können wir nicht verhehlen, daß unsere Erwartungen von den Resultaten dieses Bündnisses mit jedem Tage minder und minder sanguinisch werden. Die von Mehemed Ali am rothen Meer eingenommene Stellung und der ihm von Frankreich geleistete eifrige Beistand, der keinen andern Zweck hat, als den Verkehr Englands mit seinen indischen Besitzungen zu hindern, das sind Thatsachen, die durch kein Raisonnement, durch keine guten Wünsche in anderm Sinn aufgehoben werden können. Und sowohl Hr. Thiers als der Courrier sind dafür, das ägyptische Reich in seiner Rivalität und Feindschaft gegen die Türkei und England aufrecht zu halten. Um vom Osten auf den Westen zu kommen - auf ein Land, das ebenfalls Gegenstand eines englisch-französischen Bündnisses war, auf Spanien nämlich, so wurde Don Carlos, wie sich unlängst ein deutscher Publicist ausdrückte, aus jenem Lande nicht etwa durch die Bemühungen der Quadrupelallianz, sondern einzig durch die "Fügung der göttlichen Vorsehung" vertrieben. Und was ist Frankreichs Streben in Spanien? Zu restauriren, wenn nicht den Don Carlos, doch denselben Regierungsgeist, der mit Don Carlos zur Herrschaft gelangt seyn würde. Frankreich hat die Königin angeleitet, der Nation und den Cortes Trotz zu bieten, sich mit den Carlisten zur Wiederherstellung der Mönche zu verbinden. Ein von der Nation unterstütztes französisches Ministerium thut das in Spanien, während im Orient seine Anstrengungen dahin gehen, sich unserer Politik zu widersetzen und unsere Flotte an numerischer Stärke zu überbieten. Unter solchen Umständen müssen wir, wenn nicht unsere Hoffnungen, doch unser Urtheil über die Thunlichkeit (feasibility) dieser englisch-französischen Allianz suspendiren."

Als die Kriegsschiffe, die bestimmt sind, von England aus zu Admiral Maitlands Geschwader in den indischen Gewässern zu stoßen und mit ihm gemeinsam gegen China zu agiren, nennt man den "Blenheim" von 72, die "Blonde" von 46, die "Andromache" von 28 Kanonen. (Letztgenanntes Schiff war, wenn wir nicht irren, eines von den beiden, die schon vor einigen Jahren in einem Streithandel mit den Chinesen die Bocca Tigris forcirten.) Diese Schiffe werden eine große Menge platter Fahrzeuge zur Truppenausschiffung mitnehmen. Auch eine große Anzahl Kanonierschaluppen, die nicht tief ins Wasser gehen, wird ausgerüstet, weil oberhalb Whampoa der Fluß, der nach Canton führt, nur 11 Fuß Tiefe hat, was die gewöhnlichen englischen Fahrzeuge hindert, in den Hafen einzulaufen,

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 34.
3 Februar 1840.

Großbritannien.

Die bedeutenden Stürme, die in den ersten Tagen voriger Woche längs der ganzen englischen und westfranzösischen Küste herrschten, haben uns die Londoner Post vom 27 Jan. wieder verspätet. Nicht nur am Strand, sondern auch tiefer im Lande, hat der Orkan beträchtlichen Schaden angerichtet, unter Anderm an den Londoner Parks.

Bei der russischen Gesandtschaft sind ein Schmuckkästchen mit Diamanten und mehrere kostbare Pelze eingetroffen, die als ein Hochzeitgeschenk des Kaisers und der Kaiserin von Rußland für Königin Victoria bestimmt sind.

Die ministeriellen Blätter vom 25 äußern sich hinsichtlich der auf den 28 Jan. anstehenden Motion Sir J. Y. Bullers, „das Unterhaus möge erklären, daß es zu Ihrer Maj. jetziger Regierung kein Vertrauen habe,“ ohne alle Aengstlichkeit. Sie getrösten sich der Aussicht, daß es von Seite der Tories auf ein bloßes „speechifying,“ ein Redenhalten ohne praktisches Resultat abgesehen sey, da es den Klügeren unter ihnen, Peel voran, unter den jetzigen Umständen gar nicht Ernst damit seyn könne, die Regierung, selbst wenn sie es im Stande wären, zu stürzen. Auch rechnen die Toryblätter selbst auf keine Majorität, sondern nur auf eine nahe an Stimmengleichheit hinanreichende Minorität. Das M. Chronicle weist darauf hin, wie Sir R. Peel wegen seines wackern Benehmens in der parlamentarischen Privilegiumsfrage von den Blättern seiner eigenen Partei mißhandelt werde, und meint, derselbe könne es kaum wünschenswerth finden, von den engherzigen Thoren, welche die große Mehrzahl dieser Partei bilden, denen er aber nun einmal seine Seele verschrieben habe, nochmals zur Regierungsgewalt emporgehoben zu werden.

Das ministerielle M. Chronicle bemerkt: „Der Courrier français kommt auf Hrn. Thiers' Rede und die englisch-französische Allianz zurück, welche die tägliche Zielscheibe der legitimistischen, republicanischen und bonapartistischen Journale in Frankreich geworden ist. Mit großer Gewandtheit erörtert der Courrier alle Unmöglichkeiten und Nachtheile eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland, so wie andrerseits die Identität der Interessen und Gesinnungen, welche Frankreich an England binde. Nur wenige Engländer kann es geben, die von dem Wort solcher Redner wie Thiers und solcher Publicisten wie diejenigen, die im Courrier für ein enges Bündniß zwischen uns und den Franzosen argumentiren, sich nicht tief ergriffen fühlen; gleichwohl können wir nicht verhehlen, daß unsere Erwartungen von den Resultaten dieses Bündnisses mit jedem Tage minder und minder sanguinisch werden. Die von Mehemed Ali am rothen Meer eingenommene Stellung und der ihm von Frankreich geleistete eifrige Beistand, der keinen andern Zweck hat, als den Verkehr Englands mit seinen indischen Besitzungen zu hindern, das sind Thatsachen, die durch kein Raisonnement, durch keine guten Wünsche in anderm Sinn aufgehoben werden können. Und sowohl Hr. Thiers als der Courrier sind dafür, das ägyptische Reich in seiner Rivalität und Feindschaft gegen die Türkei und England aufrecht zu halten. Um vom Osten auf den Westen zu kommen – auf ein Land, das ebenfalls Gegenstand eines englisch-französischen Bündnisses war, auf Spanien nämlich, so wurde Don Carlos, wie sich unlängst ein deutscher Publicist ausdrückte, aus jenem Lande nicht etwa durch die Bemühungen der Quadrupelallianz, sondern einzig durch die „Fügung der göttlichen Vorsehung“ vertrieben. Und was ist Frankreichs Streben in Spanien? Zu restauriren, wenn nicht den Don Carlos, doch denselben Regierungsgeist, der mit Don Carlos zur Herrschaft gelangt seyn würde. Frankreich hat die Königin angeleitet, der Nation und den Cortes Trotz zu bieten, sich mit den Carlisten zur Wiederherstellung der Mönche zu verbinden. Ein von der Nation unterstütztes französisches Ministerium thut das in Spanien, während im Orient seine Anstrengungen dahin gehen, sich unserer Politik zu widersetzen und unsere Flotte an numerischer Stärke zu überbieten. Unter solchen Umständen müssen wir, wenn nicht unsere Hoffnungen, doch unser Urtheil über die Thunlichkeit (feasibility) dieser englisch-französischen Allianz suspendiren.“

Als die Kriegsschiffe, die bestimmt sind, von England aus zu Admiral Maitlands Geschwader in den indischen Gewässern zu stoßen und mit ihm gemeinsam gegen China zu agiren, nennt man den „Blenheim“ von 72, die „Blonde“ von 46, die „Andromache“ von 28 Kanonen. (Letztgenanntes Schiff war, wenn wir nicht irren, eines von den beiden, die schon vor einigen Jahren in einem Streithandel mit den Chinesen die Bocca Tigris forcirten.) Diese Schiffe werden eine große Menge platter Fahrzeuge zur Truppenausschiffung mitnehmen. Auch eine große Anzahl Kanonierschaluppen, die nicht tief ins Wasser gehen, wird ausgerüstet, weil oberhalb Whampoa der Fluß, der nach Canton führt, nur 11 Fuß Tiefe hat, was die gewöhnlichen englischen Fahrzeuge hindert, in den Hafen einzulaufen,

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[0265/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Montag Nr. 34. 3 Februar 1840. Großbritannien. Die bedeutenden Stürme, die in den ersten Tagen voriger Woche längs der ganzen englischen und westfranzösischen Küste herrschten, haben uns die Londoner Post vom 27 Jan. wieder verspätet. Nicht nur am Strand, sondern auch tiefer im Lande, hat der Orkan beträchtlichen Schaden angerichtet, unter Anderm an den Londoner Parks. Bei der russischen Gesandtschaft sind ein Schmuckkästchen mit Diamanten und mehrere kostbare Pelze eingetroffen, die als ein Hochzeitgeschenk des Kaisers und der Kaiserin von Rußland für Königin Victoria bestimmt sind. Die ministeriellen Blätter vom 25 äußern sich hinsichtlich der auf den 28 Jan. anstehenden Motion Sir J. Y. Bullers, „das Unterhaus möge erklären, daß es zu Ihrer Maj. jetziger Regierung kein Vertrauen habe,“ ohne alle Aengstlichkeit. Sie getrösten sich der Aussicht, daß es von Seite der Tories auf ein bloßes „speechifying,“ ein Redenhalten ohne praktisches Resultat abgesehen sey, da es den Klügeren unter ihnen, Peel voran, unter den jetzigen Umständen gar nicht Ernst damit seyn könne, die Regierung, selbst wenn sie es im Stande wären, zu stürzen. Auch rechnen die Toryblätter selbst auf keine Majorität, sondern nur auf eine nahe an Stimmengleichheit hinanreichende Minorität. Das M. Chronicle weist darauf hin, wie Sir R. Peel wegen seines wackern Benehmens in der parlamentarischen Privilegiumsfrage von den Blättern seiner eigenen Partei mißhandelt werde, und meint, derselbe könne es kaum wünschenswerth finden, von den engherzigen Thoren, welche die große Mehrzahl dieser Partei bilden, denen er aber nun einmal seine Seele verschrieben habe, nochmals zur Regierungsgewalt emporgehoben zu werden. Das ministerielle M. Chronicle bemerkt: „Der Courrier français kommt auf Hrn. Thiers' Rede und die englisch-französische Allianz zurück, welche die tägliche Zielscheibe der legitimistischen, republicanischen und bonapartistischen Journale in Frankreich geworden ist. Mit großer Gewandtheit erörtert der Courrier alle Unmöglichkeiten und Nachtheile eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland, so wie andrerseits die Identität der Interessen und Gesinnungen, welche Frankreich an England binde. Nur wenige Engländer kann es geben, die von dem Wort solcher Redner wie Thiers und solcher Publicisten wie diejenigen, die im Courrier für ein enges Bündniß zwischen uns und den Franzosen argumentiren, sich nicht tief ergriffen fühlen; gleichwohl können wir nicht verhehlen, daß unsere Erwartungen von den Resultaten dieses Bündnisses mit jedem Tage minder und minder sanguinisch werden. Die von Mehemed Ali am rothen Meer eingenommene Stellung und der ihm von Frankreich geleistete eifrige Beistand, der keinen andern Zweck hat, als den Verkehr Englands mit seinen indischen Besitzungen zu hindern, das sind Thatsachen, die durch kein Raisonnement, durch keine guten Wünsche in anderm Sinn aufgehoben werden können. Und sowohl Hr. Thiers als der Courrier sind dafür, das ägyptische Reich in seiner Rivalität und Feindschaft gegen die Türkei und England aufrecht zu halten. Um vom Osten auf den Westen zu kommen – auf ein Land, das ebenfalls Gegenstand eines englisch-französischen Bündnisses war, auf Spanien nämlich, so wurde Don Carlos, wie sich unlängst ein deutscher Publicist ausdrückte, aus jenem Lande nicht etwa durch die Bemühungen der Quadrupelallianz, sondern einzig durch die „Fügung der göttlichen Vorsehung“ vertrieben. Und was ist Frankreichs Streben in Spanien? Zu restauriren, wenn nicht den Don Carlos, doch denselben Regierungsgeist, der mit Don Carlos zur Herrschaft gelangt seyn würde. Frankreich hat die Königin angeleitet, der Nation und den Cortes Trotz zu bieten, sich mit den Carlisten zur Wiederherstellung der Mönche zu verbinden. Ein von der Nation unterstütztes französisches Ministerium thut das in Spanien, während im Orient seine Anstrengungen dahin gehen, sich unserer Politik zu widersetzen und unsere Flotte an numerischer Stärke zu überbieten. Unter solchen Umständen müssen wir, wenn nicht unsere Hoffnungen, doch unser Urtheil über die Thunlichkeit (feasibility) dieser englisch-französischen Allianz suspendiren.“ Als die Kriegsschiffe, die bestimmt sind, von England aus zu Admiral Maitlands Geschwader in den indischen Gewässern zu stoßen und mit ihm gemeinsam gegen China zu agiren, nennt man den „Blenheim“ von 72, die „Blonde“ von 46, die „Andromache“ von 28 Kanonen. (Letztgenanntes Schiff war, wenn wir nicht irren, eines von den beiden, die schon vor einigen Jahren in einem Streithandel mit den Chinesen die Bocca Tigris forcirten.) Diese Schiffe werden eine große Menge platter Fahrzeuge zur Truppenausschiffung mitnehmen. Auch eine große Anzahl Kanonierschaluppen, die nicht tief ins Wasser gehen, wird ausgerüstet, weil oberhalb Whampoa der Fluß, der nach Canton führt, nur 11 Fuß Tiefe hat, was die gewöhnlichen englischen Fahrzeuge hindert, in den Hafen einzulaufen,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 34. Augsburg, 3. Februar 1840, S. 0265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_034_18400203/1>, abgerufen am 25.04.2024.