Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 76. Augsburg, 16. März 1840.

Bild:
erste Seite
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 76.
16 März 1840

Mexico.

(Standard.) Nachrichten aus Tampico vom 7 Jan. zufolge war Tags zuvor daselbst die Kunde eingelaufen, daß die Föderalisten von den Regierungstruppen geschlagen und zerstreut worden.

Portugal.

(Sun.) Unsere Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 2 März. Das Wichtigste, was sie melden, ist die am 25 Febr. plötzlich erfolgte Auflösung der Cortes. Der Bericht der Minister, worin sie diese Maaßregel anempfahlen, ist ein äußerst gemäßigt gehaltenes Document, und wohl geeignet, auf die Wahlkörperschaft einen günstigen Eindruck zu machen; auch wird der Schritt bis jetzt von Niemand getadelt, als derjenigen Faction, die bei der Aufrechthaltung des Sklavenhandels betheiligt ist. Die Auflösung geschah, mitten in der Debatte über die Frage wegen des Sklavenhandels, durch folgendes königliches Decret: "Kraft der durch die Verfassung der Monarchie, §. 3, Art. 81, Mir verliehenen Prärogative hat es Mir gefallen, unter Zustimmung Meines Ministerraths die gegenwärtige Deputirtenkammer aufzulösen. Ich rufe hiermit die allgemeinen Cortes der Nation auf den 25 Mai d. J. zusammen, und hat die Wahl der Senatoren und Deputirten am 22 März zu beginnen. Die Erneuerung der Senatorenkammer findet statt in Gemäßheit des Artikels 62 der Constitution. Dieß mache Ich der Kammer der Deputirten hiermit zu wissen. Ich die Königin. (Gegengez.) Graf v. Bomfim." Gleich nach erfolgter Auflösung zeigten sich die Minister nicht uneingedenk der Dienste, welche einige ihrer Freunde in der kurzen Session ihnen geleistet. - Dona Maria da Gloria ist wieder in dem Zustande, "worin Frauen, die ihre Gatten lieben, zu seyn wünschen." - Portugal beruhigt sich mehr und mehr, obgleich vereinzelte Guerrilhas, d. h. Räuberbanden, sich noch dann und wann in den Provinzen zeigen.

Großbritannien.

Wir liefern noch Einiges nach aus der Verhandlung über die Todesstrafe in der Sitzung des Hauses der Gemeinen vom 5 März. Hr. Ewart, der auf Abschaffung derselben antrug, führte für seine Ansicht die Verminderung der Verbrechen an, die eingetreten ist, seit die Todesstrafe seltener angewendet wird. In den zehn Jahren vor der Abschaffung der Todesstrafe für leichtere Verbrechen kamen in London 221, in den zehn Jahren nachher bloß 21 Hinrichtungen vor. Eine andere Verbesserung des Strafgesetzes fand im Jahr 1833 statt. In den fünf Jahren, die mit 1833 endeten, kamen in England und Wales 259 Hinrichtungen vor; in den fünf Jahren, die mit 1838 endeten, betrug die Zahl bloß 99. Zugleich trat eine bedeutende Verminderung in der Zahl der Verbrechen ein. In Wales betrug die Zahl der Anklagen wegen todeswürdiger Verbrechen in den drei Jahren nach 1833 127 weniger, als in den drei Jahren vorher. Zugleich sprachen in demselben Grade die Geschworenen häufiger das Schuldig aus, weil die Strafen nicht mehr unverhältnißmäßig waren. In Belgien fanden in den Jahren 1826 bis 1829 17 Hinrichtungen statt, in den Jahren 1831 bis 1834 gar keine; dabei verminderten sich zugleich die Verbrechen. Auch in Frankreich und Toscana erwiesen sich mildere Strafen als wohlthätig. Unter 167 Hingerichteten in England waren 164 schon bei Hinrichtungen Anderer zugegen gewesen.

Am 7 März gab der Sprecher des Unterhauses in seiner prachtvollen Amtswohnung im Parlamentshaus sein letztes "Lever" in dieser Saison, bei welchem über 150 Pairs und Gemeine, darunter Lord Wellington und Sir R. Peel, erschienen.

Der in Portsmouth, dieser Hauptstation der brittischen Kriegsmarine, erscheinende Hampshire Telegraph, der als eine Art Autorität für Nachrichten im Seewesen gilt, schreibt: "Wir haben starke Gründe zu glauben, daß der ehrenw. Admiral Fleming alsbald das Commando im Mittelmeer übernehmen, und mittlerweile die Emolumente des Greenwich-Hospitals, dessen Oberaufseher er ist, aufgeben wird, jedoch vorbehaltlich seines künftigen Wiedereintritts in den Genuß derselben. Dafür lassen sich Präcedentien finden. Man behauptet zuversichtlich, Admiral Sir G. Cockburn habe dieses Commando abgelehnt, es wäre denn, daß es von aller damit verknüpften diplomatischen Verantwortlichkeit befreit würde, indem dieser tapfere Seeofficier fühlt, daß er consequenterweise mit der jetzigen Verwaltung in nichts als auf der stricten Linie seiner Berufspflichten überein würde handeln können. Nun ist aber mit den militärischen Details des Oberbefehls im Mittelmeer wesentliche politische Verantwortlichkeit verbunden, und Sir George will, was ihm sehr zur Ehre gereicht, seine politische Gesinnung nicht den Vortheilen eines Amtes aufopfern."

Die Londoner Journale besprechen vielfach das "Manifest" des Hrn. Thiers. Die Torypresse urtheilt, es sey, wie

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 76.
16 März 1840

Mexico.

(Standard.) Nachrichten aus Tampico vom 7 Jan. zufolge war Tags zuvor daselbst die Kunde eingelaufen, daß die Föderalisten von den Regierungstruppen geschlagen und zerstreut worden.

Portugal.

(Sun.) Unsere Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 2 März. Das Wichtigste, was sie melden, ist die am 25 Febr. plötzlich erfolgte Auflösung der Cortes. Der Bericht der Minister, worin sie diese Maaßregel anempfahlen, ist ein äußerst gemäßigt gehaltenes Document, und wohl geeignet, auf die Wahlkörperschaft einen günstigen Eindruck zu machen; auch wird der Schritt bis jetzt von Niemand getadelt, als derjenigen Faction, die bei der Aufrechthaltung des Sklavenhandels betheiligt ist. Die Auflösung geschah, mitten in der Debatte über die Frage wegen des Sklavenhandels, durch folgendes königliches Decret: „Kraft der durch die Verfassung der Monarchie, §. 3, Art. 81, Mir verliehenen Prärogative hat es Mir gefallen, unter Zustimmung Meines Ministerraths die gegenwärtige Deputirtenkammer aufzulösen. Ich rufe hiermit die allgemeinen Cortes der Nation auf den 25 Mai d. J. zusammen, und hat die Wahl der Senatoren und Deputirten am 22 März zu beginnen. Die Erneuerung der Senatorenkammer findet statt in Gemäßheit des Artikels 62 der Constitution. Dieß mache Ich der Kammer der Deputirten hiermit zu wissen. Ich die Königin. (Gegengez.) Graf v. Bomfim.“ Gleich nach erfolgter Auflösung zeigten sich die Minister nicht uneingedenk der Dienste, welche einige ihrer Freunde in der kurzen Session ihnen geleistet. – Dona Maria da Gloria ist wieder in dem Zustande, „worin Frauen, die ihre Gatten lieben, zu seyn wünschen.“ – Portugal beruhigt sich mehr und mehr, obgleich vereinzelte Guerrilhas, d. h. Räuberbanden, sich noch dann und wann in den Provinzen zeigen.

Großbritannien.

Wir liefern noch Einiges nach aus der Verhandlung über die Todesstrafe in der Sitzung des Hauses der Gemeinen vom 5 März. Hr. Ewart, der auf Abschaffung derselben antrug, führte für seine Ansicht die Verminderung der Verbrechen an, die eingetreten ist, seit die Todesstrafe seltener angewendet wird. In den zehn Jahren vor der Abschaffung der Todesstrafe für leichtere Verbrechen kamen in London 221, in den zehn Jahren nachher bloß 21 Hinrichtungen vor. Eine andere Verbesserung des Strafgesetzes fand im Jahr 1833 statt. In den fünf Jahren, die mit 1833 endeten, kamen in England und Wales 259 Hinrichtungen vor; in den fünf Jahren, die mit 1838 endeten, betrug die Zahl bloß 99. Zugleich trat eine bedeutende Verminderung in der Zahl der Verbrechen ein. In Wales betrug die Zahl der Anklagen wegen todeswürdiger Verbrechen in den drei Jahren nach 1833 127 weniger, als in den drei Jahren vorher. Zugleich sprachen in demselben Grade die Geschworenen häufiger das Schuldig aus, weil die Strafen nicht mehr unverhältnißmäßig waren. In Belgien fanden in den Jahren 1826 bis 1829 17 Hinrichtungen statt, in den Jahren 1831 bis 1834 gar keine; dabei verminderten sich zugleich die Verbrechen. Auch in Frankreich und Toscana erwiesen sich mildere Strafen als wohlthätig. Unter 167 Hingerichteten in England waren 164 schon bei Hinrichtungen Anderer zugegen gewesen.

Am 7 März gab der Sprecher des Unterhauses in seiner prachtvollen Amtswohnung im Parlamentshaus sein letztes „Lever“ in dieser Saison, bei welchem über 150 Pairs und Gemeine, darunter Lord Wellington und Sir R. Peel, erschienen.

Der in Portsmouth, dieser Hauptstation der brittischen Kriegsmarine, erscheinende Hampshire Telegraph, der als eine Art Autorität für Nachrichten im Seewesen gilt, schreibt: „Wir haben starke Gründe zu glauben, daß der ehrenw. Admiral Fleming alsbald das Commando im Mittelmeer übernehmen, und mittlerweile die Emolumente des Greenwich-Hospitals, dessen Oberaufseher er ist, aufgeben wird, jedoch vorbehaltlich seines künftigen Wiedereintritts in den Genuß derselben. Dafür lassen sich Präcedentien finden. Man behauptet zuversichtlich, Admiral Sir G. Cockburn habe dieses Commando abgelehnt, es wäre denn, daß es von aller damit verknüpften diplomatischen Verantwortlichkeit befreit würde, indem dieser tapfere Seeofficier fühlt, daß er consequenterweise mit der jetzigen Verwaltung in nichts als auf der stricten Linie seiner Berufspflichten überein würde handeln können. Nun ist aber mit den militärischen Details des Oberbefehls im Mittelmeer wesentliche politische Verantwortlichkeit verbunden, und Sir George will, was ihm sehr zur Ehre gereicht, seine politische Gesinnung nicht den Vortheilen eines Amtes aufopfern.“

Die Londoner Journale besprechen vielfach das „Manifest“ des Hrn. Thiers. Die Torypresse urtheilt, es sey, wie

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0601"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Montag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 76.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>16 März 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Mexico.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Standard</hi>.) Nachrichten aus <hi rendition="#b">Tampico</hi> vom 7 Jan. zufolge war Tags zuvor daselbst die Kunde eingelaufen, daß die Föderalisten von den Regierungstruppen geschlagen und zerstreut worden.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Portugal.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Sun</hi>.) Unsere Nachrichten aus <hi rendition="#b">Lissabon</hi> reichen bis zum 2 März. Das Wichtigste, was sie melden, ist die am 25 Febr. plötzlich erfolgte Auflösung der Cortes. Der Bericht der Minister, worin sie diese Maaßregel anempfahlen, ist ein äußerst gemäßigt gehaltenes Document, und wohl geeignet, auf die Wahlkörperschaft einen günstigen Eindruck zu machen; auch wird der Schritt bis jetzt von Niemand getadelt, als derjenigen Faction, die bei der Aufrechthaltung des Sklavenhandels betheiligt ist. Die Auflösung geschah, mitten in der Debatte über die Frage wegen des Sklavenhandels, durch folgendes königliches Decret: &#x201E;Kraft der durch die Verfassung der Monarchie, §. 3, Art. 81, Mir verliehenen Prärogative hat es Mir gefallen, unter Zustimmung Meines Ministerraths die gegenwärtige Deputirtenkammer aufzulösen. Ich rufe hiermit die allgemeinen Cortes der Nation auf den 25 Mai d. J. zusammen, und hat die Wahl der Senatoren und Deputirten am 22 März zu beginnen. Die Erneuerung der Senatorenkammer findet statt in Gemäßheit des Artikels 62 der Constitution. Dieß mache Ich der Kammer der Deputirten hiermit zu wissen. Ich die <hi rendition="#g">Königin</hi>. (Gegengez.) Graf v. <hi rendition="#g">Bomfim</hi>.&#x201C; Gleich nach erfolgter Auflösung zeigten sich die Minister nicht uneingedenk der Dienste, welche einige ihrer Freunde in der kurzen Session ihnen geleistet. &#x2013; Dona Maria da Gloria ist wieder in dem Zustande, &#x201E;worin Frauen, die ihre Gatten lieben, zu seyn wünschen.&#x201C; &#x2013; Portugal beruhigt sich mehr und mehr, obgleich vereinzelte Guerrilhas, d. h. Räuberbanden, sich noch dann und wann in den Provinzen zeigen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 9 März.</dateline>
          <p/><lb/>
          <p>Wir liefern noch Einiges nach aus der Verhandlung über die Todesstrafe in der Sitzung des <hi rendition="#g">Hauses der Gemeinen</hi> vom 5 März. Hr. <hi rendition="#g">Ewart</hi>, der auf Abschaffung derselben antrug, führte für seine Ansicht die Verminderung der Verbrechen an, die eingetreten ist, seit die Todesstrafe seltener angewendet wird. In den zehn Jahren vor der Abschaffung der Todesstrafe für leichtere Verbrechen kamen in London 221, in den zehn Jahren nachher bloß 21 Hinrichtungen vor. Eine andere Verbesserung des Strafgesetzes fand im Jahr 1833 statt. In den fünf Jahren, die mit 1833 endeten, kamen in England und Wales 259 Hinrichtungen vor; in den fünf Jahren, die mit 1838 endeten, betrug die Zahl bloß 99. Zugleich trat eine bedeutende Verminderung in der Zahl der Verbrechen ein. In Wales betrug die Zahl der Anklagen wegen todeswürdiger Verbrechen in den drei Jahren nach 1833 127 weniger, als in den drei Jahren vorher. Zugleich sprachen in demselben Grade die Geschworenen häufiger das Schuldig aus, weil die Strafen nicht mehr unverhältnißmäßig waren. In Belgien fanden in den Jahren 1826 bis 1829 17 Hinrichtungen statt, in den Jahren 1831 bis 1834 gar keine; dabei verminderten sich zugleich die Verbrechen. Auch in Frankreich und Toscana erwiesen sich mildere Strafen als wohlthätig. Unter 167 Hingerichteten in England waren 164 schon bei Hinrichtungen Anderer zugegen gewesen.</p><lb/>
          <p>Am 7 März gab der Sprecher des Unterhauses in seiner prachtvollen Amtswohnung im Parlamentshaus sein letztes &#x201E;Lever&#x201C; in dieser Saison, bei welchem über 150 Pairs und Gemeine, darunter Lord Wellington und Sir R. Peel, erschienen.</p><lb/>
          <p>Der in Portsmouth, dieser Hauptstation der brittischen Kriegsmarine, erscheinende <hi rendition="#g">Hampshire Telegraph</hi>, der als eine Art Autorität für Nachrichten im Seewesen gilt, schreibt: &#x201E;Wir haben starke Gründe zu glauben, daß der ehrenw. Admiral Fleming alsbald das Commando im Mittelmeer übernehmen, und mittlerweile die Emolumente des Greenwich-Hospitals, dessen Oberaufseher er ist, aufgeben wird, jedoch vorbehaltlich seines künftigen Wiedereintritts in den Genuß derselben. Dafür lassen sich Präcedentien finden. Man behauptet zuversichtlich, Admiral Sir G. Cockburn habe dieses Commando abgelehnt, es wäre denn, daß es von aller damit verknüpften diplomatischen Verantwortlichkeit befreit würde, indem dieser tapfere Seeofficier fühlt, daß er consequenterweise mit der jetzigen Verwaltung in nichts als auf der stricten Linie seiner Berufspflichten überein würde handeln können. Nun ist aber mit den militärischen Details des Oberbefehls im Mittelmeer wesentliche politische Verantwortlichkeit verbunden, und Sir George will, was ihm sehr zur Ehre gereicht, seine politische Gesinnung nicht den Vortheilen eines Amtes aufopfern.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Londoner</hi> Journale besprechen vielfach das &#x201E;Manifest&#x201C; des Hrn. Thiers. Die Torypresse urtheilt, es sey, wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0601/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Montag Nr. 76. 16 März 1840 Mexico. (Standard.) Nachrichten aus Tampico vom 7 Jan. zufolge war Tags zuvor daselbst die Kunde eingelaufen, daß die Föderalisten von den Regierungstruppen geschlagen und zerstreut worden. Portugal. (Sun.) Unsere Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 2 März. Das Wichtigste, was sie melden, ist die am 25 Febr. plötzlich erfolgte Auflösung der Cortes. Der Bericht der Minister, worin sie diese Maaßregel anempfahlen, ist ein äußerst gemäßigt gehaltenes Document, und wohl geeignet, auf die Wahlkörperschaft einen günstigen Eindruck zu machen; auch wird der Schritt bis jetzt von Niemand getadelt, als derjenigen Faction, die bei der Aufrechthaltung des Sklavenhandels betheiligt ist. Die Auflösung geschah, mitten in der Debatte über die Frage wegen des Sklavenhandels, durch folgendes königliches Decret: „Kraft der durch die Verfassung der Monarchie, §. 3, Art. 81, Mir verliehenen Prärogative hat es Mir gefallen, unter Zustimmung Meines Ministerraths die gegenwärtige Deputirtenkammer aufzulösen. Ich rufe hiermit die allgemeinen Cortes der Nation auf den 25 Mai d. J. zusammen, und hat die Wahl der Senatoren und Deputirten am 22 März zu beginnen. Die Erneuerung der Senatorenkammer findet statt in Gemäßheit des Artikels 62 der Constitution. Dieß mache Ich der Kammer der Deputirten hiermit zu wissen. Ich die Königin. (Gegengez.) Graf v. Bomfim.“ Gleich nach erfolgter Auflösung zeigten sich die Minister nicht uneingedenk der Dienste, welche einige ihrer Freunde in der kurzen Session ihnen geleistet. – Dona Maria da Gloria ist wieder in dem Zustande, „worin Frauen, die ihre Gatten lieben, zu seyn wünschen.“ – Portugal beruhigt sich mehr und mehr, obgleich vereinzelte Guerrilhas, d. h. Räuberbanden, sich noch dann und wann in den Provinzen zeigen. Großbritannien. _ London, 9 März. Wir liefern noch Einiges nach aus der Verhandlung über die Todesstrafe in der Sitzung des Hauses der Gemeinen vom 5 März. Hr. Ewart, der auf Abschaffung derselben antrug, führte für seine Ansicht die Verminderung der Verbrechen an, die eingetreten ist, seit die Todesstrafe seltener angewendet wird. In den zehn Jahren vor der Abschaffung der Todesstrafe für leichtere Verbrechen kamen in London 221, in den zehn Jahren nachher bloß 21 Hinrichtungen vor. Eine andere Verbesserung des Strafgesetzes fand im Jahr 1833 statt. In den fünf Jahren, die mit 1833 endeten, kamen in England und Wales 259 Hinrichtungen vor; in den fünf Jahren, die mit 1838 endeten, betrug die Zahl bloß 99. Zugleich trat eine bedeutende Verminderung in der Zahl der Verbrechen ein. In Wales betrug die Zahl der Anklagen wegen todeswürdiger Verbrechen in den drei Jahren nach 1833 127 weniger, als in den drei Jahren vorher. Zugleich sprachen in demselben Grade die Geschworenen häufiger das Schuldig aus, weil die Strafen nicht mehr unverhältnißmäßig waren. In Belgien fanden in den Jahren 1826 bis 1829 17 Hinrichtungen statt, in den Jahren 1831 bis 1834 gar keine; dabei verminderten sich zugleich die Verbrechen. Auch in Frankreich und Toscana erwiesen sich mildere Strafen als wohlthätig. Unter 167 Hingerichteten in England waren 164 schon bei Hinrichtungen Anderer zugegen gewesen. Am 7 März gab der Sprecher des Unterhauses in seiner prachtvollen Amtswohnung im Parlamentshaus sein letztes „Lever“ in dieser Saison, bei welchem über 150 Pairs und Gemeine, darunter Lord Wellington und Sir R. Peel, erschienen. Der in Portsmouth, dieser Hauptstation der brittischen Kriegsmarine, erscheinende Hampshire Telegraph, der als eine Art Autorität für Nachrichten im Seewesen gilt, schreibt: „Wir haben starke Gründe zu glauben, daß der ehrenw. Admiral Fleming alsbald das Commando im Mittelmeer übernehmen, und mittlerweile die Emolumente des Greenwich-Hospitals, dessen Oberaufseher er ist, aufgeben wird, jedoch vorbehaltlich seines künftigen Wiedereintritts in den Genuß derselben. Dafür lassen sich Präcedentien finden. Man behauptet zuversichtlich, Admiral Sir G. Cockburn habe dieses Commando abgelehnt, es wäre denn, daß es von aller damit verknüpften diplomatischen Verantwortlichkeit befreit würde, indem dieser tapfere Seeofficier fühlt, daß er consequenterweise mit der jetzigen Verwaltung in nichts als auf der stricten Linie seiner Berufspflichten überein würde handeln können. Nun ist aber mit den militärischen Details des Oberbefehls im Mittelmeer wesentliche politische Verantwortlichkeit verbunden, und Sir George will, was ihm sehr zur Ehre gereicht, seine politische Gesinnung nicht den Vortheilen eines Amtes aufopfern.“ Die Londoner Journale besprechen vielfach das „Manifest“ des Hrn. Thiers. Die Torypresse urtheilt, es sey, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_076_18400316
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_076_18400316/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 76. Augsburg, 16. März 1840, S. 0601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_076_18400316/1>, abgerufen am 18.04.2024.