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Allgemeine Zeitung. Nr. 93. Augsburg, 2. April 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 93.
2 April 1840.

Südamerika.

Die Gaceta de Venezuela enthielt zu Ende Januars einen zwischen dieser Republik und England abgeschlossenen Vertrag gegen den Sklavenhandel. Nach demselben sollen die Sklavenhändler gleich Seeräubern mit dem Tode bestraft werden.

Spanien.

Glaubwürdige gestern aus Valencia eingegangene Briefe melden als ein kaum noch der Bestätigung bedürfendes Gerücht, daß Cabrera sich von Catalonien aus nach Italien eingeschifft habe. Möge dieß begründet seyn oder nicht, immerhin bleibt es gewiß, daß sein körperlicher und moralischer Zustand ihm nicht gestattet, an der Leitung der militärischen Operationen fernerhin Theil zu nehmen. Hiermit verschwindet zugleich die Begeisterung, welche seine Gegenwart den bewaffneten Carlisten von Aragonien und Valencia einflößte, und es läßt sich mit ziemlicher Zuversicht voraussetzen, daß im Laufe dieses Sommers die Insurgenten in jenen Gegenden, sey es gezwungen durch die Uebermacht, sey es auf dem Wege von Unterhandlungen, die Waffen niederlegen werden. Espartero fühlt es, daß von der unverweilten Beendigung des Bürgerkrieges die Fortdauer seines guten Rufes abhängt, und daß er zum Gegenstand des Gelächters von ganz Europa werden würde, wenn er mit einer wohl ausgerüsteten Armee von 100,000 Mann nicht einige elende Bergnester einnehmen, und einen in Auflösung begriffenen Feind vertilgen oder zur Unterwerfung bringen könnte. Bereits flüchten die Carlisten, aus Aragonien verdrängt, in die Gebirge von Cuenca, wo indessen die Divisionen Hoyos und Balboa bereit stehen, um sie einzuschließen. Balmaseda hat Catalonien verlassen, und befand sich am 18 in S. Mateo (Provinz Castellon), wo er alle Carlistische Cavallerie an sich zog, während Forcadell die Infanterie in Tronchon vereinigte. Man schließt daraus, daß die dortigen Carlisten entweder ein großes Unternehmen, oder ein Seitenstück zu dem Vertrage von Bergara beabsichtigen.

Großbritannien.

In der Sitzung des Hauses der Gemeinen am 24 März wurde Hr. H. Drummond, an des neuen Grafen v. Mansfield Stelle, als Mitglied für die schottische Grafschaft Perth beeidigt. Sir J. Graham schob seine Motion in Betreff China's weiter hinaus, da Hr. Villiers dabei beharrt, seine Motion gegen die Korngesetze am 31 März zu stellen. Die vom Oberhaus herabgesandte Vaccinationsbill wurde zum erstenmal gelesen. Auf Hrn. Crawfords Vorschlag wurde dann die Ernennung einer besondern Committee bewilligt, welche die Beschwerden der Eigenthümer des in Canton ausgelieferten und zerstörten Opiums zu prüfen habe. Das ehrenwerthe Mitglied, Compagnon des berühmten indischen Handelshauses Bossett und Crawford, gab dabei über den Opiumhandel mit China folgende geschichtliche Notiz: "Seit den ältesten Zeiten bestand der Opiumhandel zwischen Bengal und China, und in der Provinz Buhar ward Opium gebaut lange vor der Gründung der brittischen Souveränetät in Indien. Im J. 1786, als Lord Cornwallis Generalstatthalter von Indien war, wurde dieser Handel auf dem Fuße geregelt, auf dem er so ziemlich bis in die letzte Zeit bestand, und die Waare ging in China gegen einen fixen Zoll ein bis zum Jahre 1796, wo ein chinesisches Edict gegen die Opiumeinfuhr erschien. Dieses Edict zeigte sich jedoch ganz wirkungslos. (Hört!) Die von Bengal ausgeführte Quantität der Waare nahm niemals ab. Sie bestand damals durchschnittlich aus 4000 Kisten, die Schiffe liefen mit der Waare an Bord in den Hafen von Canton ein, und der Absatz an die Chinesen geschah durch die Hong-Kaufleute; die brittischen Unterthanen hatten direct nichts damit zu thun. Im J. 1824 ergaben sich Mißverständnisse, in Folge deren die Opiumschiffe in eine andere Lage kamen. Nun wagte zum erstenmal ein Schiff seine Waare an einem Punkte der Ostküste zu landen; der glückliche Erfolg, von dem dieses Abenteuer begleitet war, reizte andere Schiffe, und bis zu den Jahren 1828 und 1829 kam so ein regelmäßiger Handel in Gang. Die Schiffe selbst gingen nicht mehr nach Canton, sondern verluden ihre Fracht auf kleinere Fahrzeuge. So ging es fort bis 1836, und die Opiumeinfuhr war mittlerweile von 4000 Kisten bis auf 27,000 gestiegen. Im J. 1836 faßte die chinesische Regierung aus Ursachen, die ich nicht näher zu erörtern brauche, den Entschluß, den Opiumhandel, insofern er durch Fremde betrieben wurde, ernstlich in Erwägung zu ziehen. Die Frage entstand, ob es klüger seyn würde, die Einfuhr zu legalisiren oder streng zu verbieten. Im Julius 1836 erwartete man wirklich aus Peking die Nachricht, daß der Handel legalisirt worden; aber man erfuhr, daß dieser Vorschlag im kaiserlichen Staatsrath zu Peking mit einer

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 93.
2 April 1840.

Südamerika.

Die Gaceta de Venezuela enthielt zu Ende Januars einen zwischen dieser Republik und England abgeschlossenen Vertrag gegen den Sklavenhandel. Nach demselben sollen die Sklavenhändler gleich Seeräubern mit dem Tode bestraft werden.

Spanien.

Glaubwürdige gestern aus Valencia eingegangene Briefe melden als ein kaum noch der Bestätigung bedürfendes Gerücht, daß Cabrera sich von Catalonien aus nach Italien eingeschifft habe. Möge dieß begründet seyn oder nicht, immerhin bleibt es gewiß, daß sein körperlicher und moralischer Zustand ihm nicht gestattet, an der Leitung der militärischen Operationen fernerhin Theil zu nehmen. Hiermit verschwindet zugleich die Begeisterung, welche seine Gegenwart den bewaffneten Carlisten von Aragonien und Valencia einflößte, und es läßt sich mit ziemlicher Zuversicht voraussetzen, daß im Laufe dieses Sommers die Insurgenten in jenen Gegenden, sey es gezwungen durch die Uebermacht, sey es auf dem Wege von Unterhandlungen, die Waffen niederlegen werden. Espartero fühlt es, daß von der unverweilten Beendigung des Bürgerkrieges die Fortdauer seines guten Rufes abhängt, und daß er zum Gegenstand des Gelächters von ganz Europa werden würde, wenn er mit einer wohl ausgerüsteten Armee von 100,000 Mann nicht einige elende Bergnester einnehmen, und einen in Auflösung begriffenen Feind vertilgen oder zur Unterwerfung bringen könnte. Bereits flüchten die Carlisten, aus Aragonien verdrängt, in die Gebirge von Cuenca, wo indessen die Divisionen Hoyos und Balboa bereit stehen, um sie einzuschließen. Balmaseda hat Catalonien verlassen, und befand sich am 18 in S. Mateo (Provinz Castellon), wo er alle Carlistische Cavallerie an sich zog, während Forcadell die Infanterie in Tronchon vereinigte. Man schließt daraus, daß die dortigen Carlisten entweder ein großes Unternehmen, oder ein Seitenstück zu dem Vertrage von Bergara beabsichtigen.

Großbritannien.

In der Sitzung des Hauses der Gemeinen am 24 März wurde Hr. H. Drummond, an des neuen Grafen v. Mansfield Stelle, als Mitglied für die schottische Grafschaft Perth beeidigt. Sir J. Graham schob seine Motion in Betreff China's weiter hinaus, da Hr. Villiers dabei beharrt, seine Motion gegen die Korngesetze am 31 März zu stellen. Die vom Oberhaus herabgesandte Vaccinationsbill wurde zum erstenmal gelesen. Auf Hrn. Crawfords Vorschlag wurde dann die Ernennung einer besondern Committee bewilligt, welche die Beschwerden der Eigenthümer des in Canton ausgelieferten und zerstörten Opiums zu prüfen habe. Das ehrenwerthe Mitglied, Compagnon des berühmten indischen Handelshauses Bossett und Crawford, gab dabei über den Opiumhandel mit China folgende geschichtliche Notiz: „Seit den ältesten Zeiten bestand der Opiumhandel zwischen Bengal und China, und in der Provinz Buhar ward Opium gebaut lange vor der Gründung der brittischen Souveränetät in Indien. Im J. 1786, als Lord Cornwallis Generalstatthalter von Indien war, wurde dieser Handel auf dem Fuße geregelt, auf dem er so ziemlich bis in die letzte Zeit bestand, und die Waare ging in China gegen einen fixen Zoll ein bis zum Jahre 1796, wo ein chinesisches Edict gegen die Opiumeinfuhr erschien. Dieses Edict zeigte sich jedoch ganz wirkungslos. (Hört!) Die von Bengal ausgeführte Quantität der Waare nahm niemals ab. Sie bestand damals durchschnittlich aus 4000 Kisten, die Schiffe liefen mit der Waare an Bord in den Hafen von Canton ein, und der Absatz an die Chinesen geschah durch die Hong-Kaufleute; die brittischen Unterthanen hatten direct nichts damit zu thun. Im J. 1824 ergaben sich Mißverständnisse, in Folge deren die Opiumschiffe in eine andere Lage kamen. Nun wagte zum erstenmal ein Schiff seine Waare an einem Punkte der Ostküste zu landen; der glückliche Erfolg, von dem dieses Abenteuer begleitet war, reizte andere Schiffe, und bis zu den Jahren 1828 und 1829 kam so ein regelmäßiger Handel in Gang. Die Schiffe selbst gingen nicht mehr nach Canton, sondern verluden ihre Fracht auf kleinere Fahrzeuge. So ging es fort bis 1836, und die Opiumeinfuhr war mittlerweile von 4000 Kisten bis auf 27,000 gestiegen. Im J. 1836 faßte die chinesische Regierung aus Ursachen, die ich nicht näher zu erörtern brauche, den Entschluß, den Opiumhandel, insofern er durch Fremde betrieben wurde, ernstlich in Erwägung zu ziehen. Die Frage entstand, ob es klüger seyn würde, die Einfuhr zu legalisiren oder streng zu verbieten. Im Julius 1836 erwartete man wirklich aus Peking die Nachricht, daß der Handel legalisirt worden; aber man erfuhr, daß dieser Vorschlag im kaiserlichen Staatsrath zu Peking mit einer

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[0737/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Donnerstag Nr. 93. 2 April 1840. Südamerika. Die Gaceta de Venezuela enthielt zu Ende Januars einen zwischen dieser Republik und England abgeschlossenen Vertrag gegen den Sklavenhandel. Nach demselben sollen die Sklavenhändler gleich Seeräubern mit dem Tode bestraft werden. Spanien. _ Madrid, 21 März. Glaubwürdige gestern aus Valencia eingegangene Briefe melden als ein kaum noch der Bestätigung bedürfendes Gerücht, daß Cabrera sich von Catalonien aus nach Italien eingeschifft habe. Möge dieß begründet seyn oder nicht, immerhin bleibt es gewiß, daß sein körperlicher und moralischer Zustand ihm nicht gestattet, an der Leitung der militärischen Operationen fernerhin Theil zu nehmen. Hiermit verschwindet zugleich die Begeisterung, welche seine Gegenwart den bewaffneten Carlisten von Aragonien und Valencia einflößte, und es läßt sich mit ziemlicher Zuversicht voraussetzen, daß im Laufe dieses Sommers die Insurgenten in jenen Gegenden, sey es gezwungen durch die Uebermacht, sey es auf dem Wege von Unterhandlungen, die Waffen niederlegen werden. Espartero fühlt es, daß von der unverweilten Beendigung des Bürgerkrieges die Fortdauer seines guten Rufes abhängt, und daß er zum Gegenstand des Gelächters von ganz Europa werden würde, wenn er mit einer wohl ausgerüsteten Armee von 100,000 Mann nicht einige elende Bergnester einnehmen, und einen in Auflösung begriffenen Feind vertilgen oder zur Unterwerfung bringen könnte. Bereits flüchten die Carlisten, aus Aragonien verdrängt, in die Gebirge von Cuenca, wo indessen die Divisionen Hoyos und Balboa bereit stehen, um sie einzuschließen. Balmaseda hat Catalonien verlassen, und befand sich am 18 in S. Mateo (Provinz Castellon), wo er alle Carlistische Cavallerie an sich zog, während Forcadell die Infanterie in Tronchon vereinigte. Man schließt daraus, daß die dortigen Carlisten entweder ein großes Unternehmen, oder ein Seitenstück zu dem Vertrage von Bergara beabsichtigen. Großbritannien. _ London, 26 März. In der Sitzung des Hauses der Gemeinen am 24 März wurde Hr. H. Drummond, an des neuen Grafen v. Mansfield Stelle, als Mitglied für die schottische Grafschaft Perth beeidigt. Sir J. Graham schob seine Motion in Betreff China's weiter hinaus, da Hr. Villiers dabei beharrt, seine Motion gegen die Korngesetze am 31 März zu stellen. Die vom Oberhaus herabgesandte Vaccinationsbill wurde zum erstenmal gelesen. Auf Hrn. Crawfords Vorschlag wurde dann die Ernennung einer besondern Committee bewilligt, welche die Beschwerden der Eigenthümer des in Canton ausgelieferten und zerstörten Opiums zu prüfen habe. Das ehrenwerthe Mitglied, Compagnon des berühmten indischen Handelshauses Bossett und Crawford, gab dabei über den Opiumhandel mit China folgende geschichtliche Notiz: „Seit den ältesten Zeiten bestand der Opiumhandel zwischen Bengal und China, und in der Provinz Buhar ward Opium gebaut lange vor der Gründung der brittischen Souveränetät in Indien. Im J. 1786, als Lord Cornwallis Generalstatthalter von Indien war, wurde dieser Handel auf dem Fuße geregelt, auf dem er so ziemlich bis in die letzte Zeit bestand, und die Waare ging in China gegen einen fixen Zoll ein bis zum Jahre 1796, wo ein chinesisches Edict gegen die Opiumeinfuhr erschien. Dieses Edict zeigte sich jedoch ganz wirkungslos. (Hört!) Die von Bengal ausgeführte Quantität der Waare nahm niemals ab. Sie bestand damals durchschnittlich aus 4000 Kisten, die Schiffe liefen mit der Waare an Bord in den Hafen von Canton ein, und der Absatz an die Chinesen geschah durch die Hong-Kaufleute; die brittischen Unterthanen hatten direct nichts damit zu thun. Im J. 1824 ergaben sich Mißverständnisse, in Folge deren die Opiumschiffe in eine andere Lage kamen. Nun wagte zum erstenmal ein Schiff seine Waare an einem Punkte der Ostküste zu landen; der glückliche Erfolg, von dem dieses Abenteuer begleitet war, reizte andere Schiffe, und bis zu den Jahren 1828 und 1829 kam so ein regelmäßiger Handel in Gang. Die Schiffe selbst gingen nicht mehr nach Canton, sondern verluden ihre Fracht auf kleinere Fahrzeuge. So ging es fort bis 1836, und die Opiumeinfuhr war mittlerweile von 4000 Kisten bis auf 27,000 gestiegen. Im J. 1836 faßte die chinesische Regierung aus Ursachen, die ich nicht näher zu erörtern brauche, den Entschluß, den Opiumhandel, insofern er durch Fremde betrieben wurde, ernstlich in Erwägung zu ziehen. Die Frage entstand, ob es klüger seyn würde, die Einfuhr zu legalisiren oder streng zu verbieten. Im Julius 1836 erwartete man wirklich aus Peking die Nachricht, daß der Handel legalisirt worden; aber man erfuhr, daß dieser Vorschlag im kaiserlichen Staatsrath zu Peking mit einer

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 93. Augsburg, 2. April 1840, S. 0737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_093_18400402/1>, abgerufen am 28.03.2024.