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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Einleitung.
mente dieses @ noch so ziemlich bequem haben können. Diese
Tasten müssen ein richtiges Gewichte in sich haben, welches den
Finger wieder in die Höhe hebt. Der Bezug muß vertragen
können, daß man es sowol ziemlich angreifen als schmeicheln kan,
und dadurch in den Stand gesetzet wird, alle Arten des forte
und piano reine und deutlich heraus zu bringen. Verträget es
dieses nicht, so werden in einem Falle die Sayten überschrieen
und der Spieler kan seine Stärcke nicht brauchen; im andern
Falle wird es entweder gar nicht oder unrein und undeutlich
ansprechen.

§. 13.

Ein guter Flügel muß ebenfalls ausser dem guten
Ton und den gehörigen Tasten eine gleiche Befiederung haben;
die Probe hiervon ist, wenn man die kleinen Manieren nett und
leicht heraus bringen kan, und wenn jeder Taste gleich geschwinde
anspricht, nachdem man durch einen gleichen und geringen Druck
mit dem Nagel vom Daumen ihre Reihe überstrichen hat. Die
Tractirung eines Flügels muß nicht zu leichte und läppisch seyn;
die Tasten müssen nicht zu tief fallen, die Finger einigen Wi-
derstand haben und von dem Tangenten wieder aufgehoben wer-
den. Hingegen muß er aber auch nicht zu schwer niederzudrü-
cken seyn. Denen zu Gefallen, welche noch keine Jnstrumente
von dieser vorgeschriebenen Weite besitzen, habe ich meine Probe-
Stücke so eingerichtet, daß sie auf einem Jnstrumente von vier
Octaven können gespielet werden.

§. 14.

Beyde Arten von Jnstrumenten müssen gut tem-
perirt seyn, indem man durch die Stimmung der Quinten, Quar-
ten, Probirung der kleinen und grossen Tertien und gantzer Ac-
corde, den meisten Quinten besonders so viel von ihrer größten
Reinigkeit abnimmt, daß es das Gehör kaum mercket und man
alle vier und zwantzig Ton-Arten gut brauchen kan. Durch

Pro-

Einleitung.
mente dieſes  noch ſo ziemlich bequem haben koͤnnen. Dieſe
Taſten muͤſſen ein richtiges Gewichte in ſich haben, welches den
Finger wieder in die Hoͤhe hebt. Der Bezug muß vertragen
koͤnnen, daß man es ſowol ziemlich angreifen als ſchmeicheln kan,
und dadurch in den Stand geſetzet wird, alle Arten des forte
und piano reine und deutlich heraus zu bringen. Vertraͤget es
dieſes nicht, ſo werden in einem Falle die Sayten uͤberſchrieen
und der Spieler kan ſeine Staͤrcke nicht brauchen; im andern
Falle wird es entweder gar nicht oder unrein und undeutlich
anſprechen.

§. 13.

Ein guter Fluͤgel muß ebenfalls auſſer dem guten
Ton und den gehoͤrigen Taſten eine gleiche Befiederung haben;
die Probe hiervon iſt, wenn man die kleinen Manieren nett und
leicht heraus bringen kan, und wenn jeder Taſte gleich geſchwinde
anſpricht, nachdem man durch einen gleichen und geringen Druck
mit dem Nagel vom Daumen ihre Reihe uͤberſtrichen hat. Die
Tractirung eines Fluͤgels muß nicht zu leichte und laͤppiſch ſeyn;
die Taſten muͤſſen nicht zu tief fallen, die Finger einigen Wi-
derſtand haben und von dem Tangenten wieder aufgehoben wer-
den. Hingegen muß er aber auch nicht zu ſchwer niederzudruͤ-
cken ſeyn. Denen zu Gefallen, welche noch keine Jnſtrumente
von dieſer vorgeſchriebenen Weite beſitzen, habe ich meine Probe-
Stuͤcke ſo eingerichtet, daß ſie auf einem Jnſtrumente von vier
Octaven koͤnnen geſpielet werden.

§. 14.

Beyde Arten von Jnſtrumenten muͤſſen gut tem-
perirt ſeyn, indem man durch die Stimmung der Quinten, Quar-
ten, Probirung der kleinen und groſſen Tertien und gantzer Ac-
corde, den meiſten Quinten beſonders ſo viel von ihrer groͤßten
Reinigkeit abnimmt, daß es das Gehoͤr kaum mercket und man
alle vier und zwantzig Ton-Arten gut brauchen kan. Durch

Pro-
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[8/0016] Einleitung. mente dieſes  noch ſo ziemlich bequem haben koͤnnen. Dieſe Taſten muͤſſen ein richtiges Gewichte in ſich haben, welches den Finger wieder in die Hoͤhe hebt. Der Bezug muß vertragen koͤnnen, daß man es ſowol ziemlich angreifen als ſchmeicheln kan, und dadurch in den Stand geſetzet wird, alle Arten des forte und piano reine und deutlich heraus zu bringen. Vertraͤget es dieſes nicht, ſo werden in einem Falle die Sayten uͤberſchrieen und der Spieler kan ſeine Staͤrcke nicht brauchen; im andern Falle wird es entweder gar nicht oder unrein und undeutlich anſprechen. §. 13. Ein guter Fluͤgel muß ebenfalls auſſer dem guten Ton und den gehoͤrigen Taſten eine gleiche Befiederung haben; die Probe hiervon iſt, wenn man die kleinen Manieren nett und leicht heraus bringen kan, und wenn jeder Taſte gleich geſchwinde anſpricht, nachdem man durch einen gleichen und geringen Druck mit dem Nagel vom Daumen ihre Reihe uͤberſtrichen hat. Die Tractirung eines Fluͤgels muß nicht zu leichte und laͤppiſch ſeyn; die Taſten muͤſſen nicht zu tief fallen, die Finger einigen Wi- derſtand haben und von dem Tangenten wieder aufgehoben wer- den. Hingegen muß er aber auch nicht zu ſchwer niederzudruͤ- cken ſeyn. Denen zu Gefallen, welche noch keine Jnſtrumente von dieſer vorgeſchriebenen Weite beſitzen, habe ich meine Probe- Stuͤcke ſo eingerichtet, daß ſie auf einem Jnſtrumente von vier Octaven koͤnnen geſpielet werden. §. 14. Beyde Arten von Jnſtrumenten muͤſſen gut tem- perirt ſeyn, indem man durch die Stimmung der Quinten, Quar- ten, Probirung der kleinen und groſſen Tertien und gantzer Ac- corde, den meiſten Quinten beſonders ſo viel von ihrer groͤßten Reinigkeit abnimmt, daß es das Gehoͤr kaum mercket und man alle vier und zwantzig Ton-Arten gut brauchen kan. Durch Pro-

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/16>, abgerufen am 28.03.2024.