Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Das erste Hauptstück.
Tab. II.
§. 33.

A moll im Aufsteigen finden wir bey Fig. V. mit
zweyerley Finger-Setzung; doch ist die, so gleich über und unter
den Noten stehet, die beste; die andere kan allenfalls bey den un-
ter Fig. VI. angeführten Exempeln gute Dienste thun; indessen
da man noch mehrere Arten ausfindig machen könnte, wenn
man die Exempel darnach einrichten wollte, und solche also da-
durch dem ohngeachtet nicht so natürlich wird, wie die nächst
den Noten, so habe ich sie mehr zur Warnung, als zur Nach-
ahmung angeführt, weil ich weiß daß sie hier und da Mode ist.
Das unnatürliche bestehet darinnen, daß der Daumen in das D
eingesetzt wird, ohngeachtet das E mit zwey halben Tönen dar-
auf folgt; denn der Daumen mag sich gerne nahe an den halben Tö-
nen aufhalten, wenigstens ist diese Haupt-Regel hierbey zu mer-
cken, daß der Daumen der rechten Hand im Aufsteigen nach
einem oder mehrern halben Tönen, im Absteigen aber vor einem
oder mehrern halben Tönen, und der lincke Daumen im Absteigen
nach, und im Aufsteigen vor den halben Tönen, eingesetzt wird.
Wer diese Haupt-Regel in den Fingern hat, dem wird es alle-
zeit fremde fallen, bey Gängen, wo halbe Töne vorkommen, den
Daumen etwas entfernt von selbigen einzusetzen.

§. 34.

A moll im Absteigen sehen wir bey Fig. VII. mit
dreyerley Finger-Ordnung. Da hier, wie bey C dur, auch kein
halber Ton vorkommt, so sind sie alle drey gut, und zu gebrau-
chen. Die, wo der Daumen in das D eingesetzt wird, ist un-
gewöhnlicher als die andern.

§. 35.

G dur im Aufsteigen zeigt sich bey Fig. VIII. drey-
fach. Die mit (*) bezeichnete Applicatur ist die ungewöhnlichste.
Die mittelste im Dißkante und unterste im Basse giebt zu einer
neuen Regel Gelegenheit, welche so heißt: Das Ueberschlagen,
welches mit dem zweyten Finger über den Daumen, und mit

dem
Das erſte Hauptſtuͤck.
Tab. II.
§. 33.

A moll im Aufſteigen finden wir bey Fig. V. mit
zweyerley Finger-Setzung; doch iſt die, ſo gleich uͤber und unter
den Noten ſtehet, die beſte; die andere kan allenfalls bey den un-
ter Fig. VI. angefuͤhrten Exempeln gute Dienſte thun; indeſſen
da man noch mehrere Arten ausfindig machen koͤnnte, wenn
man die Exempel darnach einrichten wollte, und ſolche alſo da-
durch dem ohngeachtet nicht ſo natuͤrlich wird, wie die naͤchſt
den Noten, ſo habe ich ſie mehr zur Warnung, als zur Nach-
ahmung angefuͤhrt, weil ich weiß daß ſie hier und da Mode iſt.
Das unnatuͤrliche beſtehet darinnen, daß der Daumen in das D
eingeſetzt wird, ohngeachtet das E mit zwey halben Toͤnen dar-
auf folgt; denn der Daumen mag ſich gerne nahe an den halben Toͤ-
nen aufhalten, wenigſtens iſt dieſe Haupt-Regel hierbey zu mer-
cken, daß der Daumen der rechten Hand im Aufſteigen nach
einem oder mehrern halben Toͤnen, im Abſteigen aber vor einem
oder mehrern halben Toͤnen, und der lincke Daumen im Abſteigen
nach, und im Aufſteigen vor den halben Toͤnen, eingeſetzt wird.
Wer dieſe Haupt-Regel in den Fingern hat, dem wird es alle-
zeit fremde fallen, bey Gaͤngen, wo halbe Toͤne vorkommen, den
Daumen etwas entfernt von ſelbigen einzuſetzen.

§. 34.

A moll im Abſteigen ſehen wir bey Fig. VII. mit
dreyerley Finger-Ordnung. Da hier, wie bey C dur, auch kein
halber Ton vorkommt, ſo ſind ſie alle drey gut, und zu gebrau-
chen. Die, wo der Daumen in das D eingeſetzt wird, iſt un-
gewoͤhnlicher als die andern.

§. 35.

G dur im Aufſteigen zeigt ſich bey Fig. VIII. drey-
fach. Die mit (*) bezeichnete Applicatur iſt die ungewoͤhnlichſte.
Die mittelſte im Dißkante und unterſte im Baſſe giebt zu einer
neuen Regel Gelegenheit, welche ſo heißt: Das Ueberſchlagen,
welches mit dem zweyten Finger uͤber den Daumen, und mit

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0030" n="22"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw>
          <note place="left">Tab. <hi rendition="#aq">II.</hi></note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 33.</head>
          <p>A moll im Auf&#x017F;teigen finden wir bey Fig. <hi rendition="#aq">V.</hi> mit<lb/>
zweyerley Finger-Setzung; doch i&#x017F;t die, &#x017F;o gleich u&#x0364;ber und unter<lb/>
den Noten &#x017F;tehet, die be&#x017F;te; die andere kan allenfalls bey den un-<lb/>
ter Fig. <hi rendition="#aq">VI.</hi> angefu&#x0364;hrten Exempeln gute Dien&#x017F;te thun; inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
da man noch mehrere Arten ausfindig machen ko&#x0364;nnte, wenn<lb/>
man die Exempel darnach einrichten wollte, und &#x017F;olche al&#x017F;o da-<lb/>
durch dem ohngeachtet nicht &#x017F;o natu&#x0364;rlich wird, wie die na&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
den Noten, &#x017F;o habe ich &#x017F;ie mehr zur Warnung, als zur Nach-<lb/>
ahmung angefu&#x0364;hrt, weil ich weiß daß &#x017F;ie hier und da Mode i&#x017F;t.<lb/>
Das unnatu&#x0364;rliche be&#x017F;tehet darinnen, daß der Daumen in das D<lb/>
einge&#x017F;etzt wird, ohngeachtet das E mit zwey halben To&#x0364;nen dar-<lb/>
auf folgt; denn der Daumen mag &#x017F;ich gerne nahe an den halben To&#x0364;-<lb/>
nen aufhalten, wenig&#x017F;tens i&#x017F;t die&#x017F;e Haupt-Regel hierbey zu mer-<lb/>
cken, daß der Daumen der rechten Hand im Auf&#x017F;teigen nach<lb/>
einem oder mehrern halben To&#x0364;nen, im Ab&#x017F;teigen aber vor einem<lb/>
oder mehrern halben To&#x0364;nen, und der lincke Daumen im Ab&#x017F;teigen<lb/>
nach, und im Auf&#x017F;teigen vor den halben To&#x0364;nen, einge&#x017F;etzt wird.<lb/>
Wer die&#x017F;e Haupt-Regel in den Fingern hat, dem wird es alle-<lb/>
zeit fremde fallen, bey Ga&#x0364;ngen, wo halbe To&#x0364;ne vorkommen, den<lb/>
Daumen etwas entfernt von &#x017F;elbigen einzu&#x017F;etzen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 34.</head>
          <p>A moll im Ab&#x017F;teigen &#x017F;ehen wir bey Fig. <hi rendition="#aq">VII.</hi> mit<lb/>
dreyerley Finger-Ordnung. Da hier, wie bey C dur, auch kein<lb/>
halber Ton vorkommt, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie alle drey gut, und zu gebrau-<lb/>
chen. Die, wo der Daumen in das D einge&#x017F;etzt wird, i&#x017F;t un-<lb/>
gewo&#x0364;hnlicher als die andern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 35.</head>
          <p>G dur im Auf&#x017F;teigen zeigt &#x017F;ich bey Fig. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> drey-<lb/>
fach. Die mit (*) bezeichnete Applicatur i&#x017F;t die ungewo&#x0364;hnlich&#x017F;te.<lb/>
Die mittel&#x017F;te im Dißkante und unter&#x017F;te im Ba&#x017F;&#x017F;e giebt zu einer<lb/>
neuen Regel Gelegenheit, welche &#x017F;o heißt: Das Ueber&#x017F;chlagen,<lb/>
welches mit dem zweyten Finger u&#x0364;ber den Daumen, und mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0030] Das erſte Hauptſtuͤck. §. 33. A moll im Aufſteigen finden wir bey Fig. V. mit zweyerley Finger-Setzung; doch iſt die, ſo gleich uͤber und unter den Noten ſtehet, die beſte; die andere kan allenfalls bey den un- ter Fig. VI. angefuͤhrten Exempeln gute Dienſte thun; indeſſen da man noch mehrere Arten ausfindig machen koͤnnte, wenn man die Exempel darnach einrichten wollte, und ſolche alſo da- durch dem ohngeachtet nicht ſo natuͤrlich wird, wie die naͤchſt den Noten, ſo habe ich ſie mehr zur Warnung, als zur Nach- ahmung angefuͤhrt, weil ich weiß daß ſie hier und da Mode iſt. Das unnatuͤrliche beſtehet darinnen, daß der Daumen in das D eingeſetzt wird, ohngeachtet das E mit zwey halben Toͤnen dar- auf folgt; denn der Daumen mag ſich gerne nahe an den halben Toͤ- nen aufhalten, wenigſtens iſt dieſe Haupt-Regel hierbey zu mer- cken, daß der Daumen der rechten Hand im Aufſteigen nach einem oder mehrern halben Toͤnen, im Abſteigen aber vor einem oder mehrern halben Toͤnen, und der lincke Daumen im Abſteigen nach, und im Aufſteigen vor den halben Toͤnen, eingeſetzt wird. Wer dieſe Haupt-Regel in den Fingern hat, dem wird es alle- zeit fremde fallen, bey Gaͤngen, wo halbe Toͤne vorkommen, den Daumen etwas entfernt von ſelbigen einzuſetzen. §. 34. A moll im Abſteigen ſehen wir bey Fig. VII. mit dreyerley Finger-Ordnung. Da hier, wie bey C dur, auch kein halber Ton vorkommt, ſo ſind ſie alle drey gut, und zu gebrau- chen. Die, wo der Daumen in das D eingeſetzt wird, iſt un- gewoͤhnlicher als die andern. §. 35. G dur im Aufſteigen zeigt ſich bey Fig. VIII. drey- fach. Die mit (*) bezeichnete Applicatur iſt die ungewoͤhnlichſte. Die mittelſte im Dißkante und unterſte im Baſſe giebt zu einer neuen Regel Gelegenheit, welche ſo heißt: Das Ueberſchlagen, welches mit dem zweyten Finger uͤber den Daumen, und mit dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Teils erschien als selbstä… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/30
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/30>, abgerufen am 29.03.2024.