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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Das zweyte Hauptstück, vierte Abtheilung.
Tab. V.kommen, als der Prall-Triller, nehmlich nach einer fallenden
Secunde, von welcher er gleichsam abgezogen wird Fig. LXIII.
und LXIV. Da diese zusammen gesetzte Manier mehr Noten
enthält, als die einfachen Manieren, woraus sie besteht, so füllt
sie auch die Geltung einer etwas langen Note besser aus; folg-
lich wird sie auch in diesem Falle lieber gebraucht als der Prall-
Triller allein, Fig. LXV. Hingegen thut der Prall-Triller allein,
bey dem Exempel (*), in Allegretto und in einer noch hurtigern
Zeit-Maasse besser als zusammen gesetzt. Man kan überhaupt
mercken, daß so wohl der einfache als prallende Doppelschlag an
den Stellen selten gut thut, wo ein Triller ohne Nachschlag
statt hat.

§. 29.

Wenn in langsamer Zeit-Maasse drey Noten
herunter steigen, so entsteht vor der mittelsten ein Vorschlag,
worauf über solcher der prallende Doppelschlag eintritt, welchen
ein abermahliger Vorschlag vor der letzten Note nachfolget. Die-
ser Fall ist bey Fig. LXVI. einfach (a), mit seinen Zierathen (b),
und mit seiner Ausführung (c) abgebildet. Der erste Vorschlag
ist etwas gewöhnliches bey langsamen Noten, indem er sie gut
ausfüllt; ausserdem aber war er hier nöthig, um den prallen-
den Doppelschlag bequem und nicht eher anzubringen, als bis
die Hälfte der Note, worüber er sich befindet, vorbey war, welche
Hälfte er just ausfüllt. Der letzte Vorschlag dient nicht nur zur
Verkürtzung der letzten langen Note, damit sie wegen ihrer Dauer
ein Verhältniß mit der vorigen bekomme, sondern er ist auch
nöthig wegen der Natur des Doppelschlages, welcher, wie der
ihm ähnliche Triller mit dem Nachschlage, sich gerne in die Höhe
neiget. Man darf diesen letzten Vorschlag nicht von seiner Note
abreissen, (1) weil es ein Vorschlag und kein Nachschlag seyn
soll, (2) weil nach der gegebenen Erklärung von den Doppel-

schlä-

Das zweyte Hauptſtuͤck, vierte Abtheilung.
Tab. V.kommen, als der Prall-Triller, nehmlich nach einer fallenden
Secunde, von welcher er gleichſam abgezogen wird Fig. LXIII.
und LXIV. Da dieſe zuſammen geſetzte Manier mehr Noten
enthaͤlt, als die einfachen Manieren, woraus ſie beſteht, ſo fuͤllt
ſie auch die Geltung einer etwas langen Note beſſer aus; folg-
lich wird ſie auch in dieſem Falle lieber gebraucht als der Prall-
Triller allein, Fig. LXV. Hingegen thut der Prall-Triller allein,
bey dem Exempel (*), in Allegretto und in einer noch hurtigern
Zeit-Maaſſe beſſer als zuſammen geſetzt. Man kan uͤberhaupt
mercken, daß ſo wohl der einfache als prallende Doppelſchlag an
den Stellen ſelten gut thut, wo ein Triller ohne Nachſchlag
ſtatt hat.

§. 29.

Wenn in langſamer Zeit-Maaſſe drey Noten
herunter ſteigen, ſo entſteht vor der mittelſten ein Vorſchlag,
worauf uͤber ſolcher der prallende Doppelſchlag eintritt, welchen
ein abermahliger Vorſchlag vor der letzten Note nachfolget. Die-
ſer Fall iſt bey Fig. LXVI. einfach (a), mit ſeinen Zierathen (b),
und mit ſeiner Ausfuͤhrung (c) abgebildet. Der erſte Vorſchlag
iſt etwas gewoͤhnliches bey langſamen Noten, indem er ſie gut
ausfuͤllt; auſſerdem aber war er hier noͤthig, um den prallen-
den Doppelſchlag bequem und nicht eher anzubringen, als bis
die Haͤlfte der Note, woruͤber er ſich befindet, vorbey war, welche
Haͤlfte er juſt ausfuͤllt. Der letzte Vorſchlag dient nicht nur zur
Verkuͤrtzung der letzten langen Note, damit ſie wegen ihrer Dauer
ein Verhaͤltniß mit der vorigen bekomme, ſondern er iſt auch
noͤthig wegen der Natur des Doppelſchlages, welcher, wie der
ihm aͤhnliche Triller mit dem Nachſchlage, ſich gerne in die Hoͤhe
neiget. Man darf dieſen letzten Vorſchlag nicht von ſeiner Note
abreiſſen, (1) weil es ein Vorſchlag und kein Nachſchlag ſeyn
ſoll, (2) weil nach der gegebenen Erklaͤrung von den Doppel-

ſchlaͤ-
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[82/0090] Das zweyte Hauptſtuͤck, vierte Abtheilung. kommen, als der Prall-Triller, nehmlich nach einer fallenden Secunde, von welcher er gleichſam abgezogen wird Fig. LXIII. und LXIV. Da dieſe zuſammen geſetzte Manier mehr Noten enthaͤlt, als die einfachen Manieren, woraus ſie beſteht, ſo fuͤllt ſie auch die Geltung einer etwas langen Note beſſer aus; folg- lich wird ſie auch in dieſem Falle lieber gebraucht als der Prall- Triller allein, Fig. LXV. Hingegen thut der Prall-Triller allein, bey dem Exempel (*), in Allegretto und in einer noch hurtigern Zeit-Maaſſe beſſer als zuſammen geſetzt. Man kan uͤberhaupt mercken, daß ſo wohl der einfache als prallende Doppelſchlag an den Stellen ſelten gut thut, wo ein Triller ohne Nachſchlag ſtatt hat. Tab. V. §. 29. Wenn in langſamer Zeit-Maaſſe drey Noten herunter ſteigen, ſo entſteht vor der mittelſten ein Vorſchlag, worauf uͤber ſolcher der prallende Doppelſchlag eintritt, welchen ein abermahliger Vorſchlag vor der letzten Note nachfolget. Die- ſer Fall iſt bey Fig. LXVI. einfach (a), mit ſeinen Zierathen (b), und mit ſeiner Ausfuͤhrung (c) abgebildet. Der erſte Vorſchlag iſt etwas gewoͤhnliches bey langſamen Noten, indem er ſie gut ausfuͤllt; auſſerdem aber war er hier noͤthig, um den prallen- den Doppelſchlag bequem und nicht eher anzubringen, als bis die Haͤlfte der Note, woruͤber er ſich befindet, vorbey war, welche Haͤlfte er juſt ausfuͤllt. Der letzte Vorſchlag dient nicht nur zur Verkuͤrtzung der letzten langen Note, damit ſie wegen ihrer Dauer ein Verhaͤltniß mit der vorigen bekomme, ſondern er iſt auch noͤthig wegen der Natur des Doppelſchlages, welcher, wie der ihm aͤhnliche Triller mit dem Nachſchlage, ſich gerne in die Hoͤhe neiget. Man darf dieſen letzten Vorſchlag nicht von ſeiner Note abreiſſen, (1) weil es ein Vorſchlag und kein Nachſchlag ſeyn ſoll, (2) weil nach der gegebenen Erklaͤrung von den Doppel- ſchlaͤ-

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/90>, abgerufen am 25.04.2024.