Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Vortrage.
stimme auf einen guten Gesang gesehen werde. Die besten Lagen
sind hierbey, so viel es nur möglich ist, zu nehmen, und wenn
man ja in der Nothwendigkeit stehet, die Hauptstimme mit der
Harmonie zu übersteigen, so muß man diejenigen Intervallen in
die Oberstimme legen, welche mit andern Mittelstimmen unter sich
(a), oder mit der Hauptstimme (b), oder mit dem Basse (c) in
Terzen oder Sexten fortschreiten:
[Abbildung]

§. 24.

So verwerflich die Begleitung ist, wobey man in
der Oberstimme den Gesang der Hauptstimme beständig mitspielet:
so nöthig, und folglich auch erlaubt ist sie zuweilen im Anfange
eines geschwinden Stückes, besonders wenn dieses letztere
zweystimmig ist. Man bietet sich dadurch, wegen des Tempo, ein-
ander gleichsam die Hände, und die Zuhörer verliehren nicht das
geringste vom Anfange, wegen der Gleichheit und guten Ordnung.
Schwachen Musikern überhaupt, sie mögen begleiten oder führen,
ist dieses Hülfsmittel der Einförmigkeit allenfalls auch ausser dem
Anfange
erlaubet, wenn sie dadurch wieder in die Gleichheit des
Tactes kommen können, woraus sie gefallen waren.

§. 25.
Bachs Versuch. 2. Theil. K k

Vom Vortrage.
ſtimme auf einen guten Geſang geſehen werde. Die beſten Lagen
ſind hierbey, ſo viel es nur möglich iſt, zu nehmen, und wenn
man ja in der Nothwendigkeit ſtehet, die Hauptſtimme mit der
Harmonie zu überſteigen, ſo muß man diejenigen Intervallen in
die Oberſtimme legen, welche mit andern Mittelſtimmen unter ſich
(a), oder mit der Hauptſtimme (b), oder mit dem Baſſe (c) in
Terzen oder Sexten fortſchreiten:
[Abbildung]

§. 24.

So verwerflich die Begleitung iſt, wobey man in
der Oberſtimme den Geſang der Hauptſtimme beſtändig mitſpielet:
ſo nöthig, und folglich auch erlaubt iſt ſie zuweilen im Anfange
eines geſchwinden Stückes, beſonders wenn dieſes letztere
zweyſtimmig iſt. Man bietet ſich dadurch, wegen des Tempo, ein-
ander gleichſam die Hände, und die Zuhörer verliehren nicht das
geringſte vom Anfange, wegen der Gleichheit und guten Ordnung.
Schwachen Muſikern überhaupt, ſie mögen begleiten oder führen,
iſt dieſes Hülfsmittel der Einförmigkeit allenfalls auch auſſer dem
Anfange
erlaubet, wenn ſie dadurch wieder in die Gleichheit des
Tactes kommen können, woraus ſie gefallen waren.

§. 25.
Bachs Verſuch. 2. Theil. K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0267" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Vortrage.</hi></fw><lb/>
&#x017F;timme auf einen guten Ge&#x017F;ang ge&#x017F;ehen werde. Die be&#x017F;ten Lagen<lb/>
&#x017F;ind hierbey, &#x017F;o viel es nur möglich i&#x017F;t, zu nehmen, und wenn<lb/>
man ja in der Nothwendigkeit &#x017F;tehet, die Haupt&#x017F;timme mit der<lb/>
Harmonie zu über&#x017F;teigen, &#x017F;o muß man diejenigen Intervallen in<lb/>
die Ober&#x017F;timme legen, welche mit andern Mittel&#x017F;timmen unter &#x017F;ich<lb/>
(<hi rendition="#aq">a</hi>), oder mit der Haupt&#x017F;timme (<hi rendition="#aq">b</hi>), oder mit dem Ba&#x017F;&#x017F;e (<hi rendition="#aq">c</hi>) in<lb/>
Terzen oder Sexten fort&#x017F;chreiten:<lb/><figure/></p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>§. 24.</head>
          <p>So verwerflich die Begleitung i&#x017F;t, wobey man in<lb/>
der Ober&#x017F;timme den Ge&#x017F;ang der Haupt&#x017F;timme be&#x017F;tändig mit&#x017F;pielet:<lb/>
&#x017F;o nöthig, und folglich auch erlaubt i&#x017F;t &#x017F;ie zuweilen im Anfange<lb/>
eines <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chwinden</hi> Stückes, be&#x017F;onders wenn die&#x017F;es letztere<lb/>
zwey&#x017F;timmig i&#x017F;t. Man bietet &#x017F;ich dadurch, wegen des Tempo, ein-<lb/>
ander gleich&#x017F;am die Hände, und die Zuhörer verliehren nicht das<lb/>
gering&#x017F;te vom Anfange, wegen der Gleichheit und guten Ordnung.<lb/>
Schwachen Mu&#x017F;ikern überhaupt, &#x017F;ie mögen begleiten oder führen,<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;es Hülfsmittel der Einförmigkeit allenfalls auch <hi rendition="#fr">au&#x017F;&#x017F;er dem<lb/>
Anfange</hi> erlaubet, wenn &#x017F;ie dadurch wieder in die Gleichheit des<lb/>
Tactes kommen können, woraus &#x017F;ie gefallen waren.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Bachs Ver&#x017F;uch. 2. Theil.</hi> K k</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 25.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0267] Vom Vortrage. ſtimme auf einen guten Geſang geſehen werde. Die beſten Lagen ſind hierbey, ſo viel es nur möglich iſt, zu nehmen, und wenn man ja in der Nothwendigkeit ſtehet, die Hauptſtimme mit der Harmonie zu überſteigen, ſo muß man diejenigen Intervallen in die Oberſtimme legen, welche mit andern Mittelſtimmen unter ſich (a), oder mit der Hauptſtimme (b), oder mit dem Baſſe (c) in Terzen oder Sexten fortſchreiten: [Abbildung] §. 24. So verwerflich die Begleitung iſt, wobey man in der Oberſtimme den Geſang der Hauptſtimme beſtändig mitſpielet: ſo nöthig, und folglich auch erlaubt iſt ſie zuweilen im Anfange eines geſchwinden Stückes, beſonders wenn dieſes letztere zweyſtimmig iſt. Man bietet ſich dadurch, wegen des Tempo, ein- ander gleichſam die Hände, und die Zuhörer verliehren nicht das geringſte vom Anfange, wegen der Gleichheit und guten Ordnung. Schwachen Muſikern überhaupt, ſie mögen begleiten oder führen, iſt dieſes Hülfsmittel der Einförmigkeit allenfalls auch auſſer dem Anfange erlaubet, wenn ſie dadurch wieder in die Gleichheit des Tactes kommen können, woraus ſie gefallen waren. §. 25. Bachs Verſuch. 2. Theil. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/267
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/267>, abgerufen am 19.04.2024.