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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Vier und dreyßigstes Capitel.
doppelte Terz und Quinte. In beyden Fällen (b) und (c) würde
man in der vorgeschriebenen Lage Quinten machen, wenn die
Begleitung nach den Signaturen eingerichtet würde. Wir haben
bereits im 17ten Capitel, §. 8. des ersten Abschnittes ein
ähnliches Exempel angeführet. Alle Aufgaben, wobey Fortschrei-
tungen in Quarten vorkommen, sind wegen der Quinten gefähr-
lich, wenn die Lage verändert wird. Wenn man kann, so nimmt
man freylich die besten und sichersten Lagen: zuweilen aber ist
es unmöglich. Man suchet alsdenn mit guter Gelegenheit aus
der Gefahr, und in eine andere Lage zu kommen, indem man
durch die Verdoppelung einer Consonanz die fünfte Stimme ergrei-
fet, oder den Anschlag der Harmonie wiederholet, wenn die
Grundnote etwas lang ist, oder eine Folge von einer, oder von
mehrern durchgehenden Noten bey sich hat. Wenn man aber
alle diese Hülfsmittel nicht brauchen kann, so müssen diejenigen Zif-
fern wegbleiben, welche Fehler veranlassen. Die Figuren bey (d)
sind sehr bequem, die Harmonie in einer andern Lage über den
durchgehenden Noten zu wiederholen, wenn es die Vermeidung
der Fehler erfordert. Bey (e) ist die zweyte Begleitung der erstern
vorzuziehen, wenn man die Noten der Hauptstimme nicht in der
Oberstimme mit spielen will. Die erstere Begleitung, wenn sie
die Hauptstimme übersteiget, mit welcher sie in der gleichen Bewe-
gung fortgehet, verursachet Quinten. Bey (f), wo die Grund-
stimme in gebrochener Harmonie Dissonanzen auflöset, muß man
in der Begleitung eine Aenderung vornehmen, damit die nach-
schlagende eckelhaften Octaven vermieden werden. Man lässet
daher die in den Signaturen des ersten Tacktes steckenden Dis-
sonanzen mit gutem Gewissen aus. Bey (g) bleiben die Anhänge
weg, welche man zuweilen am Ende eines Stückes in der Grund-
stimme findet, wenn bey dem Schlußtriller vorher angehalten wor-

den

Vier und dreyßigſtes Capitel.
doppelte Terz und Quinte. In beyden Fällen (b) und (c) würde
man in der vorgeſchriebenen Lage Quinten machen, wenn die
Begleitung nach den Signaturen eingerichtet würde. Wir haben
bereits im 17ten Capitel, §. 8. des erſten Abſchnittes ein
ähnliches Exempel angeführet. Alle Aufgaben, wobey Fortſchrei-
tungen in Quarten vorkommen, ſind wegen der Quinten gefähr-
lich, wenn die Lage verändert wird. Wenn man kann, ſo nimmt
man freylich die beſten und ſicherſten Lagen: zuweilen aber iſt
es unmöglich. Man ſuchet alsdenn mit guter Gelegenheit aus
der Gefahr, und in eine andere Lage zu kommen, indem man
durch die Verdoppelung einer Conſonanz die fünfte Stimme ergrei-
fet, oder den Anſchlag der Harmonie wiederholet, wenn die
Grundnote etwas lang iſt, oder eine Folge von einer, oder von
mehrern durchgehenden Noten bey ſich hat. Wenn man aber
alle dieſe Hülfsmittel nicht brauchen kann, ſo müſſen diejenigen Zif-
fern wegbleiben, welche Fehler veranlaſſen. Die Figuren bey (d)
ſind ſehr bequem, die Harmonie in einer andern Lage über den
durchgehenden Noten zu wiederholen, wenn es die Vermeidung
der Fehler erfordert. Bey (e) iſt die zweyte Begleitung der erſtern
vorzuziehen, wenn man die Noten der Hauptſtimme nicht in der
Oberſtimme mit ſpielen will. Die erſtere Begleitung, wenn ſie
die Hauptſtimme überſteiget, mit welcher ſie in der gleichen Bewe-
gung fortgehet, verurſachet Quinten. Bey (f), wo die Grund-
ſtimme in gebrochener Harmonie Diſſonanzen auflöſet, muß man
in der Begleitung eine Aenderung vornehmen, damit die nach-
ſchlagende eckelhaften Octaven vermieden werden. Man läſſet
daher die in den Signaturen des erſten Tacktes ſteckenden Diſ-
ſonanzen mit gutem Gewiſſen aus. Bey (g) bleiben die Anhänge
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ſtimme findet, wenn bey dem Schlußtriller vorher angehalten wor-

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[296/0306] Vier und dreyßigſtes Capitel. doppelte Terz und Quinte. In beyden Fällen (b) und (c) würde man in der vorgeſchriebenen Lage Quinten machen, wenn die Begleitung nach den Signaturen eingerichtet würde. Wir haben bereits im 17ten Capitel, §. 8. des erſten Abſchnittes ein ähnliches Exempel angeführet. Alle Aufgaben, wobey Fortſchrei- tungen in Quarten vorkommen, ſind wegen der Quinten gefähr- lich, wenn die Lage verändert wird. Wenn man kann, ſo nimmt man freylich die beſten und ſicherſten Lagen: zuweilen aber iſt es unmöglich. Man ſuchet alsdenn mit guter Gelegenheit aus der Gefahr, und in eine andere Lage zu kommen, indem man durch die Verdoppelung einer Conſonanz die fünfte Stimme ergrei- fet, oder den Anſchlag der Harmonie wiederholet, wenn die Grundnote etwas lang iſt, oder eine Folge von einer, oder von mehrern durchgehenden Noten bey ſich hat. Wenn man aber alle dieſe Hülfsmittel nicht brauchen kann, ſo müſſen diejenigen Zif- fern wegbleiben, welche Fehler veranlaſſen. Die Figuren bey (d) ſind ſehr bequem, die Harmonie in einer andern Lage über den durchgehenden Noten zu wiederholen, wenn es die Vermeidung der Fehler erfordert. Bey (e) iſt die zweyte Begleitung der erſtern vorzuziehen, wenn man die Noten der Hauptſtimme nicht in der Oberſtimme mit ſpielen will. Die erſtere Begleitung, wenn ſie die Hauptſtimme überſteiget, mit welcher ſie in der gleichen Bewe- gung fortgehet, verurſachet Quinten. Bey (f), wo die Grund- ſtimme in gebrochener Harmonie Diſſonanzen auflöſet, muß man in der Begleitung eine Aenderung vornehmen, damit die nach- ſchlagende eckelhaften Octaven vermieden werden. Man läſſet daher die in den Signaturen des erſten Tacktes ſteckenden Diſ- ſonanzen mit gutem Gewiſſen aus. Bey (g) bleiben die Anhänge weg, welche man zuweilen am Ende eines Stückes in der Grund- ſtimme findet, wenn bey dem Schlußtriller vorher angehalten wor- den

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/306>, abgerufen am 24.04.2024.