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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
were es an offener Strassen nicht rahtsam. Arsidas
solte sich ein wenig auff die seitte begeben/ er wolte
jhm/ wann er niemanden sehe/ bald folgen. Arsidas
gehorchte jhm/ vnd schöpffte jetzund gute hoffnung/
weil Gelanor den Tod deß Poliarchus so gar nicht
geklagt hette.

Sie kamen in einem entlegenen Thal nicht weit
von dannen zu einander/ da fienge Gelanor erstlich
an: Herr Arsidas/ Poliarchus lebt; aber er begehrt
daß es niemandt wisse ausser euch. Er liegt in ei-
nem heimlichen Gange vnter Timocleen Hause/
welcher Frawen er sich anvertrawet hat. Ich bin
aber von jhm zu euch geschickt worden/ daß jhr
mich berichtet/ was dieses Vngewitters Vrsach
sey/ vnd daß ich euch auch selber/ wann jhr jhn in sei-
nem Vnfall nicht verschmähen wollet/ zu jhm hin
geleitet. Arsidas sagte/ er schewe keine Gefahr nicht:
Gelanor solte jhn nur zu der Höle führen/ vnd jhm
den Poliarchus zeigen/ welchen zu schen er verlan-
gen trüge. Man muß aber/ antwortete Gelanor/
der Timocleen Diener zubetriegen künstlich vmb-
gehen/ damit sie nicht jnnen werden/ daß Poliarchus
daselbstverhälet liege/ vnd eines so fürnemmen Her-
rens Leben in Gewalt geringer Leute gerahte. Ich
wil voran/ vnd seinen Todt mit eben solchem klagen
beweinen/ wie ich gegen dem Timonides thäte; jhr
werdet ingleichem schon alle mit denen jhr zu reden
kompt auff diese Art herumb zuführen wissen. Also
wird Poliarchus deß Lebens sich nicht zu besorgen

haben/

Joh. Barclayens Argenis/
were es an offener Straſſen nicht rahtſam. Arſidas
ſolte ſich ein wenig auff die ſeitte begeben/ er wolte
jhm/ wann er niemanden ſehe/ bald folgen. Arſidas
gehorchte jhm/ vnd ſchoͤpffte jetzund gute hoffnung/
weil Gelanor den Tod deß Poliarchus ſo gar nicht
geklagt hette.

Sie kamen in einem entlegenen Thal nicht weit
von dannen zu einander/ da fienge Gelanor erſtlich
an: Herꝛ Arſidas/ Poliarchus lebt; aber er begehrt
daß es niemandt wiſſe auſſer euch. Er liegt in ei-
nem heimlichen Gange vnter Timocleen Hauſe/
welcher Frawen er ſich anvertrawet hat. Ich bin
aber von jhm zu euch geſchickt worden/ daß jhr
mich berichtet/ was dieſes Vngewitters Vrſach
ſey/ vnd daß ich euch auch ſelber/ wann jhr jhn in ſei-
nem Vnfall nicht verſchmaͤhen wollet/ zu jhm hin
geleitet. Arſidas ſagte/ er ſchewe keine Gefahr nicht:
Gelanor ſolte jhn nur zu der Hoͤle fuͤhren/ vnd jhm
den Poliarchus zeigen/ welchen zu ſchen er verlan-
gen truͤge. Man muß aber/ antwortete Gelanor/
der Timocleen Diener zubetriegen kuͤnſtlich vmb-
gehen/ damit ſie nicht jnnen werdẽ/ daß Poliarchus
daſelbſtverhaͤlet liege/ vnd eines ſo fuͤrnemmen Her-
rens Leben in Gewalt geringer Leute gerahte. Ich
wil voran/ vnd ſeinen Todt mit eben ſolchem klagen
beweinen/ wie ich gegen dem Timonides thaͤte; jhr
werdet ingleichem ſchon alle mit denen jhr zu reden
kompt auff dieſe Art herumb zufuͤhren wiſſen. Alſo
wird Poliarchus deß Lebens ſich nicht zu beſorgen

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[56/0100] Joh. Barclayens Argenis/ were es an offener Straſſen nicht rahtſam. Arſidas ſolte ſich ein wenig auff die ſeitte begeben/ er wolte jhm/ wann er niemanden ſehe/ bald folgen. Arſidas gehorchte jhm/ vnd ſchoͤpffte jetzund gute hoffnung/ weil Gelanor den Tod deß Poliarchus ſo gar nicht geklagt hette. Sie kamen in einem entlegenen Thal nicht weit von dannen zu einander/ da fienge Gelanor erſtlich an: Herꝛ Arſidas/ Poliarchus lebt; aber er begehrt daß es niemandt wiſſe auſſer euch. Er liegt in ei- nem heimlichen Gange vnter Timocleen Hauſe/ welcher Frawen er ſich anvertrawet hat. Ich bin aber von jhm zu euch geſchickt worden/ daß jhr mich berichtet/ was dieſes Vngewitters Vrſach ſey/ vnd daß ich euch auch ſelber/ wann jhr jhn in ſei- nem Vnfall nicht verſchmaͤhen wollet/ zu jhm hin geleitet. Arſidas ſagte/ er ſchewe keine Gefahr nicht: Gelanor ſolte jhn nur zu der Hoͤle fuͤhren/ vnd jhm den Poliarchus zeigen/ welchen zu ſchen er verlan- gen truͤge. Man muß aber/ antwortete Gelanor/ der Timocleen Diener zubetriegen kuͤnſtlich vmb- gehen/ damit ſie nicht jnnen werdẽ/ daß Poliarchus daſelbſtverhaͤlet liege/ vnd eines ſo fuͤrnemmen Her- rens Leben in Gewalt geringer Leute gerahte. Ich wil voran/ vnd ſeinen Todt mit eben ſolchem klagen beweinen/ wie ich gegen dem Timonides thaͤte; jhr werdet ingleichem ſchon alle mit denen jhr zu reden kompt auff dieſe Art herumb zufuͤhren wiſſen. Alſo wird Poliarchus deß Lebens ſich nicht zu beſorgen haben/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/100>, abgerufen am 28.03.2024.