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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
gem zu frieden seyn könne? damit ich für den Lei
nicht sorgen/ sondern jhn verachten lerne? dami
mein freyes Gemüt Fug bekomme sich an den Him-
mel zugewehnen? Vnd/ auff daß ich nicht vermei-
net als ob nach ewerer Wolfahrt vnd Ehre wenig
fragte/ damit ich euch/ mein Sohn/ vnd ewern Leu-
ten die Götter zu Freunden mache?

Solche ernste Rede hielt er mit einem so anmu-
tigen vnd glimpfflichen Gesichte/ daß man wol
merckete/ diese Beständigkei[t] were nicht ertichtet/
daß er etwas durch Vberredung der Freunde dar-
von wolte abtreiten. Wie sie nun sämptlich diese
vngefärbte Tugendt/ wie zu geschehen pflegt/ mehr
vnd mehr ehreten; zum weingsten/ mein Vatter/
sagte Poliarchus/ schlaget die Bitt mit vns in Si-
cilien zureisen nicht ab. Die Götter werden euch an-
sehen; vnd das Glück wird vns vber See vnd Land
nachfolgen wann jhr bey vns seydt. So baldt wir
zurück in Gallien kommen werden/ seyd versichert/
daß ich euch auff was für Art jhr wöllet wil leben
lassen. Ihr seydt auch dieses ewerm Lande zu leisten
schuldig/ daß jhr es sonderlich mit ewerm Exempel
besser macht. Aneroest/ wiewol er ein wenig stille
hielt/ so kundte er doch dieses jnnständige Anhalten
nicht außschlagen. Hernach giengen sie sämptlich
zur Tafel. Dann Poliarchus kundte den Archom-
brotus schon besser leyden/ vnd aß mit jhm bey der
Hyanisbe. Weil er auch genugsamb wider zu
Kräfften kommen/ beschloß er mit Einstimmung

der

Joh. Barclayens Argenis/
gem zu frieden ſeyn koͤnne? damit ich fuͤr den Lei
nicht ſorgen/ ſondern jhn verachten lerne? dami
mein freyes Gemuͤt Fug bekom̃e ſich an den Him-
mel zugewehnen? Vnd/ auff daß ich nicht vermei-
net als ob nach ewerer Wolfahrt vnd Ehre wenig
fragte/ damit ich euch/ mein Sohn/ vnd ewern Leu-
ten die Goͤtter zu Freunden mache?

Solche ernſte Rede hielt er mit einem ſo anmu-
tigen vnd glimpfflichen Geſichte/ daß man wol
merckete/ dieſe Beſtaͤndigkei[t] were nicht ertichtet/
daß er etwas durch Vberꝛedung der Freunde dar-
von wolte abtreiten. Wie ſie nun ſaͤmptlich dieſe
vngefaͤrbte Tugendt/ wie zu geſchehen pflegt/ mehr
vnd mehr ehreten; zum weingſten/ mein Vatter/
ſagte Poliarchus/ ſchlaget die Bitt mit vns in Si-
cilien zureiſen nicht ab. Die Goͤtter werden euch an-
ſehen; vnd das Gluͤck wird vns vber See vnd Land
nachfolgen wann jhr bey vns ſeydt. So baldt wir
zuruͤck in Gallien kommen werden/ ſeyd verſichert/
daß ich euch auff was fuͤr Art jhr woͤllet wil leben
laſſen. Ihr ſeydt auch dieſes ewerm Lande zu leiſten
ſchuldig/ daß jhr es ſonderlich mit ewerm Exempel
beſſer macht. Aneroeſt/ wiewol er ein wenig ſtille
hielt/ ſo kundte er doch dieſes jnnſtaͤndige Anhalten
nicht außſchlagen. Hernach giengen ſie ſaͤmptlich
zur Tafel. Dann Poliarchus kundte den Archom-
brotus ſchon beſſer leyden/ vnd aß mit jhm bey der
Hyanisbe. Weil er auch genugſamb wider zu
Kraͤfften kommen/ beſchloß er mit Einſtimmung

der
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[986/1030] Joh. Barclayens Argenis/ gem zu frieden ſeyn koͤnne? damit ich fuͤr den Lei nicht ſorgen/ ſondern jhn verachten lerne? dami mein freyes Gemuͤt Fug bekom̃e ſich an den Him- mel zugewehnen? Vnd/ auff daß ich nicht vermei- net als ob nach ewerer Wolfahrt vnd Ehre wenig fragte/ damit ich euch/ mein Sohn/ vnd ewern Leu- ten die Goͤtter zu Freunden mache? Solche ernſte Rede hielt er mit einem ſo anmu- tigen vnd glimpfflichen Geſichte/ daß man wol merckete/ dieſe Beſtaͤndigkeit were nicht ertichtet/ daß er etwas durch Vberꝛedung der Freunde dar- von wolte abtreiten. Wie ſie nun ſaͤmptlich dieſe vngefaͤrbte Tugendt/ wie zu geſchehen pflegt/ mehr vnd mehr ehreten; zum weingſten/ mein Vatter/ ſagte Poliarchus/ ſchlaget die Bitt mit vns in Si- cilien zureiſen nicht ab. Die Goͤtter werden euch an- ſehen; vnd das Gluͤck wird vns vber See vnd Land nachfolgen wann jhr bey vns ſeydt. So baldt wir zuruͤck in Gallien kommen werden/ ſeyd verſichert/ daß ich euch auff was fuͤr Art jhr woͤllet wil leben laſſen. Ihr ſeydt auch dieſes ewerm Lande zu leiſten ſchuldig/ daß jhr es ſonderlich mit ewerm Exempel beſſer macht. Aneroeſt/ wiewol er ein wenig ſtille hielt/ ſo kundte er doch dieſes jnnſtaͤndige Anhalten nicht außſchlagen. Hernach giengen ſie ſaͤmptlich zur Tafel. Dann Poliarchus kundte den Archom- brotus ſchon beſſer leyden/ vnd aß mit jhm bey der Hyanisbe. Weil er auch genugſamb wider zu Kraͤfften kommen/ beſchloß er mit Einſtimmung der

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1030>, abgerufen am 19.04.2024.