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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
fleissen daß sie jhm gefallen mögen. Dann es hat jh-
rer viel vnter jhnen/ die nicht auß jhren/ sondern auß
dieser Secte vnd jrer aufferziehung Gebrechensün-
digen; welche/ wann diese nicht were/ sonsten von gu-
ter Natur/ vnd so tugendhafftig als jhre Vorfahren
seyn würden. Diese sol man gewißlich lieber mit Ge-
lindigkeit zu recht führen/ wann nur gelegenheit dar-
zu ist/ als sie gäntzlich stürtzen/ vnd durch Zwang v-
bel ärger machen. Solche Mittel/ ob es wol etwas
langsamb darmit hergehet/ werden den Hyperepha-
niern jhre Kräfften vnvermerckt abschneiden: vnd die
jenigen welche vnter dem Schein eines tieffern Ver-
stands beysammen halten/ werden durch eine müssi-
ge vnd vnauffgereitzete Zeitverfliessung die Erler-
nung der Weltweißheit/ welche zum ersten so ein
grosses Außsehen hatte/ verächtlich sincken lassen/
vnd sich also leichtlich zertrennen. Aber solche Raht-
schläge muß man ergreiffen bey völligem Frieden/
welchen die Götter Sicilien wider geben/ vnd nicht
zulassen wöllen/ daß die Hyperephanier dem Lyco-
genes beyspringen. Das glaube ich zwar durchauß
nicht/ man sage mir was man wölle/ daß er zu jhrer
Religion tretten/ vnd damit er jhnen (welche kaum
der viertzigste Theil deß Königreichs sind) desto an-
genehmer sey/ sich bey allen andern verhaßt machen
werde. Als Iburranes solches gesaget/ forderte er den
Archombrotus zum Nachtmal/ vnd warnete jhn
vertrewlich/ daß er mit den Hyperephaniern zum
freundlichsten solte vmbgehen. Dann/ wie die Sa-

chen
O v

Das Ander Buch.
fleiſſen daß ſie jhm gefallen moͤgen. Dann es hat jh-
rer viel vnter jhnen/ die nicht auß jhren/ ſondern auß
dieſer Secte vnd jrer aufferziehung Gebrechenſuͤn-
digen; welche/ wann dieſe nicht were/ ſonſten von gu-
ter Natur/ vnd ſo tugendhafftig als jhre Vorfahren
ſeyn wuͤrden. Dieſe ſol man gewißlich lieber mit Ge-
lindigkeit zu recht fuͤhren/ wann nur gelegenheit dar-
zu iſt/ als ſie gaͤntzlich ſtuͤrtzen/ vnd durch Zwang v-
bel aͤrger machen. Solche Mittel/ ob es wol etwas
langſamb darmit hergehet/ werden den Hyperepha-
niern jhre Kraͤfften vnvermerckt abſchneiden: vnd die
jenigen welche vnter dem Schein eines tieffern Ver-
ſtands beyſammen halten/ werden durch eine muͤſſi-
ge vnd vnauffgereitzete Zeitverflieſſung die Erler-
nung der Weltweißheit/ welche zum erſten ſo ein
groſſes Außſehen hatte/ veraͤchtlich ſincken laſſen/
vnd ſich alſo leichtlich zertrennen. Aber ſolche Raht-
ſchlaͤge muß man ergreiffen bey voͤlligem Frieden/
welchen die Goͤtter Sicilien wider geben/ vnd nicht
zulaſſen woͤllen/ daß die Hyperephanier dem Lyco-
genes beyſpringen. Das glaube ich zwar durchauß
nicht/ man ſage mir was man woͤlle/ daß er zu jhrer
Religion tretten/ vnd damit er jhnen (welche kaum
der viertzigſte Theil deß Koͤnigreichs ſind) deſto an-
genehmer ſey/ ſich bey allen andern verhaßt machen
werde. Als Iburꝛanes ſolches geſaget/ forderte er den
Archombrotus zum Nachtmal/ vnd warnete jhn
vertrewlich/ daß er mit den Hyperephaniern zum
freundlichſten ſolte vmbgehen. Dann/ wie die Sa-

chen
O v
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[217/0261] Das Ander Buch. fleiſſen daß ſie jhm gefallen moͤgen. Dann es hat jh- rer viel vnter jhnen/ die nicht auß jhren/ ſondern auß dieſer Secte vnd jrer aufferziehung Gebrechenſuͤn- digen; welche/ wann dieſe nicht were/ ſonſten von gu- ter Natur/ vnd ſo tugendhafftig als jhre Vorfahren ſeyn wuͤrden. Dieſe ſol man gewißlich lieber mit Ge- lindigkeit zu recht fuͤhren/ wann nur gelegenheit dar- zu iſt/ als ſie gaͤntzlich ſtuͤrtzen/ vnd durch Zwang v- bel aͤrger machen. Solche Mittel/ ob es wol etwas langſamb darmit hergehet/ werden den Hyperepha- niern jhre Kraͤfften vnvermerckt abſchneiden: vnd die jenigen welche vnter dem Schein eines tieffern Ver- ſtands beyſammen halten/ werden durch eine muͤſſi- ge vnd vnauffgereitzete Zeitverflieſſung die Erler- nung der Weltweißheit/ welche zum erſten ſo ein groſſes Außſehen hatte/ veraͤchtlich ſincken laſſen/ vnd ſich alſo leichtlich zertrennen. Aber ſolche Raht- ſchlaͤge muß man ergreiffen bey voͤlligem Frieden/ welchen die Goͤtter Sicilien wider geben/ vnd nicht zulaſſen woͤllen/ daß die Hyperephanier dem Lyco- genes beyſpringen. Das glaube ich zwar durchauß nicht/ man ſage mir was man woͤlle/ daß er zu jhrer Religion tretten/ vnd damit er jhnen (welche kaum der viertzigſte Theil deß Koͤnigreichs ſind) deſto an- genehmer ſey/ ſich bey allen andern verhaßt machen werde. Als Iburꝛanes ſolches geſaget/ forderte er den Archombrotus zum Nachtmal/ vnd warnete jhn vertrewlich/ daß er mit den Hyperephaniern zum freundlichſten ſolte vmbgehen. Dann/ wie die Sa- chen O v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/261>, abgerufen am 23.04.2024.