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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.
tretten/ welche sie durch die Empörung verlohren
zuhaben schienen. Seidt vnbesorget; der Krieg ist
fürüber/ welcher aber den Städten in Warheit nicht
kan zugemessen werden. Wann jhr aber in künfftig
Rhue vnd Frieden liebet/ so wisset/ daß weit andere
Quellen dessen Vbels sind/ welche jhr verstopffen
müsset. Meleander/ welchen die Vorbildung solchen
erst vorgangenen Vnglücks wegen deß zukünfftigen
sorgfeltig machte/ sagte zu jhm: Man muß Fleiß
ankehren/ daß dieser wiedergebrachte Wohlstandt
deß Königreiches auch möge bestendig seyn. Vnd
wir können niemals besser die Macht der Streiche/
welche wir bekommen haben/ erkennen/ vnd vns in
künfftig dafür hüten lernen/ als auß den frische Nar-
ben der geschlagenen Wunden. Wann jhr mir in
schwebender grosser Gefahr die Fehler/ welche ich
begangen/ für Augen gestellet hettet/ so würde es
mehr einem Verweiß als einer Warnung gleich
gesehen haben. Wann jhr aber an jetzo alles her auß
saget was jhr vermeinet/ dasselbe wirdt machen/
Cleobulus/ daß wir vns in künfftig vor dergleichen
jrrungen hüten. Er fürchtete den König mit der Frey-
heit seiner Rede zu erzürnen/ wiewol er jhn an zu-
hören begehrete/ vnd sagte/ er köndte jhm keine
Schuldt geben. Dann man es der Zeit/ den Feinden
vnd dem vnvmbgänglichen Verhengniße zuschreiben
müste. Nachdem er aber durch solche Gelindigkeit
deß Meleanders Gemüte derer Anschläge welche er

wuste/
D d ij

Das dritte Buch.
tretten/ welche ſie durch die Empoͤrung verlohren
zuhaben ſchienen. Seidt vnbeſorget; der Krieg iſt
fuͤruͤber/ welcher aber den Staͤdten in Warheit nicht
kan zugemeſſen werden. Wann jhr aber in kuͤnfftig
Rhue vnd Frieden liebet/ ſo wiſſet/ daß weit andere
Quellen deſſen Vbels ſind/ welche jhr verſtopffen
muͤſſet. Meleander/ welchen die Vorbildung ſolchen
erſt vorgangenen Vngluͤcks wegen deß zukuͤnfftigẽ
ſorgfeltig machte/ ſagte zu jhm: Man muß Fleiß
ankehren/ daß dieſer wiedergebrachte Wohlſtandt
deß Koͤnigreiches auch moͤge beſtendig ſeyn. Vnd
wir koͤnnen niemals beſſer die Macht der Streiche/
welche wir bekommen haben/ erkennen/ vnd vns in
kuͤnfftig dafuͤr huͤten lernen/ als auß den friſche Nar-
ben der geſchlagenen Wunden. Wann jhr mir in
ſchwebender groſſer Gefahr die Fehler/ welche ich
begangen/ fuͤr Augen geſtellet hettet/ ſo wuͤrde es
mehr einem Verweiß als einer Warnung gleich
geſehen haben. Wann jhr aber an jetzo alles her auß
ſaget was jhr vermeinet/ daſſelbe wirdt machen/
Cleobulus/ daß wir vns in kuͤnfftig vor dergleichen
jrꝛungẽ huͤten. Er fuͤrchtete den Koͤnig mit der Frey-
heit ſeiner Rede zu erzuͤrnen/ wiewol er jhn an zu-
hoͤren begehrete/ vnd ſagte/ er koͤndte jhm keine
Schuldt geben. Dann man es der Zeit/ den Feinden
vnd dem vnvmbgaͤnglichẽ Verhengniße zuſchreiben
muͤſte. Nachdem er aber durch ſolche Gelindigkeit
deß Meleanders Gemuͤte derer Anſchlaͤge welche er

wuſte/
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[419/0463] Das dritte Buch. tretten/ welche ſie durch die Empoͤrung verlohren zuhaben ſchienen. Seidt vnbeſorget; der Krieg iſt fuͤruͤber/ welcher aber den Staͤdten in Warheit nicht kan zugemeſſen werden. Wann jhr aber in kuͤnfftig Rhue vnd Frieden liebet/ ſo wiſſet/ daß weit andere Quellen deſſen Vbels ſind/ welche jhr verſtopffen muͤſſet. Meleander/ welchen die Vorbildung ſolchen erſt vorgangenen Vngluͤcks wegen deß zukuͤnfftigẽ ſorgfeltig machte/ ſagte zu jhm: Man muß Fleiß ankehren/ daß dieſer wiedergebrachte Wohlſtandt deß Koͤnigreiches auch moͤge beſtendig ſeyn. Vnd wir koͤnnen niemals beſſer die Macht der Streiche/ welche wir bekommen haben/ erkennen/ vnd vns in kuͤnfftig dafuͤr huͤten lernen/ als auß den friſche Nar- ben der geſchlagenen Wunden. Wann jhr mir in ſchwebender groſſer Gefahr die Fehler/ welche ich begangen/ fuͤr Augen geſtellet hettet/ ſo wuͤrde es mehr einem Verweiß als einer Warnung gleich geſehen haben. Wann jhr aber an jetzo alles her auß ſaget was jhr vermeinet/ daſſelbe wirdt machen/ Cleobulus/ daß wir vns in kuͤnfftig vor dergleichen jrꝛungẽ huͤten. Er fuͤrchtete den Koͤnig mit der Frey- heit ſeiner Rede zu erzuͤrnen/ wiewol er jhn an zu- hoͤren begehrete/ vnd ſagte/ er koͤndte jhm keine Schuldt geben. Dann man es der Zeit/ den Feinden vnd dem vnvmbgaͤnglichẽ Verhengniße zuſchreiben muͤſte. Nachdem er aber durch ſolche Gelindigkeit deß Meleanders Gemuͤte derer Anſchlaͤge welche er wuſte/ D d ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/463>, abgerufen am 18.04.2024.