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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
Sachen zuverwahren/ welche bey solcher Eyl nicht
vermochten gepackt zu werden.

Als sie an den Wald kommen waren/ dessen Ein-
gang sich in etzliche Scheidwege trannte/ vermochte
die Fraw sich nicht zubesinnen/ wo man den Poliar-
chus finden solte/ vnd fienge auffs new ein jämmerli-
ches Weheklagen an. Der frembde Jüngling er-
schrack für solchem heulen/ vnd zweiffelte/ ob er wei-
ter rucken/ oder stillhalten solte; als gehling der Wald
von Geschrey vnd gethöne der Waffen vnd Pferdte
widerschallete; so daß er umstehende Gefahr wol ab-
nemmen kundte. Dann es kamen drey gewaffnete
mit verhangenem Zügel vnd blossen Degen; derer
Gesichte wol zuverstehen gab/ daß sie etwas grosses
entweder begangen hetten/ oder fürchten müßten.
Er/ welcher sich einer List besorgete/ vnd (wie es zuge-
schehen pfleget/ daß man in vnversehenen Fällen sich
mehr befahret/ als von nöthen ist/) der Frawen nicht
gar wol trawete/ fragte sie/ ob dieses die jenige weren/
wider die er streitten solte: fassete auch zugleich die
Stange seiner Lantzen/ mit der er trefflich wol vmb-
zugehen wußte/ vnd rannte denen die sich herzu nahe-
ten entgegen/ damit sie jhn nicht vberficlen/ ehe er sich
gerochen hette. Aber diese waren geschickter zuflie-
hen als zu fechten/ vnd eyleten durch vnterschiedliche
Wege/ jhrem Vberwinder zuentkommen: weil Po-
liarchus/ für welchen die Fraw so grosse Sorge ge-
tragen/ diesen flüchtigen allein nacheilete/ vnd dem
letzten/ als er jhn erholet/ einen solchen Streich ver-

satzte/

Joh. Barclayens Argenis/
Sachen zuverwahren/ welche bey ſolcher Eyl nicht
vermochten gepackt zu werden.

Als ſie an den Wald kommen waren/ deſſen Ein-
gang ſich in etzliche Scheidwege trannte/ vermochte
die Fraw ſich nicht zubeſinnen/ wo man den Poliar-
chus finden ſolte/ vnd fienge auffs new ein jaͤmmerli-
ches Weheklagen an. Der frembde Juͤngling er-
ſchrack fuͤr ſolchem heulen/ vnd zweiffelte/ ob er wei-
ter rucken/ oder ſtillhalten ſolte; als gehling der Wald
von Geſchrey vnd gethoͤne der Waffen vnd Pferdte
widerſchallete; ſo daß er umſtehende Gefahr wol ab-
nemmen kundte. Dann es kamen drey gewaffnete
mit verhangenem Zuͤgel vnd bloſſen Degen; derer
Geſichte wol zuverſtehen gab/ daß ſie etwas groſſes
entweder begangen hetten/ oder fuͤrchten muͤßten.
Er/ welcher ſich einer Liſt beſorgete/ vnd (wie es zuge-
ſchehen pfleget/ daß man in vnverſehenen Faͤllen ſich
mehr befahret/ als von noͤthen iſt/) der Frawen nicht
gar wol trawete/ fragte ſie/ ob dieſes die jenige weren/
wider die er ſtreitten ſolte: faſſete auch zugleich die
Stange ſeiner Lantzen/ mit der er trefflich wol vmb-
zugehen wußte/ vnd rannte denen die ſich herzu nahe-
ten entgegen/ damit ſie jhn nicht vberficlen/ ehe er ſich
gerochen hette. Aber dieſe waren geſchickter zuflie-
hen als zu fechten/ vnd eyleten durch vnterſchiedliche
Wege/ jhrem Vberwinder zuentkommen: weil Po-
liarchus/ fuͤr welchen die Fraw ſo groſſe Sorge ge-
tragen/ dieſen fluͤchtigen allein nacheilete/ vnd dem
letzten/ als er jhn erholet/ einen ſolchen Streich ver-

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[4/0048] Joh. Barclayens Argenis/ Sachen zuverwahren/ welche bey ſolcher Eyl nicht vermochten gepackt zu werden. Als ſie an den Wald kommen waren/ deſſen Ein- gang ſich in etzliche Scheidwege trannte/ vermochte die Fraw ſich nicht zubeſinnen/ wo man den Poliar- chus finden ſolte/ vnd fienge auffs new ein jaͤmmerli- ches Weheklagen an. Der frembde Juͤngling er- ſchrack fuͤr ſolchem heulen/ vnd zweiffelte/ ob er wei- ter rucken/ oder ſtillhalten ſolte; als gehling der Wald von Geſchrey vnd gethoͤne der Waffen vnd Pferdte widerſchallete; ſo daß er umſtehende Gefahr wol ab- nemmen kundte. Dann es kamen drey gewaffnete mit verhangenem Zuͤgel vnd bloſſen Degen; derer Geſichte wol zuverſtehen gab/ daß ſie etwas groſſes entweder begangen hetten/ oder fuͤrchten muͤßten. Er/ welcher ſich einer Liſt beſorgete/ vnd (wie es zuge- ſchehen pfleget/ daß man in vnverſehenen Faͤllen ſich mehr befahret/ als von noͤthen iſt/) der Frawen nicht gar wol trawete/ fragte ſie/ ob dieſes die jenige weren/ wider die er ſtreitten ſolte: faſſete auch zugleich die Stange ſeiner Lantzen/ mit der er trefflich wol vmb- zugehen wußte/ vnd rannte denen die ſich herzu nahe- ten entgegen/ damit ſie jhn nicht vberficlen/ ehe er ſich gerochen hette. Aber dieſe waren geſchickter zuflie- hen als zu fechten/ vnd eyleten durch vnterſchiedliche Wege/ jhrem Vberwinder zuentkommen: weil Po- liarchus/ fuͤr welchen die Fraw ſo groſſe Sorge ge- tragen/ dieſen fluͤchtigen allein nacheilete/ vnd dem letzten/ als er jhn erholet/ einen ſolchen Streich ver- ſatzte/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/48>, abgerufen am 16.04.2024.