Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Dritte Buch.
sollen vberfallen/ hat er lieber auff sein Gut
senden/ vnnd jhn zu sich erfordern wöllen. Er
war in den Gedancken gewesen/ er möchte zum
Kriege schon gefast seyn/ daß man jhn also nicht
leichtlich fangen köndte; oder hatte ja gemeinet/
er würde seiner grossen Vermessenheit nach/ vn-
geachtet der Gefahr/ sich einstellen. Aber er ist vn-
ter dem Schein einer Jagt in Begleitung seiner
mächtigsten Freunde/ die er den Tag zuvor den
Außgang zuerwarten/ wieder etlicher Wissen von
diesen Sachen/ zusammen gebracht hatte/ auff
seinem schönen Schlosse/ welches im Leonti-
nischen Gebiete lag/ angelanget. Von da auß
machte er dem Könige durch Schreiben zuwissen/
wie er vnter so viel seiner Feinde zur Rechtfertigung
der Sache nicht kommen köndte/ also were es bil-
lich/ daß man jhn vor verhör nicht verurtheilete.
Man solte den Mördern nicht glauben geben/ wel-
che auff seinen Anschlag jhm zum Verderben we-
ren angestifftet worden. Indessen hatte er sich
mit Anhange vnd Kräfften gestärcket/ so daß der
König den Rhat/ welchen er wegen zu vieler Gü-
tigkeit vorhin gehabt hatte/ jetzundt auß Noth er-
greiffen mußte: nämlich von dem Laster zu
schweigen/ vnnd jhm als einem vnschuldigen
Antwort zu schreiben; wie jhn dann Cleobulus
sonderlich warnete/ wann er nicht mit Gewaldt
das Vnrecht straffen wolte/ so solte er sich zum

wenig-
M m ij

Das Dritte Buch.
ſollen vberfallen/ hat er lieber auff ſein Gut
ſenden/ vnnd jhn zu ſich erfordern woͤllen. Er
war in den Gedancken geweſen/ er moͤchte zum
Kriege ſchon gefaſt ſeyn/ daß man jhn alſo nicht
leichtlich fangen koͤndte; oder hatte ja gemeinet/
er wuͤrde ſeiner groſſen Vermeſſenheit nach/ vn-
geachtet der Gefahr/ ſich einſtellen. Aber er iſt vn-
ter dem Schein einer Jagt in Begleitung ſeiner
maͤchtigſten Freunde/ die er den Tag zuvor den
Außgang zuerwarten/ wieder etlicher Wiſſen von
dieſen Sachen/ zuſammen gebracht hatte/ auff
ſeinem ſchoͤnen Schloſſe/ welches im Leonti-
niſchen Gebiete lag/ angelanget. Von da auß
machte er dem Koͤnige durch Schreiben zuwiſſen/
wie er vnter ſo viel ſeiner Feinde zur Rechtfertigung
der Sache nicht kommen koͤndte/ alſo were es bil-
lich/ daß man jhn vor verhoͤr nicht verurtheilete.
Man ſolte den Moͤrdern nicht glauben geben/ wel-
che auff ſeinen Anſchlag jhm zum Verderben we-
ren angeſtifftet worden. Indeſſen hatte er ſich
mit Anhange vnd Kraͤfften geſtaͤrcket/ ſo daß der
Koͤnig den Rhat/ welchen er wegen zu vieler Guͤ-
tigkeit vorhin gehabt hatte/ jetzundt auß Noth er-
greiffen mußte: naͤmlich von dem Laſter zu
ſchweigen/ vnnd jhm als einem vnſchuldigen
Antwort zu ſchreiben; wie jhn dann Cleobulus
ſonderlich warnete/ wann er nicht mit Gewaldt
das Vnrecht ſtraffen wolte/ ſo ſolte er ſich zum

wenig-
M m ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0591" n="547"/><fw place="top" type="header">Das Dritte Buch.</fw><lb/>
&#x017F;ollen vberfallen/ hat er lieber auff &#x017F;ein Gut<lb/>
&#x017F;enden/ vnnd jhn zu &#x017F;ich erfordern wo&#x0364;llen. Er<lb/>
war in den Gedancken gewe&#x017F;en/ er mo&#x0364;chte zum<lb/>
Kriege &#x017F;chon gefa&#x017F;t &#x017F;eyn/ daß man jhn al&#x017F;o nicht<lb/>
leichtlich fangen ko&#x0364;ndte; oder hatte ja gemeinet/<lb/>
er wu&#x0364;rde &#x017F;einer gro&#x017F;&#x017F;en Verme&#x017F;&#x017F;enheit nach/ vn-<lb/>
geachtet der Gefahr/ &#x017F;ich ein&#x017F;tellen. Aber er i&#x017F;t vn-<lb/>
ter dem Schein einer Jagt in Begleitung &#x017F;einer<lb/>
ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Freunde/ die er den Tag zuvor den<lb/>
Außgang zuerwarten/ wieder etlicher Wi&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
die&#x017F;en Sachen/ zu&#x017F;ammen gebracht hatte/ auff<lb/>
&#x017F;einem &#x017F;cho&#x0364;nen Schlo&#x017F;&#x017F;e/ welches im Leonti-<lb/>
ni&#x017F;chen Gebiete lag/ angelanget. Von da auß<lb/>
machte er dem Ko&#x0364;nige durch Schreiben zuwi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wie er vnter &#x017F;o viel &#x017F;einer Feinde zur Rechtfertigung<lb/>
der Sache nicht kommen ko&#x0364;ndte/ al&#x017F;o were es bil-<lb/>
lich/ daß man jhn vor verho&#x0364;r nicht verurtheilete.<lb/>
Man &#x017F;olte den Mo&#x0364;rdern nicht glauben geben/ wel-<lb/>
che auff &#x017F;einen An&#x017F;chlag jhm zum Verderben we-<lb/>
ren ange&#x017F;tifftet worden. Inde&#x017F;&#x017F;en hatte er &#x017F;ich<lb/>
mit Anhange vnd Kra&#x0364;fften ge&#x017F;ta&#x0364;rcket/ &#x017F;o daß der<lb/>
Ko&#x0364;nig den Rhat/ welchen er wegen zu vieler Gu&#x0364;-<lb/>
tigkeit vorhin gehabt hatte/ jetzundt auß Noth er-<lb/>
greiffen mußte: na&#x0364;mlich von dem La&#x017F;ter zu<lb/>
&#x017F;chweigen/ vnnd jhm als einem vn&#x017F;chuldigen<lb/>
Antwort zu &#x017F;chreiben; wie jhn dann Cleobulus<lb/>
&#x017F;onderlich warnete/ wann er nicht mit Gewaldt<lb/>
das Vnrecht &#x017F;traffen wolte/ &#x017F;o &#x017F;olte er &#x017F;ich zum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m ij</fw><fw place="bottom" type="catch">wenig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[547/0591] Das Dritte Buch. ſollen vberfallen/ hat er lieber auff ſein Gut ſenden/ vnnd jhn zu ſich erfordern woͤllen. Er war in den Gedancken geweſen/ er moͤchte zum Kriege ſchon gefaſt ſeyn/ daß man jhn alſo nicht leichtlich fangen koͤndte; oder hatte ja gemeinet/ er wuͤrde ſeiner groſſen Vermeſſenheit nach/ vn- geachtet der Gefahr/ ſich einſtellen. Aber er iſt vn- ter dem Schein einer Jagt in Begleitung ſeiner maͤchtigſten Freunde/ die er den Tag zuvor den Außgang zuerwarten/ wieder etlicher Wiſſen von dieſen Sachen/ zuſammen gebracht hatte/ auff ſeinem ſchoͤnen Schloſſe/ welches im Leonti- niſchen Gebiete lag/ angelanget. Von da auß machte er dem Koͤnige durch Schreiben zuwiſſen/ wie er vnter ſo viel ſeiner Feinde zur Rechtfertigung der Sache nicht kommen koͤndte/ alſo were es bil- lich/ daß man jhn vor verhoͤr nicht verurtheilete. Man ſolte den Moͤrdern nicht glauben geben/ wel- che auff ſeinen Anſchlag jhm zum Verderben we- ren angeſtifftet worden. Indeſſen hatte er ſich mit Anhange vnd Kraͤfften geſtaͤrcket/ ſo daß der Koͤnig den Rhat/ welchen er wegen zu vieler Guͤ- tigkeit vorhin gehabt hatte/ jetzundt auß Noth er- greiffen mußte: naͤmlich von dem Laſter zu ſchweigen/ vnnd jhm als einem vnſchuldigen Antwort zu ſchreiben; wie jhn dann Cleobulus ſonderlich warnete/ wann er nicht mit Gewaldt das Vnrecht ſtraffen wolte/ ſo ſolte er ſich zum wenig- M m ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/591
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/591>, abgerufen am 19.04.2024.