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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
Glückseligkeit. Dann nach Stürtzung deß Lyco-
genes Radirobanes jhre Heyraht/ das ist jhren Tod
gewündscht hette. Dieser Feind were kaum hinweg
kommen/ vnd Sicilien fieng erst an sich zu erholen/
so hette sie sich mehr wegen deß Archombrotus zu
fürchten/ welcher so einen guten Fortgang erlanget
jhr zu schaden/ daß sie auch selber widerumb nach
dem Radirobanes wündschete. Soll ich derwegen
allzeit/ sagte sie/ mein eigenes oder meines Landes
Vnheil betrawren? Erlediget dann das Verhäng-
niß Sicilien mit keiner linderen Bedingung von
seinem Elende/ als daß ich zu Abwendung gemei-
nes Vnterganges mit meinem Leben bezahlen sol?
Muß dann diese Pracht/ diese Zier vnd Schönheit
eben dasjenige seyn/ welches mich den Furien mei-
nes Landes anffopffere? Soll ich deß Hercules
Macarie/ oder deß Agamemnons Iphigenie seyn?
Soll die allgemeine Ruhe mit vnschuldigem Blut
verkauffet werden? Aber ich wil das Glück nicht
lange mit mir spielen lassen. Diese grosse Wellen
werden entweder dem Vngewitter ein Ende mach-
en/ oder das vberwältigte Schiff fortreissen. Die
Götter können zeugen/ wie begierig ich an jetzt deß
Todes bin/ wann ich nicht für euch Sorge trüge/
mein Poliarchus/ vnd Selenisse mich mit jhrer
Entleibung gelehret hette/ daß dieses auch ein Mit-
tel für die Laster sey. Hernach bedachte sie embsig/
ob sie deß Poliarchus Ankunfft erwarten/ oder die-
selbige durch Schreiben födern solt. Es war vber

einen
Tt v

Das Vierdte Buch.
Gluͤckſeligkeit. Dann nach Stuͤrtzung deß Lyco-
genes Radirobanes jhre Heyraht/ das iſt jhren Tod
gewuͤndſcht hette. Dieſer Feind were kaum hinweg
kommen/ vnd Sicilien fieng erſt an ſich zu erholen/
ſo hette ſie ſich mehr wegen deß Archombrotus zu
fuͤrchten/ welcher ſo einen guten Fortgang erlanget
jhr zu ſchaden/ daß ſie auch ſelber widerumb nach
dem Radirobanes wuͤndſchete. Soll ich derwegen
allzeit/ ſagte ſie/ mein eigenes oder meines Landes
Vnheil betrawren? Erlediget dann das Verhaͤng-
niß Sicilien mit keiner linderen Bedingung von
ſeinem Elende/ als daß ich zu Abwendung gemei-
nes Vnterganges mit meinem Leben bezahlen ſol?
Muß dann dieſe Pracht/ dieſe Zier vnd Schoͤnheit
eben dasjenige ſeyn/ welches mich den Furien mei-
nes Landes anffopffere? Soll ich deß Hercules
Macarie/ oder deß Agamemnons Iphigenie ſeyn?
Soll die allgemeine Ruhe mit vnſchuldigem Blut
verkauffet werden? Aber ich wil das Gluͤck nicht
lange mit mir ſpielen laſſen. Dieſe groſſe Wellen
werden entweder dem Vngewitter ein Ende mach-
en/ oder das vberwaͤltigte Schiff fortreiſſen. Die
Goͤtter koͤnnen zeugen/ wie begierig ich an jetzt deß
Todes bin/ wann ich nicht fuͤr euch Sorge truͤge/
mein Poliarchus/ vnd Seleniſſe mich mit jhrer
Entleibung gelehret hette/ daß dieſes auch ein Mit-
tel fuͤr die Laſter ſey. Hernach bedachte ſie embſig/
ob ſie deß Poliarchus Ankunfft erwarten/ oder die-
ſelbige durch Schreiben foͤdern ſolt. Es war vber

einen
Tt v
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[665/0709] Das Vierdte Buch. Gluͤckſeligkeit. Dann nach Stuͤrtzung deß Lyco- genes Radirobanes jhre Heyraht/ das iſt jhren Tod gewuͤndſcht hette. Dieſer Feind were kaum hinweg kommen/ vnd Sicilien fieng erſt an ſich zu erholen/ ſo hette ſie ſich mehr wegen deß Archombrotus zu fuͤrchten/ welcher ſo einen guten Fortgang erlanget jhr zu ſchaden/ daß ſie auch ſelber widerumb nach dem Radirobanes wuͤndſchete. Soll ich derwegen allzeit/ ſagte ſie/ mein eigenes oder meines Landes Vnheil betrawren? Erlediget dann das Verhaͤng- niß Sicilien mit keiner linderen Bedingung von ſeinem Elende/ als daß ich zu Abwendung gemei- nes Vnterganges mit meinem Leben bezahlen ſol? Muß dann dieſe Pracht/ dieſe Zier vnd Schoͤnheit eben dasjenige ſeyn/ welches mich den Furien mei- nes Landes anffopffere? Soll ich deß Hercules Macarie/ oder deß Agamemnons Iphigenie ſeyn? Soll die allgemeine Ruhe mit vnſchuldigem Blut verkauffet werden? Aber ich wil das Gluͤck nicht lange mit mir ſpielen laſſen. Dieſe groſſe Wellen werden entweder dem Vngewitter ein Ende mach- en/ oder das vberwaͤltigte Schiff fortreiſſen. Die Goͤtter koͤnnen zeugen/ wie begierig ich an jetzt deß Todes bin/ wann ich nicht fuͤr euch Sorge truͤge/ mein Poliarchus/ vnd Seleniſſe mich mit jhrer Entleibung gelehret hette/ daß dieſes auch ein Mit- tel fuͤr die Laſter ſey. Hernach bedachte ſie embſig/ ob ſie deß Poliarchus Ankunfft erwarten/ oder die- ſelbige durch Schreiben foͤdern ſolt. Es war vber einen Tt v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/709>, abgerufen am 23.04.2024.