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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
Rüstung. Gesellete er sich zu keinem/ was were es
anders/ als daß er mit verdächtiger Einsamkeit sich
selber verrtehte?

So lange nun diese wenige Troppen auff
dem Platze verblieben (denn sie waren daselb-
sten zusammen kommen der Obristen Befehl
anzuhören) war er wegen der Menge leichtlich
sicher. Aber nicht längst hernach kam einer vom
Po[li]archus/ der die Reuter in der Stadt in jhre
Losamenter einkehren/ vnd zu Bewachung der
Königin vber Nacht verbleiben hieß. Radiroba-
nes wardt fast ohnmächtig von solchen Worten.
Dann die Reuterey begab sich von einander/ vnd
ein jeglicher machte sich in sein bewustes Hauß.
Die Wirthe vnd Drosse verrichteten jre Geschäff-
te. Er/ als ob er ein Hauß suchete/ vmbritte alle
Gassen/ vnwissendt für wem er am meisten fliehen
solte/ ohn daß jhn ein jeglicher der jhm begegne-
te zu höchster Furchte trieb. Weil jhm alle Feindt
waren/ vnd/ da man jhn fienge/ er sich vielleicht
mit der eintzigen Rantzon loß kauffen möchte/
kundte er seine Angst vnd häuffigen Zorn kaum
anhalten. Er war etliche mal gesonnen sich für
Feindt anzugeben/ vnd durch die Wache am
Thore zudringen/ daß er entweder mannlich stürbe/
oder sich vnerschrocken rettete. Dann es wardt in
wehrendem Tumult nur eines für Wagen vnd

Pferde

Das Vierdte Buch.
Ruͤſtung. Geſellete er ſich zu keinem/ was were es
anders/ als daß er mit verdaͤchtiger Einſamkeit ſich
ſelber verꝛtehte?

So lange nun dieſe wenige Troppen auff
dem Platze verblieben (denn ſie waren daſelb-
ſten zuſammen kommen der Obriſten Befehl
anzuhoͤren) war er wegen der Menge leichtlich
ſicher. Aber nicht laͤngſt hernach kam einer vom
Po[li]archus/ der die Reuter in der Stadt in jhre
Loſamenter einkehren/ vnd zu Bewachung der
Koͤnigin vber Nacht verbleiben hieß. Radiroba-
nes wardt faſt ohnmaͤchtig von ſolchen Worten.
Dann die Reuterey begab ſich von einander/ vnd
ein jeglicher machte ſich in ſein bewuſtes Hauß.
Die Wirthe vnd Droſſe verꝛichteten jre Geſchaͤff-
te. Er/ als ob er ein Hauß ſuchete/ vmbritte alle
Gaſſen/ vnwiſſendt fuͤr wem er am meiſten fliehen
ſolte/ ohn daß jhn ein jeglicher der jhm begegne-
te zu hoͤchſter Furchte trieb. Weil jhm alle Feindt
waren/ vnd/ da man jhn fienge/ er ſich vielleicht
mit der eintzigen Rantzon loß kauffen moͤchte/
kundte er ſeine Angſt vnd haͤuffigen Zorn kaum
anhalten. Er war etliche mal geſonnen ſich fuͤr
Feindt anzugeben/ vnd durch die Wache am
Thore zudringen/ daß er entweder mannlich ſtuͤrbe/
oder ſich vnerſchrocken rettete. Dann es wardt in
wehrendem Tumult nur eines fuͤr Wagen vnd

Pferde
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[811/0855] Das Vierdte Buch. Ruͤſtung. Geſellete er ſich zu keinem/ was were es anders/ als daß er mit verdaͤchtiger Einſamkeit ſich ſelber verꝛtehte? So lange nun dieſe wenige Troppen auff dem Platze verblieben (denn ſie waren daſelb- ſten zuſammen kommen der Obriſten Befehl anzuhoͤren) war er wegen der Menge leichtlich ſicher. Aber nicht laͤngſt hernach kam einer vom Poliarchus/ der die Reuter in der Stadt in jhre Loſamenter einkehren/ vnd zu Bewachung der Koͤnigin vber Nacht verbleiben hieß. Radiroba- nes wardt faſt ohnmaͤchtig von ſolchen Worten. Dann die Reuterey begab ſich von einander/ vnd ein jeglicher machte ſich in ſein bewuſtes Hauß. Die Wirthe vnd Droſſe verꝛichteten jre Geſchaͤff- te. Er/ als ob er ein Hauß ſuchete/ vmbritte alle Gaſſen/ vnwiſſendt fuͤr wem er am meiſten fliehen ſolte/ ohn daß jhn ein jeglicher der jhm begegne- te zu hoͤchſter Furchte trieb. Weil jhm alle Feindt waren/ vnd/ da man jhn fienge/ er ſich vielleicht mit der eintzigen Rantzon loß kauffen moͤchte/ kundte er ſeine Angſt vnd haͤuffigen Zorn kaum anhalten. Er war etliche mal geſonnen ſich fuͤr Feindt anzugeben/ vnd durch die Wache am Thore zudringen/ daß er entweder mannlich ſtuͤrbe/ oder ſich vnerſchrocken rettete. Dann es wardt in wehrendem Tumult nur eines fuͤr Wagen vnd Pferde

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/855>, abgerufen am 25.04.2024.