Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Von einem merkwürdigen
Wolken und Mehren Theil an der Direction haben;
und, gleich wie Herr Wolk, nach den Umständen, von
Seiner Hochfürstlichen Durchlauchten
mit einem anständigen Titel begnadigt werden.
Wir aber werden ihm solche Bedingungen vorschla-
gen, daß ihm anfangs nichts Nöthiges nach sei-
nem Stande fehle, und daß er in der Aufnahme
des Philanthropinums auch die Verbesserung sei-
ner Umstände finde. Mit der Zeit wollen wir ihm
auch französische Candidaten zu Gehülfen geben.

§. 10.
Von einem merkwürdigen Unter-
lehrer.

Friedrich August Benzler, aus Lemgo gebür-
tig, lutherischer Religion, ward bis in den
Anfang seines 14ten Jahres zur öffentlichen Schule
gehalten, in der Absicht, den Studien gewidmet
zu werden. Er ward angeführt, wie es in den
meisten Schulen gewöhnlich ist. Zu einigen Be-
griffen von der Geographie und Historie kam er
auch, aber mehr durch häuslichen Fleiß, als durch
das, was in der Schule geschah. Man kann
denken, daß er auch Alles ausgestanden habe,
was in den gewöhnlichen Schulen ausgestanden
werden muß, um Latein zu lernen. Er sagt, man
habe schon den Cornelius Nepos mit ihm tractirt,
oder, wie ich es zu nennen pflege, in kleine Bis-
sen zerzauset und zerfetzt. Aber das Schulstudie-
ren hatte keinen erwünschten Fortgang, ob ich

gleich

Von einem merkwuͤrdigen
Wolken und Mehren Theil an der Direction haben;
und, gleich wie Herr Wolk, nach den Umſtaͤnden, von
Seiner Hochfuͤrſtlichen Durchlauchten
mit einem anſtaͤndigen Titel begnadigt werden.
Wir aber werden ihm ſolche Bedingungen vorſchla-
gen, daß ihm anfangs nichts Noͤthiges nach ſei-
nem Stande fehle, und daß er in der Aufnahme
des Philanthropinums auch die Verbeſſerung ſei-
ner Umſtaͤnde finde. Mit der Zeit wollen wir ihm
auch franzoͤſiſche Candidaten zu Gehuͤlfen geben.

§. 10.
Von einem merkwuͤrdigen Unter-
lehrer.

Friedrich Auguſt Benzler, aus Lemgo gebuͤr-
tig, lutheriſcher Religion, ward bis in den
Anfang ſeines 14ten Jahres zur oͤffentlichen Schule
gehalten, in der Abſicht, den Studien gewidmet
zu werden. Er ward angefuͤhrt, wie es in den
meiſten Schulen gewoͤhnlich iſt. Zu einigen Be-
griffen von der Geographie und Hiſtorie kam er
auch, aber mehr durch haͤuslichen Fleiß, als durch
das, was in der Schule geſchah. Man kann
denken, daß er auch Alles ausgeſtanden habe,
was in den gewoͤhnlichen Schulen ausgeſtanden
werden muß, um Latein zu lernen. Er ſagt, man
habe ſchon den Cornelius Nepos mit ihm tractirt,
oder, wie ich es zu nennen pflege, in kleine Biſ-
ſen zerzauſet und zerfetzt. Aber das Schulſtudie-
ren hatte keinen erwuͤnſchten Fortgang, ob ich

gleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0094" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von einem merkwu&#x0364;rdigen</hi></fw><lb/>
Wolken und Mehren Theil an der Direction haben;<lb/>
und, gleich wie Herr Wolk, nach den Um&#x017F;ta&#x0364;nden, von<lb/><hi rendition="#fr">Seiner Hochfu&#x0364;r&#x017F;tlichen Durchlauchten</hi><lb/>
mit einem an&#x017F;ta&#x0364;ndigen Titel begnadigt werden.<lb/>
Wir aber werden ihm &#x017F;olche Bedingungen vor&#x017F;chla-<lb/>
gen, daß ihm anfangs nichts No&#x0364;thiges nach &#x017F;ei-<lb/>
nem Stande fehle, und daß er in der Aufnahme<lb/>
des Philanthropinums auch die Verbe&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;ei-<lb/>
ner Um&#x017F;ta&#x0364;nde finde. Mit der Zeit wollen wir ihm<lb/>
auch franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Candidaten zu Gehu&#x0364;lfen geben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">§. 10.<lb/>
Von einem merkwu&#x0364;rdigen Unter-<lb/>
lehrer.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">F</hi><hi rendition="#fr">riedrich Augu&#x017F;t Benzler,</hi> aus Lemgo gebu&#x0364;r-<lb/>
tig, lutheri&#x017F;cher Religion, ward bis in den<lb/>
Anfang &#x017F;eines 14ten Jahres zur o&#x0364;ffentlichen Schule<lb/>
gehalten, in der Ab&#x017F;icht, den Studien gewidmet<lb/>
zu werden. Er ward angefu&#x0364;hrt, wie es in den<lb/>
mei&#x017F;ten Schulen gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t. Zu einigen Be-<lb/>
griffen von der Geographie und Hi&#x017F;torie kam er<lb/>
auch, aber mehr durch ha&#x0364;uslichen Fleiß, als durch<lb/>
das, was in der Schule ge&#x017F;chah. Man kann<lb/>
denken, daß er auch Alles ausge&#x017F;tanden habe,<lb/>
was in den gewo&#x0364;hnlichen Schulen ausge&#x017F;tanden<lb/>
werden muß, um Latein zu lernen. Er &#x017F;agt, man<lb/>
habe &#x017F;chon den Cornelius Nepos mit ihm tractirt,<lb/>
oder, wie ich es zu nennen pflege, in kleine Bi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zerzau&#x017F;et und zerfetzt. Aber das Schul&#x017F;tudie-<lb/>
ren hatte keinen erwu&#x0364;n&#x017F;chten Fortgang, ob ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0094] Von einem merkwuͤrdigen Wolken und Mehren Theil an der Direction haben; und, gleich wie Herr Wolk, nach den Umſtaͤnden, von Seiner Hochfuͤrſtlichen Durchlauchten mit einem anſtaͤndigen Titel begnadigt werden. Wir aber werden ihm ſolche Bedingungen vorſchla- gen, daß ihm anfangs nichts Noͤthiges nach ſei- nem Stande fehle, und daß er in der Aufnahme des Philanthropinums auch die Verbeſſerung ſei- ner Umſtaͤnde finde. Mit der Zeit wollen wir ihm auch franzoͤſiſche Candidaten zu Gehuͤlfen geben. §. 10. Von einem merkwuͤrdigen Unter- lehrer. Friedrich Auguſt Benzler, aus Lemgo gebuͤr- tig, lutheriſcher Religion, ward bis in den Anfang ſeines 14ten Jahres zur oͤffentlichen Schule gehalten, in der Abſicht, den Studien gewidmet zu werden. Er ward angefuͤhrt, wie es in den meiſten Schulen gewoͤhnlich iſt. Zu einigen Be- griffen von der Geographie und Hiſtorie kam er auch, aber mehr durch haͤuslichen Fleiß, als durch das, was in der Schule geſchah. Man kann denken, daß er auch Alles ausgeſtanden habe, was in den gewoͤhnlichen Schulen ausgeſtanden werden muß, um Latein zu lernen. Er ſagt, man habe ſchon den Cornelius Nepos mit ihm tractirt, oder, wie ich es zu nennen pflege, in kleine Biſ- ſen zerzauſet und zerfetzt. Aber das Schulſtudie- ren hatte keinen erwuͤnſchten Fortgang, ob ich gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/94
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/94>, abgerufen am 28.03.2024.