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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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über Gott und seine Eigenschaften.

Die Allweisheit Gottes, das ist, seine mit All-
wissenheit wirkende Allgüte, wird alsdann Ge-
rechtigkeit
genennt, wenn wir uns vorstellen,
daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein-
nützigsten ist, die Tugend belohne und das Laster
bestrafe.

Ein andrer gebräuchlicher Name dieser Gerech-
tigkeit ist das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen
wird Gott auch in einer weitläuftigern Bedeutung
heilig genennt, wenn nehmlich durch dieses Wort
die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich-
keit seines Wesens und seiner Eigenschaften an-
gezeigt wird.

§ 15.

Wer sich Gott als einzig, als vollkommen
ewig, als allmächtig, als allwissend, als allgütig,
als allweise, als ein Wesen, welches seine Vor-
sehung über alles insgemein, und über jedes ins-
besondre ausübt, als einen ewigen Vater unsterb-
licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorstellt,
der hat denjenigen Begriff von Gott, dessen Wahr-
heit wir bisher, so gut es möglich war, durch
eigne Betrachtungen erkannt haben. Diese Vor-
stellung von Gott, wollen wir die natürliche
Erkenntniß Gottes
nennen.

III. Die
C 3
uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.

Die Allweisheit Gottes, das iſt, ſeine mit All-
wiſſenheit wirkende Allguͤte, wird alsdann Ge-
rechtigkeit
genennt, wenn wir uns vorſtellen,
daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein-
nuͤtzigſten iſt, die Tugend belohne und das Laſter
beſtrafe.

Ein andrer gebraͤuchlicher Name dieſer Gerech-
tigkeit iſt das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen
wird Gott auch in einer weitlaͤuftigern Bedeutung
heilig genennt, wenn nehmlich durch dieſes Wort
die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich-
keit ſeines Weſens und ſeiner Eigenſchaften an-
gezeigt wird.

§ 15.

Wer ſich Gott als einzig, als vollkommen
ewig, als allmaͤchtig, als allwiſſend, als allguͤtig,
als allweiſe, als ein Weſen, welches ſeine Vor-
ſehung uͤber alles insgemein, und uͤber jedes ins-
beſondre ausuͤbt, als einen ewigen Vater unſterb-
licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorſtellt,
der hat denjenigen Begriff von Gott, deſſen Wahr-
heit wir bisher, ſo gut es moͤglich war, durch
eigne Betrachtungen erkannt haben. Dieſe Vor-
ſtellung von Gott, wollen wir die natürliche
Erkenntniß Gottes
nennen.

III. Die
C 3
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[21/0045] uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften. Die Allweisheit Gottes, das iſt, ſeine mit All- wiſſenheit wirkende Allguͤte, wird alsdann Ge- rechtigkeit genennt, wenn wir uns vorſtellen, daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein- nuͤtzigſten iſt, die Tugend belohne und das Laſter beſtrafe. Ein andrer gebraͤuchlicher Name dieſer Gerech- tigkeit iſt das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen wird Gott auch in einer weitlaͤuftigern Bedeutung heilig genennt, wenn nehmlich durch dieſes Wort die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich- keit ſeines Weſens und ſeiner Eigenſchaften an- gezeigt wird. § 15. Wer ſich Gott als einzig, als vollkommen ewig, als allmaͤchtig, als allwiſſend, als allguͤtig, als allweiſe, als ein Weſen, welches ſeine Vor- ſehung uͤber alles insgemein, und uͤber jedes ins- beſondre ausuͤbt, als einen ewigen Vater unſterb- licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorſtellt, der hat denjenigen Begriff von Gott, deſſen Wahr- heit wir bisher, ſo gut es moͤglich war, durch eigne Betrachtungen erkannt haben. Dieſe Vor- ſtellung von Gott, wollen wir die natürliche Erkenntniß Gottes nennen. III. Die C 3

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/45>, abgerufen am 28.03.2024.