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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Die Sittenlehre

Der Krieg ist eine traurige aber gewöhnliche
Folge des Streites über das Recht der Staaten
gegen einander, oder derer durch die Nachrichten
und Räthe veranlaßten Begierden und Jrrthümer
der Majestäten.

Der Unterthan soll nicht seinem eignen Urtheile
folgen; sondern gehorchen. Also muß man auch
dem Befehle zum Kriege folgen, wenn er
gleich für unnöthig, und folglich für unrecht gehal-
ten wird. Ueberdieses würde die Weigerung nichts
helfen, und wider das geschehene Versprechen der
Soldaten seyn.

Aber man muß im Kriege niemanden einen
grössern Schaden zufügen, als die Obrigkeit gebo-
ten hat. Denn weiter von der Ausübung der
allgemeinen Menschenliebe abzuweichen, hat man
selbst im Kriege keinen gültigen Bewegungsgrund.

§. 26.

Hüte dich, mein Sohn, mit der äussersten
Sorgfalt vor den groben Verbrechen. Denn,
ausser daß sie gemein-schädlich und lasterhaft sind,
unterwerfen sie dich noch der Strafe oder der
Angst vor derselben.

Gehorche allezeit mit Genauigkeit den
Gesetzen deines Vaterlandes,
so beschwerlich sie
dir auch seyn mögen. Denn die meisten sind auch

ohne
Die Sittenlehre

Der Krieg iſt eine traurige aber gewoͤhnliche
Folge des Streites uͤber das Recht der Staaten
gegen einander, oder derer durch die Nachrichten
und Raͤthe veranlaßten Begierden und Jrrthuͤmer
der Majeſtaͤten.

Der Unterthan ſoll nicht ſeinem eignen Urtheile
folgen; ſondern gehorchen. Alſo muß man auch
dem Befehle zum Kriege folgen, wenn er
gleich fuͤr unnoͤthig, und folglich fuͤr unrecht gehal-
ten wird. Ueberdieſes wuͤrde die Weigerung nichts
helfen, und wider das geſchehene Verſprechen der
Soldaten ſeyn.

Aber man muß im Kriege niemanden einen
groͤſſern Schaden zufuͤgen, als die Obrigkeit gebo-
ten hat. Denn weiter von der Ausuͤbung der
allgemeinen Menſchenliebe abzuweichen, hat man
ſelbſt im Kriege keinen guͤltigen Bewegungsgrund.

§. 26.

Huͤte dich, mein Sohn, mit der aͤuſſerſten
Sorgfalt vor den groben Verbrechen. Denn,
auſſer daß ſie gemein-ſchaͤdlich und laſterhaft ſind,
unterwerfen ſie dich noch der Strafe oder der
Angſt vor derſelben.

Gehorche allezeit mit Genauigkeit den
Geſetzen deines Vaterlandes,
ſo beſchwerlich ſie
dir auch ſeyn moͤgen. Denn die meiſten ſind auch

ohne
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[44/0068] Die Sittenlehre Der Krieg iſt eine traurige aber gewoͤhnliche Folge des Streites uͤber das Recht der Staaten gegen einander, oder derer durch die Nachrichten und Raͤthe veranlaßten Begierden und Jrrthuͤmer der Majeſtaͤten. Der Unterthan ſoll nicht ſeinem eignen Urtheile folgen; ſondern gehorchen. Alſo muß man auch dem Befehle zum Kriege folgen, wenn er gleich fuͤr unnoͤthig, und folglich fuͤr unrecht gehal- ten wird. Ueberdieſes wuͤrde die Weigerung nichts helfen, und wider das geſchehene Verſprechen der Soldaten ſeyn. Aber man muß im Kriege niemanden einen groͤſſern Schaden zufuͤgen, als die Obrigkeit gebo- ten hat. Denn weiter von der Ausuͤbung der allgemeinen Menſchenliebe abzuweichen, hat man ſelbſt im Kriege keinen guͤltigen Bewegungsgrund. §. 26. Huͤte dich, mein Sohn, mit der aͤuſſerſten Sorgfalt vor den groben Verbrechen. Denn, auſſer daß ſie gemein-ſchaͤdlich und laſterhaft ſind, unterwerfen ſie dich noch der Strafe oder der Angſt vor derſelben. Gehorche allezeit mit Genauigkeit den Geſetzen deines Vaterlandes, ſo beſchwerlich ſie dir auch ſeyn moͤgen. Denn die meiſten ſind auch ohne

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/68>, abgerufen am 29.03.2024.