Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

aus natürlicher Erkenntniß etc.
durch keine Klugheit und Liebe abgeholfen wird.
Denn durch dieses Andenken wird Traurigkeit und
Furcht ohne Nutzen unterhalten. Diese Uebel sind
auch weit seltener und geringer, als diejenigen
glauben können, welche aus der Aufmerksamkeit
auf dieselben ein Geschäft machen.

Zweytens, ein jedes Uebel hat einige gute Sei-
ten, und kann durch Weisheit zu einigen Vorthei-
len gebraucht werden. Wenn nun das Uebel da
ist; so unterhalte dich mit solchen Ueberlegungen,
nicht aber mit der müßigen Grübeley über die Grösse
des Uebels und Mannigfaltigkeit desselben.

Drittens, rede von dem Bösen nicht mehr als
nöthig ist, um ihm vorzubeugen oder abzuhelfen.
Denn es kann dir zu nichts dienen, daß andre,
welche dir zu helfen nicht fähig, oder nicht geneigt
sind, dich für unglücklich halten. Es verursacht
ihnen nur Beschwerlichkeit, oder dir Verachtung.
Es wird von dem Bösen gewöhnlicher Weise zu
viel, und von dem Guten zu wenig geredet. Durch
diese Thorheit werden viele Uebel erzeugt, die sonst
nicht wären, und viel Vergnügen zerstöret, welches
Gott durch den Lauf der Natur uns anbietet.

Viertens, wenn du durch blossen Vorsatz eine
unnütze Traurigkeit und Furcht nicht bezwingen
kannst; so beschäftige dich, so stark als möglich ist,
so bald du erwachst und bis du entschläfst, entweder
mit Arbeit, oder mit Zerstreuungen, welche dich

nach

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
durch keine Klugheit und Liebe abgeholfen wird.
Denn durch dieſes Andenken wird Traurigkeit und
Furcht ohne Nutzen unterhalten. Dieſe Uebel ſind
auch weit ſeltener und geringer, als diejenigen
glauben koͤnnen, welche aus der Aufmerkſamkeit
auf dieſelben ein Geſchaͤft machen.

Zweytens, ein jedes Uebel hat einige gute Sei-
ten, und kann durch Weisheit zu einigen Vorthei-
len gebraucht werden. Wenn nun das Uebel da
iſt; ſo unterhalte dich mit ſolchen Ueberlegungen,
nicht aber mit der muͤßigen Gruͤbeley uͤber die Groͤſſe
des Uebels und Mannigfaltigkeit deſſelben.

Drittens, rede von dem Boͤſen nicht mehr als
noͤthig iſt, um ihm vorzubeugen oder abzuhelfen.
Denn es kann dir zu nichts dienen, daß andre,
welche dir zu helfen nicht faͤhig, oder nicht geneigt
ſind, dich fuͤr ungluͤcklich halten. Es verurſacht
ihnen nur Beſchwerlichkeit, oder dir Verachtung.
Es wird von dem Boͤſen gewoͤhnlicher Weiſe zu
viel, und von dem Guten zu wenig geredet. Durch
dieſe Thorheit werden viele Uebel erzeugt, die ſonſt
nicht waͤren, und viel Vergnuͤgen zerſtoͤret, welches
Gott durch den Lauf der Natur uns anbietet.

Viertens, wenn du durch bloſſen Vorſatz eine
unnuͤtze Traurigkeit und Furcht nicht bezwingen
kannſt; ſo beſchaͤftige dich, ſo ſtark als moͤglich iſt,
ſo bald du erwachſt und bis du entſchlaͤfſt, entweder
mit Arbeit, oder mit Zerſtreuungen, welche dich

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="109"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus natu&#x0364;rlicher Erkenntniß &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
durch keine Klugheit und Liebe abgeholfen wird.<lb/>
Denn durch die&#x017F;es Andenken wird Traurigkeit und<lb/>
Furcht ohne Nutzen unterhalten. Die&#x017F;e Uebel &#x017F;ind<lb/>
auch weit &#x017F;eltener und geringer, als diejenigen<lb/>
glauben ko&#x0364;nnen, welche aus der Aufmerk&#x017F;amkeit<lb/>
auf die&#x017F;elben ein Ge&#x017F;cha&#x0364;ft machen.</p><lb/>
          <p>Zweytens, ein jedes Uebel hat einige gute Sei-<lb/>
ten, und kann durch Weisheit zu einigen Vorthei-<lb/>
len gebraucht werden. Wenn nun das Uebel da<lb/>
i&#x017F;t; &#x017F;o unterhalte dich mit &#x017F;olchen Ueberlegungen,<lb/>
nicht aber mit der mu&#x0364;ßigen Gru&#x0364;beley u&#x0364;ber die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des Uebels und Mannigfaltigkeit de&#x017F;&#x017F;elben.</p><lb/>
          <p>Drittens, rede von dem Bo&#x0364;&#x017F;en nicht mehr als<lb/>
no&#x0364;thig i&#x017F;t, um ihm vorzubeugen oder abzuhelfen.<lb/>
Denn es kann dir zu nichts dienen, daß andre,<lb/>
welche dir zu helfen nicht fa&#x0364;hig, oder nicht geneigt<lb/>
&#x017F;ind, dich fu&#x0364;r unglu&#x0364;cklich halten. Es verur&#x017F;acht<lb/>
ihnen nur Be&#x017F;chwerlichkeit, oder dir Verachtung.<lb/>
Es wird von dem Bo&#x0364;&#x017F;en gewo&#x0364;hnlicher Wei&#x017F;e zu<lb/>
viel, und von dem Guten zu wenig geredet. Durch<lb/>
die&#x017F;e Thorheit werden viele Uebel erzeugt, die &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nicht wa&#x0364;ren, und viel Vergnu&#x0364;gen zer&#x017F;to&#x0364;ret, welches<lb/>
Gott durch den Lauf der Natur uns anbietet.</p><lb/>
          <p>Viertens, wenn du durch blo&#x017F;&#x017F;en Vor&#x017F;atz eine<lb/>
unnu&#x0364;tze Traurigkeit und Furcht nicht bezwingen<lb/>
kann&#x017F;t; &#x017F;o be&#x017F;cha&#x0364;ftige dich, &#x017F;o &#x017F;tark als mo&#x0364;glich i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o bald du erwach&#x017F;t und bis du ent&#x017F;chla&#x0364;f&#x017F;t, entweder<lb/>
mit Arbeit, oder mit Zer&#x017F;treuungen, welche dich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0133] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. durch keine Klugheit und Liebe abgeholfen wird. Denn durch dieſes Andenken wird Traurigkeit und Furcht ohne Nutzen unterhalten. Dieſe Uebel ſind auch weit ſeltener und geringer, als diejenigen glauben koͤnnen, welche aus der Aufmerkſamkeit auf dieſelben ein Geſchaͤft machen. Zweytens, ein jedes Uebel hat einige gute Sei- ten, und kann durch Weisheit zu einigen Vorthei- len gebraucht werden. Wenn nun das Uebel da iſt; ſo unterhalte dich mit ſolchen Ueberlegungen, nicht aber mit der muͤßigen Gruͤbeley uͤber die Groͤſſe des Uebels und Mannigfaltigkeit deſſelben. Drittens, rede von dem Boͤſen nicht mehr als noͤthig iſt, um ihm vorzubeugen oder abzuhelfen. Denn es kann dir zu nichts dienen, daß andre, welche dir zu helfen nicht faͤhig, oder nicht geneigt ſind, dich fuͤr ungluͤcklich halten. Es verurſacht ihnen nur Beſchwerlichkeit, oder dir Verachtung. Es wird von dem Boͤſen gewoͤhnlicher Weiſe zu viel, und von dem Guten zu wenig geredet. Durch dieſe Thorheit werden viele Uebel erzeugt, die ſonſt nicht waͤren, und viel Vergnuͤgen zerſtoͤret, welches Gott durch den Lauf der Natur uns anbietet. Viertens, wenn du durch bloſſen Vorſatz eine unnuͤtze Traurigkeit und Furcht nicht bezwingen kannſt; ſo beſchaͤftige dich, ſo ſtark als moͤglich iſt, ſo bald du erwachſt und bis du entſchlaͤfſt, entweder mit Arbeit, oder mit Zerſtreuungen, welche dich nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/133
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/133>, abgerufen am 24.04.2024.