Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

aus natürlicher Erkenntniß etc.
Verbesserung und Vertheilung dessen, was Men-
schen nützlich ist, zu gebrauchen, oder uns zu
bemühen, daß wir uns und andre zu solchen
Zwecken geschickt machen. Also giebt es vielerley
Arbeiten.

Die Menschen müssen sich so gegen einander
verhalten, daß alle, oder wenigstens die mehre-
sten unter ihnen, wirksame Bewegungsgründe zur
Arbeitsamkeit haben. Also muß das Verhältniß
der Menschen so beschaffen seyn, daß die Faulenzer
ordentlicher Weise Mangel an Lebensmitteln,
Bequemiichkeiten und Vergnügungen leiden, um
dadurch gebessert zu werden, oder andre von der
Faulheit abzuschrecken. Dieses geschicht, wenn
derjenige, der Gewalt oder List brauchen will,
sich der Arbeit des andern zu bedienen, auch von
menschlicher Macht Strafe zu fürchten hat.

Eine brauchbare Sache ist das Eigenthum
dessen, der sie zu seinen Zwecken bestimmt, wenn
nach gemeinnützigen Regeln ein jeder andrer, der
sie mit Gewalt oder List zu seinen Zwecken brau-
chen wollte, Unrecht thut und Strafe zu erwar-
ten hat.

Wer etwas sich zueignet, daß kein Eigen-
thum war, dessen Eigenthum wird dasselbe.
Denn sonst fehlt der Trieb, brauchbare Sachen

auf-
C 3

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Verbeſſerung und Vertheilung deſſen, was Men-
ſchen nuͤtzlich iſt, zu gebrauchen, oder uns zu
bemuͤhen, daß wir uns und andre zu ſolchen
Zwecken geſchickt machen. Alſo giebt es vielerley
Arbeiten.

Die Menſchen muͤſſen ſich ſo gegen einander
verhalten, daß alle, oder wenigſtens die mehre-
ſten unter ihnen, wirkſame Bewegungsgruͤnde zur
Arbeitſamkeit haben. Alſo muß das Verhaͤltniß
der Menſchen ſo beſchaffen ſeyn, daß die Faulenzer
ordentlicher Weiſe Mangel an Lebensmitteln,
Bequemiichkeiten und Vergnuͤgungen leiden, um
dadurch gebeſſert zu werden, oder andre von der
Faulheit abzuſchrecken. Dieſes geſchicht, wenn
derjenige, der Gewalt oder Liſt brauchen will,
ſich der Arbeit des andern zu bedienen, auch von
menſchlicher Macht Strafe zu fuͤrchten hat.

Eine brauchbare Sache iſt das Eigenthum
deſſen, der ſie zu ſeinen Zwecken beſtimmt, wenn
nach gemeinnuͤtzigen Regeln ein jeder andrer, der
ſie mit Gewalt oder Liſt zu ſeinen Zwecken brau-
chen wollte, Unrecht thut und Strafe zu erwar-
ten hat.

Wer etwas ſich zueignet, daß kein Eigen-
thum war, deſſen Eigenthum wird daſſelbe.
Denn ſonſt fehlt der Trieb, brauchbare Sachen

auf-
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus natu&#x0364;rlicher Erkenntniß &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erung und Vertheilung de&#x017F;&#x017F;en, was Men-<lb/>
&#x017F;chen nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t, zu gebrauchen, oder uns zu<lb/>
bemu&#x0364;hen, daß wir uns und andre zu &#x017F;olchen<lb/>
Zwecken ge&#x017F;chickt machen. Al&#x017F;o giebt es vielerley<lb/>
Arbeiten.</p><lb/>
          <p>Die Men&#x017F;chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;o gegen einander<lb/>
verhalten, daß alle, oder wenig&#x017F;tens die mehre-<lb/>
&#x017F;ten unter ihnen, wirk&#x017F;ame Bewegungsgru&#x0364;nde zur<lb/>
Arbeit&#x017F;amkeit haben. Al&#x017F;o muß das Verha&#x0364;ltniß<lb/>
der Men&#x017F;chen &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, daß die Faulenzer<lb/>
ordentlicher Wei&#x017F;e Mangel an Lebensmitteln,<lb/>
Bequemiichkeiten und Vergnu&#x0364;gungen leiden, um<lb/>
dadurch gebe&#x017F;&#x017F;ert zu werden, oder andre von der<lb/>
Faulheit abzu&#x017F;chrecken. Die&#x017F;es ge&#x017F;chicht, wenn<lb/>
derjenige, der Gewalt oder Li&#x017F;t brauchen will,<lb/>
&#x017F;ich der Arbeit des andern zu bedienen, auch von<lb/>
men&#x017F;chlicher Macht Strafe zu fu&#x0364;rchten hat.</p><lb/>
          <p>Eine brauchbare Sache i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Eigenthum</hi><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, der &#x017F;ie zu &#x017F;einen Zwecken be&#x017F;timmt, wenn<lb/>
nach gemeinnu&#x0364;tzigen Regeln ein jeder andrer, der<lb/>
&#x017F;ie mit Gewalt oder Li&#x017F;t zu &#x017F;einen Zwecken brau-<lb/>
chen wollte, Unrecht thut und Strafe zu erwar-<lb/>
ten hat.</p><lb/>
          <p>Wer etwas &#x017F;ich <hi rendition="#fr">zueignet,</hi> daß kein Eigen-<lb/>
thum war, de&#x017F;&#x017F;en Eigenthum wird da&#x017F;&#x017F;elbe.<lb/>
Denn &#x017F;on&#x017F;t fehlt der Trieb, brauchbare Sachen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0061] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Verbeſſerung und Vertheilung deſſen, was Men- ſchen nuͤtzlich iſt, zu gebrauchen, oder uns zu bemuͤhen, daß wir uns und andre zu ſolchen Zwecken geſchickt machen. Alſo giebt es vielerley Arbeiten. Die Menſchen muͤſſen ſich ſo gegen einander verhalten, daß alle, oder wenigſtens die mehre- ſten unter ihnen, wirkſame Bewegungsgruͤnde zur Arbeitſamkeit haben. Alſo muß das Verhaͤltniß der Menſchen ſo beſchaffen ſeyn, daß die Faulenzer ordentlicher Weiſe Mangel an Lebensmitteln, Bequemiichkeiten und Vergnuͤgungen leiden, um dadurch gebeſſert zu werden, oder andre von der Faulheit abzuſchrecken. Dieſes geſchicht, wenn derjenige, der Gewalt oder Liſt brauchen will, ſich der Arbeit des andern zu bedienen, auch von menſchlicher Macht Strafe zu fuͤrchten hat. Eine brauchbare Sache iſt das Eigenthum deſſen, der ſie zu ſeinen Zwecken beſtimmt, wenn nach gemeinnuͤtzigen Regeln ein jeder andrer, der ſie mit Gewalt oder Liſt zu ſeinen Zwecken brau- chen wollte, Unrecht thut und Strafe zu erwar- ten hat. Wer etwas ſich zueignet, daß kein Eigen- thum war, deſſen Eigenthum wird daſſelbe. Denn ſonſt fehlt der Trieb, brauchbare Sachen auf- C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/61
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/61>, abgerufen am 19.04.2024.