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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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aus natürlicher Erkenntniß etc.
anwenden, oder zu diesem Zwecke aufbewahren.
Alle Sorglosigkeit und aller Aufwand, wenn sie
mit dieser tugendhaften Klugheit nicht bestehn, sind
Verschwendung und Fehler oder Laster.

§. 30.

Ehre ist die Meinung Andrer von unserm
innerlichen und äusserlichen Vermögen und von
unserm gewöhnlichen Vorsatze, Gutes zu thun.
Suche wahre Ehre; sie nützet sowohl dir, als
denen, die dich hochachten, und macht dich geschick-
ter, vielen nützlich zu seyn.

Meide den Affect des Ehrgeizes. Er verfehlt
seines Zweckes, oder beschäftiget dich an Statt
des Bessern, mit Kleinigkeiten, oder reizt dich zu
Sünden und gemeinschädlichen Handlungen.

Wer dich nach Verdiensten nicht ehrt, der
irrt, oder ist, in Ansehung deiner, unwissend.
Handle so, daß er dein Gutes kennen lerne. Aber
halte dich nicht so für beleidigt, daß du ihn hassen
oder strafen, oder dich kränken müssest. Alles
dieses sind keine Mittel wider die Unbekantschaft
deiner Verdienste.

Trachte nicht nach den willkührlich gesetzten
Zeichen der vorzüglichen Ehrwürdigkeit, wenn
dir der Werth fehlet, oder wenn die Zeichen dir

und
D 5

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
anwenden, oder zu dieſem Zwecke aufbewahren.
Alle Sorgloſigkeit und aller Aufwand, wenn ſie
mit dieſer tugendhaften Klugheit nicht beſtehn, ſind
Verſchwendung und Fehler oder Laſter.

§. 30.

Ehre iſt die Meinung Andrer von unſerm
innerlichen und aͤuſſerlichen Vermoͤgen und von
unſerm gewoͤhnlichen Vorſatze, Gutes zu thun.
Suche wahre Ehre; ſie nuͤtzet ſowohl dir, als
denen, die dich hochachten, und macht dich geſchick-
ter, vielen nuͤtzlich zu ſeyn.

Meide den Affect des Ehrgeizes. Er verfehlt
ſeines Zweckes, oder beſchaͤftiget dich an Statt
des Beſſern, mit Kleinigkeiten, oder reizt dich zu
Suͤnden und gemeinſchaͤdlichen Handlungen.

Wer dich nach Verdienſten nicht ehrt, der
irrt, oder iſt, in Anſehung deiner, unwiſſend.
Handle ſo, daß er dein Gutes kennen lerne. Aber
halte dich nicht ſo fuͤr beleidigt, daß du ihn haſſen
oder ſtrafen, oder dich kraͤnken muͤſſeſt. Alles
dieſes ſind keine Mittel wider die Unbekantſchaft
deiner Verdienſte.

Trachte nicht nach den willkuͤhrlich geſetzten
Zeichen der vorzuͤglichen Ehrwuͤrdigkeit, wenn
dir der Werth fehlet, oder wenn die Zeichen dir

und
D 5
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[57/0081] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. anwenden, oder zu dieſem Zwecke aufbewahren. Alle Sorgloſigkeit und aller Aufwand, wenn ſie mit dieſer tugendhaften Klugheit nicht beſtehn, ſind Verſchwendung und Fehler oder Laſter. §. 30. Ehre iſt die Meinung Andrer von unſerm innerlichen und aͤuſſerlichen Vermoͤgen und von unſerm gewoͤhnlichen Vorſatze, Gutes zu thun. Suche wahre Ehre; ſie nuͤtzet ſowohl dir, als denen, die dich hochachten, und macht dich geſchick- ter, vielen nuͤtzlich zu ſeyn. Meide den Affect des Ehrgeizes. Er verfehlt ſeines Zweckes, oder beſchaͤftiget dich an Statt des Beſſern, mit Kleinigkeiten, oder reizt dich zu Suͤnden und gemeinſchaͤdlichen Handlungen. Wer dich nach Verdienſten nicht ehrt, der irrt, oder iſt, in Anſehung deiner, unwiſſend. Handle ſo, daß er dein Gutes kennen lerne. Aber halte dich nicht ſo fuͤr beleidigt, daß du ihn haſſen oder ſtrafen, oder dich kraͤnken muͤſſeſt. Alles dieſes ſind keine Mittel wider die Unbekantſchaft deiner Verdienſte. Trachte nicht nach den willkuͤhrlich geſetzten Zeichen der vorzuͤglichen Ehrwuͤrdigkeit, wenn dir der Werth fehlet, oder wenn die Zeichen dir und D 5

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/81>, abgerufen am 19.04.2024.