Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

aus natürlicher Erkenntniß etc.
noch andern darinnen nacheifern. Denn dieser
Ehrgeiz hat schon viele unglücklich gemacht.

Der beständige Hang zum Rauchtaback ist
an sich wenigstens thöricht; oftmals, besonders
bey starken Getränken, schädlich; kostet viele Zeit;
verursacht einen Geruch und einen Schmutz, der
vielen eckelhaft ist, und kann nicht anders anfan-
gen, als durch Erduldung mancher Beschwerlich-
keit, welche der Trunkenheit ähnlich ist. Also
wiederrathe ich dir den Gebrauch dieses Krautes,
ob es gleich nicht allen vernünftigen Männern in
ihren Umständen zu verdenken ist, daß sie die
Beschwerlichkeit des Abgewöhnens nicht ertragen
wollen. Eben dasselbe rathe ich vom Schnupf-
toback.

Benebelnde Getränke, welche stärker als
Wein sind, müssen nur als Arzeney, und also
nicht gewöhnlicher Weise genossen werden. Wenn
man alle Gründe und Gegengründe zusammen
vergleicht, so ist der beste Rath, daß man sie
niemals trinke, ohne etwa auf Reisen ein ver-
dorbnes Wasser zu bessern, wenn man andre ge-
wöhnliche Getränke nicht vertragen kann.

Wenn die nöthige Sparsamkeit es erlaubt,
Wein zu trinken, so ist der sicherste Rath, zu
derselbigen Zeit mindestens zweymal so viel Wasser

zu

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
noch andern darinnen nacheifern. Denn dieſer
Ehrgeiz hat ſchon viele ungluͤcklich gemacht.

Der beſtaͤndige Hang zum Rauchtaback iſt
an ſich wenigſtens thoͤricht; oftmals, beſonders
bey ſtarken Getraͤnken, ſchaͤdlich; koſtet viele Zeit;
verurſacht einen Geruch und einen Schmutz, der
vielen eckelhaft iſt, und kann nicht anders anfan-
gen, als durch Erduldung mancher Beſchwerlich-
keit, welche der Trunkenheit aͤhnlich iſt. Alſo
wiederrathe ich dir den Gebrauch dieſes Krautes,
ob es gleich nicht allen vernuͤnftigen Maͤnnern in
ihren Umſtaͤnden zu verdenken iſt, daß ſie die
Beſchwerlichkeit des Abgewoͤhnens nicht ertragen
wollen. Eben daſſelbe rathe ich vom Schnupf-
toback.

Benebelnde Getränke, welche ſtärker als
Wein ſind, muͤſſen nur als Arzeney, und alſo
nicht gewoͤhnlicher Weiſe genoſſen werden. Wenn
man alle Gruͤnde und Gegengruͤnde zuſammen
vergleicht, ſo iſt der beſte Rath, daß man ſie
niemals trinke, ohne etwa auf Reiſen ein ver-
dorbnes Waſſer zu beſſern, wenn man andre ge-
woͤhnliche Getraͤnke nicht vertragen kann.

Wenn die noͤthige Sparſamkeit es erlaubt,
Wein zu trinken, ſo iſt der ſicherſte Rath, zu
derſelbigen Zeit mindeſtens zweymal ſo viel Waſſer

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus natu&#x0364;rlicher Erkenntniß &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
noch andern darinnen nacheifern. Denn die&#x017F;er<lb/>
Ehrgeiz hat &#x017F;chon viele unglu&#x0364;cklich gemacht.</p><lb/>
          <p>Der be&#x017F;ta&#x0364;ndige <hi rendition="#fr">Hang</hi> zum <hi rendition="#fr">Rauchtaback</hi> i&#x017F;t<lb/>
an &#x017F;ich wenig&#x017F;tens tho&#x0364;richt; oftmals, be&#x017F;onders<lb/>
bey &#x017F;tarken Getra&#x0364;nken, &#x017F;cha&#x0364;dlich; ko&#x017F;tet viele Zeit;<lb/>
verur&#x017F;acht einen Geruch und einen Schmutz, der<lb/>
vielen eckelhaft i&#x017F;t, und kann nicht anders anfan-<lb/>
gen, als durch Erduldung mancher Be&#x017F;chwerlich-<lb/>
keit, welche der Trunkenheit a&#x0364;hnlich i&#x017F;t. Al&#x017F;o<lb/>
wiederrathe ich dir den Gebrauch die&#x017F;es Krautes,<lb/>
ob es gleich nicht allen vernu&#x0364;nftigen Ma&#x0364;nnern in<lb/>
ihren Um&#x017F;ta&#x0364;nden zu verdenken i&#x017F;t, daß &#x017F;ie die<lb/>
Be&#x017F;chwerlichkeit des Abgewo&#x0364;hnens nicht ertragen<lb/>
wollen. Eben da&#x017F;&#x017F;elbe rathe ich vom <hi rendition="#fr">Schnupf-<lb/>
toback.</hi></p><lb/>
          <p>Benebelnde <hi rendition="#fr">Getränke, welche &#x017F;tärker als<lb/>
Wein &#x017F;ind,</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nur als Arzeney, und al&#x017F;o<lb/>
nicht gewo&#x0364;hnlicher Wei&#x017F;e geno&#x017F;&#x017F;en werden. Wenn<lb/>
man alle Gru&#x0364;nde und Gegengru&#x0364;nde zu&#x017F;ammen<lb/>
vergleicht, &#x017F;o i&#x017F;t der be&#x017F;te Rath, daß man &#x017F;ie<lb/>
niemals trinke, ohne etwa auf Rei&#x017F;en ein ver-<lb/>
dorbnes Wa&#x017F;&#x017F;er zu be&#x017F;&#x017F;ern, wenn man andre ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche Getra&#x0364;nke nicht vertragen kann.</p><lb/>
          <p>Wenn die no&#x0364;thige Spar&#x017F;amkeit es erlaubt,<lb/><hi rendition="#fr">Wein zu trinken,</hi> &#x017F;o i&#x017F;t der &#x017F;icher&#x017F;te Rath, zu<lb/>
der&#x017F;elbigen Zeit minde&#x017F;tens zweymal &#x017F;o viel Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0087] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. noch andern darinnen nacheifern. Denn dieſer Ehrgeiz hat ſchon viele ungluͤcklich gemacht. Der beſtaͤndige Hang zum Rauchtaback iſt an ſich wenigſtens thoͤricht; oftmals, beſonders bey ſtarken Getraͤnken, ſchaͤdlich; koſtet viele Zeit; verurſacht einen Geruch und einen Schmutz, der vielen eckelhaft iſt, und kann nicht anders anfan- gen, als durch Erduldung mancher Beſchwerlich- keit, welche der Trunkenheit aͤhnlich iſt. Alſo wiederrathe ich dir den Gebrauch dieſes Krautes, ob es gleich nicht allen vernuͤnftigen Maͤnnern in ihren Umſtaͤnden zu verdenken iſt, daß ſie die Beſchwerlichkeit des Abgewoͤhnens nicht ertragen wollen. Eben daſſelbe rathe ich vom Schnupf- toback. Benebelnde Getränke, welche ſtärker als Wein ſind, muͤſſen nur als Arzeney, und alſo nicht gewoͤhnlicher Weiſe genoſſen werden. Wenn man alle Gruͤnde und Gegengruͤnde zuſammen vergleicht, ſo iſt der beſte Rath, daß man ſie niemals trinke, ohne etwa auf Reiſen ein ver- dorbnes Waſſer zu beſſern, wenn man andre ge- woͤhnliche Getraͤnke nicht vertragen kann. Wenn die noͤthige Sparſamkeit es erlaubt, Wein zu trinken, ſo iſt der ſicherſte Rath, zu derſelbigen Zeit mindeſtens zweymal ſo viel Waſſer zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/87
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/87>, abgerufen am 24.04.2024.